Der Wacom Citrix Companion Hybrid ist kein gewöhnliches Android-Tablet. Zum einen, weil er mit einer Bildschirmdiagonale von 13,3 Zoll recht groß ist, zum anderen, weil das Tegra 4-Gerät mit einem Preis von rund 1.200 Euro deutlich mehr kostet als andere Tablets. Das verwundert wenig, wenn man die Zielgruppe des Zeichentablets mit Anschlussmöglichkeit an PCs und Macs bedenkt: professionelle Grafiker. Darum haben wir uns das Gerät schicken lassen, unserem Grafiker Felix in die Hand gedrückt und ihn gebeten, ein paar Worte darüber zu verlieren.
Wacom Cintiq Companion Hybrid im Hands-On
Vorweg unser Ersteindruck zum Gerät im Video. Bereits auf der IFA 2013 konnten Felix und Amir das Wacom-Tablet in Augenschein nehmen, hier noch einmal unser Hands-On:
Wacom Cintiq Companion Hybrid: Das meint der Grafiker
Für Illustratoren, Grafikdesigner und Fotografen gab es jahrelang keine Alternative zu Wacom. Die verschiedenen Tablets der Intuos-Serie und später auch deren größere und kleinere Ableger waren immer die erste Wahl, wenn es um Grafiktablets mit Stifteingabe ging. Das Erscheinen der Cintiq-Serie markierte einen Meilenstein, konnte man nun sogar direkt auf dem Monitor zeichnen und retuschieren. Qualität hatte natürlich schon damals ihren Preis, und so waren vor allem die Cintiq-Modelle nur für jene Nutzer eine Option, die professionell mit dem Gerät arbeiten wollten und entsprechend viel Geld zu investieren bereit waren.
Mit der rasenden Entwicklung in der Welt der Tablets, nicht zuletzt im Android-Bereich, kommt nun frischer Wind in die Szene, es gibt verschiedene bezahlbare Alternativen und Ergänzungen zum normalen Wacom-Tablet am Rechner.
Die Cintiq Companion-Reihe bringt nun das beste beider Welten zusammen: Erstklassige Stifteingabe für den professionellen Nutzer, wenn man das Gerät an den Rechner anschließt, die Flexibilität eines Android-Tablets für den mobilen Gebrauch.
Der Companion Hybrid ist Android-Gerät und Zeichen-Tablet gleichermaßen
Das Ganze kommt zu einem stattlichen Preis von derzeit 1.200 Euro UVP für den Companion Hybrid in der kleinen Version mit 16 GB Speicher daher, die 32 GB-Variante kostet gar 1.400 Euro. Das mag, angesichts der Schwemme von immer preiswerter werdenden Android-Tablets zunächst einmal schockieren. Man muss bei diesem Preis aber bedenken, dass es sich primär um ein professionelle Grafiktablet zum Zeichnen und Skizzieren handelt, das schon für sich genommen stets recht preisintensiv ist, welches als Bonus aber eben auch als Android-Tablet mit weiteren Funktionen und Apps benutzt werden kann. Bei dieser Investitionssumme mag man es sich dennoch zweimal überlegen, ob das Gerät auch wirklich die eigenen Erwartungen erfüllt und nicht ein normales, aktuelles Tablet mit beliebiger Stifteingabe zum günstigeren Preis ausreicht.
Der Wacom Cintiq Companion Hybrid im Einsatz
Die Qualität der Bilder, die mit dem Gerät erstellt werden können, ist zweifelsohne ausgezeichnet. Stifteingabe und Druckempfindlichkeit überzeugen wie erwartet und von Wacom gewohnt. Unabhängig davon, wo man das Gerät nutzt, ist die Stiftübertragung weich und genau – mit den verschiedenen Stiftspitzen (müssen separat erworben werden) kann man die Haptik des Stiftes auf der Oberfläche nach Belieben anpassen. Die Übertragung der Stifteingaben geschieht bei der Benutzung am Rechner unmittelbar; bei mobiler Nutzung ist, wohl dank der entsprechenden Tegra 4-Optimierungen, Input Lag zumeist ebenfalls kaum spürbar, obwohl dies von App zu App mitunter variieren kann.
Bei der Verwendung des Companion Hybrid als „tethered“ Grafiktablet am PC oder Mac muss das Tablet über ein gebündeltes HDMI–USB Kabel verbunden werden und ist dann als externer Monitor mit Stifteingabe verwendbar. Die Wacom-Software inklusive Treiber gibt es dazu, sie ist leicht zu bedienen und an persönliche Bedürfnisse, etwa hinsichtlich der Drucksensitivität oder Hotkeys anpassbar. Für den Einsatz am Rechner liefert Wacom auch ein einfaches, aber gutes Pult mit.
