Was ist dran am Hype ums Kokosöl? Forscher haben sich angesehen, ob es wirklich besser ist als andere Fette

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Kokosöl gilt als gesunder Ersatz für viele tierische- und pflanzliche Fette.

Eine Meta-Studie, die 16 Studie zu dem Thema vergleicht, kommt jedoch zu dem Schluss, dass dies keineswegs der Fall ist.

Vielmehr sei Kokosöl sogar eines der ungesündesten pflanzlichen Fette — und von seinem Gebrauch als Speiseöl abzuraten.

Ob zum Backen, Braten oder als Butter-Ersatz auf dem Brot: Kokosöl, auch Kokosfett genannt, wird von vielen als Superfood gehypt. Es soll beim Abnehmen helfen, für gute Cholesterin-Werte sorgen und den Befürwortern zufolge gar vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Was davon tatsächlich stimmt und was nicht hat eine Gruppe von Wissenschaftlern in einer Meta-Studie untersucht. Dafür haben sie die Resultate von 16 anderen, bereits veröffentlichten Studien zum Thema miteinander verglichen.

Die Meta-Studie kommt zu einem eindeutigen Schluss, der die Fans des Kokosöls erschrecken durfte: Es muss den Studienergebnissen zufolge als eines der schädlichsten Speiseöle überhaupt angesehen werden. Denn es führt den Wissenschaftlern zufolge über einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel — das gemeinhin auch als „böses Cholesterin“ gilt — zu einem deutlich erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kokosöl erhöht den Cholesterin-Spiegel weit mehr als andere Fette

Ungesättigte Pflanzenöle aus Soja-, Mais-, Oliven- oder Erdnussöl hätten eine eindeutig weniger negative Auswirkung auf den Cholesterinspiegel, so die Forscher um Nithya Neelakantan von der University of Singapore. Kokosöl dagegen besteht hauptsächlich aus der gesättigten Fettsäure Laurinsäure, aber auch aus anderen langkettigen gesättigten Fettsäuren wie Myristin- und Palmitinsäuren.

All diese gesättigten Fettsäuren erhöhten das LDL-Cholesterin und belasten somit das Herz-Kreislauf-System. Laurinsäure, die am häufigsten vorkommende Fettsäure in Kokosöl, erhöht der Meta-Studie zufolge signifikant den LDL-Cholesterin-Spiegel. Allerdings kommen gesättigte Festsäuren auch in anderen Nahrungsmitteln wie Milchfett und Palmöl vor — und trotzdem schneidet Kokosöl auch im Vergleich zu diesen beiden schlechter ab.

Im Vergleich zu Palmöl etwa — einem als besonders ungesund geltenden pflanzlichen Fett — erhöht Kokosöl den LDL-Cholesterinspiegel nachweislich. Eine der in die Meta-Studie einbezogene Untersuchung kam gar zu dem Ergebnis, dass Kokosöl den Cholesterin-Spiegel stärker erhöht als Butter. Die Autoren merken jedoch an, dass die Datenlage für einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Kokosöl und Butter noch zu dünn sei.

Dass Kokosöl als gesund gilt sei „ein bemerkenswerter Marketing-Erfolg der Kokosnuss-Industrie“

Eine Einschränkung bezüglich der Studienergebnisse aber gibt es: Auch wenn der ungünstige Effekt des Kokosöls auf den Cholsterinspiegel nachgewiesen ist, so gibt es bisher keine klinische Studie, die die direkte Wirkung von Kokosöl auf kardiovaskuläre Ereignisse wie einen Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder einen Schlaganfall untersucht hätte. Indirekt aber kann man diesen Zusammenhang nahelegen: Denn dauerhaft zu viel Cholesterin kann die Blutgefäße verstopfen und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.

Der Konsum von Kokosöl hat den Wissenschaftlern zufolge allerdings im Vergleich zu nicht-tropischen Pflanzenölen keinen nachweisbaren negativen Einfluss auf den Blutzucker, Entzündungen und Adipositas.

