Anti-Tesla aus Holland: Das Startup Lightyear will mit seinen Solarautos die E-Mobilität effizienter machen — zu einem hohen Preis

Lightyear hat sich beim Design gänzlich auf die Aerodynamik konzentriert und dabei wenig Wert auf Trends gelegt.

Lightyear hat sich beim Design gänzlich auf die Aerodynamik konzentriert und dabei wenig Wert auf Trends gelegt.

Lightyear

Die branchentypischen Leistungsexzesse und Infotainment-Gimmicks sind dem niederländischen Startup Lightyear fern. Die Gründer setzen stattdessen konsequent auf eine möglichst hohe Effizienz.

Der streng limitierte Erstling Lightyear One setzt auf dem Gebiet neue Maßstäbe und fährt im Idealfall im Alltag nur mit der Kraft der Sonne. Der voraussichtliche Aerodynamik-Weltmeister kostet jedoch 150.000 bis 250.000 Euro.

Lightyears Chefingenieur Arjo van der Ham erklärt im Business-Insider-Interview das Geheimnis hinter der hohen Effizienz sowie die selbstbewusste Preispolitik.

Ein Großteil der Autobauer geht bei ihren aktuellen Elektromodellen nach dem Prinzip „höher, weiter, schneller“ vor, um die leistungsverwöhnte und nach Statussymbolen dürstende Kundschaft zu befriedigen.

Beispiele dafür gibt es viele: Sei es das Tesla Model S Plaid, das mit über tausend PS nach nur 2,1 Sekunden die 100 km/h-Marke durchbricht und so neue Beschleunigungsrekorde aufstellt oder der vier Tonnen schwere Hummer EV, dessen monströse 200 kWh-Batterie alleine so viel wiegt wie ein durchschnittlicher Kompaktwagen.

Auch die deutschen Autobauer haben sich bei ihren elektrischen Erstlingen teilweise diesem neuen Exzess verschrieben, wie der sich über das gesamte Armaturenbrett ziehende „Hyperscreen“ des Mercedes EQS beweist. Das niederländische Startup Lightyear schwimmt gegen den Strom und setzt stattdessen auf ein minimalistisches Kontrastprogramm.

Lightyear setzt andere Prioritäten

Anstatt mit den branchenüblichen dreistelligen PS-Zahlen, einem riesigen Stromspeicher und gigantischen Touchscreens, die allesamt auf Kosten der Effizienz gehen, setzt das erste Fahrzeug des 2016 gegründeten Unternehmens auf Sparsamkeit. Auf hundert Kilometern soll der fünf Meter lange Lightyear One im Format des Tesla Model S laut Aussage des Herstellers nur 8,45 kWh Strom verbrauchen.

Zum Vergleich: Der Normverbrauch des deutlich kompakteren Tesla Model 3 Long Range liegt bei 16 kWh. Im neuesten Elektroauto-Verbrauchstest des ADAC genehmigte sich das meistverkaufte Elektroauto der Welt sogar 20,9 Kilowattstunden. Die meisten Konkurrenzmodelle des Tesla gehen den Testergebnissen zufolge noch verschwenderischer mit der Energie um. „Unser Unternehmen hat einen besonders guten Blick darauf, wo die Verluste herkommen und wo diese anfallen“, erklärt Lightyears Technik-Chef Arjo van der Ham im Gespräch mit Business Insider den niedrigen Verbrauch.

Das einzige vollwertige Solarauto

Der Lightyear One verfügt über ein technisches Alleinstellungsmerkmal, das ihn nicht nur klimafreundlicher, sondern auch im Alltag deutlich praktischer sowie im Unterhalt günstiger machen soll. Ein insgesamt fünf Quadratmeter große Fläche, die sich von der Fronthaube bis zur Abrisskante des Hecks zieht, ist mit Solarzellen bestückt und speist zusätzlichen Strom in die Batterie. Dies machten One zum aktuell einzigen PKW-Modell, das als vollwertiges Solarauto bezeichnet werden kann.

