Das ist der beste Zeitpunkt, um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen

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Um erfolgreich nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, solltet ihr den richtigen Zeitpunkt erwischen.

Wenn ihr in dem Unternehmen schon gute Leistungen und Erfolge erbracht habt oder mehr Verantwortung bekommt, steigen eure Chancen auf ein höheres Gehalt.

Am besten eignen sich für das Gespräch die Monate Januar und Februar, da das Budget für das kommende Jahr bis Mitte März meist noch nicht verteilt ist.

Viele Angestellte hoffen auf eine Gehaltserhöhung – doch kaum ein Arbeitgeber bietet von sich aus ein höheres Gehalt an. Der Wunsch muss meist aus eigener Initiative geäußert werden. Eine Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters „Robert Half“ zeigt, dass die fehlende Gehaltserhöhung für 18 Prozent der Bevölkerung ein Grund für den Jobwechsel zu einem anderen Arbeitgeber war.

Die gute Nachricht: Laut der Tageszeitung „FAZ“ planen viele deutsche Unternehmen, die Gehälter ihrer Mitarbeiter im kommenden Jahr deutlich zu erhöhen. Damit es aber auch ganz sicher klappt mit der Gehaltserhöhung, sollte der Zeitpunkt und ein paar Voraussetzungen stimmen.

Diese Faktoren sprechen dafür, dass ihr nach einem höheren Gehalt fragen solltet:

1. Ihr seid unzufrieden mit eurem Gehalt.

2. Eure Kollegen verdienen mehr Geld als ihr.

3. Ihr bekommt weniger Gehalt, als euer Arbeitsaufwand wert ist.

4. Ihr habt in eurem Unternehmen schon gute Leistungen und Erfolge erbracht.

5. Andere Arbeitgeber bieten für denselben Job mehr Geld.

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Ab wann könnt ihr mehr Gehalt verhandeln?

Grundsätzlich: immer. Laut dem Personaldienstleister „Robert Half“ ist jeder sechste CFO (17 Prozent) der Meinung, dass ihr für das Gespräch nach einer Gehaltserhöhung keinen bestimmten Zeitpunkt braucht. Das ändert aber nichts daran, dass es guter Argumente bedarf, um ein höheres Gehalt zu fordern.

Zunächst einmal solltet ihr schon eine Weile in dem jeweiligen Unternehmen beschäftigt sein. Nach drei Wochen nach einem höheren Gehalt zu fragen kommt bei keinem Arbeitgeber gut an. Nach einem Jahr zu fragen, sieht dagegen schon ganz anders aus. Ab diesem Zeitpunkt wisst ihr meist auch gut darüber Bescheid, wie es in dem Betrieb läuft – und könnt euren Arbeitsaufwand gut einschätzen. Somit habt ihr auch eine größere Bandbreite an Argumenten parat. Optimalerweise habt ihr dem Unternehmen auch schon nachweisbar gute Leistungen und Erfolge gebracht.

Erfolg zählt für 17 Prozent aller Vorgesetzten zu den besten Argumenten für eine Gehaltserhöhung, berichtet „Robert Half„. Vielleicht habt ihr ein großes Projekt geleitet oder eine andere außerordentliche Leistung erbracht? Das kann bei dem Gespräch eine entscheidende Rolle spielen. Außerdem raten die Vorgesetzten ihren Angestellten, erst am Ende eines gelungenen Projekts nach der Gehaltserhöhung zu fragen, so „Robert Half„.

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„Wenn du zum Beispiel gerade einen besonderen Erfolg verbuchen konntest, bietet es sich an, diesen Moment zu nutzen, um das Gespräch zu suchen. Es sollte aber nicht den Anschein machen, dass du nur die Gelegenheit ausnutzen willst. Frage dich einfach selbst, wann du die Frage nach mehr Gehalt für angemessen halten würdest, wenn du der Chef wärst“, sagt etwa erklärt XING Coach und Karriereberater Christian Richter, laut der Arbeitgeber-Bewertungsplattform „Kununu„. „Achte zum Beispiel auch darauf, welchem Stress dein Vorgesetzter gerade ausgesetzt ist. Zwischen zwei Dienstreisen hat er vielleicht weniger den Kopf für ein Gespräch frei, als wenn er selbst gerade ein Projekt erfolgreich abgeschlossen hat.“

