Personalberater Tim Oldiges: „Es ist ein Irrtum, dass die besten zukünftigen Führungskräfte ausschließlich von Elite-Unis kommen“


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Viele setzen beim Wirtschaftsstudium auf renommierte Universitäten. Ein Abschluss dort bringe zwar ein gutes Netzwerk, garantiere jedoch nicht, dass jemand später beruflichen Erfolg habe, sagt Personalberater Tim Oldiges.

Das Curriculum der Universitäten ähnele sich – und von ihrem Fachwissen würden Berufstätige im Job später sowieso nur fünf bis zehn Prozent anwenden. Wichtiger sei es, seine Motivation, Neugier, Begeisterungsfähigkeit oder den Umgang mit Komplexität zu schulen.

„Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, so der Headhunter. Jeder müsse seinen eigenen Weg finden. Für viele eigne sich etwa ein duales Studium sogar eher.

Das Credo vieler Wirtschaftsstudentinnen und Wirtschaftsstudenten lautet seit jeher: besser an einer der Universitäten mit klingenden Namen studieren als an einer Allerweltshochschule. Ein Bachelor aus Mannheim, Köln, St. Gallen oder der WHU in Vallendar wäre das Kreuzass im Lebenslauf, glauben viele.

Nach Ansicht von Experten wie dem Personalberater Tim Oldiges ist dies jedoch falsch. Der 41-jährige Inhaber der HR-Firma Headgate sucht Top-Führungskräfte für deutsche Mittelständler mit mehr als 1000 Mitarbeitern und kennt sich mit Biografien aus. Er sagt: „Es ist ein Irrtum, dass die besten zukünftigen Führungskräfte ausschließlich von Elite-Unis kommen.“

Tim Oldiges. ©STERN GMBH AGENTUR FÜR KOMMUNIKATION

Oldiges berichtet von einem Professor an der Stanford University in Kalifornien, einer der amerikanischen Elite-Schmieden, der eine interessante Erfahrung gemacht hat. Der Mann stellte seinen Kurs bei einer Online-Universität allen Interessierten zur Verfügung. Und plötzlich saßen nicht nur 100 oder 200 Studenten im Hörsaal, sondern ihm lauschten Tausende Interessierte aus der ganzen Welt.

Während der Zugang zur Stanford Universität hoch kompetitiv ist und die Studierenden (mit Ausnahmen) dort sehr hohe Studiengebühren berappen, mussten die freien Studierenden keine Eingangskriterien erfüllen. Sie zahlten für ihren Kurs bei Udacity, einer von einem ehemaligen Google-Manager gegründeten Weiterbildungsplattform, lediglich einen kleinen Betrag. „Dann ließ der Professor die beiden Gruppen eine Klausur schreiben. Das Ergebnis überraschte: Der beste Hörsaal-Besucher landete mit seiner Klausur auf Platz 413. Ganze 412 Allerweltsstudierende hatten mehr Punkte als die Stanford-Elite“, erzählt Oldiges.

„Die intelligentesten Studenten kamen also nicht von der Elite-Uni. Ein Abschluss dort garantiert auch nicht, dass jemand später beruflichen Erfolg hat“, ist Oldiges überzeugt. Die Lehrpläne an deutschen Fakultäten für Betriebswirtschaftslehre (BWL) würden sich ohnehin grundsätzlich ähneln, aber auf das Curriculum käme es auch gar nicht an „Wer später ein großes Team Hunderter Mitarbeitern führt, benötigt ganz andere Kompetenzen als einen bestimmten Kurs in Marketing.“

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Dies seien vor allem acht Eigenschaften, nach denen er im Gespräch mit Bewerbern gezielt suche. Dazu gehörten zum Beispiel Intelligenz, intrinsische Motivation, Neugier, gute Kommunikation, Begeisterungsfähigkeit oder der Umgang mit Komplexität. Von ihrem Fachwissen dagegen würden Berufstätige im Job später nur fünf bis zehn Prozent anwenden. Die Mär, dass jemand, der bei den großen Wirtschaftsberatern, bei Goldman Sachs oder den oberen Etagen der Dax-Unternehmen, landen möchte, sich zwingend bei den Spitzenreitern der Uni-Rankings einschreiben müsse, sei dennoch verbreitet.

