Ohne jetzt tiefer ins Detail meiner Meinung zu gehen: Manche Aktionen der PETA finde ich durchaus gelungen, manche sind blanker Bullshit. Aber wahrscheinlich auch kalkulierter Bullshit, um mal wieder ein Thema in die Medien zu bringen. Der aktuelle Plot der Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals)? Hört auf, Pelze an Modellen des Spiels Warhammer zu nutzen! Richtig gelesen. Nutzt keine Pelze. Aus Plastik. An Modellen, die aus einem Spiel stammen. Ja sind die denn völlig bescheuert?
Ja, könnte man sagen, ohne großartig weiter zu denken. Aber versetzt man sich in PETA rein, dann könnte das nachvollziehbar sein. Pelze implizieren da Tötungen von Tieren – und dies meistens mit Gewalt verbunden. „Schonend und gewaltfrei abgeerntet“ ist nicht das, was man sich beim Besorgen von Pelzen vorstellt. Vor allem nicht im Warhammer-Universum.
Und nun denkt man über vier Ecken und fragt sich, wie andere Organisationen vorgehen würden, wenn Modelle übertrieben Tod, Vergewaltigung oder ähnliches zeigen. Krummer Gedankengang? Sicherlich. Aber jeder hat da seine eigene (seltsame) Sichtweise.
Warhammer, seit 1983 als Tabletop, Pen-&-Paper-Rollenspiel, Videospiel und PC-Spiel beliebt, gibt es in zig Ausführungen. Laut PETA sind die grimmigen, kampferprobten Krieger bekannt für ihre kriegerischen Fähigkeiten – das Tragen von toten Tierhäuten würde aber keine Fertigkeit nehmen.
Hier verweist man dann noch einmal auf die Methoden, die teilweise bei der Herstellung von Pelz genutzt werden. Die Tiere werden in kleinen Käfigen gehalten, bevor sie dann mittels Elektroschock oder Ertränken getötet werden – oder man zieht ihnen bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren.
Eben jene Informationen hat man per offenem Brief dem Geschäftsführer von Games Workshop, Kevin Rountree, zukommen lassen. Man möge zukünftig auf „Pelze“ verzichten. Man sei sich bewusst, dass es sich bei den Warhammer-Modellen um fiktive Charakter handle, doch würden diese die Botschaft senden, dass Tragen von Pelzen akzeptiert sei.
Mein Senf dazu:
Es ist gar nicht so einfach, sich zu bestimmten Themen zu äußern, wenn man nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen will. Es ist nun einfach zu sagen: „Typisch, die PETA-Spinner wieder!“. Könnte ich nachvollziehen, denn jeder darf ja seinen Standpunkt vertreten.
Auf der anderen Seite könnte man argumentieren, dass diese Modelle auch in Kinderzimmern zu finden sind. Das Kinderzimmer heute ist bereits Marketing-Ziel der Verkaufsbuden von morgen (guckt in das Kinderzimmer der Kinder von heute, da findet ihr bereits viele Marken aus dem Erwachsenenleben), unter Umständen wird Akzeptanz für Dinge geschürt, die nicht zu akzeptieren sein sollten.
Das Warhammer-spielende Kind ist morgen vielleicht jemand, der das Tragen von Tierfellen akzeptiert – oder als „nicht so schlimm“ wahrnimmt, so die Denke von PETA.
Schoko-Zigaretten und Spielzeugpistolen? Das waren so die Dinger in meinem Kinderzimmer. Aus meiner Warte muss ich sagen, dass das nun nicht eine besondere Akzeptanz für diese Dinge schuf. Auch Figuren aus anderen Spiel-Universen – die auch als Modell zu kaufen waren – tragen offensichtlich Pelz.
Es ist immer auch Erziehungssache, wie kleine Menschen später die Welt sehen, wie sie agieren. PETA könnte man auslachen, aber so einfach ist das Thema wohl nicht. Pelze sind noch heute ein Zeichen von Wohlstand, eine Art Statussymbol.
Aus meiner Sicht ein völlig blödsinniges Symbol, ohne jede Berechtigung. Aber da kommen wir wieder ins Kleinklein: Haben Lederartikel ihre Berechtigung? Billiges Fleisch, welches im Kilo günstiger ist als ortsansässiges Obst oder Gemüse? Ziehen wir unsere Ansichten knallhart durch – oder sind wir nur Opportunisten, die oftmals aus der Komfortzone etwas herauskrakelen, was uns eh nicht betrifft?
Die Aktion von PETA ist schlau
Die Aktion wirkt bizarr. Der Leser denkt: „Was machen die Idioten da wieder?“, beschäftigt sich aber letzten Endes mit der Thematik. Die, die auf der Seite von PETA stehen, werden Stellung gegen die Gegner, gegen die Spieler und Besitzer der Modelle ergreifen. Diese wiederum sind sicher in der Minderheit, werden sich aber auch einen Kopf um die Thematik machen. Ziel von PETA erreicht. Die sind nicht dumm.
Die wissen sicherlich, welche Aufforderungen oder Kampagnen inhaltlich Blödsinn sind. Doch wenn es durch die Medien geht – das Thema aufgegriffen wird, Menschen darüber nachdenken – dann ist es trotz allem Blödsinn eben doch ein gelandeter Coup.
Es geht hier nicht nur um Modelle, die frei von Plastikpelz werden sollen – sondern um Aufmerksamkeit für ein Thema.
Souce: beaktiv.com