Laut Kununu kann sich aber auch der Zeitpunkt lohnen, zu dem ihr euch bereit erklärt habt, ein neues Projekt zu übernehmen oder euren Tätigkeitsbereich zu erweitern – dazu gehört natürlich auch eine Beförderung. Auch das jährliche Feedback-Gespräch sowie das Ende der Probezeit oder das Ende einer Befristung können gute Termine sein, um eine Gehaltsverhandlung anzustoßen.

Obwohl ihr die gleiche Leistung erbringt, bekommen deine Kollegen mehr Gehalt? Sollte keines eurer Argumente Wirkung erzielen, könnt ihr euer Gehalt mit dem eurer Kollegen vergleichen. Seit 2017 gibt es in Deutschland das Entgelttransparenzgesetz. Das dient dazu, Ungerechtigkeiten zwischen den Gehältern zu begleichen. Lest hier weiter, um mehr darüber zu erfahren.

Welcher Monat eignet sich am besten für ein Gespräch?

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Zeitlich eignet sich am besten der Jahresanfang für ein Gespräch über eine Gehaltserhöhung, vor allem die Monate Januar und Februar. Denn zu diesem Zeitpunkt ist das Budget für das kommende Jahr bis Mitte März meist noch nicht verteilt, berichtet „Praxistipps Focus„. Ihr solltet das Gespräch jedoch nicht gleich in der ersten Januarwoche fordern, da die Vorgesetzten am Anfang des Jahres selber mit vielen neuen Aufgaben beschäftigt sind.

Wie bereitet ihr euch am besten auf das Gespräch vor?

In der Gehaltsverhandlung solltet ihr ein selbstbewusstes Auftreten vermitteln. Außerdem solltet ihr euch realistische Ziele setzen, die ihr in dem Gespräch erreichen wollt. Üblich sind fünf bis zehn Prozent mehr Gehalt. Mit den Forderungen solltet ihr also nicht übertreiben.

Trotzdem solltet ihr euch auch nicht unter eurem Wert verkaufen. Das Gespräch sollte natürlich freundlich und sachlich verlaufen. Versucht nicht, euren Arbeitgeber zu erpressen oder ihn mit anderen außerbetrieblichen Gründen zu überzeugen. Macht eurem Vorgesetzten klar, welche Vorteile das Unternehmen mit euch als Mitarbeiter hat.

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Prahlen in der Bewerbung? So hebt ihr eure Erfolge hervor, ohne wie ein Angeber zu wirken


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Eine Bewerbung bedeutet nichts anderes, als sich selbst zu bewerben – also Werbung für sich selbst zu machen.

Dennoch scheinen viele Deutsche sich unter der Devise „Eigenlob stinkt“ zu präsentieren und auch zu bewerben, während es in den USA absolut normal ist, seine Erfolge ins rechte Licht zu rücken.

Wer seine eigenen Erfolge aber nicht feiert, macht diese unsichtbar. Wie ihr es hinbekommt, eure Erfolge hervorzuheben – ohne damit zu prahlen.

Angeberei hat einen schlechten Ruf. Wir lernen schon von klein auf, dass sich hinter einem Angeber meist nur eine „große Klappe und nichts dahinter“ verbirgt. Sich aber einfach darauf zu verlassen, dass die im Stillen geleistete gute Arbeit anerkannt und dementsprechend honoriert wird, führt meist zur Enttäuschung. Das böse Erwachen lässt dann oft nicht lange auf sich warten. Denn die Arbeitswelt funktioniert nach der Devise: Wer nicht spricht, den hört man nicht. Wer seine eigenen Erfolge also nicht feiert, macht diese unsichtbar.