Manche der Elite-Unis kosten bis zu 60.000 Euro pro Jahr

Die WHU (Otto Beisheim School of Management), die Frankfurt School of Finance and Management oder St. Gallen sowie die Universität Mannheim lägen seit Jahren hoch im Kurs bei BWL-Studenten. Das seien zweifelsohne gute Hochschulen, sagt Oldiges, aber ein paar seien eben auch privat und daher sehr teuer. Manche kosteten bis zu 60.000 Euro pro Jahr und pflegten sorgsam den Ruf, dass dort wahlweise Industrielle, Startup-Millionäre oder Top-Manager ihre Töchter und Söhne hinschicken in der Hoffnung, die „richtigen“ Leute kennenzulernen.

„Da bleibt man unter sich und pflegt das Netzwerk“, sagt der HR-Experte. Dieses Netzwerk dürfe man nicht unterschätzen. Die Verbindungen hielten weit über das akademische Leben hinaus. „Aber niemand kann garantieren, dass dieses Netzwerk später auch dabei hilft, ein Unternehmen erfolgreich zu führen.“

Anstatt sich auf Rankings zu fokussieren, rät Oldiges Studierenden aber, folgende Fragen zu stellen: „Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich?“ Denn eines sei klar: „Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, so der Headhunter. „Wir sind alle verschieden und benötigen daher unterschiedliche Dinge, um im Studium wie im Berufsleben zu reüssieren.“ Es wäre ja irrwitzig, wenn bei der Breite an Talenten, an Persönlichkeiten sowie der Biografien nur ein Weg für alle passen würde, so Oldiges. „Dennoch wünschen sich viele den einen Experten, der sagt, wie es geht, und einen klaren Weg vorgibt. Der Wunsch nach Orientierung ist sehr groß bei jungen Menschen.“

Was heißt das jetzt für Abiturienten, die einen Abschluss in Wirtschaft anstreben, sei es in BWL, im Bereich Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen oder einem der vielen anderen Studiengänge in diesem Bereich? Für viele von ihnen sei ein praktisch orientierter Studiengang, etwa an einer Berufsakademie oder ein duales Studium passend. Denn dort würden Theorie und Praxis verbunden und der Berufsstart falle vielen leichter, ist Oldiges überzeugt. „Dieser Weg bietet Orientierung und Anleitung, Feedback innerhalb von praktischen Phasen im Studium.“

Zugang zu vielen Elite-Unis: hohe Hürde für normale Familien

Ein wichtiger Punkt sei auch, dass bei der Wahl einer teuren privaten Universität, besonders auch in den USA, der Druck auf die Studierenden sehr groß sei. „Diese Unis sind Gelddruckmaschinen, die mit viel Marketing den elitären Nimbus nähren. In meiner Zeit in Kalifornien sagte mir ein amerikanischer Professor, dass er seine Tochter nicht an eine der Elite-Unis schicken würde. Der Druck sei zu groß.“

Nicht jeder junge Mensch mit einer noch nicht ausgereiften Persönlichkeit sei dem gewachsen. Es ginge an diesen Hochschulen hoch kompetitiv zu. Zu dem Leistungsdruck komme dann noch der Stress, es um jeden Preis schaffen zu müssen – da ja die Eltern so viel Geld für das Studium hinlegen würden. „Wer unter großem Druck steht, hat keinen Spaß. Aber wir wissen aus der Hirnforschung, dass man besonderes gut lernt, wenn etwas Spaß macht. Das gilt für Kinder, Jugendliche sowie für Erwachsene“, so der Personalberater. Auch hier gelte es abzuwägen, wie resilient ein junger Mensch schon ist. Der Zugang zu vielen Elite-Unis sei eine hohe Hürde für normale Familien, sagt Oldiges.

Eine gute Initiative findet Oldiges, dass es inzwischen gute lokale Kooperationen zwischen Universitäten und Hochschulen mit den Unternehmen vor Ort gebe. „Es gibt Studierende, die wollen in der Nähe ihres Heimatortes bleiben. Für sie ist eine solche Hochschule sehr gut geeignet, da bereits Kooperationen mit Firmen vor Ort bestehen.“ Die Universität Gießen und die Technische Hochschule Mittelhessen sind ein Beispiel für eine solche regionale Kooperation.