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Dennoch schreiben die Forscher, dass „das Ersetzen von Kokosöl durch nicht-tropische ungesättigte Pflanzenöle, insbesondere solche, die reich an mehrfach ungesättigten Fetten sind, einen gesundheitlichen Nutzen hat. Wir sind überzeugt, dass die Ergebnisse der vorliegenden Meta-Analyse in die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen einfließen sollten.“

Die Autoren gehen sogar so weit, vom Konsum von Kokosöl als Standard-Speiseöl abzuraten: „In der kulinarischen Praxis sollte Kokosnussöl nicht als normales Speiseöl verwendet werden, obwohl es freilich aus geschmacklichen Gründen sparsam eingesetzt werden kann.“

Der Umstand, dass einer Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge 72 Prozent der US-Amerikaner Kokosöl für ein „gesundes Nahrungsmittel“ halten, sei „ein bemerkenswerter Marketing-Erfolg der Kokosnuss-Industrie, die Kokosnuss-Öl als ein natürliches, gesundes Produkt anpreist, obwohl der Konsum nachgewiesenermaßen zu einer Erhöhung des LDL-Cholesterin führt und ursächlich für Atherosklerose und kardiovaskuläre Probleme ist“.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im Juni 2020. Er wurde nun geprüft und aktualisiert.

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Personalberater Tim Oldiges: „Es ist ein Irrtum, dass die besten zukünftigen Führungskräfte ausschließlich von Elite-Unis kommen“


Gorodenkoff/Shutterstock

Viele setzen beim Wirtschaftsstudium auf renommierte Universitäten. Ein Abschluss dort bringe zwar ein gutes Netzwerk, garantiere jedoch nicht, dass jemand später beruflichen Erfolg habe, sagt Personalberater Tim Oldiges.

Das Curriculum der Universitäten ähnele sich – und von ihrem Fachwissen würden Berufstätige im Job später sowieso nur fünf bis zehn Prozent anwenden. Wichtiger sei es, seine Motivation, Neugier, Begeisterungsfähigkeit oder den Umgang mit Komplexität zu schulen.

„Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, so der Headhunter. Jeder müsse seinen eigenen Weg finden. Für viele eigne sich etwa ein duales Studium sogar eher.

Das Credo vieler Wirtschaftsstudentinnen und Wirtschaftsstudenten lautet seit jeher: besser an einer der Universitäten mit klingenden Namen studieren als an einer Allerweltshochschule. Ein Bachelor aus Mannheim, Köln, St. Gallen oder der WHU in Vallendar wäre das Kreuzass im Lebenslauf, glauben viele.

Nach Ansicht von Experten wie dem Personalberater Tim Oldiges ist dies jedoch falsch. Der 41-jährige Inhaber der HR-Firma Headgate sucht Top-Führungskräfte für deutsche Mittelständler mit mehr als 1000 Mitarbeitern und kennt sich mit Biografien aus. Er sagt: „Es ist ein Irrtum, dass die besten zukünftigen Führungskräfte ausschließlich von Elite-Unis kommen.“

Tim Oldiges. ©STERN GMBH AGENTUR FÜR KOMMUNIKATION

Oldiges berichtet von einem Professor an der Stanford University in Kalifornien, einer der amerikanischen Elite-Schmieden, der eine interessante Erfahrung gemacht hat. Der Mann stellte seinen Kurs bei einer Online-Universität allen Interessierten zur Verfügung. Und plötzlich saßen nicht nur 100 oder 200 Studenten im Hörsaal, sondern ihm lauschten Tausende Interessierte aus der ganzen Welt.

Während der Zugang zur Stanford Universität hoch kompetitiv ist und die Studierenden (mit Ausnahmen) dort sehr hohe Studiengebühren berappen, mussten die freien Studierenden keine Eingangskriterien erfüllen. Sie zahlten für ihren Kurs bei Udacity, einer von einem ehemaligen Google-Manager gegründeten Weiterbildungsplattform, lediglich einen kleinen Betrag. „Dann ließ der Professor die beiden Gruppen eine Klausur schreiben. Das Ergebnis überraschte: Der beste Hörsaal-Besucher landete mit seiner Klausur auf Platz 413. Ganze 412 Allerweltsstudierende hatten mehr Punkte als die Stanford-Elite“, erzählt Oldiges.

