#DHDL – Standsome: Produkt vor Zahlen zahlt sich nicht aus

Das Gründerteam von Standsome machte etwas, das man in der Gründer-Show bisher nur selten gesehen hat. Denn wo normalerweise im Pitch selbst nur Problem und Lösung von den Startups vorgestellt werden, nannte das Dreiergespann direkt einmal eine wichtige Kennzahl. Die meisten KandidatInnen lassen dies für den Frage-Antwort-Teil nach dem Pitch, viele wohl auch deshalb, weil ihre bisherigen Zahlen oft noch nicht so wahnsinnig hoch ist.

Im Fall von Standsome werden jedoch 1,5 Millionen Euro Umsatz genannt, eine stattliche Summe für ein noch recht junges Unternehmen. Entgegen der Regel fragen die Löwen jedoch direkt schon nach, denn das wollen sie sich natürlich notieren. Vor allem Carsten Maschmeyer will es genau wissen, so erfahren die ZuschauerInnen noch die Gesamtzahl der KundeInnen und, dass der Umsatz des Vorjahres 900.000 Euro betragen hatte, der Gewinn in diesem ersten Jahr mit 120.000 Euro jedoch wesentlich höher war als mit 10.000 Euro im letzten Geschäftsjahr. Logisch, dass das weitere Fragen aufwirft, die die GründerInnen damit beantworten, dass man wohl in Personal investiert hätte und plane, den Umsatz in diesem Jahr gar nicht so groß weiter zu steigern, dafür aber profitabler zu werden.

Hier stecken direkt zwei Fehler, die man sich bei einem Investorenpitch besser nicht erlauben sollte: Zum einen ist die Begründung etwas sehr dünn. Denn in Personal zu investieren, um dann anschließend profitabler zu sein, obwohl man nicht viel mehr Umsatz einplant, klingt zunächst einmal wenig überzeugend. Personalkosten durch Neuanstellungen sind schließlich monatliche Kosten, die immer wiederkehren. Wächst die Mitarbeiterzahl im Unternehmen bei wenig wachsendem Umsatz, wird es zunächst also wohl eher weniger statt mehr profitabel werden. Hier sollte man also unbedingt etwas konkreter werden und vielleicht die Gebiete oder sogar konkreten Stellen nennen, die man neu geschaffen hat, und wie diese dann mehr zur Profitabilität beitragen, als sie kosten.

Zum anderen ist es nun wirklich keine gute Idee, so klar zu sagen, dass man nicht wirklich weiter an einer Umsatzsteigerung arbeitet. Das Argument, dass man in die eigenen Strukturen investiert hat, um profitabler zu werden, kann zwar Sinn machen, in aller Regel zeichnen sich die wirklich deutlichen Effekte einer erfolgreichen Skalierung erst nach einem weiteren kräftigen Wachstum ab. Ohne weitere Erläuterungen wirken die Ausführungen des Gründers also zunächst einmal eher wie Ausreden, was angesichts des eigentlich tollen finanziellen Erfolgs doch sehr schade ist.

Doch das Team ist noch längst nicht vom Haken: Nachdem Nico Rosberg ihr Produkt, eine Art Mini-Möbelstück, um bequem im Stehen zu arbeiten, ausprobiert hat, legt Carsten Maschmeyer erneut einen Finger in die Zahlenwunde: er geht auf die Bewertung ein und rechnet den Multiple auf den Gewinn aus. Tatsächlich stehen so die GründerInnen plötzlich gar nicht mehr so gut da: Ihr vorgeschlagener Deal von 400.000 Euro für 15% ergibt eine Unternehmensbewertung von etwas über 2,6 Millionen Euro. Das ist etwas 1,7 Mal der Umsatz in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Tatsächlich ist dies keine besonders hohe Zahl, allerdings rechnet der Löwe nicht diesen, sondern den Gewinn-Multiple aus. Dieser liegt bei den zuletzt erzielten 10.000 Euro Gewinn beim satten Faktor 260. Kurz danach steigt er aus.

