Elon Musk polarisiert derzeit mehr als zuvor — ist das ein Ablenkungsmanöver, weil es bei Tesla nicht gut läuft?

Elon Musk fällt oft durch exzentrisches Verhalten auf.

Elon Musk fällt oft durch exzentrisches Verhalten auf.

Peter Parks/Getty Images; Jenny Chang-Rodriguez/Insider

Elon Musk fällt immer wieder durch branchenuntypisches Handeln auf. Gerade dann, wenn es bei seinem wichtigsten Unternehmen Tesla nicht gut läuft.

Die Aktie des E-Autoherstellers ist seit Jahresbeginn um knapp 40 Prozent gesunken und auch die Konkurrenz rückt immer näher.

In China, dem wichtigsten Markt für Tesla, verliert der Hersteller ebenfalls immer weiter an Boden. Musks persönliche Relevanz und sein Reichtum wirken bedroht.

Elon Musk polarisiert. Ob es seine ablehnende Haltung gegenüber Home Office ist oder das Drama um die Twitter-Übernahme. Doch sein wirres Handeln ist nicht neu und hängt auch von dem Erfolg seines wichtigsten Unternehmens ab: Tesla.

Wenn Musk ängstlich genug wird, um zu handeln, liegt das daran, dass bei Tesla etwas grundlegend falsch läuft. Er machte es bereits 2018, als er seinen Tweet „Finanzierung gesichert“ wegen Wertpapierverletzung abfeuerte, als das Unternehmen kurz vor dem Bankrott stand. Und so macht er es mit ziemlicher Sicherheit jetzt. So jammert der Milliardär über Twitter-Bots und redet von einem „Geldregen“, während die Konkurrenz seines Unternehmens näher rückt und der chinesische Markt – wo Tesla den Löwenanteil seiner Gewinne erzielt – zusammenbricht. Wenn es etwas gibt, das Elon Musk im Moment ein schlechtes Gefühl gibt, dann ist es die Bedrohung seines enormen Reichtums.

Musk wiederholt sich in seinem Handeln

Von diesem Startup bekommen Gorillas und Flink ihre E-Bikes – das ist das Pitchdeck von Gethenry

  • Investorenpräsentation

Von diesem Startup bekommen Gorillas und Flink ihre E-Bikes – das ist das Pitchdeck von Gethenry

Gorillas, Flink und Mayd stellen ihren Fahrern E-Bikes. Die bekommen die Startups von Gethenry vermietet. Ein Geschäft, das Investoren kürzlich mit 16 Millionen antrieben.

Der Gründer und CEO von Gethenry: Luis Orsini-Rosenberg.

Der Gründer und CEO von Gethenry: Luis Orsini-Rosenberg.

Gethenry

Während Fahrradkuriere in zehn Minuten Lebensmittel und Essen zum Kunden bringen, stattet sie Gethenry mit der nötigen Hardware aus. Das Berliner Startup vermietet E-Bikes an Lieferdienste wie Gorillas, Flink und die Online-Apotheke Mayd. Die Unternehmen leihen sich die Räder zwölf bis 36 Monate aus, wobei sich Gethenry auch darum kümmert, kaputte Komponenten auszutauschen und die Räder zu reparieren. Das ist einerseits nachhaltig, weil Fahrräder so länger im Einsatz bleiben. Andererseits kann Mitgründer und CEO Luis Orsini-Rosenberg über den Einkaufspreis der E-Bikes hinaus Umsätze erwirtschaften.

Mit seinem Verleihdienst füllt der Ex-Uber-Manager im Liefersegment eine Nische aus: Denn Zeit, um eigene Fahrräder zu kaufen oder herzustellen, bleibt Gorillas, Flink und Co. nicht. „Die Firmen sehen sich als Tech-Unternehmen und weniger als Logistikbetreiber. Sie müssten ein Zweit-Business neben dem Kerngeschäft aufbauen“, erklärte der CEO im Gespräch mit Gründerszene.

