Der Atari 2600 ist einer der Vorreiter moderner Spielekonsolen. Wir haben das offizielle Remake getestet und uns auf eine Zeitreise begeben.
Mit dem Atari 2600 buhlt die nächste Retro-Konsole um Käufer. Der Klassiker aus den 80ern will es dabei mit dem SNES Classic Mini(Testbericht) oder einer eigenen Retro-Konsole auf Basis des Rasbperry Pi (Anleitung) aufnehmen. Schafft es das Lizenzprodukt, mit Aussehen, Spielen und Verarbeitung zu überzeugen?
Design und Verarbeitung
Das Design der Retrokonsole ist klar an den Atari 2600 angelehnt. Die Form des Kunststoff-Gehäuses erinnert sofort an das Original – allerdings ist es deutlich kleiner. Die Abmessungen betragen 11,4 cm [×] 5 cm [×] 7,6 cm, etwa so groß wie mehrere übereinandergestapelte 10-Zoll-Tablets.
Bei genauer Betrachtung der Konsole fallen einige Punkte auf. Zum einen ist da das sehr niedrige Gewicht von gerade einmal 267 g, welches die Konsole billig erscheinen lässt, zum andern die lieblos gestalteten Details. Während der originale Atari mit Aluminium-Reglern und Holzimitat ausgestattet war, kommt das Remake mit billig anmutenden, bunten Plastikknöpfen und einer braunen Kunststoffblende daher. Die auf den braunen Flächen aufgedruckten Muster erinnern mehr an Risse oder Kratzer, als an eine natürliche Holzmaserung.
Die Haptik und Verarbeitung der Joysticks ist deutlich besser als die der Konsole. Das Design der Hauptcontroller entspricht annähernd dem Original. Allerdings sind die Joysticks nun kabellos und einer der beiden Sticks hat zusätzliche Bedientaster verbaut. Obwohl dies nicht authentisch wirkt, ist das kabellose Zocken in der Praxis komfortabel. Die für den Betrieb notwendigen AAA-Batterien fehlen im Lieferumfang.
Die getestete Deluxe-Variante des Atari hat zudem noch zwei Paddle-Controller beigelegt. Diese sind allerdings nicht kabellos, sondern per Y-Kabel mit der Konsole verbunden. Echte Fans wissen diesen sehr einfachen Controller bei einigen Spielen zu schätzen – für jüngere Retro-Gamer wirkt das Eingabegerät wie aus einer anderen Zeit.
Anschlüsse
Die Anschlüsse der Retrokonsole entsprechen nicht dem originalen Atari. Das Remake setzt auf neunpolige Stecker für die Paddels, eine Funkverbindung für die Joysticks und eine HDMI-Schnittstelle für den Anschluss am Monitor oder Fernseher. Den notwendigen Strom liefert ein 5V-Netzteil mit Hohlstecker. Das Netzteil kommt mit einem billigen Adapter für deutsche Steckdose beim Kunden an. Richtig nervt uns die Position der HDMI-Buchse. Die seitliche Platzierung am Gehäuse verhindert jeden Versuch, das Kabel ordentlich und versteckt zu verlegen. Hier hat jemand beim Design nicht mitgedacht.
Spiele
Auf dem Retro-Atari sind 120 Spiele installiert. Darunter echte Klassiker wie Frogger, Pitfall, Super Breakout und Hangman. Obwohl die Auswahl sehr groß und durchaus gelungen ist, fehlen einige beliebte Titel wie Asteroids, Donkey-Kong oder Defender. Leider gibt es keinen offiziellen Weg, um fehlende Spiele zu installieren.
Software
Nach dem Start der Konsole landet der Nutzer zunächst im Hauptmenü. Dieses ist übersichtlich und ordentlich strukturiert. Die Darstellung in 720p ist sowohl im Menü, als auch in den Spielen, erfreulich gut. Sound und Grafik der Spiele aus den Jahren um 1982 wirken auf großen Monitoren dennoch fehlplatziert. Verglichen mit den Atari-Spielen, wirken die Titel auf jüngeren Retrokonsolen wie dem SNES Classic Mini (Testbericht) oder der Arcade-Konsole Pandora’s Box (Testbericht), geradezu modern.
Bei einigen Spielen ist es möglich, das Spielgeschehen per Knopfdruck um zehn Sekunden zurück zu spulen, um einen Fehler zu korrigieren. Praktisch, aber genau genommen eine fiese Cheat-Funktion – die übrigens bei Frogger nicht funktioniert.
Vor dem Start jedes Spiels, erklärt eine kurze Anleitung die Bedienung des jeweiligen Titels. Trotz dieser Hilfestellung waren wir beim Test bei einigen Games wie zum Beispiel Basketball oder Tennis nicht in der Lage, das Spiel vernünftig zu steuern. Bei den meisten Titeln funktioniert die Bedienung allerdings unproblematisch und zuverlässig. Während die Paddels erfreulich präzise funktionieren, sind die Hauptcontroller einen Tick zu schwammig und ungenau. Schade, beim Zocken ist das extrem nervig.
Verfügbarkeit
Der Retro-Atari ist in verschiedenen Versionen erhältlich. Diese unterscheiden sich durch die Anzahl der installierten Spiele und durch die Anzahl der beigelegten Controller.
Fazit
Der Test des Atari Flashback 8 Gold Deluxe hat uns auf eine echte Zeitreise geschickt. Wer vor über 30 Jahren mit dem Atari gezockt hat, wird Spaß an der Klötzchengrafik und den optisch einfachen Spielen haben. Wer zur Generation Nintendo und Playstation gehört, tut sich schwer – die Langzeitmotivation der meisten Spiele ist einfach zu gering. Ein Erlebnis ist das Abtauchen in längst vergangene Zeiten auf jeden Fall.
Die Retrokonsole bringt knallhart reduzierte Grafik, authentischen Sound und realistisches Retro-Feeling zurück ins Wohnzimmer. Leider spart der Hersteller beim Äußeren, statt eines schmucken Kultobjekts wirkt das Gerät wie ein billiger Abklatsch.
Wer es deutlich moderner möchte, sollte sich den SNES Classic Mini (Testbericht), die Arcade-Konsole Pandora’s Box (Testbericht) oder die Playstation Classic (Testbericht) ansehen. Wer sich mit der Entscheidung für eine Videospiel-Epoche schwer tut, sollte sich die Anleitung zur Selbstbaukonsole auf Basis des Raspberry Pi ansehen.
Kompletter Beitrag
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