Volkswagen arbeitet weiter an der Brennstoffzelle — das beweist ein still und leise veröffentlichtes Patent

Intern arbeitet Volkswagen weiter an der Brennstoffzelle, auch wenn nach außen hin etwas anderes kommuniziert wird.

Intern arbeitet Volkswagen weiter an der Brennstoffzelle, auch wenn nach außen hin etwas anderes kommuniziert wird.

Ole Spata/picture alliance via Getty Images

Volkswagen möchte nach außen hin den Anschein erwecken, sich voll und ganz dem batterieelektrischen Antrieb verschrieben zu haben. Im kleineren Maßstab arbeiten die Wolfsburger aber weiter an der Brennstoffzelle.

Das beweist unter anderem ein neues Patent, das VW gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Kraftwerk TUBES GmbH angemeldet hat. Die Technologie wurde in einer Kooperation entwickelt und soll in Pkw und Nutzfahrzeugen eingesetzt werden.

Sascha Kühn, der Gründer und Chef von Kraftwerk, erklärt im Gespräch mit Business Insider die Besonderheiten der firmeneigenen Brennstoffzellen und nennt einen konkreten Zeitplan.

Nach außen hin stellt sich Volkswagen gern als Elektropionier unter den etablierten Autoherstellern dar, der sich voll und ganz dem batterieelektrischen Antrieb verschrieben hat. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen will sich der Wolfsburger Konzern so einen grünen Ruf erarbeiten, um nach dem Dieselskandal sein ramponiertes Image aufzubessern. Zudem kommt eine konsequente Elektrifizierungsstrategie nach dem Vorbild Teslas an der Börse und bei Branchenanalysten gut an.

Konkurrenten wie Toyota oder BMW, die kommunizieren, dass sie weiter am Wasserstoffantrieb und an neuen Verbrennungsmotoren arbeiten, werden dagegen als inkonsequent und nicht fokussiert genug gescholten. Wenn es nach VW-Chef Herbert Diess geht, gibt es sowohl bei Pkw als auch Nutzfahrzeugen keine Alternative zur Batterie. Damit liegt er ganz auf der Linie seines technologischen Vorbilds Elon Musk. Der Tesla-CEO hatte die Brennstoffzelle (auf Englisch Fuel Cell) im Juni 2020 auf Twitter als „Fools Cell“, also „Idioten-Zelle“ verspottet.

Herbert Diess stellt sich gegen die Technologie

Diess nahm im Mai 2021 eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK) zum Anlass, seine ablehnende Haltung gegenüber der Antriebsart zu verdeutlichen. Die PIK-Studie kam zu dem Ergebnis, dass Autos mit H2-Antrieb mittelfristig nicht dazu geeignet seien, die klassischen Verbrenner auf breiter Front zu ersetzen. Im Vergleich zu batterieelektrischen Pkw ist deren Wirkungsgrad deutlich schlechter, während der klimafreundliche grüne Wasserstoff – zumindest in den kommenden Jahren – nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen wird.

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Der VW-Chef twitterte daraufhin: „Das Wasserstoff-Auto ist nachgewiesen nicht die Klimalösung. Im Verkehr hat sich die Elektrifizierung durchgesetzt. Scheindebatten sind reine Zeitverschwendung. Bitte auf die Wissenschaft hören!“ Auch markierte er die damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) sowie den damaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in seinem Tweet.

Neue Patente beweisen das Gegenteil

Auch wenn sich der zweitgrößte Autobauer der Welt öffentlich gegen den H2-Antrieb und die Brennstoffzelle ausspricht, möchte er sich zu dieser Technologie offenbar ein Hintertürchen offenhalten. Dass die Wolfsburger – entgegen zahlreicher Vorurteile – technologisch keine Scheuklappen aufhaben, beweist unter anderem das Patent einer speziellen Brennstoffzelle, das der Konzern gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Kraftwerk TUBES GmbH angemeldet hat. Ende Januar wurde dieses still und leise veröffentlicht.