Seed-Finanzierung bringt Gethenry 16,5 Millionen Euro ein

Gethenrys Potenzial erkennen außerdem Investoren und Business Angels aus der Mobility-Branche. So sammelte das Startup in seiner jüngsten Seed-Finanzierungsrunde insgesamt 16,5 Millionen Euro ein – zehn Millionen davon Eigenkapital, die restlichen 6,5 Millionen Fremdkapital. Angeführt hat die Runde der Londoner VC Local Globe, der neben Gethenry unter anderem die Fintechs Robinhood und Wise im Portfolio listet. Zudem beteiligten sich die Risikokapitalfirmen Greenpoint Partners, EnbW New Ventures, Founder Collective, Third Sphere und Visionaries Club. Der CEO des E-Scooter Startups Voi, Fredrik Hjelm, stieg als Business Angel bei der Berliner Firma ein. Ebenfalls Anteile haben der ehemalige Tier-COO Roge Hassan und Jan Dzulko von Everphone gekauft.

Aktuelle News

Anti-Tesla aus Holland: Das Startup Lightyear will mit seinen Solarautos die E-Mobilität effizienter machen — zu einem hohen Preis

Lightyear hat sich beim Design gänzlich auf die Aerodynamik konzentriert und dabei wenig Wert auf Trends gelegt.

Lightyear hat sich beim Design gänzlich auf die Aerodynamik konzentriert und dabei wenig Wert auf Trends gelegt.

Lightyear

Die branchentypischen Leistungsexzesse und Infotainment-Gimmicks sind dem niederländischen Startup Lightyear fern. Die Gründer setzen stattdessen konsequent auf eine möglichst hohe Effizienz.

Der streng limitierte Erstling Lightyear One setzt auf dem Gebiet neue Maßstäbe und fährt im Idealfall im Alltag nur mit der Kraft der Sonne. Der voraussichtliche Aerodynamik-Weltmeister kostet jedoch 150.000 bis 250.000 Euro.

Lightyears Chefingenieur Arjo van der Ham erklärt im Business-Insider-Interview das Geheimnis hinter der hohen Effizienz sowie die selbstbewusste Preispolitik.

Ein Großteil der Autobauer geht bei ihren aktuellen Elektromodellen nach dem Prinzip „höher, weiter, schneller“ vor, um die leistungsverwöhnte und nach Statussymbolen dürstende Kundschaft zu befriedigen.

Beispiele dafür gibt es viele: Sei es das Tesla Model S Plaid, das mit über tausend PS nach nur 2,1 Sekunden die 100 km/h-Marke durchbricht und so neue Beschleunigungsrekorde aufstellt oder der vier Tonnen schwere Hummer EV, dessen monströse 200 kWh-Batterie alleine so viel wiegt wie ein durchschnittlicher Kompaktwagen.

Auch die deutschen Autobauer haben sich bei ihren elektrischen Erstlingen teilweise diesem neuen Exzess verschrieben, wie der sich über das gesamte Armaturenbrett ziehende „Hyperscreen“ des Mercedes EQS beweist. Das niederländische Startup Lightyear schwimmt gegen den Strom und setzt stattdessen auf ein minimalistisches Kontrastprogramm.

Lightyear setzt andere Prioritäten

Anstatt mit den branchenüblichen dreistelligen PS-Zahlen, einem riesigen Stromspeicher und gigantischen Touchscreens, die allesamt auf Kosten der Effizienz gehen, setzt das erste Fahrzeug des 2016 gegründeten Unternehmens auf Sparsamkeit. Auf hundert Kilometern soll der fünf Meter lange Lightyear One im Format des Tesla Model S laut Aussage des Herstellers nur 8,45 kWh Strom verbrauchen.

Zum Vergleich: Der Normverbrauch des deutlich kompakteren Tesla Model 3 Long Range liegt bei 16 kWh. Im neuesten Elektroauto-Verbrauchstest des ADAC genehmigte sich das meistverkaufte Elektroauto der Welt sogar 20,9 Kilowattstunden. Die meisten Konkurrenzmodelle des Tesla gehen den Testergebnissen zufolge noch verschwenderischer mit der Energie um. „Unser Unternehmen hat einen besonders guten Blick darauf, wo die Verluste herkommen und wo diese anfallen“, erklärt Lightyears Technik-Chef Arjo van der Ham im Gespräch mit Business Insider den niedrigen Verbrauch.

Das einzige vollwertige Solarauto

Der Lightyear One verfügt über ein technisches Alleinstellungsmerkmal, das ihn nicht nur klimafreundlicher, sondern auch im Alltag deutlich praktischer sowie im Unterhalt günstiger machen soll. Ein insgesamt fünf Quadratmeter große Fläche, die sich von der Fronthaube bis zur Abrisskante des Hecks zieht, ist mit Solarzellen bestückt und speist zusätzlichen Strom in die Batterie. Dies machten One zum aktuell einzigen PKW-Modell, das als vollwertiges Solarauto bezeichnet werden kann.

