#Interview – “Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung”

#Interview

Seit 2015 setzt das Berliner Startup heycater auf die Vermittlung von Business-Catering. “Wir verfügen über 2.500 aktive Geschäftskunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 12 Millionen”, sagt heycater-Macher Michael Möglich zum Stand der Dinge bei heycater.

“Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung”

Dienstag, 10. Dezember 2024VonAlexander

Das Berliner Catering-Unternehmen heycater, 2015 von Sophie Radtke und Therese Köhlerwar sowie Henrik Piroth gegründet, in den vergangenen Jahren recht ruhig unterwegs. Im Gegensatz zu einigen anderen Startups, die in den vergangenen Jahren auf die Vermittlung von Caterings gesetzt haben, ist das Unternehmen, das derzeit von Michael Möglich, Janick Lienau und Therese Köhler geführt wird, aber noch da.

In den vergangenen Jahren flossen rund 13 Millionen Euro Venture Capital in heycater – unter anderem von FoodLabs, Hevella Capital, IBB Ventures, Mihalovits Invest und Doehler Ventures. In der Hochphase des Catering-Booms versuchten neben heycater Unternehmen wie CaterWings, HappyCater und Lemoncat das Segment zu erobern – teilweise mit vielen Millionen Investorengeldern im Hintergrund. Und dann kam die Corona-Pandemie.

“Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung, da Catering-Umsätze um bis zu 98 % einbrachen. Diese schwierige Phase erfolgreich überstanden zu haben und wieder von quasi Null begonnen zu haben, hat uns unglaublich agil und fokussiert gemacht”, sagt heycater-Macher Michael Möglich. Inzwischen ist heycater wieder in ruhigeren Gewässern unterwegs: “Wir sind inzwischen rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verfügen über 2.500 aktive Geschäftskunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz in Höhe von 12 Millionen Euro.”

Im Interview mit deutsche startups spricht der heycater-Chef, der seit August 2023 im Amt ist, einmal ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter heycater erklären?


Wir bringen durch großartiges Essen Freude an den Arbeitsplatz der Menschen. heycater ist eine digitale Plattform für Business-Catering, die anspruchsvolle Unternehmen mit den besten Catering-Anbietern Deutschlands zusammenbringt. Unsere Firmenkunden stellen auf der Plattform strukturierte Anfragen für ihre einmalige oder regelmäßigen Catering-Events und erhalten innerhalb von 24 Stunden mindestens drei maßgeschneiderte Angebote von qualitätsgesicherten Caterern. Caterer profitieren bei Nutzung von heycater von großen Arbeitserleichterungen bei nicht mit der Zubereitung und Lieferung von Speisen verbundenen Prozessen – etwa Marketing, Angebotserstellung, Rechnungsstellung, Planbarkeit der Zahlungseingänge – und erhalten zudem Zugang zu exklusiven Kunden.

War dies von Anfang an Euer Konzept?


Es fand kein großer Pivot statt, wohl aber eine kontinuierliche Entwicklung weg von transaktionalen, einmaligen Office-Caterings und kleineren Veranstaltungen hin zu tagtäglichen und umfassenden Verpflegungslösungen am Arbeitsplatz mit einer stabilen Basis an Großkunden. Für diese bieten wir alles vom maßgeschneiderten individuellen Angebotsservice über Full-Service-Lösungen für große Events, kuratierte Catering-Marktplätze, einer Online-Kantine mit täglich variierenden Gerichten zur Auswahl, bis hin zum Betrieb von stationären Bistros und Restaurants, aus einer Hand.

Was war zuletzt das Highlight bei Euch?