Volkswagen wird darin nicht nur explizit als Anwender dieser Technologie genannt, sondern war laut Kraftwerk-Chef Sascha Kühn auch aktiv an der Entwicklung beteiligt. „Das läuft eigentlich immer so, dass wir die Kerntechnologie liefern und dann gemeinsam mit den Ingenieuren des Herstellers diese weiterentwickeln und das Fahrzeug konzipieren“, sagt der Gründer des Unternehmens im Gespräch mit Business Insider.

Eine Membran aus Keramik soll Vorteile bringen

„Der Hauptunterschied zu den Brennstoffzellen von Hyundai und Toyota ist, dass wir auf eine Keramikmembran statt der üblichen Kunststoffmembran setzen. Das ist ein Riesenunterschied. Wir sind der einzige Hersteller dieser Technologie, der die Keramikmembran so produziert, dass die Brennstoffzelle schnell gestartet werden kann“, erklärt Kühn.

Diese Besonderheit bringe auch finanzielle Vorteile mit sich: „Der große Vorteil unserer Lösung ist, dass sie im Vergleich zur polymeren Brennstoffzelle deutlich günstiger produziert werden kann und komplett ohne Platin auskommt.“ Das Edelmetall treibe bei herkömmlichen Brennstoffzellen die Kosten in die Höhe.

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Dank der Keramikmembran würden sich zudem die aufwendigen und kostenintensiven Systeme erübrigen, die Hyundai und Toyota verbauen, um die Kunststoffmembran ihrer Brennstoffzellen zu befeuchten. Diese würden ansonsten bei Temperaturen unter null Grad einfrieren beziehungsweise in wärmeren Weltregionen ständig austrocknen. Zeitgleich muss die Temperatur in dem System immer über 40 Grad gehalten werden, da sich sonst Bakterien und Pilze bilden, die das System verschmutzen.

Die Technologie ähnelt der Feststoffbatterie

Kraftwerks Technologie ähnele der neuartigen Batterie, an der die Autobauer seit Jahren mit Hochdruck arbeiten und ihn die sie große Hoffnungen setzen: „Die Feststoffbatterie wäre technologisch fast mit unserer Lösung gleichzusetzen. Die beiden haben beinahe dieselben Elektrolyte und einen ähnlichen Materialaufbau. Die Feststoffbatterien haben nur ein festes Material als Energiespeicher, während diesen Part bei unserer Brennstoffzelle Gas übernimmt“, erklärt Kühn.

„Lithium ist definitiv kein Weg. Die Feststoffbatterie wäre eine Option, die ist aber noch nicht so weit“, sagt der Ingenieur über den Stromspeicher der aktuellen Generation. Der Kraftwerk-Gründer sieht seine Technologie als Alternative für Autofahrer, die zu Hause keine adäquate Lademöglichkeit haben oder ihre Zeit nicht an Ladesäulen verschwenden möchten. Zudem soll die hauseigene Brennstoffzelle in Sachen Reichweite in ungeahnte Dimensionen vorstoßen können: „Mit einer Tankfüllung kommen wir bis zu 2.000 Kilometer weit“, so Kühn.

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„Bei unserer Brennstoffzelle entsteht Abwärme, die mit rund 400 Grad in einem nutzbaren Bereich liegt. Beim batterieelektrischen Antrieb hat man das nicht. Über einen Wärmetauscher kann man mit ihr sowohl eine Heizung als auch eine Klimaanlage betreiben, ohne dass dafür zusätzlich Strom verbraucht wird.“

Bis 2026 soll der Antrieb in Serie gehen

Zugleich gibt er zu, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis die Brennstoffzelle von Kraftwerk ihr Debüt in einem Großserienfahrzeug feiern kann: „Wir kommen der Batterie noch lange nicht in die Quere. Diese Technologie kann gerne noch gefördert werden, bis wir mit unserer Technologie in Serie kommen.“