Nach Ansicht des Unternehmens spielt der One deshalb in seiner eigenen Liga: „Um ehrlich zu sein, sehen wir keinen direkten Konkurrenten. Auch, weil der Lightyear One ein echtes Kleinserienmodell ist. Die Käufer wollen Teil unserer Mission sein und es gibt aktuell eben nur ein Auto dieser Art“, sagt van der Ham im Gespräch mit Business Insider.

Die Serienversion soll sich nur anhand von kleinen Details von diesem Prototypen unterscheiden.

Die Serienversion soll sich nur anhand von kleinen Details von diesem Prototypen unterscheiden.

Lightyear

Die Gründer kennen sich mit dem Konzept aus

Dass ausgerechnet ein Startup mit einer aktuell rund 400-köpfigen Belegschaft dem Solarauto zum Durchbruch verhelfen möchte, ist kein Zufall. Die Gründer von Lightyear, zu denen auch van der Ham gehört, nahmen für die technische Universität Eindhoven ab 2013 an der World Solar Challenge teil. Die Niederländer gewannen das Rennen mit ihrem ausschließlich von Solarkraft angetriebenen und selbstentwickelten Fahrzeug viermal in Folge.

Mit dem Lightyear One möchten sie ab diesem Jahr beweisen, dass die aktuell noch exotisch anmutende Antriebsart auch im Alltag große Vorteile bietet. Die gemeinsam mit einem deutschen Unternehmen entwickelte Batterie wird tagsüber sowohl im Stand, als auch während der Fahrt ständig mit frischem Strom gespeist.

Mit der Sonnenkraft klimaneutral durch den Alltag

Wenn man die durchschnittlichen Sonnenstunden in Amsterdam zugrunde legt, sollen so im Schnitt täglich 20 Kilometer nur mit der Sonnenenergie zurückgelegt werden. An besonders sonnigen Tagen sowie in südlicheren Gefilden sind es laut dem Hersteller sogar bis zu 80 Kilometer. „Die für den Arbeitsweg benötigte Energie wird von der Sonne bereitgestellt, man muss das Auto also meist nur für Langstrecken laden“, so der Chefingenieur.

Lightyear-Kunden sollen deshalb nicht zwanghaft auf eine heimische Lademöglichkeit angewiesen und im Vergleich zu Besitzern konventioneller Elektrofahrzeuge unabhängiger von der teils noch dürftigen Ladeinfrastruktur sein. Das Solarauto käme daher auch für Laternenparker infrage.

Skeptikern soll der Umstieg erleichtert werden

„Wir sehen den Lightyear One nicht als Rivalen von anderen E-Autos. Wir haben ihn stattdessen so konzipiert, dass er gegen Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor antritt. Das Auto soll ein Angebot an alle Leute sein, die mit den anderen Elektroautos auf dem Markt nicht zufrieden sind“, erklärt van der Ham die Grundidee hinter der Elektrolimousine.

Um den niedrigen Stromverbrauch zu erreichen, musste das E-Auto von Grund auf neu gedacht werden. Anstatt sich an dem in der Branche üblichen Layout für EVs zu orientieren, hat Lightyear den One so konzipiert, dass ein Großteil der Bauteile kleiner dimensioniert werden konnten. Das macht sich vor allem beim Leergewicht bemerkbar. Ein seriennaher Prototyp bringt nur 1,3 Tonnen auf die Waage. Für das Serienmodell, welches im Sommer enthüllt werden soll, erwartet der Autobauer nur einen minimalen Gewichtsanstieg.

Zum Vergleich: Der ähnlich große Mercedes EQE bringt beispielsweise rund 2,2 Tonnen auf die Waage. Auch das funktionale Design, welches konsequent auf eine optimale Aerodynamik ausgelegt ist, spielt beim Erreichen des Spitzenverbrauchs eine große Rolle. Der cW-Wert des optisch nicht unbedingt massentauglichen Lightyear One soll laut einer Pressemitteilung des Herstellers unter dem aktuellen Bestwert von 0,20 liegen.

Für einen möglichst geringen Luftwiderstand wurde der hintere Radkasten halb abgedeckt.