Der Launch von heykantine – unserer digitalen Kantinenlösung für Modern Work. Die heykantine-App erlaubt es den Mitarbeitenden unserer Kunden, Tag für Tag persönlich ausgewählte, nachhaltige und köstliche Gerichte verzehrfertig ins Office geliefert zu bekommen, bei flexibler Bezuschussung durch den Arbeitgeber. Unternehmen gibt die Online-Kantine die Möglichkeit, auch bei schwankender Büropräsenz eine vielfältige, aber passgenaue Verpflegung am Arbeitsplatz anzubieten, ohne die Fixkosten einer stationären Kantine. Zudem gibt es nun ein Catering mit neutraler Klimabilanz. Dies ist der Beginn der vollständigen Kompensation sämtlicher durch die über die Plattform gebuchten Caterings verursachten Treibhausgasemissionen. Und zu guter Letzt: Das Erreichen unseres ersten profitablen Quartals.

Wie hat sich heycater seit der Gründung entwickelt?


Wir sind inzwischen rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verfügen über 2.500 aktive Geschäftskunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz in Höhe von 12 Millionen Euro.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?


Die Pandemie: Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung, da Catering-Umsätze um bis zu 98 % einbrachen. Diese schwierige Phase erfolgreich überstanden zu haben und wieder von quasi Null begonnen zu haben, hat uns unglaublich agil und fokussiert gemacht.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?


Wir sind mit Abstand die Nummer 1 in Deutschland; fast alle anderen jungen B2B-Catering-Plattformen haben die Pandemie nicht überstanden oder sind seither out of business gegangen, einige trotz sehr hohem Funding. Wir sind unseres Wissens die einzigen Catering-Provider, die nicht nur den eigenen CO2-Footprint vollständig durch Investitionen in ausgewählte Kilmaschutzprojekte ausgleichen, sondern auch sämtliche durch Herstellung und Lieferung der über heycater! gebuchten Caterings entstandenen Ausstöße. Nachhaltigkeit ist uns und unseren Kunden gleichermaßen wichtig.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?


Experimentieren bis die Proposition wirklich passt, danach radikaler Fokus und Skalierung – das klappt aber nur, wenn Ihr in punkto Talent keine Kompromisse eingeht.

Wo steht heycater in einem Jahr?


Wir sind dann die Nummer Eins Catering-Plattform in Europa. Dank heykantine erhalten jeden Tag Tausende von Menschen individuell abgestimmte Mahlzeiten verzehrfertig ins Büro geliefert, zu sehr attraktiven Preisen dank flexibler Bezuschussung durch den Arbeitgeber. Durch konsequente Anwendung von KI generieren wir für unsere Kunden noch schneller perfekt auf sie abgestimmte Angebote und steigern die Effizienz unserer eigenen Prozessabläufe.

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Foto (oben): heycater

#Interview – “Wir sind ein Startup mit überschaubarer Kapazität”

#Interview

Kezzel setzt auf einen Wasserkocher für Induktionsherde. “Wir haben eine echte Innovation, eine Weltneuheit. Wir haben ja nicht nur einen Wasserkessel entwickelt, sondern ein Verfahren, das Kochvorgänge auf Induktion automatisch beendet”, sagt Gründer Alexandros Zachos.

“Wir sind ein Startup mit überschaubarer Kapazität”

Montag, 9. Dezember 2024VonTeam

Auch in der sechzehnten Staffel der erfolgreichen Vox-Gründer-Show “Die Höhle der Löwen” treten wieder etliche Gründerinnen und Gründer vor die Jury. Im Weihnachts-Special der aktuellen Staffel sind unter anderem Alexandros Zachos, Thomas Ifland und Sabine Schröder, das Team hinter Kezzel, zu Gast. Das Unternehmen aus Bochum im Ruhrgebiet setzt auf einen Wasserkocher für Induktionsherde, der keinerlei Elektronik beinhaltet aber trotzdem automatisch abschaltet, wenn das Wasser kocht. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Kezzel-Macher Zachos einmal ausführlich über sein Unternehmen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Kezzel erklären?


