Die WLAN-Überwachungskamera der Amazon-Tochter Ring hat Bewegungsmelder, LED-Beleuchtung und Cloudanbindung, läuft mit Akku – und lädt sich optional per Solarzelle wieder auf. Wir haben getestet, wie gut die autarke Überwachungslösung arbeitet.
Von Ring kennen wir bereits die smarte Türklingel Ring 2 (Testbericht). Die quasi identische Technologie gibt es nun ohne Klingelknopf, dafür aber mit LED-Beleuchtung und Bewegungsmelder in Form der Ring Spotlight. Die Überwachungskamera ist für den autarken Einsatz im Außenbereich gedacht. Sie läuft mit wieder aufladbaren Lithium-Akkus und besorgt sich ihre Energie auf Wunsch über ein optionales Solarpanel. Damit ist sie zumindest theoretisch perfekt geeignet für die Überwachung von Garagen, Schuppen, Hintereingängen oder Gartenhäusern, bei denen keine Infrastruktur für eine verkabelte Lösung vorhanden ist.
Design und Verarbeitung
Im Vergleich zur Ring 2 ist die Spotlight ein großer Klotz, für eine Überwachungskamera mit Bewegungsmelder und Licht geht die Größe aber in Ordnung. Sie misst circa 13 × 7 × 7,6 Zentimeter.
Im unteren Bereich des Gehäuses befindet sich die typische halbrunde Fresnellinse des PIR-Bewegungsmelders. Neben dem eigenetlichen Sensor sitzen hier auch noch Status-LEDs: Die Sensorfläche kann leuchten oder blinken, wenn Ring etwas mitteilen will. Links und rechts am Gehäuse gibt es zwei weiße Lichtstreifen, hinter denen weiße LEDs zur Beleuchtung sitzen. Einen Baustrahler ersetzen sie nicht, aber für ein wenig Umgebungs- oder Wegbeleuchtung sind sie ausreichend; aktiviert werden sie – wie die Kameraaufzeichnung – über den Bewegungsmelder. Das ist konzeptionell sinnvoll bei einer Akku-Kamera, denn der Bewegungsmelder reagiert zuverlässig und benötigt erheblich weniger Energie als eine aktive Bildauswertung.
Oben in der Mitte befindet sich die Weitwinkellinse, dahinter sitzt der Bildsensor. Die Kamera zeichnet Videos in Full-HD auf (1920 × 1080 Pixel) – zumindest dann, wenn die Bandbreite ausreicht.
Die Unterseite der Spotlight ist eine Art Deckel. Ein Knopfdruck hakt den Mechanismus aus, das Gehäuse klappt auf. Dahinter befindet sich Platz für zwei Lithium-Akkus, die wir schon von der Ring 2 her kennen. Der Formfaktor erinnert an die Akkus in Spiegelreflexkameras. Ein Akku ist im Lieferumfang enthalten, der zweite ist optional (circa 25 Euro). Die Batterien selbst haben neben den Kontaktflächen zur Kamera eine Micro-USB-Buchse, über die sie sich direkt und ohne zusätzliches Ladegerät aufladen lassen. Eine einfache Lösung – verwunderlich, dass da nicht schon mehr Hersteller drauf gekommen sind.
Installation
Die Befestigung erfolgt über einen Kunststoff-Fuß mit Kugelgelenk, der mit vier Schrauben an der Wand montiert wird. Typisch für Ring: Sämtliches zur Installation nötiges Zubehör ist im Lieferumfang enthalten – inklusive Bohrer, Schraubenzieher, Schrauben und Dübeln. Freilich ist das Werkzeug nicht besonders hochwertig, aber gerade für die Befestigung an Holz mehr als ausreichend.
