E-Mobilität, Expansionspläne, China-Vorwürfe: Was VW-Chef Herbert Diess bei seiner Reddit-Fragestunde verriet

VW-Chef Herbert Diess mit der Ankündigung zu seiner Fragerunde auf der Diskussionsplattform Reddit

VW-Chef Herbert Diess mit der Ankündigung zu seiner Fragerunde auf der Diskussionsplattform Reddit

Volkswagen

Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, hat sich am 16. Februar, um 18 Uhr deutscher Zeit, den Fragen der Reddit-Community gestellt und dabei unter anderem verraten, was sein Lieblingskäse ist. Aber auch, wie Volkswagen zu den Arbeitsbedingungen in China steht und wie viel Milliarden der Autobauer in Software investiert.

In einem „Ask Me Anything“ konnten Nutzer der Social Media Plattform schriftlich Fragen stellen, die Diess ebenfalls schriftlich beantwortete. Angekündigt hatte er das Format bereits vor einer Woche.

VW investiert zwei Milliarden in Software

Doch, was gibt VW-Chef Diess überhaupt auf Reddit preis? Unter anderem verkündete er, dass VW im Jahr 2021 rund 1.000 Software-Entwickler eingestellt habe und VW derzeit rund zwei Milliarden pro Jahr in Software investiere. Euro oder Dollar? Unklar. Im Kommentar macht er keine Angabe.

Außerdem arbeite das Unternehmen daran, sowohl Luxus-Elektroautos als auch Einsteiger-Elektro-Autos für rund 20.000 Euro auf den Markt zu bringen.

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Auch die Arbeitsbedingungen in chinesischen Volkswagen-Fabriken wurden von der Reddit-Community angesprochen. In allen Fabriken weltweit würden die selben Arbeitsstandards gelten, sagte Diess. Dazu würden auch die UN-Richtlinien für Wirtschaft und Menschenrechte zählen. Immer wieder wurde der VW-Konzern in der Vergangenheit für sein Engagement in China kritisiert.

Abseits der Politik gab es auch Fragen zu konkreten Fahrzeugen und Marken. Einen Nutzer, der sich die Marke Skoda in den USA wünschte, musste Diess beispielsweise enttäuschen. VW habe keine Pläne, Skoda, das wie Audi oder Bentley ebenfalls zu VW gehört, auf den US-Markt zu bringen. Eine „gute Idee“ wiederum nannte er den Vorschlag, einen elektrischen Pickup-Truck, wie den Ford F150, einzuführen.

In 25 Jahren: Autos sind noch immer das wichtigste Transportmittel

Auf seine Zukunftsprognose angesprochen, wo Diess die Autoindustrie in 25 Jahren sehe, antwortete er: Es sei schwierig, 25 Jahre in die Zukunft zu schauen, aber er schätze, dass alle Autos autonom, sehr sicher und wahrscheinlich ohne Unfälle und emissionsfrei sein würden. Auch gehe er davon aus, dass sie das wichtigste Verkehrsmittel blieben.

Unabhängig von seinen Prognosen beantwortet VW-Chef dabei auch persönliche Fragen, etwa zu seiner Lieblings-Käsesorte: Manchego, ein spanischer Schafskäse.

Warum positioniert sich Diess auf Reddit?

Warum Diess sich jetzt den Fragen der Community stellt? Maximilian Van Poele, Attention Lead bei der PR-Agentur Hypr, stellt auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn fest, dass es ein „sehr smarter Schachzug“ von ihm sei.

Diess sei der erste Manager eines DAX-Konzerns, der den Kanal Reddit nutze. „Das zahlt auf seine charismatische Positionierung als nahbarer, visionärer CEO ein“, sagt Van Poele. Außerdem unterstreiche die Sichtbarkeit auf Reddit die Positionierung als Tech-Company.

Zum Hintergrund: Die Plattform Reddit stammt aus den USA und ist vergleichbar mit einem Social-Media-Netzwerk auf der einen Seite und einem Forum auf der anderen Seite. Zu vielen Themen gibt es sogenannte Subreddits, also Foren, in denen sich Nutzer zu einem gewissen Thema austauschen. Der deutsche Subreddit „Finanzen“ zum Beispiel zählt 155.000 Mitglieder.