Bei einem gemeinsamen Kochabend kam die Idee zu einer neuen Art von Wasserkessel. Unser Wasserkessel Kezzel kocht Wasser auf einem Induktionsherd. Anders als bisherige Flötenkessel, pfeift Kezzel aber nicht einfach, wenn das Wasser kocht, sondern schaltet den Induktionsherd automatisch ab. Und zwar ohne eigene Elektronik. Wir haben das Beste aus zwei Welten zusammengebracht. Das ist eine echte Weltneuheit! Wir nutzen dabei zwei Voraussetzungen, die Induktionskochfelder mitbringen. 1. Induktion braucht ein magnetisches Kochgeschirr und 2. nimmt man den Topf vom Induktionskochfeld, schaltet dieses ab. Unser Kezzel ist aus Glas und wird von der Induktion nur dadurch erkannt, dass wir eine magnetische Edelstahlscheibe an den Boden drücken. Wenn das Wasser kocht, wird diese hochgefahren und der Herd schaltet ab.

Wie ist die Idee zu Kezzel entstanden?


Wir haben gemeinsam gekocht und ich führte meine neue Küche vor, als Ingenieur völlig begeistert von dem neuen Induktionskochfeld. Thomas, leidenschaftlicher Koch, war auch begeistert, aber eher aus ganz praktischen Gründen. Eben der Überlegung, ob man da was Sinnvolles mit machen kann. An dem Abend war die Idee für einen innovativen Wasserkessel geboren und Kezzel nahm seinen Lauf.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?


Aus der ersten Idee ein Serienprodukt zu machen. Und auf dem Weg waren Zeit und Geld die kritischen Faktoren. Erstens: Dauert es länger als man denkt und Zweitens: Kostet es mehr Geld als geplant. Diese Herausforderungen haben wir gemeistert.

Warum hast Du Dich entschieden, bei “Die Höhle der Löwen” mitzumachen?


Wir haben eine echte Innovation, eine Weltneuheit. Wir sind ein Startup mit überschaubarer Kapazität und begrenzten Mitteln. Sind aber fest davon überzeugt, ein Produkt zu haben, von dem die Welt erfahren sollte. Von dieser starken Medienpräsenz hoffen wir auf Bekanntheit und möchten Nachfrage generieren. Mit dem Ziel, unser Startup zu etablieren und weitere Produkte auf Basis unserer Technologie zu entwickeln. Wir haben ja nicht nur einen Wasserkessel entwickelt, sondern ein Verfahren, das Kochvorgänge auf Induktion automatisch beendet. Dafür wünschen wir uns unbedingt einen Deal. Die Beteiligung eines erfahrenen Löwen und damit einen starken Partner an unserer Seite zu wissen, kann der Turbo für unser Unternehmen sein.

Dein Tipp an andere Gründer:innen, die mit einem Auftritt bei “Die Höhle der Löwen” liebäugeln?


Auf jeden Fall machen – Just do it!

Wo steht Kezzel in einem Jahr?


Entwickelt haben wir ein Verfahren, das Kochgeschirr auf Induktion automatisch abschaltet. Kezzel ist das erste Produkt, mit dem wir gestartet sind. Wir sind angetreten, um nachhaltige Produkte zu entwickeln, die nach und nach Elektrokleingeräte substituieren und so Elektroschrott vermeiden. Da ist also noch einiges im Funnel.

Tipp: Alles über die Vox-Gründershow gibt es in unserer großen DHDL-Rubrik.

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Foto (oben): RTL / Bernd-Michael Maurer

#Interview – “Nicht beirren lassen. Dran glauben. Durchhalten”

#Interview

Bei Zmyle, 2025 gegründet, dreht sich alles um Gutscheine. “Wir generieren mit acht Mitarbeitern einen Umsatz im achtstelligen Bereich und betreiben Stadtgutscheine in über 100 Netzwerken und mehr als 200 Städten”, sagt Gründer Alexander Arend.

“Nicht beirren lassen. Dran glauben. Durchhalten”

Montag, 9. Dezember 2024VonAlexander

Das Coesfelder Unternehmen Zmyle, 2015 von Ralf Schreijer, Aristide und Alexander Arend gegründet, setzt auf “professionelle Gutscheinlösungen”. Derzeit arbeiten acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das profitable Unternehmen. Wir generieren einen Umsatz im achtstelligen Bereich und betreiben Stadtgutscheine in über 100 Netzwerken und mehr als 200 Städten”, sagt Gründer Arend zum Stand der Dinge bei Zmyle. 