Nach der Montage des Fußes wird die eigentliche Kamera mit ihrem Kugelgelenk einfach eingerastet und mit einer Schraube festgezogen. Um es klar zu sagen: Das reicht und hält, ist perfekt für Gärten oder Garagen – aber für vandalismusgefährdete Orte ist es nichts. Kommt man an die Kamera, ist es ein Leichtes, sie zu verstellen, oder mit entsprechendem Kraftaufwand aus dem Gelenk zu reißen. Auch die Akkuklappe ist nicht verschlossen oder gesichert. Für Abo-Kunden gibt es eine Versicherung, aber dazu später mehr.
Für autarken Betrieb bietet sich das Solarpanel an. Es kostet knapp 60 Euro und wird mit zwei Schrauben irgendwo befestigt, wo die Sonne draufscheint. Dank des knapp 4 m langen Kabels kann man die eigentliche Kamera auch an einen geschützten Ort hängen. Man sollte sich aber im Idealfall schon vorher Gedanken machen, wo das überschüssige Kabel hinkommt. Für die Verbindung sorgt eine Buchse auf der Ring-Rückseite, die standardmäßig von einem Gummistopfen geschützt wird. Raus mit dem Schutz, Stecker rein und zwei Schrauben festziehen, damit man das Kabel nicht ohne Werkzeug rausbekommt – fertig.
App und Funktionen
Die Überwachungskameras greifen auf die gleiche App zurück wie die Türklingeln. Das ist gut, denn die App braucht sich nicht zu verstecken: Klar gegliedert, übersichtlich, einfach zu bedienen. Wie die Einrichtung der Kamera Schritt für Schritt abläuft, zeigt die folgende Fotostrecke:
Erkennt der PIR-Sensor eine Bewegung vor der Kamera und im ausgewählten Empflindlichkeitsbereich, schaltet er die Videoaufzeichnung an. Erst dann baut die Spotlight Cam eine Verbindung ins Internet auf und sendet den Videostream in Full-HD an die Cloud-Server des Anbieters. Dort werden sie gespeichert und stehen zur Ansicht bereit. Gleichzeitig gibt es eine Push-Nachricht an alle mit der Spotlight-Kamera verbundene Smartphones, von wo aus man sich live aufschalten kann. Das dauert wenige Sekunden – eigentlich nicht lang, aber wenn man wissen will, warum der Bewegungsmelder gerade angeschlagen hat, kommt einem das trotzdem wie eine Ewigkeit vor.
Ist die entsprechende Einstellung gesetzt, kann man auch von unterwegs jederzeit eine Livebild-Verbindung auf dem Smartphone öffnen. Dafür ist die Kamera allerdings permanent mit dem WLAN verbunden, was am Akku nagt. In unserem Fall ist das kein Problem: Nur wenige Bewegungen pro Nacht, sonnige Lage des Solarpanels – da verliert das Gerät keine 5 %, und schon morgens ist die Batterie wieder voll. Ob das im Winter auch so gut klappt, wird erst der Langzeittest zeigen. Die gute Nachricht ist aber: Man kann einen zweiten Akku einsetzen und leere Akkus im Notfall auch per USB-Kabel wieder aufladen.
Wie die Türklingeln haben auch die Überwachungskameras Lautsprecher und Mikrofon eingebaut. Von überall auf der Welt lässt sich, wie bei der Ring-2-Türklingel (Testbericht), eine Sprachverbindung herstellen.
Kamera und Bildqualität
Die Qualität der Übertragung ist bei Tag und Nacht auf sehr hohem Niveau. Die integrierte Infrarotbeleuchtung sorgt für klare Bilder auch bei völliger Dunkelheit. Auffällig ist dabei lediglich, dass bei bewegungsgesteuerten Aufnahmen zunächst die Kamera, dann die Beleuchtung aktiviert wird. In der ersten Sekunde einer Aufzeichnung gibt es Nachts immer erst einen Helligkeitswechsel. Prinzipbedingt sind die Nachtaufnahmen Schwarz-Weiß, tagsüber gibt es freilich ein buntes Bild.
Positiv fällt das Weitwinkelobjektiv auf. Es fängt einen großen Bildausschnitt ein, für die meisten Situationen dürfte das optimal sein – zumal man die Kamera dank Solarpanel und WLAN auch einfach da montieren kann, wo man sie eben braucht.