„Die intelligentesten Studenten kamen also nicht von der Elite-Uni. Ein Abschluss dort garantiert auch nicht, dass jemand später beruflichen Erfolg hat“, ist Oldiges überzeugt. Die Lehrpläne an deutschen Fakultäten für Betriebswirtschaftslehre (BWL) würden sich ohnehin grundsätzlich ähneln, aber auf das Curriculum käme es auch gar nicht an „Wer später ein großes Team Hunderter Mitarbeitern führt, benötigt ganz andere Kompetenzen als einen bestimmten Kurs in Marketing.“

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Dies seien vor allem acht Eigenschaften, nach denen er im Gespräch mit Bewerbern gezielt suche. Dazu gehörten zum Beispiel Intelligenz, intrinsische Motivation, Neugier, gute Kommunikation, Begeisterungsfähigkeit oder der Umgang mit Komplexität. Von ihrem Fachwissen dagegen würden Berufstätige im Job später nur fünf bis zehn Prozent anwenden. Die Mär, dass jemand, der bei den großen Wirtschaftsberatern, bei Goldman Sachs oder den oberen Etagen der Dax-Unternehmen, landen möchte, sich zwingend bei den Spitzenreitern der Uni-Rankings einschreiben müsse, sei dennoch verbreitet.

Manche der Elite-Unis kosten bis zu 60.000 Euro pro Jahr

Die WHU (Otto Beisheim School of Management), die Frankfurt School of Finance and Management oder St. Gallen sowie die Universität Mannheim lägen seit Jahren hoch im Kurs bei BWL-Studenten. Das seien zweifelsohne gute Hochschulen, sagt Oldiges, aber ein paar seien eben auch privat und daher sehr teuer. Manche kosteten bis zu 60.000 Euro pro Jahr und pflegten sorgsam den Ruf, dass dort wahlweise Industrielle, Startup-Millionäre oder Top-Manager ihre Töchter und Söhne hinschicken in der Hoffnung, die „richtigen“ Leute kennenzulernen.

„Da bleibt man unter sich und pflegt das Netzwerk“, sagt der HR-Experte. Dieses Netzwerk dürfe man nicht unterschätzen. Die Verbindungen hielten weit über das akademische Leben hinaus. „Aber niemand kann garantieren, dass dieses Netzwerk später auch dabei hilft, ein Unternehmen erfolgreich zu führen.“

Anstatt sich auf Rankings zu fokussieren, rät Oldiges Studierenden aber, folgende Fragen zu stellen: „Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich?“ Denn eines sei klar: „Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, so der Headhunter. „Wir sind alle verschieden und benötigen daher unterschiedliche Dinge, um im Studium wie im Berufsleben zu reüssieren.“ Es wäre ja irrwitzig, wenn bei der Breite an Talenten, an Persönlichkeiten sowie der Biografien nur ein Weg für alle passen würde, so Oldiges. „Dennoch wünschen sich viele den einen Experten, der sagt, wie es geht, und einen klaren Weg vorgibt. Der Wunsch nach Orientierung ist sehr groß bei jungen Menschen.“

Was heißt das jetzt für Abiturienten, die einen Abschluss in Wirtschaft anstreben, sei es in BWL, im Bereich Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen oder einem der vielen anderen Studiengänge in diesem Bereich? Für viele von ihnen sei ein praktisch orientierter Studiengang, etwa an einer Berufsakademie oder ein duales Studium passend. Denn dort würden Theorie und Praxis verbunden und der Berufsstart falle vielen leichter, ist Oldiges überzeugt. „Dieser Weg bietet Orientierung und Anleitung, Feedback innerhalb von praktischen Phasen im Studium.“