Für einen möglichst geringen Luftwiderstand wurde der hintere Radkasten halb abgedeckt.

Lightyear

Über 700 Kilometer Reichweite

Eine genaue Zahl möchten die Niederländer zwar noch nicht veröffentlichen, auf Nachfrage von Business Insider hat van der Ham aber bestätigt, dass der Erstling den aktuellen Weltrekordhalter Mercedes EQS voraussichtlich vom Thron stoßen wird. Auf dem Datenblatt des Lightyear One steht eine Reichweite von 725 Kilometern. Unter idealen Witterungsbedingungen sollen dank der Solarzellen sogar bis zu 800 Kilometer drin sein.

Angesichts der vergleichsweise eher moderaten Batteriekapazität von 60 Kilowattstunden ist diese Reichweite beeindruckend. Der knapp 1.000 Kilo schwerere Mercedes EQS hat zwar mit reinem Heckantrieb und dem größten Akku eine Norm-Reichweite von 784 Kilometer, der Stromspeicher ist mit einer Kapazität von 107 kWh aber auch fast doppelt so groß.

„Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge geht nur deshalb relativ langsam voran, weil sich die Menschen immer noch Bedenken bei der Reichweite, den Kosten und dem Laden haben. Dieselben Punkte, wie vor zehn Jahren. Wenn man das Auto effizienter macht, kann man unserer Meinung nach auf allen drei Feldern einen Home Run erzielen“, bekräftigt der Chefingenieur den konsequenten Effizienz-Gedanken des Unternehmens.

Bewusst bodenständige Fahrleistungen

Auch beim Antrieb ging Lightyear einen anderen Weg als die meisten Elektroautobauer. Anstatt wie üblich an jeder Achse jeweils einen Elektromotor zu platzieren, ist der Lightyear One mit vier Radnabenmotoren ausgestattet, die besonders kompakt sind und daher direkt in die Felge integriert werden konnten. So konnten die üblichen Verluste verhindert werden, die bei anderen E-Autos auf dem Weg vom Motor an die Räder anfallen.

Die Systemleistung beträgt bescheidene 100 kW (136 PS), was dank des niedrigen Gewichts und der exzellenten Aerodynamik aber trotzdem für eine Null auf Hundert-Sprintzeit von weniger als zehn Sekunden reichen soll. Die Serienversion soll bei 160 km/h elektronisch abgeregelt werden. Auch hier zeigt sich, dass Leistungseskapaden à la Tesla oder Lucid bei der Entwicklung keine Priorität waren und sich die Niederländer stattdessen auf einen möglichst niedrigen Verbrauch und eine hohe Alltagstauglichkeit konzentriert haben.

100.000 Euro mehr für das gleiche Auto

Im krassen Gegensatz zu den bodenständigen Fahrleistungen steht die Preispolitik des niederländischen Unternehmens. Die sogenannte „Pioneer Edition“ konnte bereits seit vergangenem Jahr für üppige 150.000 Euro vorbestellt werden. Seit dem 1. März ist nur noch die zweite Charge bestellbar, die den Beinamen „Limited Edition“ trägt, sich in Sachen Technik und Ausstattung kaum unterscheidet, aber mit 250.000 Euro trotzdem nochmals 100.000 Euro teurer ist.

„Da wir den Großteil der Technologie In-House fertigen, müssen wir all unsere Entwicklungs- und Herstellungskosten reinholen und diese werden nun mal nicht auf mehrere zehn- oder hunderttausende, sondern nur auf eine limitierte Zahl von weniger als 1.000 Autos verteilt“ rechtfertigt Arjo van der Ham den Kaufpreis von Lightyears Erstling. „Wir machen wirklich keine ausgefallenen Sachen, die allgemein extrem teuer sind. Es ist aber einfach kostspielig, so etwas in kleinen Stückzahlen zu produzieren.“

Tests mit getarnten Prototypen haben gezeigt, dass der Lightyear One auch bei hohen Geschwindigkeiten sparsam ist.

Tests mit getarnten Prototypen haben gezeigt, dass der Lightyear One auch bei hohen Geschwindigkeiten sparsam ist.