Nun kann man natürlich sagen, dass die wenigsten Startups in frühen Phasen überhaupt Gewinn machen, und dass es daher unfair ist, diesen überhaupt in die Berechnungen in dieser Tragweite mit einzubeziehen. Prinzipiell ist dem auch so, allerdings könnte dem Team hier wieder das vorherige Argument des nur geringfügig geplanten Wachstums auf die Füße gefallen sein: Denn wenn man Gewinn statt Umsatzwachstum erzielen will, kann es gut sein, dass Investoren einen schnell mal daran messen. Startups sollten in solchen Situationen so zahlensicher sein, dass sie hier widersprechen oder zumindest genauer erklären, wie ihre Bewertung zu Stande kommt und warum sie diese Methode oder Berechnungsart für angemessener halten.

Die Antwort der GründerInnen fiel anscheinend jedoch dem Schnitt zum Opfer, falls dieses Thema noch vertieft wurde. Doch Ralf Dümmel schneidet noch ein weiteres Zahlenthema an, schließlich waren Verkaufs- und Herstellungspreise noch gar nicht zu Sprache gekommen. Hierbei kommt dann auch heraus, dass das für die Herstellung der Möbel verwendete Holz aus Russland kommt, man aber schon einen neuen Lieferanten in Finnland ausfindig gemacht hat. Dies sorgt generell für Sorge, denn die Löwen befürchten arge Lieferschwierigkeiten für Holz. Leider stimmt das Standsome-Team hier nur zu – falls es weitere Ausführungen gab, erfahren die ZuschauerInnen diese ebenfalls nicht. An dieser Stelle hätte man zum Beispiel  noch Chancen gehabt, wenn man zugesicherte Holzmengen oder bereits vertraglich vereinbarte Lieferungen hätte nennen können, um die Befürchtungen etwas abzuschwächen.

Stattdessen wirkt es so, als ob man nun wieder auf das Produkt zurück kommt, denn es werden die Vorteile des Zusammenklappens und später auch noch ein Folgeprodukt vorgestellt. Was in diesem Fall wahrscheinlich dem Schnitt geschuldet ist, kommt in der Realität leider viel zu häufig vor: GründerInnen erzählen immer wieder über ihr Produkt und wie toll es ist, statt auf die Kritikpunkte der Investoren einzugehen, die auf Geschäftsmodell und Zahlen abzielen.

Denn auch, wenn es viele nicht wahr haben wollen: auch das überzeugendste, schönste und beste Produkt kann nicht ausbügeln, wenn man seine Zahlen nicht schlüssig argumentieren kann. Nicht einmal, wenn man zusätzlich sogar eine wirklich gute Kennzahl nennen kann.

Tipp: Alles über die Vox-Gründershow gibt es in unserer großen DHDL-Rubrik.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben):  TVNOW / Bernd-Michael Maurer

#Brandneu – 6 neue Startups: Lora, DynaPictures, Ink Links, Lade, Swilook, Sibando

#Brandneu

Es ist wieder Zeit für neue Startups! Hier wieder einige ganz junge Startups, die jeder kennen sollte. Heute stellen wir diese Startups vor: Lora, DynaPictures, Ink Links, Lade, Swilook und Sibando.

6 neue Startups: Lora, DynaPictures, Ink Links, Lade, Swilook, Sibando

Dienstag, 1. Februar 2022VonTeam

deutsche-startups.de präsentiert heute wieder einmal einige junge Startups, die zuletzt, also in den vergangenen Wochen und Monaten an den Start gegangen sind, sowie Firmen, die zuletzt aus dem Stealth-Mode erwacht sind. Übrigens: Noch mehr neue Startups gibt es in unserem Newsletter Startup-Radar.

Lora


Hinter dem Heidelberger Startup Lora verbirgt sich eine “moderne Zahnarztkette”. Das junge Unternehmen möchte insbesondere den Kontakt zwischen Ärzt:innen und Patient:innen um moderne digitale Möglichkeiten erweitern und den Arbeitsalltag von Zahna?rzt:innen durch Software erleichtern.

DynaPictures


DynaPictures möchte Unternehmen Unterstützung in Sachen Marketing und IT bieten. Mit der Plattform können User:innen hunderte Bilder automatisch beschriften und personalisieren. Schon bald soll das Tool auch mit KI-Elementen aufgerüstet werden, so verspricht es das Jungunternehmen aus Freiburg. 

