Warum ihr Ausrufezeichen und Emojis bei der Arbeit verwenden solltet

Manchmal können Texte ohne Emojis von anderen falsch verstanden werden. (Symbolbild)

Manchmal können Texte ohne Emojis von anderen falsch verstanden werden. (Symbolbild)

getty images

Die meisten Menschen haben das Bedürfnis, bei Nachrichten an Kollegen noch ein „Extra“ einzufügen, zum Beispiel Emojis oder Ausrufezeichen.

Das Phänomen nennt sich „Slack-Splaining“, also der Wunsch, seine Nachrichten in den richtigen Kontext zu setzen und Emotionen zu transportieren.

Auch wenn das tatsächlich psychisch sehr anstrengend sein kann, ist es trotzdem gut, sagen Forscher – es zeigt, dass ihr euch Gedanken darüber macht, wie es euren Teammitgliedern geht und was sie über euch denken.

Hiiii!!! ?

Alles in Ordnung!? Es war eine lange Woche, lol!!! ??

Wann glaubst du, bist du mit dem Projekt durch?

Aber mach dir keinen Stress ?

Falls du Hilfe brauchst, sag Bescheid!

Du packst das!!! ?

Wir alle tun es – wir können gar nicht anders. Überspitzte Nachrichten mit übertriebenen Satzzeichen und reichlich Emojis gehören heute zum Standard im Homeoffice wie stinkende Essensreste im Bürokühlschrank im Jahr 2019.

Willkommen in der seltsamen, anstrengenden und weit verbreiteten Welt vom sogenannten

„Slack-Splaining“ . Das Kofferwort – zusammengesetzt aus der Messenger-App Slack und dem englischen explaining (erklären, Anm. d. Red.) – beschreibt übergenaue Nachrichten, meist mit Emojis versehen, um ja nicht falsch verstanden zu werden beim Schreiben mit Kollegen.

Psychisch anstrengend, aber sinnvoll

Bei einer Umfrage unter rund 3.000 Mitarbeitern in den USA und Großbritannien gaben 97 Prozent der Befragten an, dass sie das Bedürfnis haben, in der digitalen Kommunikation etwas hinzufügen zu müssen. Das können extra Sätze, zusätzlicher Zeichensetzung und Emojis sein, um Ton und Bedeutung der Nachricht zu verdeutlichen.

Es mag harmlos erscheinen – ein paar Ausrufezeichen hier, ein Smiley dort –, aber Experten sagen, dass Slack-Splaining psychisch ziemlich anstrengend sein kann. Das liegt zum großen Teil an der schieren Anzahl der digitalen Nachrichten, mit denen wir während des Arbeitstages konfrontiert werden.

Ein Bericht von Zapier aus dem letzten Jahr ergab, dass 90 Prozent der Arbeitnehmer bis zu fünf Stunden pro Tag auf Messenger-Apps wie Slack und Microsoft Teams damit verbringen. „Das ist sicherlich nicht gerade hilfreich bei sozialen Ängsten“, sagt Aditi Paul, Assistenzprofessorin an der Pace University, deren Forschung sich auf den Einfluss der Technologie auf die zwischenmenschliche Kommunikation konzentriert.

Laut Paul und anderen Experten ist die endgültige Abschaffung von Slack-Splaining jedoch keine Lösung, da es klare Vorteile hat, mehr an andere zu denken.

Der richtige Punkt liegt ihrer Meinung nach an der Schnittstelle zwischen Empathie und Authentizität – Rücksichtnahme auf die Teammitglieder, während man sich selbst treu bleibt. Neigt man sich zu sehr in eine der beiden Richtungen, erhöht sich das Risiko von Burnout und Abschottung bei sich selbst und anderen.

„Die Umsetzung eurer Gedanken in eine schriftliche Mitteilung ist etwas ganz anderes als das Aussprechen von Worten in einem Meeting“, so Paul. „Man muss seine Botschaft durchdenken, den Kontext berücksichtigen und sich vorstellen, wie sie letztendlich interpretiert werden wird. All diese Mikrokalkulationen machen einen komplizierten und anstrengenden Prozess aus. Das fordert uns natürlich einiges ab.“

Warum wir Slack-Splaining betreiben

Als die meisten im März 2020 ins Home Office wurden, wurde fast die gesamte Kommunikation quasi über Nacht digital. Seitdem ist Remote- oder Hybridarbeit für die Mehrheit der Büroangestellten zum Standard geworden. Laut den von Kastle Systems erfassten Magnetkartendaten sind nur etwa 43 Prozent der Belegschaft ins Büro zurückgekehrt – und viele Arbeitnehmer haben nicht vor, dies in nächster Zeit zu tun.

Der Mangel an persönlichen Kontakten mit Kollegen erschwert die Entwicklung eines natürlichen Kommunikationsrhythmus.

Fragt zum Beispiel Natalie Bartels, eine 31-jährige PR-Managerin in San Diego. Bartels, die ein zehnköpfiges Team leitet, das über das ganze Land verteilt ist, sagt, dass sie bei der Arbeit ein „Slack-Ego“ erfinden musste. Dieses unterscheidet sich deutlich von ihrem Verhalten im wirklichen Leben, weil sie normalerweise dazu neigt, „sarkastisch und trocken“ zu sein.