Erzürnt, dass man keine Beförderung erhalten hat oder dass die Arbeit nicht wertgeschätzt wurde, begibt man sich dann erneut auf Jobsuche. Hier steht man schon wieder vor dem Dilemma: Soll ich meine Erfolge in der Bewerbung angeben oder wird man denken, dass ich nur angebe? Oder im schlimmsten Fall: Hat meine Angeberei auch rechtliche Konsequenzen, wenn herauskommen sollte, dass ich doch nicht so gut bin, wie ich behaupte?

Bei einer Bewerbung möchte man sowohl kompetent als auch sympathisch rüberkommen. Die Herausforderung: Prahle ich mit meinen Erfolgen und riskiere, dass ich als Angeber abgestempelt werde oder spiele ich meine Erfolge runter und riskiere, dass ein anderer Bewerber den Job bekommt?

Der Personaler interessiert sich nicht für eure berufliche Weiterentwicklung – für euren Mehrwert schon

Auch wenn es bei einer Bewerbung darum geht, dass ihr euch selbst präsentiert, dürft ihr den Leser nicht vergessen. Floskeln wie „Die Position in Ihrem Unternehmen sehe ich als Chance für meine berufliche Weiterentwicklung“ führen meist nirgendwohin. Damit stellt ihr bloß den Eigennutzen des Jobs in den Vordergrund. Noch schlimmer ist es, wenn Bewerber anfangen zu betteln: „Es wäre ein Traum für mich bei euch arbeiten zu dürfen“. Mit solchen Aussagen fordert ihr den Personaler auf, euch einen Gefallen zu tun.

Der Personaler, der am Ende eure Bewerbung liest, weiß natürlich, dass der Job gewisse Vorteile mit sich bringt. Was springt aber im Gegenzug für das Unternehmen heraus? Der eigentliche Mehrwert, den ein Job-Kandidat für das Unternehmen darstellt, wird von einem Großteil der Bewerber meist gar nicht angesprochen. Hier liegt aber der springende Punkt.

Bei einer Bewerbung solltet ihr daher den Fokus darauf lenken, was ihr selbst zu bieten habt. Der Job des Personalers besteht nämlich darin, einen geeigneten Kandidaten zu finden, der alle Anforderungen mit sich bringt und zudem gut in das jeweilige Team und zum Unternehmen passt. Mit Bescheidenheit und Betteln kommt man nicht ans Ziel. Der Personaler interessiert sich dafür, ob ihr in den vergangenen Positionen auch einen Mehrwert für das Unternehmen geleistet habt. Wer also im Lebenslauf nur seine Tätigkeiten runterschreibt, tut sich selbst keinen Gefallen.

Diese Übungen helfen euch, eure Erfolge herauszukristallisieren

Die folgenden Übungen helfen euch, eure Erfolge aufs Papier zu bringen:

1. Eigenen Fähigkeiten schätzen lernen

Nehmt euch ein Blatt Papier und faltet dieses in der Mitte. Schreibt nun alle Fähigkeiten im Job, von denen ihr findet, dass sie euch besonders hervorheben, auf die linke Seite des Blattes. Nehmt euch hierfür ruhig etwas Zeit. Schreibt dann auf die rechte Seite alle Fähigkeiten, die ihr für euer Berufsfeld mitbringen müsst. Vergleicht die beiden Tabellen. Ähneln sich die Fähigkeiten? Sind diese vielleicht genau gleich? Was sagt das über eure Professionalität im Berufsleben aus? Auch wenn ihr vielleicht nicht alle eurer Traumfähigkeiten erfüllt, könnt ihr dennoch stolz auf euch sein, weil ihr viele der geforderten Anforderungen mitbringt.

2. Das Lob von anderen verwenden

Es muss nicht immer das Eigenlob sein. Beim Aufzählen von Erfolgen könnt ihr auch das Lob von Kollegen und Vorgesetzten gut verwenden. Vielleicht erinnert ihr euch noch an das ein oder andere Lob aus den letzten Monaten oder ihr habt sogar noch eine Dankes-Mail im Postfach. Macht eine Liste mit allen Dingen, für die ihr gelobt wurdet.