Das sächsische Unternehmen, das auch im Silicon Valley sowie in Hongkong Niederlassungen unterhält und weltweit 60 Mitarbeiter beschäftigt, ist der Produktionsstandort in Dresden laut Kühn bereits für die Fertigung der röhrenförmigen Zellen gerüstet: „Das ist schon eine halbe Gigafabrik. Wir können knapp 50.000 dieser Tubes pro Tag produzieren.“

Der Zeitplan der 2016 ins Leben gerufenen GmbH ist im Automobilsektor straff: „Unabhängig vom Hersteller lautet unsere Zielvorgabe, dass unsere Technologie 2026 in einem Serienfahrzeug auf den Markt kommen soll. Wir reden hier von Serien in einer Größenordnung von etwa 10.000 Fahrzeugen, die sich auf mehrere Autobauer verteilen.“

Infiniti gibt Kooperation bekannt

Kraftwerk arbeitet laut eigener Aussage aktuell mit mehreren Herstellern zusammen. Nissans Edelmarke Infiniti hat die Kooperation mit den Sachsen bereits öffentlich bekannt gegeben. „Wir starten jetzt in die Prototypen-Phase“, sagt Kühn. Die negativen Aussagen von Herbert Diess hätten für sein Unternehmen unangenehmen Folgen gehabt: „Nachdem Volkswagen nach außen hin kommunizierte, dass die Brennstoffzelle im Auto keine Zukunft habe, hatten einige unserer Zulieferer Angst, dass auch unsere Projekte mit VW eingestellt werden und andere Hersteller sich ebenfalls von ihren Plänen verabschieden könnten.“

Volkswagens ehemaliger Chefstratege Michael Jost kommunizierte im Gegensatz zu Konzernchef Diess offen, dass die hauseigenen Ingenieure weiterhin an der H2-Brennstoffzelle arbeiten. Im Herbst 2019 sagte er in einem Interview mit der Automobilwoche: „Auf lange Sicht, grob geschätzt zum Ende des nächsten Jahrzehnts, kommt Wasserstoff zusätzlich als Energieträger für elektrisch angetriebene Fahrzeuge in Betracht.“

VWs MPE-Plattform ist darauf ausgerichtet

Die geplante Konzernplattform MPE (Modulare Plattform Elektro) soll nach Aussage des Managers sowohl mit batterieelektrischen Antrieben als auch mit der Brennstoffzelle kompatibel sein. Dass Jost erst ab Ende der 2020er-Jahre eine Chance für die Brennstoffzelle sieht, hat laut Sascha Kühn einen einfachen Grund: „Bei dieser Diskussion geht es um Wasserstoff. Wir können bei unserer Technologie aber neben H2 auch E-Fuels, LPG und CNG nutzen. Bei Letzterem haben wir sogar einen höheren Wirkungsgrad.“

Die beiden Gasarten LPG und CNG dürften die Klimabilanz des Brennstoffzellenantriebs im Vergleich zum Betrieb mit Wasserstoff zwar verschlechtern, sie haben aber einen entscheidenden Vorteil. Im Gegensatz zu H2 sind sie schon heute deutschlandweit an tausenden Tankstellen verfügbar. Daher kann die bestehende Infrastruktur weitergenutzt werden.

Klimaneutral bis zum Jahr 2050

Die Wolfsburger bestätigen zwar, dass der Konzern die Entwicklung der Brennstoffzelle nicht komplett aufgegeben hat. Der Autobauer gibt sich bei diesem Thema aber weiter betont zurückhaltend: „Zur Erreichung unseres Zieles bis 2050 bilanziell CO2-neutral zu sein, bewerten wir permanent neue technische Innovationen und sichern diese für unser Unternehmen. Eine gängige Form der Technologieabsicherung sind Patente. Patente bedeuten aber in der Regel nicht, dass diese Technologie auch zwangsläufig umgesetzt werden“, antwortet VW auf eine Anfrage von Business Insider.

Die Brennstoffzellen-Aktivitäten des Konzerns beschränken sich übrigens nicht nur auf die Zusammenarbeit mit der Kraftwerk TUBES GmbH. Auch die Premiumtochter Audi beschäftigt sich entgegen der öffentlich kommunizierten Konzentration auf reine E-Autos weiter mit der Antriebsart. Das stellen mehrere Patente unter Beweis, die ebenfalls im Januar veröffentlicht wurden.