Ink Links


Das junge Startup Ink Links setzt auf handschriftliche Paketbeileger. “Wir schreiben durch Roboter automatisiert handschriftliche Karten mit Füller und Tinte. Diese Karten legen Händler ihren Versandpaketen bei, um sich bei ihren Kunden für die Bestellung zu bedanken oder eine andere Botschaft mitzuteilen”, schreibt das Team.

Lade


Das Jungunternehmen Lade entwickelt und Ladestationen für E-Automobile. Nutzer:innen sollen ein vollintegriertes System für Aufbau, Betrieb und Nutzung von Ladeinfrastruktur erhalten, das Lade-Elektronik, KI-gestützte Cloud-Software und mobile Apps vereinen soll.

Swilook


Die Swilook-App möchte Nutzer:innen eine soziale Plattform für Mode bieten. Hierbei kann man Outfits von anderen aus der Community ansehen und dann bei gefallen nach rechts swipen. Wenn man selbst ein Outfit postest, sieht man die Likes im eigenen Profil.

Sibando


Sibando bietet eine digitale Trainingsplattform, die Mitarbeiter:innen und Führungskräften bei der eigenen Persönlichkeitsentwicklung unterstützen soll. Mithilfe eines praxisorientierten Leitfadens, sollen User sich den eigenen Gedanken und Emotionen bewusster werden und so mental stärker werden.

Tipp: In unserem Newsletter Startup-Radar berichten wir einmal in der Woche über neue Startups. Alle Startups stellen wir in unserem kostenpflichtigen Newsletter kurz und knapp vor und bringen sie so auf den Radar der Startup-Szene. Jetzt unseren Newsletter Startup-Radar sofort abonnieren!

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock

#DealMonitor – HV Capital investiert in packmatic – tediro bekommt Millionensumme – Sino investiert in Sub Capitals

#DealMonitor

Der #DealMonitor, unsere Übersicht über Investments und Exits, bietet werktäglich alle Deals des Tages. Heute geht es um packmatic, tediro, Heydrate, nevernot, Sub Capitals und XVA Blockchain.

HV Capital investiert in packmatic – tediro bekommt Millionensumme – Sino investiert in Sub Capitals

Mittwoch, 15. September 2021VonTeam

Im aktuellen #DealMonitor für den 15. September werfen wir wieder einen Blick auf die wichtigsten, spannendsten und interessantesten Investments und Exits des Tages in der DACH-Region. Alle Deals der Vortage gibt es im großen und übersichtlichen #DealMonitor-Archiv.

INVESTMENTS

packmatic 


 HV Capital und mehrere Business Angels, darunter die zalando-Gründer, investieren eine mittlere siebenstellige Summe in packmatic – siehe Handelsblatt. Das Berliner Startup, das 2021 von Paul Schraven, Jonas Boland, Tobias Linnardi und Matthias Geiss gegründet wurde, positioniert sich als Marktplatz für Produktverpackungen. Auf der Website heißt es zum Konzept: “Finden Sie die besten Lieferanten und Preise und profitieren Sie von 100% unabhängiger Expertenberatung”. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit 60 Verpackungslieferanten zusammen.

tediro


 bm|t, die Beteiligungsgesellschaft des Freistaats Thüringen, investiert gemeinsam mit BG Thüringen und Olaf Jedersberger eine siebenstellige Summe in tediro. Das Unternehmen, das von Anke Mayfarth und Christian Sternitzke gegründet wurde, entwickelt eine “mobile Robotik-Plattform für Therapie- und Diagnostik in medizinischen Einrichtungen”.