Bartels sagt, sie mache sich oft Sorgen, dass ihre Slack-Nachrichten an ihre Teammitglieder missverstanden werden könnten, also „peppt sie sie mit Emoji und Ausrufezeichen auf“, um sicherzustellen, dass sie nicht übermäßig negativ rüberkommen. „Ich muss sicherstellen, dass ich nett klinge“, sagt sie.

Ihr Impuls ist ein freundlicher, aber das macht es nicht weniger anstrengend. Sie hat ihre Kollegen erst selten persönlich getroffen. „Ich muss an die Gefühle meiner Teammitglieder denken – wenn jemand einen schlechten Tag hat, möchte ich nicht, dass eine Slack-Nachricht von mir der Grund dafür ist, dass er sich aufregt“, sagte sie. „Aber es ist auch sehr anstrengend, ständig daran denken zu müssen.“

Laut Jeanine Turner, Professorin an der Georgetown University in Washington, D.C., versuchen wir ständig, das, was uns im realen Leben fehlt, in unser digitales Leben zu übertragen.

Wenn wir physisch mit anderen Menschen zusammen sind, kommunizieren wir sowohl verbal als auch nonverbal durch unsere Mimik, Körpersprache, unseren Tonfall und die Bewegung in einem Raum, sagte sie. In einer Umgebung, in der es keine visuellen Hinweise mehr gibt – E-Mail, SMS und Slack – haben wir das Bedürfnis, das Gesagte zu ergänzen.

„Im persönlichen Gespräch könnte man sagen: ‚Was für eine großartige Idee‘, und man würde lächeln, sich nach vorne lehnen und die Begeisterung in der Stimme hören“, sagte sie. „Die Herausforderung auf Slack besteht darin, die gleiche Begeisterung mit auf dem Rücken gefesselten Händen zu vermitteln. Wenn ihr ‚toll‘ oder ‚gut‘ sagen, ohne ein Ausrufezeichen oder ein lächelndes Emoji, könnte die andere Person denken: ‚Ist das jetzt sarkastisch gemeint?’“

Der Vorteil von Slack-Splaining

Ja, Slack-Splaining erfordert zusätzlichen Aufwand. Und es ist ein gewisses Maß an Nachdenken und psychologischem Hinterfragen erforderlich. Aber es sei alles zum Besten, so Turner. Je weniger man eine Person kennt, desto mehr muss man sich anstrengen, um seine Meinung zu vermitteln. Wie soll man sonst seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, wenn man so wenig persönlichen Kontakt zueinander hat?

„Im Homeoffice können sich die Beziehung gar nicht anders entwickeln“, sagt sie. „Ohne die Möglichkeit, jemanden bei der Happy Hour oder bei einem Stück Geburtstagskuchen in der Büroküche kennenzulernen, muss man Beziehungen über Slack und E-Mail aufbauen.“

Darüber hinaus hat das Phänomen laut Experten auch eine positive Seite. Der Drang zum Slack-Splaining zwingt uns, mit Klarheit und Einfühlungsvermögen zu kommunizieren – eine Fähigkeit, die am heutigen Arbeitsplatz dringend benötigt wird, so Paul von der Pace University. In zu hohen Dosen kann dies dazu führen, dass sich auch die fröhlichsten von uns erschöpft fühlen. In angemessenen Mengen kann sie jedoch den Zusammenhalt in Teams fördern – und uns letztlich zu besseren Menschen machen.

„Man muss sich Gedanken darüber machen, wie die Botschaft bei den Adressaten ankommt“, so Paul, „das macht einen achtsamer und sensibler.“ Und das wiederum sind wichtige Eigenschaften, die nicht nur im Berufsleben wichtige sind.

Dieser Artikel wurde von Ben Peters aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.

Arbeiten als Wirtschaftsinformatiker: Welcher Weg in den Job führt, wie der Alltag aussieht – und was man verdienen kann

Wer wie Stephan Sachse Wirtschaftsinformatiker werden will, braucht in der Regel einen Hochschulabschluss.

Wer wie Stephan Sachse Wirtschaftsinformatiker werden will, braucht in der Regel einen Hochschulabschluss.

Alexander Prautzsch/dpa-tmn

Stephan Sachse ist Wirtschaftsinformatiker und arbeitet als Manager Digitale Transformation beim Gaskonzern VNG in Leipzig. Hier rzählt er, welcher Weg in seinen Job führte und wie sein Alltag aussieht.

Er ist Projektmanager, Koordinator und hat eine beratende Funktion auch gegenüber der Unternehmensspitze. Außerdem moderiert er Teams und Workshops und hat im Blick, dass die Betriebsstrukturen agil, effizient und nachhaltig sind.

Dem Gehaltsreport von Stepstone aus dem Jahr 2021 zufolge liegt das Einstiegsgehalt für Wirtschaftsinformatiker mit abgeschlossenem Studium bei knapp 51.000 Euro brutto pro Jahr. Das Durchschnittsgehalt ist mit 70.087 Euro pro Jahr bereits um einiges höher.

Von Beruf Wirtschaftsinformatiker: Wenige haben eine ganz konkrete Vorstellung, was eigentlich hinter dieser Jobbezeichnung steht. Dabei gehört das Fach mit zuletzt 66.722 eingeschriebenen Studierenden mit zu den größten an deutschen Hochschulen, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Wer das Studium abgeschlossen hat, steht vor komplexen Aufgaben – so wie Stephan Sachse. Der Wirtschaftsinformatiker arbeitet als Manager Digitale Transformation beim Gaskonzern VNG in Leipzig. In diesem Job-Protokoll erzählt er, welcher Weg in seinen Job führte und wie sein Alltag aussieht.