Im Interview mit deutsche startups spricht der Zmyle-Macher einmal ausführlich über den Werdegang seines Unternehmens.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Zmyle erklären?


Oma, du kannst jetzt mit Deinem Handy Gutscheine an Deine Enkelkinder verschicken und dabei deine Lieblingsgeschäfte unterstützten. 

War dies von Anfang an euer Konzept?


Ursprünglich war Zmyle als Plattform für einzelne Geschäfte, Restaurants und Dienstleister konzipiert. Wir haben aber schnell erkannt, dass das Konzept digitaler Gutscheine auch hervorragend im Netzwerk funktioniert. Somit besteht unsere Hauptaufgabe darin, mehr und mehr Städte mit unseren Stadtgutscheinen auszustatten. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass auch Zmyle als Plattform für Gutscheine einzelner Geschäfte wächst. 

Wie hat sich Zmyle seit der Gründung entwickelt?


Wir generieren mit acht Mitarbeitern einen Umsatz im achtstelligen Bereich und betreiben Stadtgutscheine in über 100 Netzwerken und mehr als 200 Städten. 

Was war zuletzt das Highlight bei Euch?


Wir freuen uns zurzeit sehr darüber, dass wir uns inzwischen eine Größe und deutschlandweite Abdeckung erarbeitet haben, die dazu führt, dass immer mehr Filialisten und Tankstellen Ihre Kassen an uns anschließen. 

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?


Rückblickend muss ich gestehen, dass so richtig nichts schief gegangen ist. Zum Glück. Allerdings würde ich, mit dem Wissen von Heute, fokussierter Arbeiten. Was wir inzwischen auch tun. Aber grade in der Anfangsphase haben wir uns oft von individuellen Wünschen unserer Kunden leiten lassen. Was zwar den einzelnen glücklich gemacht hat, aber dem Fortkommen des großen Ganzen nicht besonders förderlich war. 

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?


Anscheinend haben wir vor vielen Jahren alles richtig gemacht. Denn bei der Entwicklung unseres Stadtgutscheinsystems stellte sich die grundsätzliche Frage, ob wir lediglich eine Stadtgutschein-Software bauen wollen oder ob wir als Emittent die Gutscheine herausgeben möchten und somit für unsere Städte-Partner als Full-Service-Dienstleister agieren. Was für uns mit wesentlich mehr Aufwand verbunden ist, unsere Partner aber immens entlastet. Wir haben uns für den Full-Service-Ansatz entschieden. Mit dem Vorteil, dass jede Partei Ihre Kernkompetenzen ausspielen kann. Die Städte-Partner sind das Gesicht des Gutscheins. Sie bewerben den Gutschein bei den Akzeptanzstellen, den Bürgern und den Arbeitgebern. Und wir kümmern uns um alles Weitere. Vom Cash Management über den technischen Betrieb bis hin zum Support. Und wir entlasten unsere Städte-Partner auch juristisch zu 100 %. Somit stellen wir gemeinsam die Weichen für ein erfolgreiches Stadtgutscheinsystem. 

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?


Nicht beirren lassen. Dran glauben. Durchhalten. 

Wo steht Zmyle in einem Jahr?


Wir werden unsere Marktführerschaft als Deutschlands größter Herausgeber von Stadtgutscheinen weiter ausbauen und evtentuell anfangen, über die Grenzen zu schauen.

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Foto (oben): Zmyle

#Interview – “Unser kostspieligster ‘Fehler’ war unsere erste Produktion”

#Interview

Gründeralltag – gibt es das überhaupt? “Man kann als eigener Chef oder als Gründerin sein Leben so gestalten, wie man selbst es möchte. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Ein ausbalanciertes Familienleben zu leben, ist möglich”, ist sich Nele Schellschmidt von Judes Family sicher.

“Unser kostspieligster ‘Fehler’ war unsere erste Produktion”

Freitag, 6. Dezember 2024VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Nele Schellschmidt, Gründerin von Judes Family. Das Startup aus München bietet Eltern die “einfachsten Stoffwindel der Welt”

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?