Heydrate


Mehrere Business Angels aus dem Food-Segment investieren rund 700.000 US-Dollar in Heydrate – siehe RP Online. Das Startup aus Düsseldorf, das 2020 von Janik Nolden und Julian Dienst gegründet wurde, setzt auf kleine Tütchen mit Getränkepulver, mit denen man sein Wasser aufpeppen kann. “Unsere zuckerfreien Extracts verleihen Wasser einen erfrischenden Geschmack durch hochwertige Frucht- und Pflanzenextrakte”, heißt es auf der Website. Zuvor investierte bereits Increaze Venture in die Jungfirma.

nevernot


 Michala Rudorfer (Rose-Sky Investments), Emma-Gründer Manuel Müller, Schauspielerin Laura Karasek, Komikerin Carolin Kebekus, Unternehmerin Tijen Onaran und Influencerin Charlotte Weise investieren eine mittlere sechsstellige Summe in nevernot – siehe Gründerszene. Das Berliner D2C-Startup, das 2020 von Anna Kössel und Katharina Trebitsch gegründet wurde, setzt auf Softtampons und weitere “Intimate Wellness Brands”.

Sub Capitals


 Das Unternehmen Sino, ein börsennotierter Broker für professionelle Händler, investiert im Rahmes eines Wandeldarlehens eine sechsstellige Summe in Sub Capitals – siehe FinanceFWD. Das Münchner FinTech, das 2017 von Franz Liebermann, Marc Schmid und Marius Siegert gegründet wurde, möchte Privatanlegern mit Künstlicher Intelligenz helfen,  ihr Investment-Portfolio zu automatisieren.

XVA Blockchain


Der Kryptoinvestor coinIX investiert gemeinsam mit der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) in XVA Blockchain. Das Startup aus Mainz bietet eine “Plattformlösung für automatisierte Transaktionsprozesse an”. Konkret geht es um Smart Contracts. XVA Blockchain, 2018 gegründet, wird von Thomas Anton Schwiertz geführt.

Achtung! Wir freuen uns über Tipps, Infos und Hinweise, was wir in unserem #DealMonitor alles so aufgreifen sollten. Schreibt uns eure Vorschläge entweder ganz klassisch per E-Mail oder nutzt unsere “Stille Post“, unseren Briefkasten für Insider-Infos.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): azrael74

#Interview – “Ich bin kein Investor, der schnell den Stecker zieht”

Der Mainzer Kapitalgeber Wi Venture, hinter dem Matthias Willenbacher steckt, investiert ausschließlich in grüne Startups. “Nachhaltigkeit ist bei uns oberstes Ziel. Das bedeutet, wir investieren ausschließlich in junge Unternehmen mit grünem Geschäftsmodell. Wir wollen gemeinsam mit unseren Gründern und Gründerinnen die Nachhaltigkeitswende vorantreiben – ohne wenn und aber. Wir legen unseren Fokus dabei natürlich auf Unternehmen, die nicht nur grün sind, sondern auch nachhaltig wirtschaften”, sagt Willenbacher.

Seit dem Start im Jahre 2017 investierte Wi Venture bereits eine niedrige zweistellige Millionensumme in mehr als 20 grüne Startups – darunter in das Solarauto-Unternehmen Sono Motors, die Mobile-Bank Tomorrow und das Food-Startup Pottsalat. “Wir haben einen sehr großen Dealflow und schauen uns regelmäßig Unternehmen an. Die Startups müssen zunächst eine Menge an Filtern durchlaufen – beispielsweise Nachhaltigkeit, Bewertung, Gründerteam, passt der Businessplan. Aber am Ende spielt auch das Bauchgefühl eine Rolle”, sagt Willenbacher.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Wi Venture-Macher außerdem über Windkraftanlagen, Nullen und Reportingtools.

Reden wir über Geld. Was genau reizt Dich daran, Geld in Unternehmen zu investieren?


Mit Investitionen in Startups sind wir bei Wi Venture in der Lage, einen echten Impact zu erreichen. Große Unternehmen sind gut für Evolution, sie können etwas Gutes noch besser machen. Aber kleine Firmen haben das Potenzial, ganze Branchen zu revolutionieren. Das macht für uns einen großen Reiz aus.

Wie wird man eigentlich Venture-Capital-Geber – wie bist Du Venture-Capital-Geber geworden?


Ich habe Mitte der Neunziger den Erneuerbare-Energien-Projektentwickler Juwi aufgebaut und knapp 20 Jahre als CEO geführt. Nach dem Ausstieg der Bundesregierung aus der Solarenergie-Förderung für große PV-Anlagen in 2012 und der Kürzung der Einspeisevergütung für Windkraftanlagen habe ich einen strategischen Investor mit an Bord geholt und bin als Vorstand ausgeschieden. Allerdings konnte ich nicht still sitzen. Ich wollte weiter mit meinem Geld etwas bewegen. Und der größte Hebel ist ein Investment in junge, aufstrebende Unternehmen.