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Volkswagen Wolfsburg

Volkswagen arbeitet weiter an der Brennstoffzelle — das beweist ein still und leise veröffentlichtes Patent

Intern arbeitet Volkswagen weiter an der Brennstoffzelle, auch wenn nach außen hin etwas anderes kommuniziert wird.

Intern arbeitet Volkswagen weiter an der Brennstoffzelle, auch wenn nach außen hin etwas anderes kommuniziert wird.

Ole Spata/picture alliance via Getty Images

Volkswagen möchte nach außen hin den Anschein erwecken, sich voll und ganz dem batterieelektrischen Antrieb verschrieben zu haben. Im kleineren Maßstab arbeiten die Wolfsburger aber weiter an der Brennstoffzelle.

Das beweist unter anderem ein neues Patent, das VW gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Kraftwerk TUBES GmbH angemeldet hat. Die Technologie wurde in einer Kooperation entwickelt und soll in Pkw und Nutzfahrzeugen eingesetzt werden.

Sascha Kühn, der Gründer und Chef von Kraftwerk, erklärt im Gespräch mit Business Insider die Besonderheiten der firmeneigenen Brennstoffzellen und nennt einen konkreten Zeitplan.

Nach außen hin stellt sich Volkswagen gern als Elektropionier unter den etablierten Autoherstellern dar, der sich voll und ganz dem batterieelektrischen Antrieb verschrieben hat. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen will sich der Wolfsburger Konzern so einen grünen Ruf erarbeiten, um nach dem Dieselskandal sein ramponiertes Image aufzubessern. Zudem kommt eine konsequente Elektrifizierungsstrategie nach dem Vorbild Teslas an der Börse und bei Branchenanalysten gut an.

Konkurrenten wie Toyota oder BMW, die kommunizieren, dass sie weiter am Wasserstoffantrieb und an neuen Verbrennungsmotoren arbeiten, werden dagegen als inkonsequent und nicht fokussiert genug gescholten. Wenn es nach VW-Chef Herbert Diess geht, gibt es sowohl bei Pkw als auch Nutzfahrzeugen keine Alternative zur Batterie. Damit liegt er ganz auf der Linie seines technologischen Vorbilds Elon Musk. Der Tesla-CEO hatte die Brennstoffzelle (auf Englisch Fuel Cell) im Juni 2020 auf Twitter als „Fools Cell“, also „Idioten-Zelle“ verspottet.

Herbert Diess stellt sich gegen die Technologie

Diess nahm im Mai 2021 eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK) zum Anlass, seine ablehnende Haltung gegenüber der Antriebsart zu verdeutlichen. Die PIK-Studie kam zu dem Ergebnis, dass Autos mit H2-Antrieb mittelfristig nicht dazu geeignet seien, die klassischen Verbrenner auf breiter Front zu ersetzen. Im Vergleich zu batterieelektrischen Pkw ist deren Wirkungsgrad deutlich schlechter, während der klimafreundliche grüne Wasserstoff – zumindest in den kommenden Jahren – nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen wird.

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Der VW-Chef twitterte daraufhin: „Das Wasserstoff-Auto ist nachgewiesen nicht die Klimalösung. Im Verkehr hat sich die Elektrifizierung durchgesetzt. Scheindebatten sind reine Zeitverschwendung. Bitte auf die Wissenschaft hören!“ Auch markierte er die damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) sowie den damaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in seinem Tweet.

Neue Patente beweisen das Gegenteil

Auch wenn sich der zweitgrößte Autobauer der Welt öffentlich gegen den H2-Antrieb und die Brennstoffzelle ausspricht, möchte er sich zu dieser Technologie offenbar ein Hintertürchen offenhalten. Dass die Wolfsburger – entgegen zahlreicher Vorurteile – technologisch keine Scheuklappen aufhaben, beweist unter anderem das Patent einer speziellen Brennstoffzelle, das der Konzern gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Kraftwerk TUBES GmbH angemeldet hat. Ende Januar wurde dieses still und leise veröffentlicht.

Volkswagen wird darin nicht nur explizit als Anwender dieser Technologie genannt, sondern war laut Kraftwerk-Chef Sascha Kühn auch aktiv an der Entwicklung beteiligt. „Das läuft eigentlich immer so, dass wir die Kerntechnologie liefern und dann gemeinsam mit den Ingenieuren des Herstellers diese weiterentwickeln und das Fahrzeug konzipieren“, sagt der Gründer des Unternehmens im Gespräch mit Business Insider.