Von den politischen Grundvoraussetzungen und der Verfügbarkeit des grünen Wasserstoffs wird es abhängen, ob die Brennstoffzelle tatsächlich das Potenzial besitzt, innerhalb des VW-Konzerns eine Alternative zur Batterie darzustellen – oder diese möglicherweise zu ersetzen.

Mercedes stellt innerhalb eines halben Jahres rund 1500 Softwareingenieure ein — dank lukrativen Angeboten des Autobauers

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Mercedes stellt innerhalb eines halben Jahres rund 1500 Softwareingenieure ein — dank lukrativen Angeboten des Autobauers

  • Profielfoto Philip Kaleta

Mercedes Benz.

Mercedes Benz.

DROFITSCH/EIBNER, dpa

Die Stuttgarter haben Mitte vergangenen Jahres verkündet, 3000 Softwareingenieure einstellen zu wollen. Die Coder sind aktuell die Stars des Arbeitsmarktes: knapp und ungeheuer nachgefragt.

Nach Informationen von Business Insider sucht gerade etwa auch die Deutsche Bank händeringend Softwareingenieure und will auch rund 3.000 Techies weltweit einstellen.

Mercedes ist es nun gelungen, in etwas mehr als einem halben Jahr 1.500 Software-Spezialisten weltweit einzustellen.

Sie sind aktuell die Stars des Arbeitsmarktes, sie sind selten und alle wollen sie einstellen: die Softwareingenieure. Egal ob Auto-, Finanz- oder Handelsbranche, alle suchen nach Tech-Talenten, weil die Produkte der Konzerne und der Markt selbst sich in hoher Geschwindigkeit digitalisiert.

Jüngst hat die Personalchefin von BMW bekannt gegeben, 6000 neue Mitarbeiter in Deutschland einzustellen – ein großer Teil der gesuchten Mitarbeiter sind Softwareingenieure. Nach Informationen von Business Insider sucht auch die Deutsche Bank weltweit mehr als 3000 Softwareingenieure, das Geldhaus will unter anderem Apps selbst programmieren. Der Tech-Vorstand des Geldhauses, Bernd Leukert, sagte zu Business Insider, dass Software heute wettbewerbsrelevant sei für die großen Player auf dem Finanzmarkt, man wolle sich dabei nicht abhängig machen von Dritten.

Der Wettbewerb um die Softwarespezialisten ist also aktuell heiß. Mercedes ist derweil ein kleiner Coup gelungen. Die Stuttgarter haben im Sommer vergangenen Jahres bekannt gegeben, dass auch sie weltweit 3000 Coder suchen für ihre Plattform MBOS.

Business Insider hat nun aus Unternehmenskreisen erfahren, dass Mercedes mittlerweile gut die Hälfte dieser Stellen besetzen konnte, in etwas mehr als einem halben Jahr. Der Stern des Autoerfinders leuchtet also noch – die Softwaretalente könnten wohl auch zu Tech-Giganten wie Amazon, Google oder Apple gehen.

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Das Experiment von Personalvorständin Kohleisen geht auf

Die Mercedes-Vorstände Sabine Kohleisen (Personal) und Sajjad Khan (Software, hat Mercedes mittlerweile verlassen) hat sich allerdings im vergangenen Jahr eine Besonderheit überlegt für die Talente. Die Autobauer zahlen ordentliche Gehälter, die durch tarifiert sind dank der mächtigen Betriebsräte bei Mercedes, VW und BMW.

So sind im Tarif auch genau Arbeitsstunden, Urlaub und andere Sozialleistungen geregelt. Den einen bietet das viel Sicherheit, für andere, vor allem jüngere Mitarbeiter, kann das auch wie ein etwas festes Korsett wirken, das wenig Platz für Flexibilität lässt. Die Kultur in der Tech-Branche ist eigentlich ein Antipode zu dem Auto-Tarif – dort locken vor allem viel Flexibilität, projektorientiertes Arbeiten, wenig feste Zeiten und leistungsorientierte Entlohnung, die stark auf Bonifikationen setzt.