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Oldiges befürwortet die Demokratisierung des Wissens und den freien Zugang zur Bildung. Dies habe viele Vorteile. Daher hält Oldiges auch die klassisch angebotenen privaten MBA-Abschlüsse (Master of Business Administration) für diskussionswürdig. „Da zahlt man 50.000 Euro für den Abschluss, aber es ist viel Wissen frei verfügbar, und wesentliche Dinge, die man über Entrepreneurship erfahren sollten, sind nicht Teil des Lehrplans.“

Ebenfalls wesentlich sei es, Teamplayer auszubilden. Aufgrund der Komplexität der Probleme brauche man Menschen, die in Teams arbeiten könnten. „Der Einzelkämpfer mit dem Superwissen hat ausgedient“, sagt er. Es brauche heute viele verschiedene Player, die ihre Talente zusammenbringen, um in der Wirtschaft nachhaltig erfolgreich zu sein.



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So geht Medizin studieren im Ausland — ohne Numerus Clausus und ohne Wartezeit


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Studieren kann man Humanmedizin ohne NC und ohne Wartesemester inzwischen fast in ganz Europa, vor allem in vielen Ländern Osteuropas.

Dort kostet das Studium allerdings Gebühren, und um die Landessprache kommt man kaum herum.

Naheliegend ist ein Studium in Österreich, wo keine Gebühren anfallen. Hier aber muss der schwere Mediziner-Test bestanden werden, was nur mit exzellenter Vorbereitung gelingt.

In diesen Wochen fallen die Würfel für alle Abiturienten, die um ihr Traumstudium Medizin bangen. Die alles entscheidende Frage lautet: Reicht der Abi-Schnitt für einen der begehrten Plätze in Deutschland? Was tun, wenn jemand mit einem NC von 2,5 oder 3,5 unbedingt Ärztin oder Arzt werden will? Was, wenn einer der Eltern oder ein Verwandter eine Praxis hat und man später dort einsteigen möchte?

Zwar benötigen Absolventen heute nicht mehr den berüchtigten NC von 1,0, der noch bis vor Kurzem galt. Mithilfe eines Cocktails aus Mediziner-Test, Bewerbungsschreiben, einem absolvierten Pflegepraktikum oder einer Ausbildung zur Krankenschwester oder zum Krankenpfleger sowie einer großen Portion Glück können heute auch Abiturientinnen und Abiturienten mit einem Notenschnitt von 1,5 an einer deutschen Universität landen. 

Aber die Zeiten, in denen dies das Aus für alle anderen bedeutete, sind längst passé. Studieren kann man Humanmedizin ohne NC und ohne Wartesemester inzwischen fast in ganz Europa, vor allem in vielen Ländern Osteuropas. Nur kostet das Studium an den staatlichen Universitäten dort Gebühren, die sehr weit voneinander abweichen. Von 7.500 Euro pro Jahr in Rumänien bis zu über 15.000 Euro in Ungarn reichen die Preise der Mediziner-Schmieden. 

Österreich nimmt ohne NC auf, der Test aber ist sehr fordernd

Die einfachste Lösung besteht darin, sich zu Mediziner-Test in Österreich anzumelden. Das Nachbarland nimmt Medizinstudenten ohne NC auf, der Test hingegen hat sich gewaschen. Auch wenn man sich gezielt mit Literatur gezielt auf diese Hammerprüfung vorbereiten kann, gelingt es nur wenigen, dort auch zu landen. Wer es schafft, hat einen Sechser im Lotto gewonnen, denn das Studium läuft an diesen der staatlichen Unis wie Wien oder Innsbruck und kostet keine zusätzlichen Gebühren.

Zudem ist es auf Deutsch. Deswegen sind die Plätze auch beliebt und hart umkämpft. Gefühlt wird hier das gesammelte Wissen der ersten Medizinsemester abgefragt. Aber wer ohnehin den Stoff lernen möchte, hat hier die Gelegenheit, unter Beweis zu stellen, ob er oder sie das auch selbstständig kann. Wichtig ist zu wissen: Wer hier durchfällt, ist nicht gescheitert. Neben Österreich als Standort für das Studium gibt es zahlreiche andere Länder ohne einen derart schweren Zugangstest. 

Deutlich größere Chancen haben Abiturienten und Abiturientinnen, wenn sie an eine der osteuropäischen Universitäten ausweichen. Hier werden die Bildungsträume wahr – allerdings nur gegen Cash. 