Wirtschaftsinformatiker gestalten betriebsinterne Informationssysteme. Wir bringen Berufstätige beispielsweise dazu, dass sie effizient und nachhaltig an ihrem Rechner für ihre Firma arbeiten können. Dafür benötigen sie passgenaue und firmenspezifische Programme. Oder es geht etwa um den Aufbau einer betriebsinternen Datenbank. Wirtschaftsinformatiker sind sozusagen Brückenbauer zwischen Menschen und Strukturen. Sie tüfteln in Projekten gemeinsam etwa mit Software-Entwicklern, Kaufleuten und Ingenieuren nach Lösungen.

Nach dem Abitur habe ich in meiner Heimatstadt Leipzig Wirtschaftsinformatik studiert. Meine ersten beruflichen Erfahrungen habe ich in der Finanzwelt gesammelt. Später habe ich promoviert und mich einige Jahre in der Start-up-Szene umgeschaut. Und dann kam das Angebot, bei VNG als Manager Digitale Transformation tätig zu sein. Das machte mich neugierig – und so fing es an mit meinem heutigen Job.

Ich analysiere, ob betriebsinterne Abläufe noch zeitgemäß sind, ob sie digitalisiert werden können und ob bereits digitalisierte Abläufe noch zu optimieren sind. Ein Beispiel: Bei VNG stand vor einiger Zeit an, das Intranet zu modernisieren.

Eine Vielzahl von Prozessen, bei denen man Papier in die Hand nimmt, galt es zu digitalisieren. So entstanden elektronische Formulare, etwa Urlaubsanträge. Im Intranet sollte zudem jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter selbst eine Nachricht einstellen oder sich für eine interne Veranstaltung anmelden können.

Lest auch

Meine Aufgabe beim Modernisieren des Intranets bestand nun darin, mich mit unterschiedlichen Dienstleistern wie Programmierern, Software-Entwicklern und Co. zu beschäftigen – und ihre Arbeit als Team zu koordinieren und zu moderieren. Bevor das neue System an den Start gegangen ist, habe ich meine Kolleginnen und Kollegen geschult.

Zusammengefasst: Ich bin Projektmanager, Koordinator und habe zudem eine beratende Funktion, auch gegenüber der Unternehmensspitze. Außerdem moderiere ich Teams und Workshops und habe immer im Blick, dass die Betriebsstrukturen agil, effizient und nachhaltig sind. Dabei sind auch die Themen IT-Sicherheit und Ethik wichtig, denn der Einsatz digitaler Technologien kann auch negative Auswirkungen haben.

Lichtblicke und Herausforderungen in meinem Job

Als Manager Digitale Transformation gestalte ich die Zukunft meines Arbeitgebers mit. Insofern hat meine Tätigkeit eine hohe Sinnhaftigkeit. Außerdem sind meine Aufgaben so vielfältig. Und schön ist auch, mit anderen Menschen intensiv zusammenzuarbeiten und nah an ihren Bedürfnissen zu sein.

Die digitale Welt ist extrem dynamisch, ständig gibt es Neuerungen. Da den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Gleichzeitig gilt es immer wieder abzuwägen, ob irgendein neuer digitaler Trend für das Unternehmen tatsächlich von Vorteil ist. Das kann mitunter sehr zeitaufwendig sein.

Manchmal kommt man bei einem komplexen Problem trotz aller Mühe nicht zu einer Lösung, das muss man auch mal einfach hinnehmen können. Und: Zum Teil geht es in Sachen Fortschritt bei der Digitalisierung so schnell, dass der ein oder andere schlicht überfordert ist. Dass man dann auch mal einen Gang zurückschalten muss, sollte man ebenfalls akzeptieren können.

Das Einstiegsgehalt für Wirtschaftsinformatiker liegt bei knapp 51.000 Euro

Was Wirtschaftsinformatiker verdienen, ist unter anderem abhängig vom Arbeitgeber, vom Standort, dem jeweiligen Abschluss und der Berufserfahrung. Dem Gehaltsreport von Stepstone aus dem Jahr 2021 zufolge liegt das Einstiegsgehalt für Wirtschaftsinformatiker mit abgeschlossenem Studium bei knapp 51.000 Euro brutto pro Jahr. Das Durchschnittsgehalt ist mit 70.087 Euro pro Jahr bereits um einiges höher. Für den Stepstone-Gehaltsreport 2021 wurden rund 250.000 Gehaltsdaten analysiert, die im Zeitraum Januar 2019 bis September 2020 erhoben wurden.

Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere Bruttoeinkommen für Hochschulabsolventen im Fach Wirtschaftsinformatik monatlich bei rund 5350 Euro. Die Bundesagentur gibt hier den Median an: Das ist der Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt. Er gibt somit den Wert an, bei dem die Hälfte der Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatiker mehr verdient, die andere Hälfte weniger. Geht man von dem Wert von 5350 Euro monatlich aus, ergibt sich ein Jahresbruttogehalt von etwa 64.000 Euro.

dpa/fj

Lest auch

Bye, bye Code? Für viele IT-Berufe müsst ihr nicht mehr programmieren können — was das für eure Karrieren bedeutet

Symbolbild

Symbolbild

Getty Images

  • Programmieren zu können, gilt als Karriere-Booster. Doch der Weg zum vollwertigen Software-Entwickler ist steil und lang.
  • In der IT-Branche gibt es zunehmend Jobs, für die kaum noch Coding-Erfahrung nötig ist.
  • Zudem beginnen Systeme mit Künstlicher Intelligenz, selbstständig zu programmieren. Welche Zukunft haben klassische Entwickler?