Lightyear

„Wir können das verlangen“

Außerdem werde die Preispolitik seiner Ansicht nach vom Markt akzeptiert. „Da es sich bei ihm um ein limitiertes Fahrzeug handelt, sind die Interessenten für den Lightyear One zum großen Teil Botschafter, die nicht nur hinter der Marke, sondern auch hinter dem Gesamtkonzept einer Zukunft nachhaltiger Mobilität stehen. Bei vielen Kunden handelt es sich daher gleichzeitig auch um Investoren“ sagt der Chefingenieur. Den Preisunterschied zwischen den beiden Versionen in Höhe von 100.000 Euro erklärt van der Ham so: „Wir können das verlangen. Wenn wir es nicht tun würden, wäre es eine verpasste Gelegenheit.“

Ihrer eigenen Aussage nach hatten die Holländer das Start-up ursprünglich gegründet, um E-Mobilität zu demokratisieren. „Mit einem mindestens 150.000 Euro teuren Auto macht man die E-Mobilität definitiv nicht für jedermann erschwinglich. Mit dem Lightyear One wollen wir der Welt stattdessen zeigen, dass es möglich ist und die dafür notwendige Technik funktioniert“, sagt der Niederländer.

„Wir möchten, dass unsere Autos so schnell wie möglich in die Hände der Kunden kommen. Wenn wir jedoch gleich in die Großserienfertigung eingestiegen wären, wäre das Risiko bedeutend größer gewesen,“ begründet van der Ham die Entscheidung, den Lightyear One nur in einer kleinen Stückzahl aufzulegen.

2025 soll der große Durchbruch kommen

2024 oder Anfang 2025 soll mit dem Lightyear Two dann das Auto folgen, wegen dem die Freunde das Unternehmen vor sechs Jahren überhaupt gegründet hatten. Das Modell soll das von seinem exklusiven Vorgänger bekannte Antriebskonzept übernehmen, mit einem Grundpreis von voraussichtlich 30.000 Euro aber deutlich massentauglicher sein und dem Solarauto in der Masse zum Durchbruch verhelfen.

Außer dass die Batterie und damit auch die Reichweite kleiner ausfallen sollen, sind über das zukünftige Fahrzeug bisher noch keine Details nach aussen gedrungen. Die Leasing-Gesellschaft LeasePlan setzt aber so große Hoffnungen in Lightyear, dass sie bereits 5.000 Exemplare des familientauglicheren E-Autos vorbestellt hat.

Aufgrund der hohen Popularität der Fahrzeugart wird der Lightyear Two höchstwahrscheinlich in der Form eines SUV oder Crossovers auf den Markt kommen. Im Rahmen des Interviews mit Business Insider hat der Chefingenieur verhaltene Andeutungen in diese Richtung gemacht.

Seriennahe Prototypen sind bereits auf niederländischen Straßen unterwegs.

Seriennahe Prototypen sind bereits auf niederländischen Straßen unterwegs.

Lightyear

Auch das Klima soll von dem Konzept profitieren

Von der bewusst reduzierten Bauweise und der daraus resultierenden hohen Effizienz sollen übrigens nicht nur die Fahrer der Solarautos profitieren. Die Ausrichtung soll auch das Klima schonen. Laut Arjo van der Ham soll der Lightyear One bei der Klimabilanz schon nach 10 bis 30.000 Kilometern, je nach dem lokalen Strommix, einen klaren Vorteil gegenüber einem neuen Verbrenner haben. Bei konventionell konzipierten E-Autos in dieser Größenordnung liegt dieser Break-eben Point erst deutlich höheren Laufleistungen an.

Die Industrie könnte dem Beispiel folgen

Der Niederländer glaubt, dass der Rest der Industrie dem Vorbild seines Unternehmens auf lange Sicht folgen könnte: „Fast alles was sich derzeit in der Entwicklung befindet, ist auf eine möglichst hohe Leistung oder möglichst große Touchscreens ausgelegt. Es wird zwar eine Weile dauern, ich glaube aber, dass einige Hersteller umdenken werden.“

Der Pionier Tesla habe nach Ansicht von van der Ham gezeigt, dass Elektroautos und die E-Mobilität im Allgemeinen machbar und in manchen Bereichen sogar besser als konventionell angetriebene Fahrzeuge sind. Damit hätten die Amerikaner eine Akzeptanz seitens der Öffentlichkeit geschaffen. 