Eine Membran aus Keramik soll Vorteile bringen

„Der Hauptunterschied zu den Brennstoffzellen von Hyundai und Toyota ist, dass wir auf eine Keramikmembran statt der üblichen Kunststoffmembran setzen. Das ist ein Riesenunterschied. Wir sind der einzige Hersteller dieser Technologie, der die Keramikmembran so produziert, dass die Brennstoffzelle schnell gestartet werden kann“, erklärt Kühn.

Diese Besonderheit bringe auch finanzielle Vorteile mit sich: „Der große Vorteil unserer Lösung ist, dass sie im Vergleich zur polymeren Brennstoffzelle deutlich günstiger produziert werden kann und komplett ohne Platin auskommt.“ Das Edelmetall treibe bei herkömmlichen Brennstoffzellen die Kosten in die Höhe.

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Dank der Keramikmembran würden sich zudem die aufwendigen und kostenintensiven Systeme erübrigen, die Hyundai und Toyota verbauen, um die Kunststoffmembran ihrer Brennstoffzellen zu befeuchten. Diese würden ansonsten bei Temperaturen unter null Grad einfrieren beziehungsweise in wärmeren Weltregionen ständig austrocknen. Zeitgleich muss die Temperatur in dem System immer über 40 Grad gehalten werden, da sich sonst Bakterien und Pilze bilden, die das System verschmutzen.

Die Technologie ähnelt der Feststoffbatterie

Kraftwerks Technologie ähnele der neuartigen Batterie, an der die Autobauer seit Jahren mit Hochdruck arbeiten und ihn die sie große Hoffnungen setzen: „Die Feststoffbatterie wäre technologisch fast mit unserer Lösung gleichzusetzen. Die beiden haben beinahe dieselben Elektrolyte und einen ähnlichen Materialaufbau. Die Feststoffbatterien haben nur ein festes Material als Energiespeicher, während diesen Part bei unserer Brennstoffzelle Gas übernimmt“, erklärt Kühn.

„Lithium ist definitiv kein Weg. Die Feststoffbatterie wäre eine Option, die ist aber noch nicht so weit“, sagt der Ingenieur über den Stromspeicher der aktuellen Generation. Der Kraftwerk-Gründer sieht seine Technologie als Alternative für Autofahrer, die zu Hause keine adäquate Lademöglichkeit haben oder ihre Zeit nicht an Ladesäulen verschwenden möchten. Zudem soll die hauseigene Brennstoffzelle in Sachen Reichweite in ungeahnte Dimensionen vorstoßen können: „Mit einer Tankfüllung kommen wir bis zu 2.000 Kilometer weit“, so Kühn.

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„Bei unserer Brennstoffzelle entsteht Abwärme, die mit rund 400 Grad in einem nutzbaren Bereich liegt. Beim batterieelektrischen Antrieb hat man das nicht. Über einen Wärmetauscher kann man mit ihr sowohl eine Heizung als auch eine Klimaanlage betreiben, ohne dass dafür zusätzlich Strom verbraucht wird.“

Bis 2026 soll der Antrieb in Serie gehen

Zugleich gibt er zu, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis die Brennstoffzelle von Kraftwerk ihr Debüt in einem Großserienfahrzeug feiern kann: „Wir kommen der Batterie noch lange nicht in die Quere. Diese Technologie kann gerne noch gefördert werden, bis wir mit unserer Technologie in Serie kommen.“

Das sächsische Unternehmen, das auch im Silicon Valley sowie in Hongkong Niederlassungen unterhält und weltweit 60 Mitarbeiter beschäftigt, ist der Produktionsstandort in Dresden laut Kühn bereits für die Fertigung der röhrenförmigen Zellen gerüstet: „Das ist schon eine halbe Gigafabrik. Wir können knapp 50.000 dieser Tubes pro Tag produzieren.“

Der Zeitplan der 2016 ins Leben gerufenen GmbH ist im Automobilsektor straff: „Unabhängig vom Hersteller lautet unsere Zielvorgabe, dass unsere Technologie 2026 in einem Serienfahrzeug auf den Markt kommen soll. Wir reden hier von Serien in einer Größenordnung von etwa 10.000 Fahrzeugen, die sich auf mehrere Autobauer verteilen.“

