Inside Tesla: Erfolgreiche Bewerber berichten vom Auswahlprozess, dem Gehalt und üppigen Aktienpaketen in Grünheide

Blick auf das Straßenschild
Blick auf das Straßenschild „Tesla Straße 1“ vor der Baustelle der Tesla-Fabrik.

dpa

Tesla sucht für die Fabrik in Grünheide dringend nach Personal für fast alle Bereiche. Zahlreiche Ingenieure haben bereits ihre Unterlagen beim US-Autobauer eingereicht.

Philip Kaleta hat mit erfolgreichen Tesla-Bewerbern gesprochen. Das Gehalt ist im Vergleich zu VW, Daimler und BMW unterdurchschnittlich – als Ausgleich gibt es jedoch ein großes Aktienpaket.

Der Bewerbungsprozess läuft stets nach dem gleichen Muster ab: Es gibt vier Interview-Runden, die je 30 Minuten dauern. Dabei zählt die Begeisterung für die Marke mehr als der Studienabschluss.

Randolf Schnittmann (Name geändert) lässt sich auf ein Experiment ein. Aus „Überzeugung“, wie er sagt, nicht wegen des Geldes. Der Ingenieur hat knapp Jahre bei Daimler hinter sich. Schnittmann hatte sich bei den Stuttgartern auf eine gut dotierte Stelle mit knapp 100.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen hochgearbeitet – inklusive der vielen Extraleistungen, die Daimler für seine Mitarbeiter aufbringt.

Damit ist jetzt aber Schluss. Schnittmann hat den goldenen Handschlag von Daimler-Chef Ola Källenius angenommen. In seinem Alter, er befindet sich in seiner zweiten Lebenshälfte, bekommt er eine Abfindung von rund einer Viertelmillion Euro. Der „goldene Handschlag“ ist Teil eines großen Abfindungsprogramms bei Daimler – der Konzern wolle „den Wasserkopf an Ingenieuren“ verkleinern, der in Zukunft immer weniger gebraucht werde, sagt Schnittmann zu Business Insider.

Daimler spielt Tesla durch das Abfindungsprogramm dutzende Top-Ingenieure zu

Schnittmann hat sich im Sommer bei Tesla beworben – mit Erfolg. Zahlreiche Ex-Kollegen taten es ihm gleich. „Das Abfindungsprogramm bei Daimler ist ein Segen für Tesla. Die Amerikaner brauchen gute, erfahrene Ingenieure. Jetzt spielen die Stuttgarter ihrem US-Konkurrenten top-ausgebildetes Personal zu. Was die sich in der Zentrale dabei gedacht haben, ist mir ein Rätsel“, sagt der Ex-Daimler-Mitarbeiter.

Internes Gutachten: In der Tesla-Fabrik könnten sich explosive Gaswolken und giftige Reizgase bilden

Tesla-Chef Elon Musk  auf der Baustelle der Tesla Fabrik in Grünheide.
Tesla-Chef Elon Musk auf der Baustelle der Tesla Fabrik in Grünheide.

dpa

  • Ein von Tesla in Auftrag gegebenes Störfallgutachten zeichnet zwei ernste Szenarien für die Fabrik in Grünheide. Zum einen sei es nach jetzigem Planungsstand möglich, dass sich in den Hallen Gaswolken bilden, die explodieren und Brände auslösen können.
  • Außerdem könnten sich giftige Reizgase bilden, die Atemwege der Mitarbeiter und der Anwohner angreifen könnten, die in der Nähe des Fabrikgeländes wohnen.
  • Das ergeben gemeinsame Recherchen von Business Insider und dem ZDF-Magazin „Frontal21“. Das Störfallgutachten liegt beiden Redaktionen vor.

Elon Musk hatte kurz vor seinem Abflug Mitte dieser Woche ein Erfolgserlebnis. Das Landesamt für Umwelt erteilte seiner Fabrik in Grünheide die mittlerweile 14. vorläufige Genehmigung, der Autobauer darf in den Werkshallen nun Maschinen für die Endmontage der Fahrzeuge aufstellen. Obwohl die Fabrik noch nicht final genehmigt wurde, wird sie trotzdem in Windeseile durch die vielen vorläufigen grünen Lichter aus der Kontrollbehörde hochgezogen – und ist fast fertig.