Zu Beginn geht das Studium noch auf Deutsch oder Englisch

Hier gibt es selten Platzmangel. Der theoretische Unterricht wird meist auf Englisch abgehalten, an einigen Unis auch auf Deutsch, wie zum Beispiel an der Semmelweis Universität in Budapest. Wichtig ist, vorher herauszufinden, wo ab dem klinischen Teil Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache erforderlich sind. Denn während man Biochemie auch auf Deutsch oder Englisch lernen kann, muss man für die Kommunikation mit ungarischen Patienten ab dem fünften Semester in Ungarn zum Beispiel Ungarisch können. Die Uni bietet auch Dolmetscher am Krankenbett an, aber die Zwischentöne für die Anamnese, die Erhebung der Krankengeschichte, gehen dabei wohl unter. 

Für ein Medizinstudium in Bulgarien, zum Beispiel in Varna am Schwarzen Meer oder in der Millionenstadt Sofia, muss man geringeren Kosten rechnen. Hier fallen etwa 8.000 Euro im Jahr an.

Die Kosten für ein Studium an einer polnischen Uni liegen um die 12.000 Euro im Jahr. Hier bietet sich unter anderem Breslau (polnisch Wroclaw) an, eine wunderschöne City, etwa drei Fahrstunden von Berlin entfernt. Die Webseite hat eine Funkion auf Englisch, für Menschen, die des Polnisch nicht mächtigen sind – also 99 Prozent der Interessanten.

Nach dem Studium muss Antrag auf Approbation in Deutschland gestellt werden

In Kroatien bietet die University of Split School of Medicine (USSM) ein Medizinstudium an. Ein Jahr kostet rund 12.000 Euro. In Coburg hat sich etabliert, dass die Universität Split School of Medicine eine Kooperation mit den Regiomed-Kliniken etabliert haben, so dass man dort auch studieren kann, ohne nach Kroatien ziehen zu müssen. Die Medical School Regiomed ist daher eine Alternative für Studierende, die nicht unbedingt im Ausland studieren möchten, aber die Zugangsvorteile der Universität in Split nutzen möchten. 

Wenn jemand Spanien als Wunschland für das Medizinstudium ins Auge gefasst hast, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen, die als schwer gilt. Da das Studium in Spanien eher theorielastig ist, empfehlen Experten nur die drei großen Scheine in Chemie, Physik und Biologie zu Beginn des Studiums in Spanien zu machen, um anschließend an einer deutschen Universität das Studium zu beenden.

Entscheidend beim Studium im Ausland ist: Um in Deutschland als Arzt oder Ärztin arbeiten zu können, braucht man eine so genannte Approbation, also eine staatliche Zulassung. Nach einem Medizinstudium im Ausland muss daher der Antrag auf Approbation in Deutschland gestellt werden.

Professionelle Vermittler fürs Studium kosten bis zu 8.000 Euro

Die zuständige Stelle prüft im Rahmen dieses Verfahrens die Gleichwertigkeit eures Abschlusses. Daher ist es wichtig, vorher zu prüfen, an welchen Universitäten man gleichwertig Medizin studieren kann. 

Viele versuchen, nach dem Physikum nach Deutschland zu wechseln. Zum einen ist hier das Studium bis auf den Semesterbeitrag kostenlos, zum anderen läuft die klinische Ausbildung mit Patienten auf Deutsch. Beim Wechsel gilt mitunter wieder der ursprüngliche Abi-Schnitt. Deswegen ist es ratsam, sich zu erkundigen, wie die Bedingungen aktuell und in dem speziellen Land sind. Erfahrungsgemäß ändern sie sich häufig; was gestern noch galt, ist heute vielleicht Geschichte. 

Nicht nur das Studieren von Medizin im Ausland ist ein Markt geworden auch die Vermittlung der Plätze gilt als großes Business, da es sehr viele Abiturienten betrifft. Die Anzahl der Studienplätze ist begrenzt, jedes Jahr bewerben sich aber immer mehr junge Menschen für die wenigen Plätze, da es nach wie vor lukrativ ist, als Arzt zu arbeiten. 

Es ist immer möglich, sich mit allen Formalitäten selbstständig zu beschäftigen, das spart mitunter bis zu 8.000 Euro, welche die Vermittler als Gebühren berappen. Wem dies zu aufwendig oder kompliziert erscheint, kann im Internet die professionellen Anbieter leicht ausfindig machen.

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