„Wir glauben jedoch, dass eine große Mehrheit ein bodenständigeres E-Auto möchte, welches sie beispielsweise als Familienfahrzeug nutzen können. Dieses muss nicht unbedingt in unter drei Sekunden von Null auf Hundert beschleunigen. Es geht eher um Effizienz, ein üppiges Platzangebot und niedrige Unterhaltskosten“, bringt Lightyears Technik-Chef die Vision seines Startups auf den Punkt.

Der Chefingenieur Arjo van der Ham sieht für die Solarkraft im Auto eine strahlende Zukunft.

Der Chefingenieur Arjo van der Ham sieht für die Solarkraft im Auto eine strahlende Zukunft.

Lightyear

Volkswagen arbeitet weiter an der Brennstoffzelle — das beweist ein still und leise veröffentlichtes Patent

Intern arbeitet Volkswagen weiter an der Brennstoffzelle, auch wenn nach außen hin etwas anderes kommuniziert wird.

Intern arbeitet Volkswagen weiter an der Brennstoffzelle, auch wenn nach außen hin etwas anderes kommuniziert wird.

Ole Spata/picture alliance via Getty Images

Volkswagen möchte nach außen hin den Anschein erwecken, sich voll und ganz dem batterieelektrischen Antrieb verschrieben zu haben. Im kleineren Maßstab arbeiten die Wolfsburger aber weiter an der Brennstoffzelle.

Das beweist unter anderem ein neues Patent, das VW gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Kraftwerk TUBES GmbH angemeldet hat. Die Technologie wurde in einer Kooperation entwickelt und soll in Pkw und Nutzfahrzeugen eingesetzt werden.

Sascha Kühn, der Gründer und Chef von Kraftwerk, erklärt im Gespräch mit Business Insider die Besonderheiten der firmeneigenen Brennstoffzellen und nennt einen konkreten Zeitplan.

Nach außen hin stellt sich Volkswagen gern als Elektropionier unter den etablierten Autoherstellern dar, der sich voll und ganz dem batterieelektrischen Antrieb verschrieben hat. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen will sich der Wolfsburger Konzern so einen grünen Ruf erarbeiten, um nach dem Dieselskandal sein ramponiertes Image aufzubessern. Zudem kommt eine konsequente Elektrifizierungsstrategie nach dem Vorbild Teslas an der Börse und bei Branchenanalysten gut an.

Konkurrenten wie Toyota oder BMW, die kommunizieren, dass sie weiter am Wasserstoffantrieb und an neuen Verbrennungsmotoren arbeiten, werden dagegen als inkonsequent und nicht fokussiert genug gescholten. Wenn es nach VW-Chef Herbert Diess geht, gibt es sowohl bei Pkw als auch Nutzfahrzeugen keine Alternative zur Batterie. Damit liegt er ganz auf der Linie seines technologischen Vorbilds Elon Musk. Der Tesla-CEO hatte die Brennstoffzelle (auf Englisch Fuel Cell) im Juni 2020 auf Twitter als „Fools Cell“, also „Idioten-Zelle“ verspottet.

Herbert Diess stellt sich gegen die Technologie

Diess nahm im Mai 2021 eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK) zum Anlass, seine ablehnende Haltung gegenüber der Antriebsart zu verdeutlichen. Die PIK-Studie kam zu dem Ergebnis, dass Autos mit H2-Antrieb mittelfristig nicht dazu geeignet seien, die klassischen Verbrenner auf breiter Front zu ersetzen. Im Vergleich zu batterieelektrischen Pkw ist deren Wirkungsgrad deutlich schlechter, während der klimafreundliche grüne Wasserstoff – zumindest in den kommenden Jahren – nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen wird.

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Der VW-Chef twitterte daraufhin: „Das Wasserstoff-Auto ist nachgewiesen nicht die Klimalösung. Im Verkehr hat sich die Elektrifizierung durchgesetzt. Scheindebatten sind reine Zeitverschwendung. Bitte auf die Wissenschaft hören!“ Auch markierte er die damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) sowie den damaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in seinem Tweet.

Neue Patente beweisen das Gegenteil

Auch wenn sich der zweitgrößte Autobauer der Welt öffentlich gegen den H2-Antrieb und die Brennstoffzelle ausspricht, möchte er sich zu dieser Technologie offenbar ein Hintertürchen offenhalten. Dass die Wolfsburger – entgegen zahlreicher Vorurteile – technologisch keine Scheuklappen aufhaben, beweist unter anderem das Patent einer speziellen Brennstoffzelle, das der Konzern gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Kraftwerk TUBES GmbH angemeldet hat. Ende Januar wurde dieses still und leise veröffentlicht.

