#Gastbeitrag – Alles zu Börsengängen – und wie sie gelingen

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Die Nachrichten zu Börsengänge überschlagen sich in den letzten Monaten: Ant, Coinbase und erst kürzlich das britische Fintech Wise. Die Scale-Up-Szene wird erwachsen. Daher stellen sich immer mehr Unternehmen die Frage: Sollen wir auch den Schritt an die Börse wagen? Und wenn ja: Wie? Und was müssen Unternehmer:innen bei einem Börsengang beachten? Dieser Beitrag geht auf die Grundlagen von Börsengängen ein.

An die Börse, aber warum? Es gibt viele gute Gründe für einen Börsengang. Die Börse bietet gelisteten Unternehmen eine standardisierte, einfache und schnelle Kapitalaufnahme, sowie ein vervielfachtes Wachstumspotential. Wenn man einen Exit anstrebt, können die Aktien zu Fusionen mit anderen Unternehmen als Akquisitionswährung genutzt werden. Zuletzt sprechen die erhöhte Sichtbarkeit und Wahrnehmung durch den Börsengang selbst, sowie die erhöhte Transparenz durch die regulatorischen Erfordernisse für einen Börsengang.

Was müssen Unternehmer:innen beachten? Börsengänge bringen viel Arbeit mit sich. Im Vorfeld sollten sich Unternehmer:innen also mit einer gewissen Anzahl an Fragen beschäftigen: Welche Art von Börsengang ist die richtige für mein Unternehmen? Was bringt ein Börsengang mit sich? Wann sollte ich den Schritt an die Börse wagen? Und welche Fehler kann ich vermeiden?

Klassischer IPO, Direct Listing oder SPACs

Die gängigste Art eines Börsengangs ist der klassische IPO, kurz für Initial Public Offering. Bei einem IPO werden erstmalig Aktien eines Unternehmen an der Börse angeboten. Hier müssen viele Regularien beachtet werden und das Unternehmen wird entsprechend des gewählten Handelsplatzes von einer lokalen Investmentbank und einer Anwaltskanzlei begleitet. Bei einem Direct Listing bedarf es keines Vermittlers und es findet auch kein IPO statt, sondern die Aktien des Unternehmens werden direkt an der Börse notiert. Demnach erhalten die Unternehmen auch keine Garantie für den Aktienverkauf, weshalb diese Form von Börsengang mit mehr Risiken verbunden ist als ein klassischer IPO. SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) haben dieses Jahr für viel Aufruhr gesorgt. Bei dieser Form des Börsengangs werden Unternehmen als Hülle an die Börse gebracht, erhalten daraufhin Kapital mit dem sie dann ein Unternehmen akquirieren, das nicht an der Börse gelistet ist.

Der richtige Zeitpunkt

Es gibt nicht “den einen richtigen Zeitpunkt” für einen Börsengang und jedes Unternehmen ist anders. Nichtsdestotrotz gibt es Richtwerte, an denen man sich orientieren kann. An der Börse sein ist eine kostspielige Angelegenheit. Daher sollte ein Börsengang erst anvisiert werden, wenn das Unternehmen – abhängig vom Geschäftsmodell – einen mindestens acht- oder neunstelligen Umsatz schreibt. Im SaaS-Bereich sind die Fixkosten geringer, daher kann der Umsatz auch niedriger ausfallen. Zudem sollte ein Unternehmen vor einem Börsengang bereits profitabel sein oder einen klaren Pfad zur Profitabilität haben.

Womit Unternehmen rechnen müssen

Wie eingangs erwähnt, bringen Börsengänge für Unternehmer:innen einen erheblichen Mehraufwand und Kosten mit sich. Das liegt in erster Linie an der durch Regularien notwendigen Transparenz. Für börsennotierte Unternehmen gibt es Reportingpflichten, Ergebnisse und Unternehmensaktivitäten müssen regelmäßig kommuniziert werden. Daher gibt es zwei Maßnahmen, die auf Unternehmen an der Börse zukommen: Investoren- und Jahreshauptversammlungen sowie Öffentlichkeitsarbeit und Finanzkommunikation. Die Kosten, die allein durch die Tatsache entstehen, dass ein Unternehmen börsennotiert ist, betragen mindestens 250.000 Euro im Jahr.

Mögliche Fehler

Vor dem Hintergrund des beschriebenen Mehraufwands und der Mehrkosten, können insbesondere Neulinge typischen Fehlern aus dem Weg gehen. Einer ist der Hang zu Überbewertung, zu dem Investmentbanken tendieren können, wenn sie einen IPO attraktiv machen wollen. Daher sollten Unternehmer:innen unbedingt realistisch bleiben. Außerdem sollte man einen Börsengang keinesfalls überstürzen. Wie erwähnt, sollte die notwendige Liquidität vorhanden und die Profitabilität (fast) erreicht sein.

Fazit. Auch wenn es eine Menge an Dingen gibt, die man beachten sollte, gibt es leider kein Geheimrezept für einen Börsengang. Jedes Unternehmen schreibt seine ganz individuelle Unternehmensgeschichte und daher gibt es nur grobe Richtwerte. Nichtsdestotrotz sollten Unternehmer:innen sich vor einem Börsengang in Ruhe folgende Fragen stellen:

* Warum ein Börsengang? Mit welchem Ziel?

* An welcher Börse soll mein Unternehmen notieren? Und in welchem Segment?

* Ist das Unternehmen groß genug und kann es sich den Börsengang leisten?

* Ist das Team bereit dazu?

* Ist das Unternehmen bereit für die notwendige Transparenz?

TippWarum Startups sich ernsthaft mit SPACs befassen sollten

Über den Autor


Daniel Wild, Gründer und Aufsichtsrat der Mountain Alliance AG, einer operativen Beteiligungsgesellschaft, ist Serienunternehmer und hat bereits in den Nullerjahren sein erstes Unternehmen getmobile AG per SPAC, beziehungsweise SPV (England) an die Börse gebracht.

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Foto (oben): Shutterstock

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