Nach Ansicht des Unternehmens spielt der One deshalb in seiner eigenen Liga: „Um ehrlich zu sein, sehen wir keinen direkten Konkurrenten. Auch, weil der Lightyear One ein echtes Kleinserienmodell ist. Die Käufer wollen Teil unserer Mission sein und es gibt aktuell eben nur ein Auto dieser Art“, sagt van der Ham im Gespräch mit Business Insider.

Die Serienversion soll sich nur anhand von kleinen Details von diesem Prototypen unterscheiden.

Die Serienversion soll sich nur anhand von kleinen Details von diesem Prototypen unterscheiden.

Lightyear

Die Gründer kennen sich mit dem Konzept aus

Dass ausgerechnet ein Startup mit einer aktuell rund 400-köpfigen Belegschaft dem Solarauto zum Durchbruch verhelfen möchte, ist kein Zufall. Die Gründer von Lightyear, zu denen auch van der Ham gehört, nahmen für die technische Universität Eindhoven ab 2013 an der World Solar Challenge teil. Die Niederländer gewannen das Rennen mit ihrem ausschließlich von Solarkraft angetriebenen und selbstentwickelten Fahrzeug viermal in Folge.

Mit dem Lightyear One möchten sie ab diesem Jahr beweisen, dass die aktuell noch exotisch anmutende Antriebsart auch im Alltag große Vorteile bietet. Die gemeinsam mit einem deutschen Unternehmen entwickelte Batterie wird tagsüber sowohl im Stand, als auch während der Fahrt ständig mit frischem Strom gespeist.

Mit der Sonnenkraft klimaneutral durch den Alltag

Wenn man die durchschnittlichen Sonnenstunden in Amsterdam zugrunde legt, sollen so im Schnitt täglich 20 Kilometer nur mit der Sonnenenergie zurückgelegt werden. An besonders sonnigen Tagen sowie in südlicheren Gefilden sind es laut dem Hersteller sogar bis zu 80 Kilometer. „Die für den Arbeitsweg benötigte Energie wird von der Sonne bereitgestellt, man muss das Auto also meist nur für Langstrecken laden“, so der Chefingenieur.

Lightyear-Kunden sollen deshalb nicht zwanghaft auf eine heimische Lademöglichkeit angewiesen und im Vergleich zu Besitzern konventioneller Elektrofahrzeuge unabhängiger von der teils noch dürftigen Ladeinfrastruktur sein. Das Solarauto käme daher auch für Laternenparker infrage.

Skeptikern soll der Umstieg erleichtert werden

„Wir sehen den Lightyear One nicht als Rivalen von anderen E-Autos. Wir haben ihn stattdessen so konzipiert, dass er gegen Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor antritt. Das Auto soll ein Angebot an alle Leute sein, die mit den anderen Elektroautos auf dem Markt nicht zufrieden sind“, erklärt van der Ham die Grundidee hinter der Elektrolimousine.

Um den niedrigen Stromverbrauch zu erreichen, musste das E-Auto von Grund auf neu gedacht werden. Anstatt sich an dem in der Branche üblichen Layout für EVs zu orientieren, hat Lightyear den One so konzipiert, dass ein Großteil der Bauteile kleiner dimensioniert werden konnten. Das macht sich vor allem beim Leergewicht bemerkbar. Ein seriennaher Prototyp bringt nur 1,3 Tonnen auf die Waage. Für das Serienmodell, welches im Sommer enthüllt werden soll, erwartet der Autobauer nur einen minimalen Gewichtsanstieg.

Zum Vergleich: Der ähnlich große Mercedes EQE bringt beispielsweise rund 2,2 Tonnen auf die Waage. Auch das funktionale Design, welches konsequent auf eine optimale Aerodynamik ausgelegt ist, spielt beim Erreichen des Spitzenverbrauchs eine große Rolle. Der cW-Wert des optisch nicht unbedingt massentauglichen Lightyear One soll laut einer Pressemitteilung des Herstellers unter dem aktuellen Bestwert von 0,20 liegen.

Für einen möglichst geringen Luftwiderstand wurde der hintere Radkasten halb abgedeckt.

Für einen möglichst geringen Luftwiderstand wurde der hintere Radkasten halb abgedeckt.