Zugang zu vielen Elite-Unis: hohe Hürde für normale Familien

Ein wichtiger Punkt sei auch, dass bei der Wahl einer teuren privaten Universität, besonders auch in den USA, der Druck auf die Studierenden sehr groß sei. „Diese Unis sind Gelddruckmaschinen, die mit viel Marketing den elitären Nimbus nähren. In meiner Zeit in Kalifornien sagte mir ein amerikanischer Professor, dass er seine Tochter nicht an eine der Elite-Unis schicken würde. Der Druck sei zu groß.“

Nicht jeder junge Mensch mit einer noch nicht ausgereiften Persönlichkeit sei dem gewachsen. Es ginge an diesen Hochschulen hoch kompetitiv zu. Zu dem Leistungsdruck komme dann noch der Stress, es um jeden Preis schaffen zu müssen – da ja die Eltern so viel Geld für das Studium hinlegen würden. „Wer unter großem Druck steht, hat keinen Spaß. Aber wir wissen aus der Hirnforschung, dass man besonderes gut lernt, wenn etwas Spaß macht. Das gilt für Kinder, Jugendliche sowie für Erwachsene“, so der Personalberater. Auch hier gelte es abzuwägen, wie resilient ein junger Mensch schon ist. Der Zugang zu vielen Elite-Unis sei eine hohe Hürde für normale Familien, sagt Oldiges.

Eine gute Initiative findet Oldiges, dass es inzwischen gute lokale Kooperationen zwischen Universitäten und Hochschulen mit den Unternehmen vor Ort gebe. „Es gibt Studierende, die wollen in der Nähe ihres Heimatortes bleiben. Für sie ist eine solche Hochschule sehr gut geeignet, da bereits Kooperationen mit Firmen vor Ort bestehen.“ Die Universität Gießen und die Technische Hochschule Mittelhessen sind ein Beispiel für eine solche regionale Kooperation.

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Oldiges befürwortet die Demokratisierung des Wissens und den freien Zugang zur Bildung. Dies habe viele Vorteile. Daher hält Oldiges auch die klassisch angebotenen privaten MBA-Abschlüsse (Master of Business Administration) für diskussionswürdig. „Da zahlt man 50.000 Euro für den Abschluss, aber es ist viel Wissen frei verfügbar, und wesentliche Dinge, die man über Entrepreneurship erfahren sollten, sind nicht Teil des Lehrplans.“

Ebenfalls wesentlich sei es, Teamplayer auszubilden. Aufgrund der Komplexität der Probleme brauche man Menschen, die in Teams arbeiten könnten. „Der Einzelkämpfer mit dem Superwissen hat ausgedient“, sagt er. Es brauche heute viele verschiedene Player, die ihre Talente zusammenbringen, um in der Wirtschaft nachhaltig erfolgreich zu sein.



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Personal Branding: Tipps und für LinkedIn und Co.: Wie ihr euch ein starkes Netzwerk aufbaut


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Mit einem Profil auf einer sozialen Plattform könnt ihr euch mithilfe eurer Personal Brand ein diverses Netzwerk aufbauen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Alleine ein Profil zu haben, reicht nämlich nicht aus. Ihr solltet euch auch mit den passenden Menschen vernetzen und regelmäßig Content posten.

Was ihr beachten solltet und welche No-Gos ihr vermeiden könnt, erklärt euch Netzwerk-Expertin Franziska Schaadt.

Mittlerweile gibt es viele soziale Netzwerke, die es euch ermöglichen, euch mit Menschen aus der ganzen Welt zu vernetzen. Ein Profil zu erstellen reicht jedoch nicht aus – es gibt einige Aspekte, die ihr beachten solltet, um euch ein zuverlässiges Netzwerk aufzubauen.

Personal Branding-Expertin Franziska Schaadt

Franziska Schaadt hat als Coach mehr als 2.000 Menschen in ihrer persönlichen und professionellen Entwicklung begleitet und unterstützt.