Einige Thesen über das Berufsleben haben beinahe den Rang von Naturgesetzen: Team-Player sind gute Führungspersönlichkeiten. Diverse Teams bringen mehr Leistung. Ein gutes Arbeitsklima zahlt sich auf lange Zeit aus. Im Computerzeitalter ist ein weiterer Punkt hinzugekommen: Wer Programmierkenntnisse hat, ist auf dem Arbeitsmarkt gefragter denn je.

Zumindest den letzten Lehrsatz nehmen sich viele bei Berufswahl und Ausbildung zu Herzen: Programmierlegende Robert Cecil Martin, alias „Uncle Bob“, orakelte 2014, dass sich die Zahl der Programmierer alle fünf Jahre verdoppeln würde. Selbst wenn diese Rate nicht mehr aktuell ist, bleibt der Kern der Aussage: Programmieren in all seinen Facetten ist ein wachsendes Berufsfeld. Also machen sich viele auf den Weg, meistern Online-Kurse, Bootcamps oder berufsbegleitende Studien. Eine Karriere als gut bezahlter IT-Spezialist scheint nur wenige Zeilen Code entfernt. Doch kommen Programmierkenntnisse wirklich einem Karrierebooster gleich?

Mit wenigen Zeilen Code zum Erfolg? Wohl kaum

Vorweg: „Den Entwickler“ gibt es so wenig, wie „den Arzt“. Die beruflichen Profile von Menschen, die mit Programmiersprachen arbeiten, unterscheiden sich enorm. Da gibt es Data Scientists, die sich mit statistischen Modellen und maschinellem Lernen beschäftigen. Sie verwenden eigene Sprachen – beispielsweise R – oder die Programmiersprache Python. Wer eine umfangreiche Website von Grund auf bauen will, muss völlig andere Kenntnisse mitbringen. Vonnöten sind Backend-Developer, die sich um die IT-Infrastruktur kümmern und Frontend-Developer, die eine Nutzeroberfläche schaffen. Der beste Django-Backendentwickler hat unter Umständen wenig Ahnung von Node.js, kann also bei manchen IT-Systemen kaum helfen. Kaum ein Entwickler ist ein Alleskönner.

Lest auch

Für Einsteiger macht es das schwierig, denn das Feld mit seinen Berufsbildern, Fähigkeiten und Ausbildungswegen ist unübersichtlich und wächst seit Jahrzehnten ungebremst in viele Richtungen. Was in einem Einsteiger-Kurs gelernt wurde, kann wenig damit zu tun haben, was in einer Einsteiger-Position gefordert wird. Es reicht nicht, sich durch ein Programmier-Bootcamp zu quälen. Rund 20 Prozent der Absolventen von Programmierkursen fanden keinen Job als Programmierer. Das ergaben mehrere Umfragen zwischen 2016 und 2018.

Einen guten Entwickler macht viel mehr aus, als ein Workshop-Zertifikat. Wer nicht abgehängt werden möchte, muss sich ständig weiterentwickeln, Trends erkennen und seine Kenntnisse an die Probleme anpassen. Das bedeutet viel Zeit vor einem Bildschirm und eine hohe Frustrationstoleranz. Spitzen-Programmierer sind hoch spezialisierte Problemlöser. Wer einen kurzen Geduldsfaden hat, wird an einer Karriere als Developer wenig Freude haben.

Wem es aber gar nicht eigentlich um Programmieren, sondern eher darum geht, im IT-Feld zu arbeiten, für den ist das Schreiben von Code oft gar nicht nötig.

Product Owner, UX, Business Analysten: viel IT, wenig Code

Es ist zu kurz gegriffen, die IT nur auf diejenigen zu beschränken, die Zeile für Zeile an Code arbeiten. Gerade die Spezialisierungen machen es nötig, eine gute Kommunikation zwischen Teams aufzubauen. Große digitale Produkte wie Shopping-Seiten, Logistik- oder Kommunikations-Systeme benötigen eine interne Struktur, in der Weiterentwicklungen abgestimmt werden. Es braucht Manager, um das „große Ganze“ nicht aus dem Blick zu verlieren. Entwickler sind oft Einzelkämpfer. Hier braucht Experten mit Stärken in Organisation und Kommunikation.

Product Owner organisieren beispielsweise die Arbeit von Entwicklerteams und sprechen Aufgaben mit den Teams ab. Wie wichtig sie sind, zeigt ein Blick in Job-Börsen: Mehr als 38.000 Stellen für Product Owner sind im Moment in Europa offen. Der Bedarf ist schnell erklärt: Es sind die Product Owner, die sicherstellen, dass das Gesamtkonstrukt eines Produkts nicht von einzelnen Entwicklungen lahmgelegt wird oder Verbesserungen an einer Stelle zu Problemen an einer anderen führen. IT-Infrastruktur sind fein aufeinander abgestimmte Systeme. Wer versucht, an einer Stelle das große Rad zu drehen, beeinflusst fast zwangsläufig andere Teile – und stört damit oft deren Funktionsweise.