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Über 700 Kilometer Reichweite

Eine genaue Zahl möchten die Niederländer zwar noch nicht veröffentlichen, auf Nachfrage von Business Insider hat van der Ham aber bestätigt, dass der Erstling den aktuellen Weltrekordhalter Mercedes EQS voraussichtlich vom Thron stoßen wird. Auf dem Datenblatt des Lightyear One steht eine Reichweite von 725 Kilometern. Unter idealen Witterungsbedingungen sollen dank der Solarzellen sogar bis zu 800 Kilometer drin sein.

Angesichts der vergleichsweise eher moderaten Batteriekapazität von 60 Kilowattstunden ist diese Reichweite beeindruckend. Der knapp 1.000 Kilo schwerere Mercedes EQS hat zwar mit reinem Heckantrieb und dem größten Akku eine Norm-Reichweite von 784 Kilometer, der Stromspeicher ist mit einer Kapazität von 107 kWh aber auch fast doppelt so groß.

„Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge geht nur deshalb relativ langsam voran, weil sich die Menschen immer noch Bedenken bei der Reichweite, den Kosten und dem Laden haben. Dieselben Punkte, wie vor zehn Jahren. Wenn man das Auto effizienter macht, kann man unserer Meinung nach auf allen drei Feldern einen Home Run erzielen“, bekräftigt der Chefingenieur den konsequenten Effizienz-Gedanken des Unternehmens.

Bewusst bodenständige Fahrleistungen

Auch beim Antrieb ging Lightyear einen anderen Weg als die meisten Elektroautobauer. Anstatt wie üblich an jeder Achse jeweils einen Elektromotor zu platzieren, ist der Lightyear One mit vier Radnabenmotoren ausgestattet, die besonders kompakt sind und daher direkt in die Felge integriert werden konnten. So konnten die üblichen Verluste verhindert werden, die bei anderen E-Autos auf dem Weg vom Motor an die Räder anfallen.

Die Systemleistung beträgt bescheidene 100 kW (136 PS), was dank des niedrigen Gewichts und der exzellenten Aerodynamik aber trotzdem für eine Null auf Hundert-Sprintzeit von weniger als zehn Sekunden reichen soll. Die Serienversion soll bei 160 km/h elektronisch abgeregelt werden. Auch hier zeigt sich, dass Leistungseskapaden à la Tesla oder Lucid bei der Entwicklung keine Priorität waren und sich die Niederländer stattdessen auf einen möglichst niedrigen Verbrauch und eine hohe Alltagstauglichkeit konzentriert haben.

100.000 Euro mehr für das gleiche Auto

Im krassen Gegensatz zu den bodenständigen Fahrleistungen steht die Preispolitik des niederländischen Unternehmens. Die sogenannte „Pioneer Edition“ konnte bereits seit vergangenem Jahr für üppige 150.000 Euro vorbestellt werden. Seit dem 1. März ist nur noch die zweite Charge bestellbar, die den Beinamen „Limited Edition“ trägt, sich in Sachen Technik und Ausstattung kaum unterscheidet, aber mit 250.000 Euro trotzdem nochmals 100.000 Euro teurer ist.

„Da wir den Großteil der Technologie In-House fertigen, müssen wir all unsere Entwicklungs- und Herstellungskosten reinholen und diese werden nun mal nicht auf mehrere zehn- oder hunderttausende, sondern nur auf eine limitierte Zahl von weniger als 1.000 Autos verteilt“ rechtfertigt Arjo van der Ham den Kaufpreis von Lightyears Erstling. „Wir machen wirklich keine ausgefallenen Sachen, die allgemein extrem teuer sind. Es ist aber einfach kostspielig, so etwas in kleinen Stückzahlen zu produzieren.“

Tests mit getarnten Prototypen haben gezeigt, dass der Lightyear One auch bei hohen Geschwindigkeiten sparsam ist.

Tests mit getarnten Prototypen haben gezeigt, dass der Lightyear One auch bei hohen Geschwindigkeiten sparsam ist.