Infiniti gibt Kooperation bekannt

Kraftwerk arbeitet laut eigener Aussage aktuell mit mehreren Herstellern zusammen. Nissans Edelmarke Infiniti hat die Kooperation mit den Sachsen bereits öffentlich bekannt gegeben. „Wir starten jetzt in die Prototypen-Phase“, sagt Kühn. Die negativen Aussagen von Herbert Diess hätten für sein Unternehmen unangenehmen Folgen gehabt: „Nachdem Volkswagen nach außen hin kommunizierte, dass die Brennstoffzelle im Auto keine Zukunft habe, hatten einige unserer Zulieferer Angst, dass auch unsere Projekte mit VW eingestellt werden und andere Hersteller sich ebenfalls von ihren Plänen verabschieden könnten.“

Volkswagens ehemaliger Chefstratege Michael Jost kommunizierte im Gegensatz zu Konzernchef Diess offen, dass die hauseigenen Ingenieure weiterhin an der H2-Brennstoffzelle arbeiten. Im Herbst 2019 sagte er in einem Interview mit der Automobilwoche: „Auf lange Sicht, grob geschätzt zum Ende des nächsten Jahrzehnts, kommt Wasserstoff zusätzlich als Energieträger für elektrisch angetriebene Fahrzeuge in Betracht.“

VWs MPE-Plattform ist darauf ausgerichtet

Die geplante Konzernplattform MPE (Modulare Plattform Elektro) soll nach Aussage des Managers sowohl mit batterieelektrischen Antrieben als auch mit der Brennstoffzelle kompatibel sein. Dass Jost erst ab Ende der 2020er-Jahre eine Chance für die Brennstoffzelle sieht, hat laut Sascha Kühn einen einfachen Grund: „Bei dieser Diskussion geht es um Wasserstoff. Wir können bei unserer Technologie aber neben H2 auch E-Fuels, LPG und CNG nutzen. Bei Letzterem haben wir sogar einen höheren Wirkungsgrad.“

Die beiden Gasarten LPG und CNG dürften die Klimabilanz des Brennstoffzellenantriebs im Vergleich zum Betrieb mit Wasserstoff zwar verschlechtern, sie haben aber einen entscheidenden Vorteil. Im Gegensatz zu H2 sind sie schon heute deutschlandweit an tausenden Tankstellen verfügbar. Daher kann die bestehende Infrastruktur weitergenutzt werden.

Klimaneutral bis zum Jahr 2050

Die Wolfsburger bestätigen zwar, dass der Konzern die Entwicklung der Brennstoffzelle nicht komplett aufgegeben hat. Der Autobauer gibt sich bei diesem Thema aber weiter betont zurückhaltend: „Zur Erreichung unseres Zieles bis 2050 bilanziell CO2-neutral zu sein, bewerten wir permanent neue technische Innovationen und sichern diese für unser Unternehmen. Eine gängige Form der Technologieabsicherung sind Patente. Patente bedeuten aber in der Regel nicht, dass diese Technologie auch zwangsläufig umgesetzt werden“, antwortet VW auf eine Anfrage von Business Insider.

Die Brennstoffzellen-Aktivitäten des Konzerns beschränken sich übrigens nicht nur auf die Zusammenarbeit mit der Kraftwerk TUBES GmbH. Auch die Premiumtochter Audi beschäftigt sich entgegen der öffentlich kommunizierten Konzentration auf reine E-Autos weiter mit der Antriebsart. Das stellen mehrere Patente unter Beweis, die ebenfalls im Januar veröffentlicht wurden.

Von den politischen Grundvoraussetzungen und der Verfügbarkeit des grünen Wasserstoffs wird es abhängen, ob die Brennstoffzelle tatsächlich das Potenzial besitzt, innerhalb des VW-Konzerns eine Alternative zur Batterie darzustellen – oder diese möglicherweise zu ersetzen.

Trotz Corona-Krise und Chipmangel: Darum machen Deutschlands Autobauer laut einem Experten gerade satte Gewinne

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Trotz Corona-Krise und Chipmangel: Darum machen Deutschlands Autobauer laut einem Experten gerade satte Gewinne

  • Profielfoto Business Insider Deutschland

Daimler-Logo an der Konzernzentrale in Untertürkheim
Daimler-Logo an der Konzernzentrale in Untertürkheim

picture alliance/dpa | Marijan Murat

Die deutschen Autobauer haben ihre jüngst vermeldeten Milliarden-Gewinne nach Expertensicht vor allem den in der Corona-Krise aufgelegten Sparmaßnahmen beim Personal zu verdanken.