In der VC-Welt wird oftmals mit Millionenbeträgen hantiert, wird Dir da nicht manchmal mulmig zumute – bei diesen Summen?


Als ich mein erstes Windrad gebaut habe, war ich Mitte 20. Das Windrad hat mehr als 900.000 D-Mark gekostet. Damals habe ich die letzten drei Nullen zugehalten, weil mir dabei tatsächlich mulmig zumute war. Bei Juwi haben wir dann über mehrere Jahre über eine Milliarde Umsatz gemacht. Deshalb jagen mir diese Summen mittlerweile keine Angst mehr ein.

Was sollte jede-Gründerin, jeder Gründer über Euch – als VC – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?


Nachhaltigkeit ist bei uns oberstes Ziel. Das bedeutet, wir investieren ausschließlich in junge Unternehmen mit grünem Geschäftsmodell. Wir wollen gemeinsam mit unseren Gründern und Gründerinnen die Nachhaltigkeitswende vorantreiben – ohne wenn und aber. Wir legen unseren Fokus dabei natürlich auf Unternehmen, die nicht nur grün sind, sondern auch nachhaltig wirtschaften.

Welche Unterstützung bietet Ihr – neben Geld?


Wir haben bei Wi Venture viele Teammitglieder, die selbst gegründet haben und die mit ihrer jeweiligen Expertise sehr gezielt auf die Bedürfnisse der Gründer und Gründerinnen in unserem Portfolio eingehen können. Da können wir sehr gut unterstützen, egal ob es um die Themen Business Development, Marketing, IT oder Recht geht. Ich selbst bin seit mehr als 20 Jahren Unternehmer und habe in dieser Zeit natürlich auch schon viel erlebt. Wir bringen von unserer Seite also grundsätzlich schon mal jede Menge Erfahrung mit, die wir gerne mit den Gründern und Gründerinnen teilen.

Wie organisiert Ihr den Austausch mit Euren Portfolio-Firmen, welche Tools nutzt Ihr?


Wie oft und wie lange wir uns mit unseren Portfolio-Unternehmen austauschen, ist immer individuell vom Startup und der aktuellen Phase abhängig. Vor einer Finanzierungsrunde sprechen wir häufig mehrmals pro Woche jeweils mehrere Stunden miteinander; bei reiferen Startups in ruhigeren Zeiten teilweise auch nur ein Mal im Monat. Wir setzen dabei vor allem auf die Tools, die unsere Startups nutzen. Für uns intern bauen wir gerade ein neues Reportingtool, auf dem dann alle Startup-Reportings gesammelt werden und der aktuelle Stand für uns und unsere Investoren übersichtlich angezeigt wird.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?


Auf jeden Fall das Team!

Wie sieht das ideale Gründerteam aus bzw. gibt es überhaupt das ideale Gründerteam?


Es kann von Vorteil sein, wenn es ein bestehendes Team gibt und der Gründer bzw. die Gründerin nicht auf sich allein gestellt ist. Das hat oft den Vorteil, dass sich die Skills der Teammitglieder gut ergänzen können, besonders wenn unterschiedliche Charaktere zusammenkommen. Das hilft natürlich enorm. In der Summe muss das Gründerteam extrem viel Leidenschaft und Biss mitbringen. Durchhaltevermögen und Lösungskompetenz sind ebenfalls von enormer Bedeutung – gerade wenn sich beispielsweise einmal eine Hürde auftut. Resilienz ist wichtig, um auch mit Rückschlägen zurechtzukommen. Und natürlich eine gewisse Smartness…

Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Startup investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?


Wir haben einen sehr großen Dealflow und schauen uns regelmäßig Unternehmen an. Die Startups müssen zunächst eine Menge an Filtern durchlaufen – beispielsweise Nachhaltigkeit, die Phase des Unternehmens, Bewertung, Skalierfähigkeit, Gründerteam, passt der Businessplan. Aber am Ende spielt natürlich auch das Bauchgefühl eine Rolle.