Lightyear

„Wir können das verlangen“

Außerdem werde die Preispolitik seiner Ansicht nach vom Markt akzeptiert. „Da es sich bei ihm um ein limitiertes Fahrzeug handelt, sind die Interessenten für den Lightyear One zum großen Teil Botschafter, die nicht nur hinter der Marke, sondern auch hinter dem Gesamtkonzept einer Zukunft nachhaltiger Mobilität stehen. Bei vielen Kunden handelt es sich daher gleichzeitig auch um Investoren“ sagt der Chefingenieur. Den Preisunterschied zwischen den beiden Versionen in Höhe von 100.000 Euro erklärt van der Ham so: „Wir können das verlangen. Wenn wir es nicht tun würden, wäre es eine verpasste Gelegenheit.“

Ihrer eigenen Aussage nach hatten die Holländer das Start-up ursprünglich gegründet, um E-Mobilität zu demokratisieren. „Mit einem mindestens 150.000 Euro teuren Auto macht man die E-Mobilität definitiv nicht für jedermann erschwinglich. Mit dem Lightyear One wollen wir der Welt stattdessen zeigen, dass es möglich ist und die dafür notwendige Technik funktioniert“, sagt der Niederländer.

„Wir möchten, dass unsere Autos so schnell wie möglich in die Hände der Kunden kommen. Wenn wir jedoch gleich in die Großserienfertigung eingestiegen wären, wäre das Risiko bedeutend größer gewesen,“ begründet van der Ham die Entscheidung, den Lightyear One nur in einer kleinen Stückzahl aufzulegen.

2025 soll der große Durchbruch kommen

2024 oder Anfang 2025 soll mit dem Lightyear Two dann das Auto folgen, wegen dem die Freunde das Unternehmen vor sechs Jahren überhaupt gegründet hatten. Das Modell soll das von seinem exklusiven Vorgänger bekannte Antriebskonzept übernehmen, mit einem Grundpreis von voraussichtlich 30.000 Euro aber deutlich massentauglicher sein und dem Solarauto in der Masse zum Durchbruch verhelfen.

Außer dass die Batterie und damit auch die Reichweite kleiner ausfallen sollen, sind über das zukünftige Fahrzeug bisher noch keine Details nach aussen gedrungen. Die Leasing-Gesellschaft LeasePlan setzt aber so große Hoffnungen in Lightyear, dass sie bereits 5.000 Exemplare des familientauglicheren E-Autos vorbestellt hat.

Aufgrund der hohen Popularität der Fahrzeugart wird der Lightyear Two höchstwahrscheinlich in der Form eines SUV oder Crossovers auf den Markt kommen. Im Rahmen des Interviews mit Business Insider hat der Chefingenieur verhaltene Andeutungen in diese Richtung gemacht.

Seriennahe Prototypen sind bereits auf niederländischen Straßen unterwegs.

Seriennahe Prototypen sind bereits auf niederländischen Straßen unterwegs.

Lightyear

Auch das Klima soll von dem Konzept profitieren

Von der bewusst reduzierten Bauweise und der daraus resultierenden hohen Effizienz sollen übrigens nicht nur die Fahrer der Solarautos profitieren. Die Ausrichtung soll auch das Klima schonen. Laut Arjo van der Ham soll der Lightyear One bei der Klimabilanz schon nach 10 bis 30.000 Kilometern, je nach dem lokalen Strommix, einen klaren Vorteil gegenüber einem neuen Verbrenner haben. Bei konventionell konzipierten E-Autos in dieser Größenordnung liegt dieser Break-eben Point erst deutlich höheren Laufleistungen an.

Die Industrie könnte dem Beispiel folgen

Der Niederländer glaubt, dass der Rest der Industrie dem Vorbild seines Unternehmens auf lange Sicht folgen könnte: „Fast alles was sich derzeit in der Entwicklung befindet, ist auf eine möglichst hohe Leistung oder möglichst große Touchscreens ausgelegt. Es wird zwar eine Weile dauern, ich glaube aber, dass einige Hersteller umdenken werden.“

Der Pionier Tesla habe nach Ansicht von van der Ham gezeigt, dass Elektroautos und die E-Mobilität im Allgemeinen machbar und in manchen Bereichen sogar besser als konventionell angetriebene Fahrzeuge sind. Damit hätten die Amerikaner eine Akzeptanz seitens der Öffentlichkeit geschaffen. 