Ihre Erfahrungen in den Bereichen Personal Branding, strategisches Netzwerken und Führung gibt sie an ihre Kundinnen, Kunden und Teammitglieder weiter, ebenso an ihre Mentees und Follower auf Social Media. Schaadt hat zuvor Firmen wie Microsoft bei ihren Social Selling Strategien beraten und im Jahr 2017 ihre Boutique Agentur Franscha für Coaching und Beratung gegründet. Seit diesem Jahr bildet sie in ihrer Future Work Academy auch Coaches aus.  

Die Erfahrungen möchten wir in dieser Reihe an an euch weitergeben. In der vergangenen Folge hat sie erklärt, wie ihr auch im Home office für euer Team und eure Führungskräfte sichtbar bleibt. In Teil 5 dieser Serie erfahrt ihr, was ihr bei sozialen Plattformen beachten solltet und wie ihr die richtigen Menschen für euer Netzwerk findet.

Was macht ein gutes Netzwerk aus?

Erst einmal ist es wichtig, ein starkes Netzwerk in echten Leben zu haben, das ihr online ausbauen und ergänzen könnt, sagt Franziska Schaadt. „Es bringt wenig, möglichst viele Kontakte zu haben, zu denen ihr aber gar keinen Bezug habt.“ Überlegt euch: Wen wollt ihr in euer Netzwerk lassen? Wer hilft euch weiter und wem könnt ihr weiterhelfen? Bereits in Teil zwei der Personal Branding Serie hat Schaadt erklärt, wie ihr ein gutes Netzwerk aufbauen könnt:

Ein Drittel eurer Kontakte sollten Menschen sein, die etwas von euch lernen wollen und können, das zweite Drittel sind Menschen, die mit euch auf Augenhöhe sind und das dritte Drittel besteht aus Menschen, von denen ihr lernen könnt.


Business Insider

Die Größe eures Netzwerkes spielt ebenfalls eine Rolle. J mehr Kontakte ihr habt, desto größer ist die Reichweite eurer Personal Brand. Trotzdem solltet ihr darauf achten, dass die Kontakte auch zu eurem Netzwerk passen. Und: Vor allem Vielfalt ist wichtig. „Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig ein diverses Netzwerk ist. Häufig bewegen wir uns in unserer eigenen Bubble, ohne weit über den Tellerrand hinauszuschauen“, sagt Schaadt. „Je diverser euer Netzwerk ist, umso mehr Inspirationen und neue Eindrücke bekommt ihr. Und genau so entsteht Innovationskraft.“

Darauf solltet ihr achten, wenn ihr ein Profil erstellt

Um euch ein Netzwerk aufzubauen, braucht ihr erst einmal ein Profil auf einer sozialen Plattform. „Überlegt euch, wer eure Zielgruppe ist und wo ihr sie am besten erreicht. Auch die Funktionen, die die Netzwerke bieten, unterscheiden sich.“ Wollt ihr eurem Netzwerk zum Beispiel Fitness und Workouts bieten, eignen sich Youtube und Instagram wahrscheinlich besser als LinkedIn. Bei Twitter wiederum könnt ihr mit kurzen Texten beispielsweise politische und gesellschaftliche Diskussionen anregen. Wenn ihr euch beruflich vernetzen wollt, eignet LinkedIn sich zum Beispiel gut.

Je nachdem, welche Plattform ihr wählt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie euer Profil aussehen kann. Die meisten haben aber gewisse Basics gemeinsam, wie ein Profilbild und eine Kurzbeschreibung oder Biografie.

„Bei online Plattformen gilt: Der erste Eindruck zählt! Wenn eine Person auf euer Profil aufmerksam wird, sollte sie die wichtigsten Fakten über euch auf den ersten Blick erkennen“, sagt Schaadt. Ihr kennt sicherlich den Spruch: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Daher solltet ihr als Profilbild ein Foto auswählen, auf dem ihr gut erkennbar seid und das zeigt, wofür ihr steht. Bei dem Fitness-Beispiel würde sich also anbieten, wenn ihr ein Profilbild einstellt, das euch in Sportkleidung oder im Fitnessstudio zeigt.

In der Kurzbeschreibung solltet ihr laut Netzwerk-Expertin Franziska Schaadt vor allem drei wichtige Aspekte ansprechen:

  • Wer ist eure Zielgruppe?