3. Abseits der Routine denken

Im Alltag fallen unsere Erfolge leider nur selten auf. Wenn wir aber mit einer Veränderung oder einem Umbruch im Arbeitsleben konfrontiert werden, können wir zeigen, dass mehr in uns steckt. Dies kann zum Beispiel sein, wenn das Unternehmen sich verändert, firmenweit eine neue Software einbindet, mehrere Bereiche gleichzeitig digitalisiert oder ein Praktikantenprogramm startet. Denkt an eure Erfolge abseits der Routine. Wie konntet ihr einen Mehrwert für euren Arbeitgeber schaffen?

So feiert ihr eure Erfolge richtig

Den meisten Bewerbern fällt es schwer auf die Schnelle zwei Erfolge pro Position aufzuzählen. Dabei reicht dies meist schon aus, um einen Eindruck bei einem Personaler zu hinterlassen und zu dem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Mit den Ergebnissen aus den vorherigen Übungen solltet ihr euch jetzt ans Ausformulieren der Erfolge machen.

Im Anschreiben empfiehlt es sich ein bis zwei Erfolge zu seiner jetzigen Position herauszustellen. Ein größerer Erfolg und dadurch auch ein echter Mehrwert für das Unternehmen ist natürlich wertvoller als das stumpfe Aufzählen von vermeintlichen Erfolgen. Im Lebenslauf solltet ihr euch auf die letzten drei Positionen fokussieren. Unter die Tätigkeitsbeschreibungen lassen sich problemlos zwei bis fünf Erfolge als Stichpunkte unterbringen.

So beschreibt ihr eure Erfolge am besten:

  • Beispiele, Beispiele, Beispiele: Gute Beispiele untermauern die Glaubwürdigkeit eures Mehrwerts. In welchem Zusammenhang konntet ihr also einen Prozess optimieren, Kosten einsparen oder den Umsatz steigern?
  • Zahlenfixiert: Insbesondere im Vertrieb legt man großen Wert auf handfeste Zahlen, wenn es um eure Erfolge im Job geht. Hierbei geht es nicht nur um eure KPIs (Key Performance Indicators), sondern auch um Umsatzsteigerungen als Prozentangaben, Zeitverbesserungen oder weniger Retouren.
  • Problemlösung: Nicht immer lässt sich alles in Zahlen ausdrücken. Ein verbesserter Prozess oder eine ausgeklügelte Methodik kann auch langfristig zum Firmenerfolg beisteuern. Dies kann bereits eine simple Anleitung eines Praktikanten sein, die nun Firmenweit von allen anderen Praktikanten genutzt wird. 

Manchmal ist es schwer abzuwägen, wo genau die professionelle Grenze liegt. Ist man selbstbewusst oder übermütig? Stolz auf seine harte Arbeit oder arrogant? Wie in jeder dieser kniffeligen Situationen kann eure Herangehensweise den entscheidenden Unterschied ausmachen. Habt nur Mut euch selbst gut zu verkaufen. Die Entscheidung, dass ihr euch auf eine bestimmte Stelle bewerben möchtet, ist ja bereits gefallen.

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Personalberater Tim Oldiges: „Es ist ein Irrtum, dass die besten zukünftigen Führungskräfte ausschließlich von Elite-Unis kommen“


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Viele setzen beim Wirtschaftsstudium auf renommierte Universitäten. Ein Abschluss dort bringe zwar ein gutes Netzwerk, garantiere jedoch nicht, dass jemand später beruflichen Erfolg habe, sagt Personalberater Tim Oldiges.

Das Curriculum der Universitäten ähnele sich – und von ihrem Fachwissen würden Berufstätige im Job später sowieso nur fünf bis zehn Prozent anwenden. Wichtiger sei es, seine Motivation, Neugier, Begeisterungsfähigkeit oder den Umgang mit Komplexität zu schulen.

„Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, so der Headhunter. Jeder müsse seinen eigenen Weg finden. Für viele eigne sich etwa ein duales Studium sogar eher.

Das Credo vieler Wirtschaftsstudentinnen und Wirtschaftsstudenten lautet seit jeher: besser an einer der Universitäten mit klingenden Namen studieren als an einer Allerweltshochschule. Ein Bachelor aus Mannheim, Köln, St. Gallen oder der WHU in Vallendar wäre das Kreuzass im Lebenslauf, glauben viele.