„Wir glauben jedoch, dass eine große Mehrheit ein bodenständigeres E-Auto möchte, welches sie beispielsweise als Familienfahrzeug nutzen können. Dieses muss nicht unbedingt in unter drei Sekunden von Null auf Hundert beschleunigen. Es geht eher um Effizienz, ein üppiges Platzangebot und niedrige Unterhaltskosten“, bringt Lightyears Technik-Chef die Vision seines Startups auf den Punkt.

Der Chefingenieur Arjo van der Ham sieht für die Solarkraft im Auto eine strahlende Zukunft.

Der Chefingenieur Arjo van der Ham sieht für die Solarkraft im Auto eine strahlende Zukunft.

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„Stillstand und Trägheit können wir uns nicht erlauben“: Wie Opels neuer Kapitän seine Mannschaften für künftige Aufgaben motiviert

Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz an der im Stammwerk Rüsselsheim gefertigten Limousine Insignia. Foto: Opel
Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz an der im Stammwerk Rüsselsheim gefertigten Limousine Insignia. Foto: Opel

Uwe Hochgeschurtz steht seit 60 Tagen an der Spitze des deutschen Traditionsherstellers und will die Teams der „Blitz“-Marke schnellstens von seiner Strategie überzeugen.

Dazu hat der Topmanager jüngst ein Schreiben verfasst, das zentrale Herausforderungen für Opel aufgreift und Lösungen anbietet. Business Insider liegt der interne Brief vor.

Die Einbindung in den von Carlos Tavares geführten Stellantis-Konzern soll „Freiheiten lassen und Synergien geben“, heißt es mit Blick auf Opels Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach.

Der neue Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz wendet sich in unruhigen Zeiten mit einem internen Brief an die Belegschaft. Das Schreiben des 58-jährigen Topmanagers liegt Business Insider vor.

„Die kritischen Stimmen, die derzeit über Opel zu hören sind, blenden leider zu oft die vielen positiven Fakten aus“, betont Hochgeschurtz in der ausführlichen Mitteilung. Opels Mannschaft habe in den vergangenen vier Jahren, also unter der Ägide seines Amtsvorgängers Michael Lohscheller, „viele Hausaufgaben erfolgreich erledigt“ und „ein Comeback hingelegt, das in der Automobilindustrie seinesgleichen sucht“. Dies habe Zehntausende Jobs gesichert. „Bei Opel, aber auch bei den Händlern und Zulieferern“, wie Hochgeschurtz anfügt.

Opel ist Teil des aus den Fahrzeugkonzernen PSA und FAC formierten Stellantis-Verbunds. Als Mitglied des Top Executive-Teams von Stellantis berichtet Hochgeschurtz direkt an den Stellantis-CEO Carlos Tavares.

„Es ist ein großer Vorteil, Teil eines so starken Verbunds zu sein“, hebt Hochgeschurtz in seinem Brief an die Mitarbeiter hervor. Daher verwunderten ihn Schlagzeilen wie „Opel ist nur noch eine Marke von vielen“.

Die entsprechende Erklärung des vormaligen CEOs von Renault Deutschland hebt ab auf die Gepflogenheiten internationaler Wettbewerber wie Ford, Toyota und VW: „Ja, Opel ist eine von 14 Marken im Stellantis-Konzern – genauso wie es andere Automobilmarken gibt, die Teil anderer großer Konzerne sind.“ 

Zudem sei Opel – einziges deutsches Label im Konzern –  „als eine von nur zwei Marken in der Stellantis-Markengruppe ‚Upper Mainstream’ angesiedelt und für den Konzern deshalb von großer strategischer Bedeutung – in Europa und global“.

Mit Blick auf aktuell vielfach verbreitete Einwände gegen manche Pläne der Rüsselsheimer legt Hochgeschurtz nach: „Die Kritik an Opel blendet aus, dass es angesichts des enorm schwierigen Wirtschaftsumfelds absolut notwendig ist, weiter an unserer Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten.“ Dabei werde „gerne vergessen, dass wir massiv in unsere Standorte investieren“.