Um das zu vermeiden, übernehmen Product Owner die Kommunikation zwischen den Teams: Was ist das dringendste Problem, das behoben werden muss? Welche Weiterentwicklung ist für Endnutzer am sinnvollsten? Wo gibt es Abhängigkeiten? All das sind Fragen, die im Alltag eines Programmierers eher ablenken, der versucht, ein Einzelproblem zu lösen. Product Owner befassen sich zwar ständig mit der technischen Weiterentwicklung, schreiben dabei aber selbst kaum Code.

Ähnliches gilt für UX-Tester, Analysten oder Projektmanager. Sie alle beschäftigen sich mit längerfristigen Entwicklungen, die Produkte, Prozesse und das Geschäft verbessern sollen. Braucht eine App einen neuen Button für Kurznachrichten? Erleichtert es die Arbeit eines Lageristen, wenn er auf seinem Gerät den verfügbaren Lagerbestand sehen kann? Wird das Menü des Auto-Bord-Computers genutzt?

Vor allem bei der Analyse großer Datenmengen können Programmierkenntnisse helfen, sie sind aber seit wenigen Jahren kein Muss mehr. Anstelle von Code-Zeilen treten Tools mit grafischen Oberflächen, die Analysen per Drag-and-drop ermöglichen. Für komplexe Analysen, die Datenbankabfragen in Sprachen wie SQL erfordert hätten, reicht es inzwischen oft, sich eine Einführung in ein Programm geben zu lassen.

Lest auch

Der Bedarf nach solchen Programmen schuf in den letzten 10 Jahren einen neuen Wirtschaftszweig: Die „Self Service BI“-Tools, mit deren Hilfe auch fachfremde Nutzer Daten verarbeiten können, übernehmen die Coding-Arbeit im Hintergrund. Ein US-Marktforschungsinstitut schätzt das Marktvolumen der Branche schon 2018 auf 4,3 Milliarden Euro, bis 2026 soll der Wert auf 12,8 Milliarden Euro steigen.

Mit den Tools können Aufgaben, die noch vor wenigen Jahren Codern vorbehalten waren, auch von geschulten Anwendern innerhalb jedes Unternehmens gemeistert werden. Sie versprechen Firmen eine enorme Produktivitätssteigerung beim Umgang mit Daten. Noch weiter gehen Plattformen, die nicht nur die Datenanalyse ermöglichen, sondern das vollständige Erstellen von Apps, Programmen oder Software-Lösungen, sogenannten No Code- oder Low Code-Lösungen.

Brauchen wir noch Entwickler?

„Wir glauben, dass die Zukunft das Programmieren darin besteht, überhaupt nicht mehr zu programmieren“, verkündete Chris Wanstrath, Gründer der Programmier-Kollaborations-Software Github 2017. Schon damals verbreiteten sich Tools, die es ermöglichten, ohne Programmierkenntnisse komplette Apps zu entwickeln. Bis heute hält ihr Siegeszug an: Vor allem in der Entwicklung von Web-Applikationen nimmt die Beliebtheit von No Code- / Low Code-Lösungen zu.

Sie ermöglichen es, Tools und Prognose-Modelle selbst zu bauen: Eine eigene Diät-App ist damit ebenso schnell designt wie Vorhersage-Modelle. Nutzer brauchen dafür kaum Vorkenntnisse. Wofür früher ein Stab an Entwicklern unabdingbar war, das kann mit heutigen Tools zusammengeklickt werden. Das kommt Unternehmen zupass, denn kaum etwas ist im Moment so schwierig, wie Software-Entwickler anzustellen.

Längst zeigen die Großen der Branche, dass nicht nur einfachste Anwendungen automatisiert gelöst werden können. So legte Google im Frühjahr 2022 eine Studie vor, die selbst Kenner der KI-Szene erstaunte. Sie beschreibt eine Künstliche Intelligenz, die komplexeste Probleme mithilfe von Code löst – aber ohne Programmierer. Nötig ist dafür nur eine Beschreibung des Problems in einer für Menschen verständlicher Sprache. Als Test verwendeten die Autoren reale Coding-Wettbewerbe, unter allen Teilnehmern belegte die KI einen mittleren Platz. In den 1990e-Jahren besiegten erstmals Computer die besten Schachspieler, bei dem komplexeren Spiel Go gelang dies Computern in den 2010er Jahren. Der nächste Schritt, dass ein Computer Menschen im Programmieren übertrumpfen kann, scheint nahe. Brauchen wir dann noch Entwickler?

Lest auch

Es gibt bereits den Trend, dass Mitarbeiter ohne Programmierkenntnissen immer komplexere Aufgaben übernehmen. Wie wichtig das automatisierte Programmieren – also das Erstellen von Programmen ohne das Schreiben von Code –  in der Geschäftswelt ist, zeigt der bisherige Marktführer: Laut eigenen Angaben wird dessen Low-Code-Plattform bereits in 91 Prozent der 500 umsatzstärksten Unternehmen der USA genutzt.