Die Bildqualität ist ordentlich, zumindest in der Theorie. Das ist nämlich der Nachteil am autarken Design: Wer so eine Kamera kauft, hängt sie vermutlich wirklich in die Pampa. Und dort ist der WLAN-Empfang, naja, oft nicht sonderlich gut. In unserem Beispiel steht das Gartenhäuschen etwa 15 Meter vom Wohnhaus weg. Die Ring-App beschwert sich und meldet schlechten Empfang, in der Praxis bemerken wir das durch die etwas pixelige Darstellung – das ist bei der Ring 2 mit besserem Empfang nicht so. Ausfälle oder Verbindungsabbrüche gibt es aber nicht. Dennoch sollte man vor der Montage unbedingt prüfen, ob der Empfang ausreicht, und im Zweifelsfall eine andere Position wählen oder beim WLAN nachhelfen. Ein paar Möglichkeiten zeigen wir in unserem Ratgeber WLAN im Garten: Repeater für den Außeneinsatz auf. Alternative Lösungen sind einfache WLAN-Repeater (Vergleichstest: WLAN-Repeater von 15 bis 150 Euro).
Cloud & Datenschutz
Die Kamera ist auf ihre Cloud-Anbindung angewiesen. Es gibt keinen IP-Stream, auf den man direkt zugreifen könnte, keine Speichermöglichkeit auf SD-Karte, FTP-Server oder NAS, kein SIP-Protokoll für die Live-Verbindung. IT-Profis sehen an dieser Stelle harte Einschränkungen und sollten besser auf eine alternative Lösung zurückgreifen.
Ring ist ein tolles System für Technik-Einsteiger und jene, die sich nicht mit den Details auseinandersetzen wollen. Wer damit leben kann, dass er die Ring-App zum Konfigurieren verwenden muss und die Videoclips auf einem Ring-Server gespeichert werden, bekommt ein einsteigertaugliches Produkt, was seinen Zweck – die Videoüberwachung – erstklassig erfüllt. Es gibt Push-Nachrichten aufs Handy, man kann Live-Bild abrufen oder Aufnahmen einsehen und anderen Nutzern wie Familienmitgliedern oder Nachbarn Zugriff auf die Kameras gewähren. Wer WhatsApp einrichten kann, bekommt auch Ring zum Laufen.
Der Preis dafür: Ein US-Unternehmen, das bei der Registrierung Namen und Anschrift des Nutzers abfragt, ein kostenpflichtiges Monatsabo für den Service (3 Euro im Monat für eine Kamera oder 100 Euro im Jahr für beliebig viele Ring-Kameras). Im großen Abo ist noch eine Versicherung enthalten: Geht eine der Kameras kaputt oder wird sie geklaut, gibt's kostenlos Ersatz. Achtung: Für die Bezahlung ist zwingend eine Kreditkarte nötig.
Wir haben bei Ring angefragt, was mit den Daten passiert, wo sie gespeichert werden und ob eventuell irgendwelche Behörden Zugriff auf die Aufnahmen erlangen können. Bislang haben wir keine Antwort erhalten, wir werden den Beitrag zu gegebener Zeit aktualisieren.
Fazit
Die Vor- und Nachteile sind klar benannt. Das Produkt ist erstklassig, arbeitet autark, ist durchdacht und zuverlässig. Die Einrichtung ist einfach, die App macht, was sie soll und gibt keine Rätsel auf. Die wichtigsten Haken sind der Datenhunger des Anbieters und die Notwendigkeit des kostenpflichtigen Abos.
Wer nicht auf autarken Betrieb mit Solarpanel angewiesen ist, findet vielleicht eine Alternative in unserem Vergleichstest: Sieben Überwachungskameras mit Cloudspeicher.
Kompletter Beitrag
Continue reading “Ring Spotlight im Test: Security-Kamera mit WLAN & Solar”