Als Beispiele für derlei Zukunftssicherung führt Opels CEO an, dass „in Rüsselsheim der neue Astra designt, entwickelt und produziert“ werde, das Flaggschiff Insignia „und – ein großer Vertrauensbeweis von Stellantis – das Premiummodell DS 4 unserer französischen Schwestermarke DS Automobiles“. Im Werk Kaiserslautern wiederum ziehe Opel mit dem Mutterkonzern eine Gigafactory für Batteriezellen hoch.

Hochgeschurtz weiter: „Die Entwicklung ist positiv, weil die Traditionsmarke Opel Teil eines großen Verbunds ist, der Freiheiten lässt und Synergien gibt. Das ist bei uns nicht anders als bei anderen Großkonzernen unserer Branche, wo zum Beispiel auch nicht jede Einzelmarke die rechtliche Hoheit über alle Werke hat“. Daher – „und um die Zusammenarbeit und Flexibilität innerhalb des Stellantis-Produktionsverbunds weiter zu stärken“ – prüfe man, „die Produktionsstätten Rüsselsheim und Eisenach in eigene Rechtsorganisationen zu entwickeln“

Seine persönliche Wertung dieser Gedankenspiele schildert Hochgeschurtz in aller Deutlichkeit: „Das ist sicherlich keine, wie Kritiker behaupten, ‚Zerschlagung’, sondern eine geplante, interne Umstrukturierung“. Vor der angeblichen Gefahr einer Zerschlagung Opels hatte unter anderem die IG Metall vor Kurzem gewarnt. 

Dass sich die gesamte Fahrzeugindustrie mitten in einem fundamentalen Wandel befindet und aufgrund zahlreicher Sonderfaktoren schwierige Aufgaben zu lösen hat, führt Hochgeschurtz seinen Teams besonders eindringlich vor Augen: „Die Welt ändert sich schnell, die Automobilindustrie noch schneller.“ Und er mahnt zu nochmals höherer Geschwindigkeit: „Wir müssen uns diesem Tempo gemeinsam anpassen, wenn wir erfolgreich sein wollen.“ 

Opels seit dem 1. September dieses Jahres amtierender Kapitän ist überzeugt: „Stillstand und Trägheit können wir uns nicht erlauben. Es gibt viele Herausforderungen, insbesondere die Corona-Pandemie, Halbleiter-Knappheit und die allgemeine Transformation der Branche, die Investitionen in Milliardenhöhe erfordert.“

In derlei kniffligen Zeiten seien unterschiedliche Positionen zwischen den Sozialpartnern keinesfalls ungewöhnlich. Hier gelte es, sich „im Sinne eines guten sozialen Dialogs auszutauschen und zu verhandeln“.

Unter dem Strich zeigt sich Hochgeschurtz zuversichtlich mit Blick auf die Zukunft Opels und nennt in seinem Schreiben eine Reihe konkreter Gründe für seinen Optimismus. So laufe eine große Elektro-Offensive auf Hochtouren, „beim Thema CO2-Ausstoß haben wir sogar eine Vorreiterrolle eingenommen“. 

Des Unternehmens Stammsitz Rüsselsheim sei und bleibe die Wiege und die globale Zentrale von Opel. Hochgeschurtz: „Mehr als das: Rüsselsheim ist auch die neue Zentrale der Vertriebsorganisation von Stellantis in Deutschland.“ Der Konzern komme im bisherigen Jahresverlauf auf einen Marktanteil in Deutschland von 14,5 Prozent und sei damit die klare Nummer zwei am deutschen Markt (hinter VW; Anm. d. Red.).

„Klar ist“, so Hochgeschurtz, „wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen“, werde Opel gestärkt aus dem Umbruch hervorgehen. Warum er sich dabei so sicher sei, stellt sich der Opel-Lenker eine rhetorische Frage. Die Antwort der Führungskraft: „Weil Opel eine starke Marke mit langer Tradition und hervorragenden Autos ist.“  

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