Nach Ansicht von Experten wie dem Personalberater Tim Oldiges ist dies jedoch falsch. Der 41-jährige Inhaber der HR-Firma Headgate sucht Top-Führungskräfte für deutsche Mittelständler mit mehr als 1000 Mitarbeitern und kennt sich mit Biografien aus. Er sagt: „Es ist ein Irrtum, dass die besten zukünftigen Führungskräfte ausschließlich von Elite-Unis kommen.“

Tim Oldiges. ©STERN GMBH AGENTUR FÜR KOMMUNIKATION

Oldiges berichtet von einem Professor an der Stanford University in Kalifornien, einer der amerikanischen Elite-Schmieden, der eine interessante Erfahrung gemacht hat. Der Mann stellte seinen Kurs bei einer Online-Universität allen Interessierten zur Verfügung. Und plötzlich saßen nicht nur 100 oder 200 Studenten im Hörsaal, sondern ihm lauschten Tausende Interessierte aus der ganzen Welt.

Während der Zugang zur Stanford Universität hoch kompetitiv ist und die Studierenden (mit Ausnahmen) dort sehr hohe Studiengebühren berappen, mussten die freien Studierenden keine Eingangskriterien erfüllen. Sie zahlten für ihren Kurs bei Udacity, einer von einem ehemaligen Google-Manager gegründeten Weiterbildungsplattform, lediglich einen kleinen Betrag. „Dann ließ der Professor die beiden Gruppen eine Klausur schreiben. Das Ergebnis überraschte: Der beste Hörsaal-Besucher landete mit seiner Klausur auf Platz 413. Ganze 412 Allerweltsstudierende hatten mehr Punkte als die Stanford-Elite“, erzählt Oldiges.

„Die intelligentesten Studenten kamen also nicht von der Elite-Uni. Ein Abschluss dort garantiert auch nicht, dass jemand später beruflichen Erfolg hat“, ist Oldiges überzeugt. Die Lehrpläne an deutschen Fakultäten für Betriebswirtschaftslehre (BWL) würden sich ohnehin grundsätzlich ähneln, aber auf das Curriculum käme es auch gar nicht an „Wer später ein großes Team Hunderter Mitarbeitern führt, benötigt ganz andere Kompetenzen als einen bestimmten Kurs in Marketing.“

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Dies seien vor allem acht Eigenschaften, nach denen er im Gespräch mit Bewerbern gezielt suche. Dazu gehörten zum Beispiel Intelligenz, intrinsische Motivation, Neugier, gute Kommunikation, Begeisterungsfähigkeit oder der Umgang mit Komplexität. Von ihrem Fachwissen dagegen würden Berufstätige im Job später nur fünf bis zehn Prozent anwenden. Die Mär, dass jemand, der bei den großen Wirtschaftsberatern, bei Goldman Sachs oder den oberen Etagen der Dax-Unternehmen, landen möchte, sich zwingend bei den Spitzenreitern der Uni-Rankings einschreiben müsse, sei dennoch verbreitet.

Manche der Elite-Unis kosten bis zu 60.000 Euro pro Jahr

Die WHU (Otto Beisheim School of Management), die Frankfurt School of Finance and Management oder St. Gallen sowie die Universität Mannheim lägen seit Jahren hoch im Kurs bei BWL-Studenten. Das seien zweifelsohne gute Hochschulen, sagt Oldiges, aber ein paar seien eben auch privat und daher sehr teuer. Manche kosteten bis zu 60.000 Euro pro Jahr und pflegten sorgsam den Ruf, dass dort wahlweise Industrielle, Startup-Millionäre oder Top-Manager ihre Töchter und Söhne hinschicken in der Hoffnung, die „richtigen“ Leute kennenzulernen.