Kohleisen und Khan haben in einem neuen Tarifvertrag für Coder und Elektroingenieure versucht, beide Welten zu vereinen: Die Talente können sich ihre Arbeitszeit weitgehend selbständig einteilen, arbeiten projektorientiert und erhalten bei guten und außergewöhnlichen Leistungen relativ hohe Boni – und dabei ein Grundgehalt, das höher ausfallen soll als in der Tech-Branche. Dem Erfolg der Stellenbesetzungen nach, scheint das Experiment von Kohleisen und Khan geglückt zu sein.  

Aktuelle News

„Stillstand und Trägheit können wir uns nicht erlauben“: Wie Opels neuer Kapitän seine Mannschaften für künftige Aufgaben motiviert

Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz an der im Stammwerk Rüsselsheim gefertigten Limousine Insignia. Foto: Opel
Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz an der im Stammwerk Rüsselsheim gefertigten Limousine Insignia. Foto: Opel

Uwe Hochgeschurtz steht seit 60 Tagen an der Spitze des deutschen Traditionsherstellers und will die Teams der „Blitz“-Marke schnellstens von seiner Strategie überzeugen.

Dazu hat der Topmanager jüngst ein Schreiben verfasst, das zentrale Herausforderungen für Opel aufgreift und Lösungen anbietet. Business Insider liegt der interne Brief vor.

Die Einbindung in den von Carlos Tavares geführten Stellantis-Konzern soll „Freiheiten lassen und Synergien geben“, heißt es mit Blick auf Opels Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach.

Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz wendet sich in unruhigen Zeiten mit einem internen Brief an die Belegschaft. Das Schreiben des 58-jährigen Topmanagers liegt Business Insider vor.

„Die kritischen Stimmen, die derzeit über Opel zu hören sind, blenden leider zu oft die vielen positiven Fakten aus“, betont Hochgeschurtz in der ausführlichen Mitteilung. Opels Mannschaft habe in den vergangenen vier Jahren, also unter der Ägide seines Amtsvorgängers Michael Lohscheller, „viele Hausaufgaben erfolgreich erledigt“ und „ein Comeback hingelegt, das in der Automobilindustrie seinesgleichen sucht“. Dies habe Zehntausende Jobs gesichert. „Bei Opel, aber auch bei den Händlern und Zulieferern“, wie Hochgeschurtz anfügt.

Opel ist Teil des aus den Fahrzeugkonzernen PSA und FAC formierten Stellantis-Verbunds. Als Mitglied des Top Executive-Teams von Stellantis berichtet Hochgeschurtz direkt an den Stellantis-CEO Carlos Tavares.

„Es ist ein großer Vorteil, Teil eines so starken Verbunds zu sein“, hebt Hochgeschurtz in seinem Brief an die Mitarbeiter hervor. Daher verwunderten ihn Schlagzeilen wie „Opel ist nur noch eine Marke von vielen“.

Die entsprechende Erklärung des vormaligen CEOs von Renault Deutschland hebt ab auf die Gepflogenheiten internationaler Wettbewerber wie Ford, Toyota und VW: „Ja, Opel ist eine von 14 Marken im Stellantis-Konzern – genauso wie es andere Automobilmarken gibt, die Teil anderer großer Konzerne sind.“ 

Zudem sei Opel – einziges deutsches Label im Konzern –  „als eine von nur zwei Marken in der Stellantis-Markengruppe ‚Upper Mainstream’ angesiedelt und für den Konzern deshalb von großer strategischer Bedeutung – in Europa und global“.

Mit Blick auf aktuell vielfach verbreitete Einwände gegen manche Pläne der Rüsselsheimer legt Hochgeschurtz nach: „Die Kritik an Opel blendet aus, dass es angesichts des enorm schwierigen Wirtschaftsumfelds absolut notwendig ist, weiter an unserer Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten.“ Dabei werde „gerne vergessen, dass wir massiv in unsere Standorte investieren“.