Volkswagen wird darin nicht nur explizit als Anwender dieser Technologie genannt, sondern war laut Kraftwerk-Chef Sascha Kühn auch aktiv an der Entwicklung beteiligt. „Das läuft eigentlich immer so, dass wir die Kerntechnologie liefern und dann gemeinsam mit den Ingenieuren des Herstellers diese weiterentwickeln und das Fahrzeug konzipieren“, sagt der Gründer des Unternehmens im Gespräch mit Business Insider.

Eine Membran aus Keramik soll Vorteile bringen

„Der Hauptunterschied zu den Brennstoffzellen von Hyundai und Toyota ist, dass wir auf eine Keramikmembran statt der üblichen Kunststoffmembran setzen. Das ist ein Riesenunterschied. Wir sind der einzige Hersteller dieser Technologie, der die Keramikmembran so produziert, dass die Brennstoffzelle schnell gestartet werden kann“, erklärt Kühn.

Diese Besonderheit bringe auch finanzielle Vorteile mit sich: „Der große Vorteil unserer Lösung ist, dass sie im Vergleich zur polymeren Brennstoffzelle deutlich günstiger produziert werden kann und komplett ohne Platin auskommt.“ Das Edelmetall treibe bei herkömmlichen Brennstoffzellen die Kosten in die Höhe.

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Dank der Keramikmembran würden sich zudem die aufwendigen und kostenintensiven Systeme erübrigen, die Hyundai und Toyota verbauen, um die Kunststoffmembran ihrer Brennstoffzellen zu befeuchten. Diese würden ansonsten bei Temperaturen unter null Grad einfrieren beziehungsweise in wärmeren Weltregionen ständig austrocknen. Zeitgleich muss die Temperatur in dem System immer über 40 Grad gehalten werden, da sich sonst Bakterien und Pilze bilden, die das System verschmutzen.

Die Technologie ähnelt der Feststoffbatterie

Kraftwerks Technologie ähnele der neuartigen Batterie, an der die Autobauer seit Jahren mit Hochdruck arbeiten und ihn die sie große Hoffnungen setzen: „Die Feststoffbatterie wäre technologisch fast mit unserer Lösung gleichzusetzen. Die beiden haben beinahe dieselben Elektrolyte und einen ähnlichen Materialaufbau. Die Feststoffbatterien haben nur ein festes Material als Energiespeicher, während diesen Part bei unserer Brennstoffzelle Gas übernimmt“, erklärt Kühn.

„Lithium ist definitiv kein Weg. Die Feststoffbatterie wäre eine Option, die ist aber noch nicht so weit“, sagt der Ingenieur über den Stromspeicher der aktuellen Generation. Der Kraftwerk-Gründer sieht seine Technologie als Alternative für Autofahrer, die zu Hause keine adäquate Lademöglichkeit haben oder ihre Zeit nicht an Ladesäulen verschwenden möchten. Zudem soll die hauseigene Brennstoffzelle in Sachen Reichweite in ungeahnte Dimensionen vorstoßen können: „Mit einer Tankfüllung kommen wir bis zu 2.000 Kilometer weit“, so Kühn.

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„Bei unserer Brennstoffzelle entsteht Abwärme, die mit rund 400 Grad in einem nutzbaren Bereich liegt. Beim batterieelektrischen Antrieb hat man das nicht. Über einen Wärmetauscher kann man mit ihr sowohl eine Heizung als auch eine Klimaanlage betreiben, ohne dass dafür zusätzlich Strom verbraucht wird.“

Bis 2026 soll der Antrieb in Serie gehen

Zugleich gibt er zu, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis die Brennstoffzelle von Kraftwerk ihr Debüt in einem Großserienfahrzeug feiern kann: „Wir kommen der Batterie noch lange nicht in die Quere. Diese Technologie kann gerne noch gefördert werden, bis wir mit unserer Technologie in Serie kommen.“

Das sächsische Unternehmen, das auch im Silicon Valley sowie in Hongkong Niederlassungen unterhält und weltweit 60 Mitarbeiter beschäftigt, ist der Produktionsstandort in Dresden laut Kühn bereits für die Fertigung der röhrenförmigen Zellen gerüstet: „Das ist schon eine halbe Gigafabrik. Wir können knapp 50.000 dieser Tubes pro Tag produzieren.“