    Hier sollte auf den ersten Blick erkennbar sein, wen ihr ansprechen wollt. „Das können zum Beispiel andere Menschen aus eurer Branche sein oder Personen, die sich für eure Produkte oder eure Expertise interessieren.“

  • Was tut ihr, um dieser Zielgruppe zu helfen?

    „Einfach nur einen Titel in die Bio zu schreiben, bringt oft nichts. Woher sollen die Menschen wissen, was eure Aufgaben als District Marketing Officer sind? Beschreibt lieber kurz, wie ihr einen Beitrag für euer Netzwerk leistet“, sagt Schaadt.

  • Mit welchen Themen beschäftigt ihr euch?

    Überlegt euch drei oder vier Themen, über die ihr etwas zu sagen habt und bei denen ihr euch auskennt. Sie können eure Positionierung unterstreichen, sodass die neue Person in eurem Netzwerk weiß, was sie von euch erwarten kann. Außerdem finden sich so auch schneller Gemeinsamkeiten, weil die Person sich ebenfalls für eins der Themen interessiert.

„Der wichtigste Aspekt: Show, don’t tell!“, betont Schaadt. „Euer Profil in einem Netzwerk ist nicht einfach nur euer Lebenslauf – es ist eure digitale Visitenkarte, mit der ihr zeigen könnt, wer ihr seid und was euch beschäftigt.“ Alleine mit einem Profil seid ihr nicht sichtbar. Ihr solltet regelmäßig Bilder, Videos und Texte posten, die einen Einblick in eure Persönlichkeit geben.

„Ich werde häufig gefragt, in welcher Regelmäßigkeit man etwas posten sollte. Dafür gibt es natürlich keine allgemeine Regel, aber ich würde sagen, dass zwei bis drei Posts pro Woche ratsam sind“, meint Schaadt. Mittlerweile gibt es auch verschiedene Tools, die euch helfen, eure Postings zu planen.

Wenn ihr Bilder, Texte oder Links veröffentlicht, sollten sie eine gute Mischung aus beruflichem und persönlichem Kontext sein, rät Schaadt. Welchen Unterschied es zwischen privaten und persönlichen Inhalten gibt, könnt ihr in diesem Text nachlesen. „Postet über etwas, das euch beschäftigt und das auch euer Netzwerk interessiert.“ Als Faustregel schlägt die Expertin die Verteilung 70 x 20 x 10 vor.

„70 Prozent der Posts sollten mit eurer Personal Brand zu tun haben. Das können Erfahrungen sein, die ihr teilen möchtet, Anregungen zu Diskussionen oder Tipps für euer Netzwerk“, sagt Schaadt. „Zu 20 Prozent könnt ihr auch andere Quellen nutzen, also zum Beispiel einen interessanten Artikel posten, den ihr gelesen habt oder den Beitrag von jemand anderem teilen. Etwa 10 Prozent der Posts können Selbstpromotion sein, bei denen ihr Produkte oder Leistungen von euch in den Vordergrund stellt und bewerbt.“

Wie ihr euch mit den richtigen Personen vernetzt

Im oberen Teil des Textes hat Franziska Schaadt erklärt, dass sich ein gutes Netzwerk durch Qualität, Größe und Vielfalt auszeichnet. Doch wie findet ihr die Personen, die zu eurem Netzwerk passen? „Viele Menschen werden von Kontaktanfragen überschwemmt – ihr solltet auf keinen Fall jeden Kontakt annehmen, der euch eine Anfrage stellt“, rät Schaadt. „Filtert eure Anfragen und sucht nach Gemeinsamkeiten: Arbeitet die andere Person in derselben Branche wie ihr? Hattet ihr mal einen gemeinsamen Arbeitgeber oder wart ihr auf derselben Uni? Ist die Person vielleicht Spezialist bei einem Thema, das euch auch interessiert? Habt ihr gemeinsame Kontakte?“

Schaadt empfiehlt, jeden eurer Kontakte anzuschreiben, sobald sie Teil eures Netzwerkes sind. „Einfach nur mit jemanden vernetzt zu sein, bedeutet nämlich nicht direkt, dass ihr auch eine Verbindung mit der Person habt.“ Dabei hilft es, auf andere zuzugehen und Fragen zu stellen, zum Beispiel: Was ist deine Intention zur Vernetzung? Kann ich dir bei einer Sache helfen?