Das Versprechen klingt verlockend: Ohne Ressourcen an chronisch knappen Software-Entwicklern aufbauen zu müssen, sollen die Lösungen es ermöglichen, Programme zu entwickeln. Bereits vorhandene und auf das eigene Problem anwendbare Vorlagen – beispielsweise für Abrechnungs-Systemen, Raumbuchungs-Apps und Mini-Spiele – machen die Entwicklungen noch schneller. Gerade für diejenigen, die nur an kleinen Projekten interessiert sind, bieten die Lösungen eine schnelle und einfach zu erlernende Alternative zu mächtigen Programmiersprachen. Denn oft vereinen sie verschiedenste notwendige Kompetenzen in einem: Backend, Frontend, Data – bei kleineren Projekten kann ein angelernter Mitarbeiter all diese Positionen mit einem Tool vereinen.

Doch was nach einer perfekten Lösung klingt, hat – wie sollte es anders sein – einen Haken. Obwohl die Demokratisierung der Programm-Entwicklung Vorteile hat, stößt sie bei größeren Projekten an Grenzen. Denn Tools, die auf einer wackligen Grundlage gebaut wurden, können zu Problemen führen. Ward Cunningham, Computer-Pionier und einer der Ideengeber des Wiki-Prinzips, beschreibt das als technische Schulden: Wer eine Software schnell entwickelt, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen des Grundaufbaus zu machen, erbt mit steigender Entwicklung Schulden an ungelösten Problemen. Das kann dazu führen, dass die Behebung von Problemen irgendwann mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die Software weiterzuentwickeln – oder im schlimmsten Fall: Mehr Zeit, als die Software eigentlich zu benutzen.

Vor allem bei kritischen Teilen von Unternehmens-Infrastruktur birgt das Risiken: Sensible Daten können nach außen dringen. Geschäftsrelevante Funktionen können ausfallen. Der Service des Programmier-Tools kann sich so verteuern, dass ein Betrieb nicht mehr wirtschaftlich bleibt. Oft werden Faktoren, die erst bei der gesteigerten Nutzung auftreten, von Laien nicht bedacht und haben dann schwere Konsequenzen. Genau dann zeigt sich die Stärke durchdachter und ausgereifter Systemen

Dafür werden weiterhin, sogar vermehrt und vor allem noch höher spezialisierte Entwickler benötigt. Auch mit intelligenten Tools braucht es erfahrene Spezialisten, die Software testen, anpassen und sicher machen. Vielleicht bremst der Feldzug der Low-Code-Lösungen „Uncle Bobs“ Verdopplungsrate. Der Bedarf an Entwicklern wird aber hoch bleiben. Um bis zu 41 Prozent soll der Bedarf an Software-Entwickler und Testern zwischen 2020 und 2030 steigen. Wer also mehr als nur eine Diät-App programmieren möchte, hat noch immer rosige Karriereaussichten.

Lest auch

Von der Goldman-Analystin zur Innenarchitektin: „Ich habe ohne Sicherheitsnetz gekündigt und mein Hobby zum Beruf gemacht“

Karen Livingstone Welstead.

Karen Livingstone Welstead.

Courtesy of Karen Livingstone Welstead

Karen Livingstone Welstead verließ 2008 Goldman Sachs, als sie bemerkte, dass der Job nicht mehr zu ihr passte. Livingstone Welstead und ihr Mann verließen London in Richtung Schottland.

Die gebürtige Schottin begann, Häuser und Wohnungen umzugestalten, und zog die Aufmerksamkeit von Immobilienmaklern auf sich.  

Dies ist die Geschichte, wie sie zu einer Innenarchitektin wurde, aufgeschrieben von der Autorin Claire Turrell.  

Dieser Essay basiert auf einem Gespräch mit Karen Livingstone Welstead, der 44-jährigen Gründerin von Interiør über ihre Karriere. 

Als ich Goldman Sachs 2008 verließ, war es ein typischer Fall von „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir“. Während im Büro alle die „Financial Times“ lasen, las ich „Elle Décor“. Ich habe meine Zeit dort geliebt und hatte dort viele Möglichkeiten. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich erkannte, dass es nicht mehr funktionierte. Ich glaube: Wann immer es zu diesem Punkt kommt, muss man etwas tun – und es nicht noch sechs Monate länger aushalten.  

Für mich kam die Erkenntnis während meiner Flitterwochen in Malaysia, wo ich Zeit für mich und Zeit zum Nachdenken hatte. Ich entschloss mich, meinen Master of Arts im kreativen Schreiben abzuschließen und herauszufinden, was ich als Nächstes tun wollte. Mein Ehemann Matt – der bei Goldman Sachs neben mir saß – und ich entschieden zusammen, dass wir kündigen, London verlassen und in meine Heimat in Schottland zurückzukehren würden. Dort angekommen, richtete ich zunächst für das Personalvermittlungsunternehmen meiner Familie eine Abteilung für Finanzdienstleistungen ein. Abends und an den Wochenenden aber renovierte ich mehrere Wohnungen in Glasgow, die Matt und ich für ein passives Einkommen vermieteten.  

Lest auch

Es war nicht das erste Mal, dass ich Wohnungen umgestaltet hatte. Als ich Matt kennenlernte, hatten wir beide Wohnungen in London. Also verkaufte Matt damals seine Wohnung und wir nutzten das Geld, um ein Landhaus in Wiltshire zu erwerben. Ich richtete die Räume ein, wann immer ich nicht im Büro war.  