Ich habe Judes zusammen mit meinem Partner gegründet. Wir sind nicht nur gemeinsam Gründer, sondern haben zusammen ein Kind, das wir in den ersten drei Jahren selbst betreut haben. Das heißt: Bei uns ist jede Woche und nahezu jeder Tag anders. Ich bin die Hauptansprechpartnerin für unser Team und nehme mir viel Zeit für die Kommunikation. Solange das gewährleistet ist, sind wir extrem flexibel. Wir sind viel auf Reisen und arbeiten immer dann, wenn es gut passt.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?


In der Natur. Ich liebe es, wandern zu gehen und zu campen. Ich bin mit meiner Familie fast jede freie Minute draußen, sowohl bei Sonne als auch bei Regen. Es bleibt nicht aus, dass wir auch bei einer Wanderung mal über Judes brainstormen, aber das ist ok. Oft kommen uns da die besten Ideen.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?


Eine Sache, die ich nicht auf dem Schirm hatte: wie einsam es sein kann. Ich bin ein sehr extrovertierter Mensch und liebe es, in Gemeinschaft zu sein. Wir haben während der Corona-Pandemie gegründet und gleichzeitig ein Kind bekommen. Wir waren in der Zeit gezwungenermaßen sehr viel unter uns. Nach ein paar Jahren habe ich gemerkt: Es fehlt mir, eingebunden zu sein und im Team zu arbeiten. Die Einsamkeit war sicher einer der Gründe, warum ich nach knapp zwei Jahren ein Burnout hatte. Ich habe dann lernen dürfen, dass es in der Position als Gründerin und Geschäftsführerin für mich wichtig ist, Verbindungen mit anderen Gründer:innen aufzubauen und mit dem Team Verbindlichkeit aufzubauen, zum Beispiel durch regelmäßige Meetings, in dem wir uns auch Zeit für Zwischenmenschliches nehmen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?


Meine eigenen Glaubenssätze. In mir ist ganz tief der Perfektionismus verankert. Das hat mich früher oft eingeschränkt und ich musste lernen, anders zu arbeiten. Mittlerweile arbeite ich nach dem 80/20 Prinzip. Es ist ok, Dinge erstmal in Bewegung zu setzen, auch wenn sie noch nicht perfekt sind. Wir sind deshalb auch offen für Kunden-Feedback und kommunizieren deutlich, dass wir das Produkt stetig weiterentwickeln. Dadurch können sich viele Türen öffnen. Die Menschen kommen leichter auf uns zu und es entsteht ein wertvoller Austausch.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?


Unser kostspieligster “Fehler” war unsere erste Produktion. Wir haben lange nach einem Hersteller gesucht, waren nach dem Sampling-Prozess und vielen Feedback-Loops sehr zufrieden und haben dann die erste Produktionscharge in Auftrag gegeben. Doch leider haben wir keine Qualitätsinspektion der ersten Charge vor Ort gemacht. Die Produktionsfirma hatte ein anderes Klettmaterial als vereinbart verwendet, der Klettverschluss unserer Windeln löste sich beim Waschen förmlich auf. Aber wir haben daraus gelernt. Unter anderem, dass es sich auszahlt, mit unseren Kund:innen ehrlich und transparent zu sein. Viele Familien haben sehr verständnisvoll reagiert. Wir haben einen neuen Produktionspartner gefunden und ihre Produkte ersetzt. Mit der neuen Qualität waren die Judes Families super happy. 

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?


Der allergrößte Teil unserer Mitarbeiterinnen stammt aus der Judes Community. Wenn wir Stellen zu vergeben hatten, haben wir immer wieder unsere Kund:innen gefragt. Das war ein Erfolg, denn sie kannten sich nicht nur gut mit dem Produkt aus, sondern waren und sind davon überzeugt. Ich höre immer wieder von ihnen, dass es für sie extrem befriedigend ist, an etwas zu arbeiten, woran sie glauben.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?