Mit dem Companion Hybrid hat man jedoch auch die Möglichkeit, sich abseits der Büroumgebung inspirieren zu lassen und mit Companion unter dem Arm die Welt zu erkunden, dabei die ausgezeichnete Druckempfindlichkeit und große Zeichenfläche eines Wacom-Tablets unterwegs genießen. Das Gerät ist gegenüber einem normalen aktuellen Tablet deutlich schwerer und natürlich größer. Das soll aber auch so sein, da diese Eigenschaft dem Einsatz beim Zeichnen entgegenkommen. Trotz des Gewichts konnten wir im Test entspannt arbeiten, auch wenn dies auch abhängig von persönlichen Vorlieben ist. Beim Einsatz unterwegs zeigt sich aber auch ein Pferdefuß des Konzepts.
Ein schönes Gerät – beschränkt durch die App-Auswahl
Der Companion-Hybrid läuft mit Android und ist daher auf die Palette der für das Google-OS erhältlichen Zeichen-Apps und Bildbearbeitungs-Apps beschränkt. Zwar liefert Wacom dazu eine kleine Auswahl an hauseigenen Apps – Wacom Creative Canvas und Manga Canvas bieten gute, elementare Funktionen zum Skizzieren und Zeichnen – sie reichen aber für den professionellen Gebrauch nicht aus.
Diese Einschränkung setzt sich fort, wenn man den Play Store nach passenden Programmen durchsucht. Sicherlich hat man mit Autodesk Sketchbook Pro, Infinite Canvas oder ähnlichen Apps eine brauchbare Auswahl an Apps zur Hand. Ist man jedoch im professionellen Bereich an Photoshop, Painter oder Illustrator gewohnt, merkt man zunehmend die Einschränkungen durch die Verwendung von Android.
Die vorbereiteten Skizzen können per Dropbox oder direktem Transfer einfach und komfortabel auf den Rechner übertragen und dort fertiggestellt werden. Ebenen werden von den Apps zumeist übertragen und Wacom Creative Canvas speichert zum Beispiel direkt im PSD-Format.
Den Mangel an Apps kann man natürlich dem Companion Hybrid nicht anlasten, vor dem Kauf sollte man aber klar definieren, ob das Gerät für den persönlichen Bedarf passt oder nicht – schließlich bietet Wacoms breite Produktpalette auch noch andere Grafiktablets, die nicht so stark zwischen den Stühlen sitzen.
Technische Daten des Wacom Cintiq Companion Hybrid im Überblick
Wacom Cintiq Companion Hybrid | |
---|---|
Display | 13,3 Zoll IPD-Display (1.920 x 1.200 Pixel, 170 ppi) mit matter Oberfläche und „Biss“ zum optimalen Zeichnen |
OS-Version | Android 4.2 Jelly Bean |
Prozessor | Nvidia Tegra 4 |
Arbeitsspeicher | 2 GB RAM |
Interner Speicher | 16/32 GB |
Kamera vorn | 2 MP |
Kamera hinten | 8 MP |
Anschlüsse | HDMI, USB |
Konnektivität | WLAN/Bluetooth |
Stylus | Wacom Pen Pro (2048 Druckempfindlichkeitsstufen) |
Mitgeliefertes Zubehör | Stiftetui, verschiedene Spitzen, Standfuß mit 4 Arbeitspositionen |
Alternativen
Will man sich ein Cintiq-Grafiktablet besorgen, um komfortabel auf dem Bildschirm zu zeichnen, ist man mit einem deutlich günstigeren Preis von rund 900 Euro für das Cintiq 13HD funktional schon fast beim Companion Hybrid, sieht man mal von dessen zusätzlichen Funktionen und Möglichkeiten als eigenständiges Android-Tablet ab.
Hat man den Anspruch, auch mobil als Illustrator oder Grafiker zu arbeiten, sollte man sich hingegen eher den Wacom Companion mit Windows 8 anschauen. Mit einem Preis derzeit etwa 1.900 Euro ist der sicherlich eine deutlich größere Investition, auf dem Gerät kann man dann aber auch die komplette Creative Suite oder Corel Painter installieren und hat damit ein gutes mobiles Werkzeug für den täglichen professionellen Gebrauch.
Um unterwegs zu skizzieren und Ideen schnell zu digitalisieren, reicht an sich auch eine der gängigen Styluslösungen oder ein Pen-Tablet wie das Samsung Galaxy Note 10.1 2014. Speziell für das iPad gibt es von Adonit mit dem Jot Touch noch einen guten Stylus, der drucksensitiv mit 2048 Stufen arbeitet. Im Vergleich zum Companion reagiert dieser aber leider noch etwas träger und ist bislang leider noch nicht für Android-Geräte verwendbar.
Galerie
Über den Autor
Felix Seyfert – www.aboutblank.de / www.thool.de
„Ich verwende Wacom-Tablets seit circa 12 Jahren, angefangen vom Intuos 2 bis hin zum Cintiq 16WX und bin seither begeistert von der Performance, die mich bei jedem neuen Modell wieder überrascht. Dabei hat alles eher als Hobby mit Illustrationen verschiedenster Art begonnen. Als Grafikdesigner benutze ich mein Tablet (aktuell Intuos 3) regelmäßig für kleinere Retuschearbeiten und Illustrationen mit Adobe Illustrator und Photoshop.“
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