„Da bleibt man unter sich und pflegt das Netzwerk“, sagt der HR-Experte. Dieses Netzwerk dürfe man nicht unterschätzen. Die Verbindungen hielten weit über das akademische Leben hinaus. „Aber niemand kann garantieren, dass dieses Netzwerk später auch dabei hilft, ein Unternehmen erfolgreich zu führen.“

Anstatt sich auf Rankings zu fokussieren, rät Oldiges Studierenden aber, folgende Fragen zu stellen: „Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich?“ Denn eines sei klar: „Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, so der Headhunter. „Wir sind alle verschieden und benötigen daher unterschiedliche Dinge, um im Studium wie im Berufsleben zu reüssieren.“ Es wäre ja irrwitzig, wenn bei der Breite an Talenten, an Persönlichkeiten sowie der Biografien nur ein Weg für alle passen würde, so Oldiges. „Dennoch wünschen sich viele den einen Experten, der sagt, wie es geht, und einen klaren Weg vorgibt. Der Wunsch nach Orientierung ist sehr groß bei jungen Menschen.“

Was heißt das jetzt für Abiturienten, die einen Abschluss in Wirtschaft anstreben, sei es in BWL, im Bereich Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen oder einem der vielen anderen Studiengänge in diesem Bereich? Für viele von ihnen sei ein praktisch orientierter Studiengang, etwa an einer Berufsakademie oder ein duales Studium passend. Denn dort würden Theorie und Praxis verbunden und der Berufsstart falle vielen leichter, ist Oldiges überzeugt. „Dieser Weg bietet Orientierung und Anleitung, Feedback innerhalb von praktischen Phasen im Studium.“

Zugang zu vielen Elite-Unis: hohe Hürde für normale Familien

Ein wichtiger Punkt sei auch, dass bei der Wahl einer teuren privaten Universität, besonders auch in den USA, der Druck auf die Studierenden sehr groß sei. „Diese Unis sind Gelddruckmaschinen, die mit viel Marketing den elitären Nimbus nähren. In meiner Zeit in Kalifornien sagte mir ein amerikanischer Professor, dass er seine Tochter nicht an eine der Elite-Unis schicken würde. Der Druck sei zu groß.“

Nicht jeder junge Mensch mit einer noch nicht ausgereiften Persönlichkeit sei dem gewachsen. Es ginge an diesen Hochschulen hoch kompetitiv zu. Zu dem Leistungsdruck komme dann noch der Stress, es um jeden Preis schaffen zu müssen – da ja die Eltern so viel Geld für das Studium hinlegen würden. „Wer unter großem Druck steht, hat keinen Spaß. Aber wir wissen aus der Hirnforschung, dass man besonderes gut lernt, wenn etwas Spaß macht. Das gilt für Kinder, Jugendliche sowie für Erwachsene“, so der Personalberater. Auch hier gelte es abzuwägen, wie resilient ein junger Mensch schon ist. Der Zugang zu vielen Elite-Unis sei eine hohe Hürde für normale Familien, sagt Oldiges.

Eine gute Initiative findet Oldiges, dass es inzwischen gute lokale Kooperationen zwischen Universitäten und Hochschulen mit den Unternehmen vor Ort gebe. „Es gibt Studierende, die wollen in der Nähe ihres Heimatortes bleiben. Für sie ist eine solche Hochschule sehr gut geeignet, da bereits Kooperationen mit Firmen vor Ort bestehen.“ Die Universität Gießen und die Technische Hochschule Mittelhessen sind ein Beispiel für eine solche regionale Kooperation.

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Oldiges befürwortet die Demokratisierung des Wissens und den freien Zugang zur Bildung. Dies habe viele Vorteile. Daher hält Oldiges auch die klassisch angebotenen privaten MBA-Abschlüsse (Master of Business Administration) für diskussionswürdig. „Da zahlt man 50.000 Euro für den Abschluss, aber es ist viel Wissen frei verfügbar, und wesentliche Dinge, die man über Entrepreneurship erfahren sollten, sind nicht Teil des Lehrplans.“

Ebenfalls wesentlich sei es, Teamplayer auszubilden. Aufgrund der Komplexität der Probleme brauche man Menschen, die in Teams arbeiten könnten. „Der Einzelkämpfer mit dem Superwissen hat ausgedient“, sagt er. Es brauche heute viele verschiedene Player, die ihre Talente zusammenbringen, um in der Wirtschaft nachhaltig erfolgreich zu sein.



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