Als erstes: immer wieder den Dialog mit Kund:innen zu suchen. Wir haben von Anfang an immer viel Feedback eingefordert. Wir sind viel im Gespräch mit Kund:innen, schreiben hin und her, sind im Austausch über jede Produktänderung. Das hat uns sehr viele spannende Einblicke gegeben.


Und zweitens: Man kann als eigener Chef oder als Gründerin sein Leben so gestalten, wie man selbst es möchte. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Ein ausbalanciertes Familienleben zu leben, ist möglich. Für uns soll nicht das Leben der Firma dienen, sondern die Firma dem Leben. Das gilt nicht nur für uns Gründer und Gründerin, sondern für das ganze Team.

Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?


Ganz klar Shopify. Es war keine Frage, mit welchem Shop-System wir Judes aufbauen wollen. Shopify war das einfachste und performanteste Tool. Da wir ausschließlich direct to consumer verkaufen, wären wir ohne Shopify aufgeschmissen. An zweiter Stelle Google Sheets, weil wir extrem Daten getrieben arbeiten.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?


Wie oben gesagt ist die Motivation im Team gar nicht so ein Thema, da wir den Großteil unserer Mitarbeiter:innen über die Judes Community rekrutiert haben. Die meisten kommen aus stabilen, gut bezahlten Jobs und haben sich dafür entschieden, bei Judes zu arbeiten, weil wir so familienfreundlich sind. Wir alle arbeiten komplett selbstbestimmt, flexibel und remote. Einige unserer Teammitglieder leben im Ausland oder sind immer mal wieder länger auf Reisen. Eine Mitarbeiterin ist in Australien, eine lebt in Spanien. Wir machen alles möglich. Für uns ist das super befriedigend zu sehen, dass wir nicht nur für uns im Gründer-Team ein tolles Leben in Freiheit aufbauen können, sondern auch für das gesamte Team.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?


Ich hatte erst vor kurzem ein wirklich lustiges Erlebnis. Auf einem Fest habe ich mich mit einer anderen Mutter unterhalten und den Namen von meinem Partner und Mitgründer Leon erwähnt. Sie starrte mich ganz erstaunt an und sagte: “Ist das etwa Leon von Judes Family? Der kommt mir so bekannt vor.” Es stellte sich heraus, dass sie Judes-Nutzerin war und unsere Story mitbekommen hatte, weil wir sie sehr offen teilen. Das war für mich einfach ein total verrücktes Gefühl. Ich hatte unbewusst immer noch den Gedanken, dass unsere Freunde und Familie netterweise Judes kaufen. Aber in Wirklichkeit gibt es mittlerweile über 30.000 Familien da draußen, die mit Judes wickeln und noch viel mehr, die die Story mitbekommen haben. Jemanden zu treffen, der uns kannte und der überzeugt war und unsere Werte teilt, war ein super verrücktes und verbindendes Gefühl. Es hat mich vom Neuen motiviert, weiterzumachen.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Judes Family

#Interview – “User standen plötzlich vor der Wohnung meines Co-Founders”

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Gründeralltag – gibt es das überhaupt? “Ich stehe meistens um 6:30 Uhr auf, trinke einen Kaffee und mache erst einmal Sport. Nebenbei beantworte ich schon ein paar E-Mails”, sagt Loris Lange, Gründer von ArtistConnect zu seinem Start in den Tag.

“User standen plötzlich vor der Wohnung meines Co-Founders”

Freitag, 29. November 2024VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Loris Lange, Gründer von ArtistConnect. Das Berliner Startup kümmert sich um die “Demokratisierung der Musikindustrie”.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?


Ich stehe meistens um 6:30 Uhr auf, trinke einen Kaffee und mache erst einmal Sport. Nebenbei beantworte ich schon ein paar E-Mails. Dann fahre ich ins Büro. Bis 11 Uhr ist immer Zeit geblockt für Themen, die viel Ruhe und Konzentration benötigen bspw. Strategieplanungen oder Prozessoptimierungen. Anschließend starten die ersten Meetings mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?