Das könnte nun zum Problem werden. Ein von Tesla in Auftrag gegebenes Störgutachten, das von der Ingenieurgesellschaft Müller-BBM aus Hamburg erstellt wurde, stellt der Fabrik und dem Autobauer ein desaströses Zeugnis aus. In dem Gutachten werden anhand der verwendeten Chemikalien und Stoffe die Wahrscheinlichkeit von Szenarien erörtert, die zu ernsten Unfällen führen können. Vor allem zwei sind dabei besonders relevant.

Explodierende Gaswolken

Die Gutachter skizzieren ein Szenario, bei dem ein Behältnis in der Lackiererei beschädigt wird, aus dem die Flüssigkeit n-Butylacetat ausläuft. Die freigesetzte Flüssigkeit breitet sich daraufhin frei in der Halle aus. „Es wird eine Verdampfung aus der Lache mit Ausbreitung in der Umgebung bzw. Zündung und Abbrand der Gaswolke unterstellt. Als Verdampfungszeit wird 10 Minuten angenommen“, heißt es in dem Gutachten.

Die Gutachter schlussfolgern, dass dieses Szenario plausibel, also möglich sei. Und attestieren Tesla, darauf nicht vorbereitet zu sein.

Oliver Kalusch, Experte für Anlagensicherheit und Immissionsschutz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), findet klare Worte für den Vorgang: „Vereinfacht gesagt geht es hierbei darum, das giftige Stoffe austreten, die eine Lache bilden. Diese verdampft relativ schnell und bildet eine Gaswolke, die explodieren oder zu Bränden führen kann. Dieses Szenario, das muss man so hart sagen, kann ein ernster und realer Störfall werden.“

Reizgas greift die Atemwege an

In einem anderen Szenario wird angenommen, dass die Chemikalie Tetrafluorpropen austritt – nicht in Gasform, sondern als druckverflüssigtes Gas, also Flüssigkeit. Dieses könnte eine Lache bilden, „die sich entweder ungehindert oder innerhalb eines Auffangraums ausbreitet“, heißt es in dem Gutachten. Es sei anzunehmen, dass dann ein Lachenbrand folgt und anschließend die Gase verdampfen. Bei dem Brand kann Flourwasserstoff entstehen, heißt es weiter im Gutachten. Dabei handelt es sich um ein Reizgas, dass die Atemwege von Menschen angreift. Auch dieses Szenario wird im Gutachten als plausibel bezeichnet.

Experte Kalusch warnt vor dem Eintreten dieser Möglichkeit. „Das Gas ist sehr giftig für die Mitarbeiter – und womöglich sogar auch für die Anwohner. Die Gaswolke könnte aus der Fabrik austreten und umliegende Wohnhäuser erreichen. Anhand der dürftigen Berechnungen von Tesla ist das nicht auszuschließen“, sagt Kalusch.

Fehlende Datentiefe, Belege und naive Annahmen

Tesla hatte sich selbst bereits vor dem Gutachten mit den genannten zwei Gefahrenszenarien befasst – und diese als sehr unwahrscheinlich abgestempelt. Die Hamburger Experten bemängeln in ihrem Gutachten nun die Datentiefe, fehlende Belege und die recht naiven Annahmen von Tesla – und widersprechen dem Autobauer. Die Gutachter fordern von Tesla, die Szenarien völlig „neu abzuleiten und zu betrachten“.

Kalusch zweifelt daran, dass Tesla dies noch tun wird. „Das Kernproblem ist, dass Tesla sich bei diesen für die Sicherheit der Fabrik, der Mitarbeiter und umliegenden Gemeinden wichtigen Daten unfassbar bedeckt hält – oder diese nicht konservativ genug berechnet, sondern grundsätzlich vom best-case ausgeht. Ich wage eine Prognose: Wenn Tesla da nicht grundsätzlich nachbessert, wird das nichts mit der finalen Genehmigung“.

Kalusch hatte bereits im Januar eine Stellungnahme im Auftrag des BBU vorgelegt, in dem er mit Kollegen bereits die zwei besagten Szenarien aufgegriffen und kritisiert hatte. Die von Tesla beauftragten Gutachter greifen in ihrer Analyse die Stellungnahme von ihm auf und stützen sie. Kalusch fordert, dass die Tesla-Fabrik als ein „Betriebsbereich der oberen Klasse“ eingestuft wird, also als einer, bei dem mit zahlreichen gefährlichen Stoffen operiert wird. Durch die Einstufung wäre Tesla gezwungen, einen länglichen, detaillierten Sicherheitsplan vorzulegen, um mögliche Unfälle zu verhindern.

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