Schaadts Tipp, um Personen zu finden, die ähnliche Interessen haben wie ihr: online Events. „Wenn ihr an einer Veranstaltung teilnehmt, könnt ihr euch direkt mit den Teilnehmern und Speakern vernetzten.“ Das ist ein guter Anknüpfungspunkt, um den ersten Kontakt aufzubauen. So könnt ihr schreiben: „Hey, ich habe gesehen, dass du ebenfalls an dem Vortrag teilgenommen hast. Was sind deine Gedanken dazu?“

Die meisten Plattformen bieten die Möglichkeit an, Gruppen zu erstellen und beizutreten. Auch hier könnt ihr neue Kontakte finden. Interessiert ihr euch beispielsweise für das Thema Recruiting in Startups, gibt es sicher eine Gruppe mit Teilnehmern, mit denen ihr euch vernetzen könnt.

No-Gos in sozialen Netzwerken

In einem sozialen Netzwerk angemeldet zu sein bedeutet nicht, ein starkes eigenes Netzwerk zu haben. Franziska Schaadt verrät ein paar Fehler, die ihr vermeiden solltet:

  • Nur über euch selbst reden: Online sollte es so laufen, wie auch im analogen Leben, sagt die Netzwerk-Expertin. Stellt der anderen Person Fragen und zeigt Interesse an eurem Gegenüber. „Wenn ihr zum Beispiel jemanden auf einer Party kennenlernt, erzählt ihr ja auch nicht nur von euch. Ihr solltet dem Anderen zuhören können – auch online.“

  • Direkter Sales Pitch: Vernetzt ihr euch mit einer anderen Person, soll das nicht einfach jemand sein, dem ihr euer Produkt verkaufen wollt. „Soziale Plattformen sind zum Netzwerken da – nicht verkaufen“, so Schaadt. „Stellt euch erst einmal der anderen Person vor und tretet in Kontakt. So könnt ihr auch herausfinden, ob sie interessiert sein könnte an eurer Arbeit.“

  • Eure Zielgruppe falsch ansprechen: Mit eurer Personal Brand sprecht ihr meist eine bestimmte Gruppe von Menschen an. Macht euch klar, welche Wortwahl und Art von Kommunikation angebracht ist. „Wenn ihr mit Menschen aus eurer Branche oder Kolleginnen und Kollegen vernetzt seid, solltet ihr diese anders ansprechen, als ihr mit euren besten Freunden redet.

  • Neue Kontakte einfach nur hinzufügen: Wenn ihr jemanden in euer Netzwerk aufnehmt, bekommt ihr die Möglichkeit, euch auszutauschen und neue Blickwinkel auf verschiedene Themen zu bekommen. „Daher ist es auch wichtig, die Kontakte zu pflegen“, sagt Schaadt. „Seht euch die Beiträge der Person an, kommentiert und liked diese. So entsteht eine Verbindung, die euch weiterhilft.“

  • Sensible und private Themen besprechen: „Überlegt euch vorab, welche Themen vielleicht nicht so geeignet sind für euer Profil“, rät Schaadt. In vielen Fällen sind politische oder religiöse Meinungen zum Beispiel nicht unbedingt angebracht. „Seid euch bewusst, dass bestimmte Posts auch Konsequenzen haben können.“

  • Zu viele Profile auf verschiedenen Plattformen: „Einige meinen: je mehr, desto besser. Aber ich finde es viel sinnvoller, ein gepflegtes Profil auf einer Plattform zu haben, das ihr regelmäßig mit Content bespielt, anstatt überall nur halbe Sachen zu machen“, sagt Franziska Schaadt.

Die anderen Texte der Personal Branding Serie findet ihr hier:

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