Bevor ich meinen Laptop zuklappe, plane ich den nächsten Tag mit alle To-Do’s. Das hilft mir, wichtige Gedanken loszuwerden. Ich lasse mit meiner Freundin den Abend ausklingen und lese ganz gerne noch ein Buch oder schaue mir eine Dokumentation an.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?


Es gibt positive Dinge, die mich wahrscheinlich früher zur Gründung gebracht hätten. Zum Beispiel war ich positiv überrascht, wie viel Spaß es macht, mit einem Team an einer Lösung für Millionen von Menschen zu arbeiten. Das Feedback von Nutzern zeigt, dass wir ihr Leben positiv beeinflussen. Das ist wirklich bewegend. Ich hätte nicht gedacht, dass ich als Gründer so viel bewirken kann. Gleichzeitig gibt es auch schwierige Phasen. Zum Beispiel, wenn das Team am Product Market Fit arbeitet. In dieser Zeit probiert man viele Ideen aus. Die meisten funktionieren nicht. Auf diese Herausforderungen wäre ich gerne besser vorbereitet gewesen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?


Die größte Hürde war für mich der Ausstieg aus dem Investmentbanking. Es war schwierig, von einer planbaren Karriere in eine Welt voller Unsicherheit zu wechseln. Keiner von uns hatte vorher ein Unternehmen gegründet. Wir hatten auch noch nie eine innovative Plattform entwickelt oder Finanzierungsrunden organisiert. In unserem Umfeld gab es kaum Founder, die einen ähnlichen Weg gegangen sind. Dieser Schritt hat meine Co-Founder und mich viel Überwindung gekostet.

Wie findet man die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sein Startup?


Wir haben die besten Mitarbeiter vor allem über unser Netzwerk gefunden. Zusätzlich veröffentlichten wir online Stellenangebote. Von Anfang an gab es einen 4-stufigen Interviewprozess. In diesem Prozess prüfen wir den Culture-Fit, den Fit mit den Gründern, die Leidenschaft für das Thema und die Technical Skills. Der Prozess ist etwas komplexer und zeitaufwändiger als bei anderen Unternehmen. Für uns ist er aber der Schlüssel für erfolgreiche Einstellungen. Bisher sind 100 % der eingestellten Mitarbeiter:innen immer noch bei uns im Unternehmen.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?


Feiert eure Erfolge ab Tag 1. Für uns waren das damals der erste User, der erste Investor und die erste Berichterstattung. Mit der Zeit ändern sich die Maßstäbe, und frühere Ziele erscheinen klein. Ich kann aber sagen: Das Gefühl, als wir unseren ersten zahlenden Kunden hatten, war unglaublich. Vielleicht sogar besser als beim 100. oder 1000. Kunden.

Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?


Wir nutzen für alles Slack und Notion. Für wirklich alles.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?


Alle Teammitglieder haben eine Leidenschaft für Musik. Mit der Zeit haben sich daraus verschiedene Routinen entwickelt. Zum Beispiel schickt jedes Teammitglied wöchentlich seinen neuesten Lieblingssong in unsere Company-Channels. Bei Team-Events kreieren wir auch gemeinsam Musik. Mein persönlicher Favorit: Bei besonders erfolgreichen Songs werden wir für unsere Arbeit von Musikindustrie Instituten ausgezeichnet und erhalten Awards. Es ist großartig, das Funkeln in den Augen zu sehen, wenn ein Teammitglied den Award stolz bei sich zu Hause im Regal stehen hat.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?


Als User plötzlich vor der Wohnung meines Co-Founders standen! Es gab nämlich zwei User, die in unserem Impressum gesehen haben, dass wir die gleiche Anschrift haben wie sie selbst. Sie haben dann die Wohnungen im Haus abgeklingelt. Bei einer hat mein Co-Founder aufgemacht. Die beiden haben wohl ein Großraumbüro erwartet, stießen aber nur auf die kleine 1-Zimmer-Wohnung meines Mitgründers, die als Anschrift und Postadresse genutzt wurde. Funny enough: Die beiden User sind mittlerweile bekannte Music Producer unter dem Alias “Wooshy”.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): ArtistConnect

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