Als Beispiele für derlei Zukunftssicherung führt Opels CEO an, dass „in Rüsselsheim der neue Astra designt, entwickelt und produziert“ werde, das Flaggschiff Insignia „und – ein großer Vertrauensbeweis von Stellantis – das Premiummodell DS 4 unserer französischen Schwestermarke DS Automobiles“. Im Werk Kaiserslautern wiederum ziehe Opel mit dem Mutterkonzern eine Gigafactory für Batteriezellen hoch.

Hochgeschurtz weiter: „Die Entwicklung ist positiv, weil die Traditionsmarke Opel Teil eines großen Verbunds ist, der Freiheiten lässt und Synergien gibt. Das ist bei uns nicht anders als bei anderen Großkonzernen unserer Branche, wo zum Beispiel auch nicht jede Einzelmarke die rechtliche Hoheit über alle Werke hat“. Daher – „und um die Zusammenarbeit und Flexibilität innerhalb des Stellantis-Produktionsverbunds weiter zu stärken“ – prüfe man, „die Produktionsstätten Rüsselsheim und Eisenach in eigene Rechtsorganisationen zu entwickeln“

Seine persönliche Wertung dieser Gedankenspiele schildert Hochgeschurtz in aller Deutlichkeit: „Das ist sicherlich keine, wie Kritiker behaupten, ‚Zerschlagung’, sondern eine geplante, interne Umstrukturierung“. Vor der angeblichen Gefahr einer Zerschlagung Opels hatte unter anderem die IG Metall vor Kurzem gewarnt. 

Dass sich die gesamte Fahrzeugindustrie mitten in einem fundamentalen Wandel befindet und aufgrund zahlreicher Sonderfaktoren schwierige Aufgaben zu lösen hat, führt Hochgeschurtz seinen Teams besonders eindringlich vor Augen: „Die Welt ändert sich schnell, die Automobilindustrie noch schneller.“ Und er mahnt zu nochmals höherer Geschwindigkeit: „Wir müssen uns diesem Tempo gemeinsam anpassen, wenn wir erfolgreich sein wollen.“ 

Opels seit dem 1. September dieses Jahres amtierender Kapitän ist überzeugt: „Stillstand und Trägheit können wir uns nicht erlauben. Es gibt viele Herausforderungen, insbesondere die Corona-Pandemie, Halbleiter-Knappheit und die allgemeine Transformation der Branche, die Investitionen in Milliardenhöhe erfordert.“

In derlei kniffligen Zeiten seien unterschiedliche Positionen zwischen den Sozialpartnern keinesfalls ungewöhnlich. Hier gelte es, sich „im Sinne eines guten sozialen Dialogs auszutauschen und zu verhandeln“.

Unter dem Strich zeigt sich Hochgeschurtz zuversichtlich mit Blick auf die Zukunft Opels und nennt in seinem Schreiben eine Reihe konkreter Gründe für seinen Optimismus. So laufe eine große Elektro-Offensive auf Hochtouren, „beim Thema CO2-Ausstoß haben wir sogar eine Vorreiterrolle eingenommen“. 

Des Unternehmens Stammsitz Rüsselsheim sei und bleibe die Wiege und die globale Zentrale von Opel. Hochgeschurtz: „Mehr als das: Rüsselsheim ist auch die neue Zentrale der Vertriebsorganisation von Stellantis in Deutschland.“ Der Konzern komme im bisherigen Jahresverlauf auf einen Marktanteil in Deutschland von 14,5 Prozent und sei damit die klare Nummer zwei am deutschen Markt (hinter VW; Anm. d. Red.).

„Klar ist“, so Hochgeschurtz, „wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen“, werde Opel gestärkt aus dem Umbruch hervorgehen. Warum er sich dabei so sicher sei, stellt sich der Opel-Lenker eine rhetorische Frage. Die Antwort der Führungskraft: „Weil Opel eine starke Marke mit langer Tradition und hervorragenden Autos ist.“  

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