«Fast alle Konzerne haben damals Sparmodelle umgesetzt, die auch relativ schnell wirksam geworden sind», sagte Branchenexperte Stefan Reindl, der das Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen leitet.

Ob die Konzerne das hohe Gewinnniveau halten können, sei aber nicht automatisch ausgemacht, das komme auch auf den Halbleitermarkt und neue Corona-Lockdowns an.

Die deutschen Autobauer haben ihre jüngst vermeldeten Milliarden-Gewinne nach Expertensicht zentral auch den in der Corona-Krise aufgelegten Sparmaßnahmen beim Personal zu verdanken. Im Vorjahr hätten die meisten Unternehmen mit einem Personalabbau oder strikten Einstellungsstopps auf den zeitweisen Nachfrageeinbruch im Autosektor reagiert, sagte Branchenexperte Stefan Reindl, der das Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen leitet, der Deutschen Presse-Agentur. 

«Fast alle Konzerne haben damals Sparmodelle umgesetzt, die auch relativ schnell wirksam geworden sind», so Reindl. Die Effektivität dieser Maßnahmen sehe man jetzt in einer Phase, in der der Markt wieder deutlich anziehe: Obwohl die Branche zurzeit mit einem Halbleiterengpass zu kämpfen habe, seien die Gewinne etwa von VW und Daimler überraschend hoch ausgefallen.

Milliardengewinne bei VW und Daimler

Volkswagen hatte zuletzt einen Betriebsgewinn von rund 11 Milliarden Euro für das erste Halbjahr vermeldet, Daimler hatte mit einem operativen Überschuss von 5,2 Milliarden Euro allein im zweiten Quartal zwischen April und Juni über den Markterwartungen gelegen. Daten zu den Nettogewinnen sollen noch veröffentlicht werden.

Reindl sagte, die Autobauer hätten die Corona-Krise gezielt genutzt, um ohnehin geplante Umbauten angesichts der Transformation von Verbrennungsmotoren hin zur Elektromobilität schneller als eigentlich geplant durchzuziehen. Das sei in der Krise «rascher und dynamischer» möglich gewesen als unter normalen Bedingungen. «Die Maßnahmen, die zu Beginn der Pandemie getroffen wurden, waren also alles andere als wahllos, sondern durchaus nachhaltig», sagte Reindl.

Stellenabbau und Neueinstellungsstopp

Bei Daimler hatte Konzernchef Ola Källenius ein schon geplantes Sparprogramm im Vorjahr nochmal forciert und ausgebaut, bis zu 20.000 Stellen sollten Berichten zufolge auf diesem Weg verschwinden – eine genaue Zahl nennt Daimler nicht. Bei BMW wurde der Abbau von 6000 Arbeitsplätzen bestätigt, VW hatte in der Krise unter anderem einen strikten Neueinstellungsstopp verkündet. Gewerkschaften und Betriebsräte hatten all das auch unter dem Eindruck der Krise, damals anhaltender Kurzarbeit und teils tiefroter Zahlen akzeptiert.

Ob die Konzerne das hohe Gewinnniveau auch im Rest des Jahres halten können, sei aber nicht automatisch ausgemacht, sagte Reindl. Komme es auf dem Halbleitermarkt zu einer weiteren Verengung, werde das auch einen deutlich negativeren Einfluss auf die Gewinne haben. Zugleich seien neuerliche Corona-Lockdowns eine Gefahr. «Falls diese beiden Fälle nicht eintreten, erwarte ich aber wieder starke Gewinne», sagte Reindl mit Blick auf die Quartale drei und vier.

Der weltweite Mangel an wichtigen elektronischen Bauteilen treibt die Autobauer schon seit Monaten um und sorgt immer wieder für Produktionsausfälle. Die Unternehmen behelfen sich angesichts der knappen Ressourcen zurzeit auch damit, dass sie gewinnträchtigere Modelle bevorzugt mit den knappen Teilen bestücken – so bleibt die Gewinnmarge vergleichsweise hoch. Die Chip-Knappheit dürfte sich nach Expertensicht noch bis weit ins restliche Jahr ziehen.

dpa/rw

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