Der Zeitplan der 2016 ins Leben gerufenen GmbH ist im Automobilsektor straff: „Unabhängig vom Hersteller lautet unsere Zielvorgabe, dass unsere Technologie 2026 in einem Serienfahrzeug auf den Markt kommen soll. Wir reden hier von Serien in einer Größenordnung von etwa 10.000 Fahrzeugen, die sich auf mehrere Autobauer verteilen.“

Infiniti gibt Kooperation bekannt

Kraftwerk arbeitet laut eigener Aussage aktuell mit mehreren Herstellern zusammen. Nissans Edelmarke Infiniti hat die Kooperation mit den Sachsen bereits öffentlich bekannt gegeben. „Wir starten jetzt in die Prototypen-Phase“, sagt Kühn. Die negativen Aussagen von Herbert Diess hätten für sein Unternehmen unangenehmen Folgen gehabt: „Nachdem Volkswagen nach außen hin kommunizierte, dass die Brennstoffzelle im Auto keine Zukunft habe, hatten einige unserer Zulieferer Angst, dass auch unsere Projekte mit VW eingestellt werden und andere Hersteller sich ebenfalls von ihren Plänen verabschieden könnten.“

Volkswagens ehemaliger Chefstratege Michael Jost kommunizierte im Gegensatz zu Konzernchef Diess offen, dass die hauseigenen Ingenieure weiterhin an der H2-Brennstoffzelle arbeiten. Im Herbst 2019 sagte er in einem Interview mit der Automobilwoche: „Auf lange Sicht, grob geschätzt zum Ende des nächsten Jahrzehnts, kommt Wasserstoff zusätzlich als Energieträger für elektrisch angetriebene Fahrzeuge in Betracht.“

VWs MPE-Plattform ist darauf ausgerichtet

Die geplante Konzernplattform MPE (Modulare Plattform Elektro) soll nach Aussage des Managers sowohl mit batterieelektrischen Antrieben als auch mit der Brennstoffzelle kompatibel sein. Dass Jost erst ab Ende der 2020er-Jahre eine Chance für die Brennstoffzelle sieht, hat laut Sascha Kühn einen einfachen Grund: „Bei dieser Diskussion geht es um Wasserstoff. Wir können bei unserer Technologie aber neben H2 auch E-Fuels, LPG und CNG nutzen. Bei Letzterem haben wir sogar einen höheren Wirkungsgrad.“

Die beiden Gasarten LPG und CNG dürften die Klimabilanz des Brennstoffzellenantriebs im Vergleich zum Betrieb mit Wasserstoff zwar verschlechtern, sie haben aber einen entscheidenden Vorteil. Im Gegensatz zu H2 sind sie schon heute deutschlandweit an tausenden Tankstellen verfügbar. Daher kann die bestehende Infrastruktur weitergenutzt werden.

Klimaneutral bis zum Jahr 2050

Die Wolfsburger bestätigen zwar, dass der Konzern die Entwicklung der Brennstoffzelle nicht komplett aufgegeben hat. Der Autobauer gibt sich bei diesem Thema aber weiter betont zurückhaltend: „Zur Erreichung unseres Zieles bis 2050 bilanziell CO2-neutral zu sein, bewerten wir permanent neue technische Innovationen und sichern diese für unser Unternehmen. Eine gängige Form der Technologieabsicherung sind Patente. Patente bedeuten aber in der Regel nicht, dass diese Technologie auch zwangsläufig umgesetzt werden“, antwortet VW auf eine Anfrage von Business Insider.

Die Brennstoffzellen-Aktivitäten des Konzerns beschränken sich übrigens nicht nur auf die Zusammenarbeit mit der Kraftwerk TUBES GmbH. Auch die Premiumtochter Audi beschäftigt sich entgegen der öffentlich kommunizierten Konzentration auf reine E-Autos weiter mit der Antriebsart. Das stellen mehrere Patente unter Beweis, die ebenfalls im Januar veröffentlicht wurden.

Von den politischen Grundvoraussetzungen und der Verfügbarkeit des grünen Wasserstoffs wird es abhängen, ob die Brennstoffzelle tatsächlich das Potenzial besitzt, innerhalb des VW-Konzerns eine Alternative zur Batterie darzustellen – oder diese möglicherweise zu ersetzen.

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