Nachdem ich dieses Projekt beendet hatte, hatte ich genug Erfahrung gesammelt, um an den Wohnungen in Glasgow zu arbeiten. Während ich versuchte, die Aufmerksamkeit potenzieller Mieter auf mich zu ziehen, wurden auch Immobilienmakler und Maklerinnen auf die Wohnungen aufmerksam.  

Eines Tages erhielt ich einen Anruf von einem Vermietungsagenten

Der Agent befand sich in einer Zwickmühle: Einer seiner Klienten war in eine große, luxuriöse Wohnung gezogen – war aber mit der Inneneinrichtung nicht zufrieden. Der Agent machte sich Sorgen, dass der Deal deswegen platzen könnte. Der Makler fragte mich also, ob ich Interesse hätte, die Wohnung umzugestalten. Er gab mir ein Budget, um zu kaufen, was auch immer nötig wäre, um die Wohnung schön herzurichten. Und schien zufrieden zu sein: Danach fragte er mich, ob ich vier weitere Wohnungen ebenfalls komplett einrichten könnte.

Ich hatte mich immer professionell präsentiert, wenn ich mit jemandem aus dem Geschäft zu tun hatte, aber das hier war reiner Zufall. Ich beschloss, es zu versuchen und vermarktete mich 2017 als Innenarchitektin. Das war etwas, das ich schon immer machen wollte. Dann hatte ich die Chance dazu.  

Bei Goldman Sachs habe ich gelernt, dass man einen Job schon machen sollte, bevor man ihn offiziell bekommt. Als ich Analystin war, wollte ich die Teamlead-Position. Also nahm ich schon zuvor mehr Verantwortung auf mich, ohne darum gebeten zu werden.  

Wenn ihr etwas wollt, wartet nicht darauf – macht es einfach

In Bezug auf Innenarchitektur wollte ich auch die Initiative ergreifen. Ich rief Immobilienmaklerinnen und Immobilienmakler an und fragte, ob ich ihnen die Wohnung zeigen konnte, die ich gerade eingerichtet hatte. Ich bat sie, mir Feedback zu geben und meine Arbeit zu bewerten. Das ist mein Rat für alle: Wenn ihr etwas wollt, wartet nicht darauf – macht es einfach.  

Lest auch

Courtesy of Karen Livingstone Welstead

Mein Mini Cooper wurde zu meinem Dienstwagen. Mein Ehemann baute in seiner Mittagspause Regale im Stil von IKEA und unsere Kinder gewöhnten sich daran, dass ihre Sofas ab und zu verschwanden, wenn wir sie für eine Musterwohnung benötigten.  

Es gab viele Herausforderungen bei den Projekten. In einem Gebäude in Edinburgh wurde etwa eine Brandschutztür eingebaut, nachdem ich die Maße für ein bestimmtes Sofa genommen und es schon bestellt hatte. Das Sofa mit einer Hebebühne in die Wohnung zu hieven, war nicht möglich. Also musste ich 46 Meilen (umgerechnet 74 Kilometer) zurück nach Glasgow fahren und ein anderes Sofa finden.  

Mein Unternehmen ist seitdem stark gewachsen 

Ich habe Auftragnehmer, die mir bei der Ausführung der Aufträge helfen. Allerdings suche ich immer noch alle Möbel und Dekorationen aus, die in meinen Entwürfen vorkommen – nicht nur, weil mir dieser Teil Spaß macht, sondern weil ich es für wichtig halte, dass ich das tue, weil ich das Gesicht des Unternehmens nach außen bin.  

Auch die Projekte, an denen ich arbeite, sind gewachsen. Ich wurde vor kurzem darum gebeten, Kunst für ein wunderschönes hochwertiges Apartment in Edinburgh zu kaufen. Für dieses Projekt konnte ich direkt mit Künstlern und Galerien in Schottland zusammenarbeiten.  

Während ich nach Investments Ausschau hielt, die in ihrem Wert steigen würden, war es ein großes Vergnügen, lokale Künstler und Künstlerinnen zu unterstützen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn ich an einem Projekt arbeite, mache ich Fotos, um sie auf sozialen Medien zu teilen oder an Magazine zu senden. 

Courtesy of Karen Livingstone Welstead

Lest auch

Als mein umgestaltetes Haus, das einst dem Hauslehrer von Maria, der Königin der Schotten, gehörte, bei „Homes & Interiors Scotland“ erschien, wusste ich nicht, dass eine Fernsehproduzentin den Artikel sehen würde.

Als sie mich anrief und fragte, ob ich an Schottlands „Home of the Year 2021“-Wettbewerb teilnehmen möchte, sagte ich zu. Alles wurde zu Zeiten der Pandemie etwas langweilig, also dachte ich, dass es sicher Spaß machen würde.  

Die Filmarbeiten dauerten einen halben Tag, die Aufräumarbeiten jedoch drei Wochen. Die Jury fand Techniken, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie instinktiv nutzte. Wir waren überglücklich, als wir erfuhren, dass wir gewonnen hatten.  

Courtesy of Karen Livingstone Welstead

Ich wurde außerdem gefragt, ob ich Designerin für die neue BBC-Inneneinrichtungsshow „Virtually Home“ sein wollte.  