Nicht jedes Startup läuft rund, nicht jedes wird ein Erfolg. Was macht Ihr, wenn eine Eurer Beteiligungen in Schieflage gerät?


Ich bin kein Investor, der schnell den Stecker zieht. Wir versuchen schon, den Gründern und Gründerinnen auch in diesem Fall eine wichtige Stütze zu sein. Das mag zwar aus kaufmännischer Sicht nicht immer der smarteste Move sein, aber aus menschlicher Sicht gehört das für mich einfach dazu. Wir gehen ja eine Art Partnerschaft mit den Startups ein – und da will man auch helfen, wenn es mal schwierig wird. Es gibt aber natürlich immer einen Zeitpunkt, an dem man merkt, das wir nicht mehr weiterkommen.

Und woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem Startup die endgültige Reißleine ziehen müsst?


Wenn das Business Modell nicht funktioniert hat, weil sich beispielsweise der Markt gedreht hat. Wenn es keine Nachfinanzierungen mehr für das Unternehmen gibt, weil niemand mehr investieren möchte. Wenn das Gründerteam so zerstritten ist, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Bisher ist das bei 25 Investitionen von Wi Venture erst zwei Mal vorgekommen… Bisher haben wir die Unternehmen also recht gut ausgewählt.

Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan?


Der Businessplan ist die Grundlage, um zu sehen, ob das Team den Business Case überhaupt richtig verstanden hat. Wie planen sie? Wie gehen sie voran? Natürlich gibt es für Startups immer wieder Herausforderungen, selten wird ein Businessplan eingehalten. Oft sind die jungen Unternehmer zu optimistisch – aber ich habe auch schon das Gegenteil erlebt. Der Businessplan ist für uns eine Handlungsorientierung und muss ständig überarbeitet werden.

Wie spricht man als Gründer:in am besten einen Investor an?


Ein Gründer oder eine Gründerin muss in der Lage sein, einen Investor oder eine Investorin in 30 bis 90 Sekunden zu überzeugen. Das ist eine Grundvoraussetzung. Wenn das Team das hinkriegt, kann die Ansprache immer und überall stattfinden. Sind sie nicht dazu in der Lage, wird es extrem schwierig.

Was sollten Gründer:innen vor Investoren niemals sagen oder machen?


Ich mag Gründer oder Gründerinnen, die natürlich rüberkommen und Extreme vermeiden. Wer zu tief stapelt, wird keine Chance haben. Wer aber auf der anderen Seite das Blaue vom Himmel verspricht oder zu selbstverliebt daherkommt, hat es ebenfalls schwer. Es geht um eine gute Mischung, die den Investor oder die Investorin überzeugt. Die Gründer und Gründerinnen sollten in jedem Fall für viele Jahre voll für das Startup committed sein. Für größere Nebenprojekte bleibt dann einfach keine Zeit und die Entwicklung dauert meistens deutlich länger als vom Team optimistisch “konservativ” geplant.

Gibst Du uns zum Abschluss noch einen Einblick in Dein bzw. Euer Anti-Portfolio – bei welchen, jetzt erfolgreichen, Firmen bist Du, seid Ihr leider nicht eingestiegen?


Wir sind erst seit drei Jahren richtig am Markt aktiv, deshalb ist unsere Anti-Portfolio-Liste noch recht kurz. Die meisten Unternehmen, denen wir abgesagt haben, sind noch in der frühen Phase. Ich persönlich hatte die Chance, sowohl bei Tesla vor dem Börsengang als auch bei Sonnen in der frühen Phase zu investieren und habe dies aufgrund von anderen Prioritäten verpasst. Das ist natürlich ärgerlich, aber die Unternehmen sind auch ohne mein Investment sehr erfolgreich geworden.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Wi Venture

Este sitio web utiliza cookies para que usted tenga la mejor experiencia de usuario. Si continúa navegando está dando su consentimiento para la aceptación de las mencionadas cookies y la aceptación de nuestra política de cookies, pinche el enlace para mayor información.

ACEPTAR
Aviso de cookies