Ich entschied mich, zuzusagen. In der Show wird Hausbesitzern und Hausbesitzerinnen eine 3D-Version ihres Heimes gezeigt, an der andere Designer und ich eine mögliche Umgestaltung vornehmen. Da ich normalerweise mit Firmenkunden arbeite, war es eine schöne Abwechslung, mit Menschen an ihrem Zuhause zu arbeiten.  

Ich arbeite normalerweise nicht mit 3D-Modellen wie diesen, aber ich arbeite mit 3D-Apps, um Kunden und Kundinnen zu zeigen, was ich plane. Es hilft sehr bei der Kommunikation, da ich den Leuten zeigen kann, was in meinem Kopf vorgeht.

Als ich jünger war, hat mir niemand gesagt, dass ich meine Leidenschaft mit meiner Karriere kombinieren könnte. Jetzt aber tue ich genau das.  

Dieser Text wurde von Marlene Schulze aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.

Lest auch

In Deutschland wird noch immer über das eigene Gehalt geschwiegen — obwohl sich jeder Zweite unfair bezahlt fühlt

Home

Karriere

In Deutschland wird noch immer über das eigene Gehalt geschwiegen — obwohl sich jeder Zweite unfair bezahlt fühlt

shutterstock

Eine Umfrage im Auftrag der Gehaltsplattform „kununu“ hat ergeben, dass nur die Hälfte der Angestellten mit ihren Lebenspartnern über ihr Gehalt sprechen, noch weniger mit Freunden oder Kollegen.

Etwa genauso viele Befragte sagten, dass sie sich nicht fair bezahlt fühlten. Die Unzufriedenheit ist also groß – doch viele schweigen darüber.

Dabei kann Transparenz dazu, wie viel andere Menschen verdienen, den Befragten beim Abschätzen einer gerechten Bezahlung helfen.

Noch immer sprechen Menschen in Deutschland ungern über ihr Gehalt. Geld wird als „Privatsache“ wahrgenommen. Doch noch nicht einmal im Privaten wird darüber viel diskutiert. Eine repräsentative Umfrage von YouGov, die im Auftrag der Arbeitgeber-Bewertungsplattform „kununu“ mit über 1000 Angestellten durchgeführt wurde, zeigt: 52 Prozent der Befragten sprechen nicht einmal mit ihren Partnerinnen oder Partnern über ihr Einkommen.

Noch etwas weniger, 46 Prozent, thematisieren es in Gesprächen mit anderen Familienmitgliedern, wie zum Beispiel Eltern oder Geschwistern. Nur etwa ein Drittel spricht mit Freundinnen und Freunden über das Gehalt und bei etwa 19 Prozent ist es im Kollegium ein Thema. Und 22 Prozent, also etwa jeder Fünfte, gab an, sich überhaupt nicht mit anderen Menschen über das Gehalt auszutauschen. In der Umfrage konnten die Befragten mehrere Optionen wählen, daher addieren sich die Prozentwerte hier nicht auf 100 Prozent auf.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass es einen deutlichen Generationenunterschied gibt: Von den Angestellten über 55 Jahren sprechen demnach nur 69 Prozent mit irgendeiner anderen Personen über ihr Einkommen. Bei den 18- bis 34-Jährigen hingegen sind es 81 Prozent.

Gleichzeitig gab fast die Hälfte der Befragten an, dass sie sich nicht fair bezahlt fühlten – besonders Frauen sind mit ihrem Gehalt nicht zufrieden. Während 51 Prozent der Männer ihr Gehalt als fair empfinden, sind es bei den weiblichen Befragten nur 44 Prozent. Die Unzufriedenheit ist dabei wohl nicht aus der Luft. gegriffen: Im Jahr 2020 verdienten Frauen durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer.

Gehaltstransparenz hilft bei Verhandlungen

Falls auch ihr unzufrieden mit eurem Gehalt seid, solltet ihr versuchen, nach einer Gehaltserhöhung fragen. „Das Gehalt ist ein grundlegender Faktor für die Job-Zufriedenheit“, sagt Nina Zimmermann, CEO von kununu. „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen daher eine transparente Informationsbasis, um ein angemessenes und faires Gehalt abschätzen zu können und eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben.“

Dem stimmen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der kununu-Umfrage zu. 46 Prozent sagten, dass sie mit mehr Transparenz über die Gehälter von anderen sich besser orientieren und so auch besser verhandeln können. Ihr findet es auch schwierig, andere auf ihr Gehalt anzuprechen?

Um herauszufinden, ob ihr unterbezahlt seid, könnt ihr zum Beispiel auch bei „kununu“ vergleichen, wie viel andere Menschen in eurer Branche und Berufsfeld verdienen. Dort könnt ihr innerhalb eurer Branche, eurer Position und eures Unternehmens vergleichen, wie viel Gehalt andere bekommen. Ihr könnt euch auch regelmäßig Stellenanzeigen aus eurer Branche anschauen – in einigen wird auch eine ungefähre Gehaltsspanne angegeben. Weitere Anzeichen, dass ihr womöglich unterbezahlt seid, findet ihr hier.

Dieser Text erschien bei Business Insider zuerst im Oktober 2021

Lest auch

hr

Aktuelle News

Este sitio web utiliza cookies para que usted tenga la mejor experiencia de usuario. Si continúa navegando está dando su consentimiento para la aceptación de las mencionadas cookies y la aceptación de nuestra política de cookies, pinche el enlace para mayor información.

ACEPTAR
Aviso de cookies