Erstes Kanzler-Triell: An diese Spielregeln müssen sich Laschet, Baerbock und Scholz am Sonntagabend halten

Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock, (Grüne), Olaf Scholz (SPD) treten im Kanzlerduell an.
Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock, (Grüne), Olaf Scholz (SPD) treten im Kanzlerduell an.

picture alliance / Sven Simon, Malte Ossowski

Wer wird beim TV-Aufeinandertreffen der Kanzlerkandidaten Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz in der wichtigen Wahlkampfphase den ersten Erfolg einfahren?

Vieles wird anders sein als bei den Duellen, die TV-Zuschauer in Deutschland bisher gewohnt waren. Zum ersten Mal treten an diesem Sonntagabend drei Kandidaten gegeneinander an.

Business Insider gibt einen Überblick über die Spielregeln, die im Studio der Privatsender gelten und welche Moderatoren bereitstehen, um auf deren Einhaltung zu pochen.

Das TV-Duell zweier Kanzlerkandidaten gehört in Deutschland zu den wichtigsten Momenten im Wahlkampf. Es gab schon einige Zweikämpfe – zum Beispiel Schröder gegen Stoiber, Schröder gegen Merkel oder zuletzt Merkel gegen Schulz. Jeder Wimpernschlag, jede Schweißperle, jede Sekunde, die es für eine Antwort zu lange braucht – TV-Kameras nahmen es für Millionen auf. Doch dieses Mal wird vieles anders sein, als das, was die Deutschen bislang gewohnt waren. Das Duell ist kein Duell mehr.

Gleich drei Mal werden vor der Bundestagswahl am 26. September die drei Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) in Redekämpfen bei großen Fernsehsendern aufeinandertreffen. Triell – das Wort ist in aller Munde. Der Duden führt es gar nicht in seiner Liste: „Es handelt sich um eine Neuschöpfung“, heißt es von Verlagsseite.

Dreimal stehen sich die Kandidaten in den kommenden Wochen gegenüber

Am Sonntag (29. August, 20.10 Uhr bis 22.00 Uhr) werden die privaten Sender RTL und NTV, die zu einer Senderfamilie gehören, knapp zwei Stunden lang das erste Triell in einem Berliner Studio live im TV-Programm und online zeigen. Das Moderatoren-Team besteht aus der ehemaligen „Tagesthemen“-Moderatorin und RTL-Neuzugang Pinar Atalay und RTL-Nachrichtenmann Peter Kloeppel. Im Anschluss gibt es eine Nachbesprechung unter anderem mit Fernsehmoderator Günther Jauch als Gast, wie RTL am Freitag ankündigte.

Im September werden ARD und ZDF und dann noch einmal die Fernsehsender ProSieben, Sat.1 und Kabel-Eins, die zu einer Gruppe gehören, mit eigenen Triellen folgen. Bislang war es so, dass sich private wie öffentlich-rechtliche Sender zu einem großen TV-Duell zusammenschließen mussten – da standen dann vier Moderatoren zwei Kandidaten gegenüber. Das galt eher als Kompromiss als eine Traumkonstellation. Dieses Mal können die Sender ein eigenes Profil zeigen.

Rundes Studio: Das Triell stellt die Sender aber auch vor Herausforderungen. Das fängt schon bei vermeintlich profanen Dingen an wie: Wie platziert man die Kandidaten im Studio? Der Chefredakteur Primetime bei RTL News, Michael Wulf, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir haben uns für ein rundes Studio entschieden, sodass wir in der Lage sind, immer wieder andere Führungs-Kamera-Positionen zu wählen.“ Bei den Duellen sei es so gewesen, dass man immer eine feste Führungs-Kamera auf die beiden Kandidaten gerichtet hatte. Jeder Kandidat habe ein Pult, auch die Moderatoren. „Jeder Kandidat wird am Ende ein Schlussstatement haben. Am Anfang wird allen die gleiche Frage gestellt.“

Der Ablauf: Die Historikerin Ulrike Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die zur Geschichte des Duells geforscht hat, sagte: „Der Ablauf beim Rede-Triell ist komplizierter: Auf Rede kann nicht einfach Gegenrede folgen wie bei einem Rede-Duell, weil noch ein Dritter da ist.“ Ludwig erläuterte auch: „Bei dem verbalen Triell geht es für die Teilnehmer darum, eine Sprachlosigkeit zu vermeiden. Es geht darum, den Angriff des Gegners durch einen Konter aufzufangen und zu zeigen, dass man beweglich und schlagfertig ist.“

Das Zeit-Problem: Zeit spielt als Ordnungsfaktor eine wichtige Rolle. Es war auch bisher schon so, dass die Kandidaten am Ende in etwa auf dieselbe Redezeit kommen sollten. Auch dieses Mal werden laut Wulf die Redezeiten der Kandidaten eingeblendet. Der Wissenschaftler Jürgen Maier mit Schwerpunkt politische Kommunikation von der Universität Koblenz Landau, betonte zum Unterschied zwischen Duell und Triell: „Das Auffälligste ist, dass die Kandidaten weniger Zeit haben werden. Das heißt, man muss fokussierter, klarer, präziser und gebündelter in seinen Aussagen sein. Man läuft sonst Gefahr, dass einem schneller das Wort entzogen wird als beim TV-Duell.“

Der lachende Gewinner: Bei einem Drei-Kandidaten-Konzept könnte es auch einen „lachenden Dritten“ geben, das könne der Fall sein, wenn ein Kandidat einen anderen angreift, erläuterte Maier. Wird sich das Sprichwort „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ bewahrheiten? Der Politikwissenschaftler von der Universität Duisburg-Essen, Karl-Rudolf Korte, sieht eine weitere Auffälligkeit bei den diesmaligen Formaten. „Fast immer nutzt das Format den Unbekannten, den Neuen, die auf Augenhöhe mit dem Amtsinhaber debattieren. Das ist diesmal alles anders, da kein Titelverteidiger im Studio steht.“

Zielgruppe Briefwähler: RTL setzte nach eigenen Angaben auf das erste TV-Triell und auch auf den Zeitpunkt. Wulf sagte: „Uns war es wichtig, das erste Triell zu kriegen. Wir werden sehr viele Briefwähler haben, die sich sehr früh entscheiden müssen, das geht diese Woche los.“ Wissenschaftler Korte erläuterte: „Da die Anzahl der Briefwähler deutlich steigt, ist es potenziell möglich, nach der Sendung gleich zu wählen. Das erhöht die Wirkung der Trielle.“

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cri/dpa

Nach Merkel kommt der Generationenwechsel: So jung sind die Kandidaten für die Bundestagswahl bei CDU, SPD und Co.

Bei der Bundestagswahl im Herbst deutet sich ein Generationenwechsel an
Bei der Bundestagswahl im Herbst deutet sich ein Generationenwechsel an
picture alliance / Geisler-Fotopress | Sebastian Gabsch/Geisler-Fotopre

Bei der Bundestagswahl am 26. September geht es darum, wer Nachfolger oder Nachfolgerin von Bundneskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird. Natürlich wird auch ein neues Parlament gewählt – wie wird es aussehen?

Business Insider hat die Direktkandidaten der Parteien verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass besonders die Grünen auf viele junge Kandidaten setzen. Bei CDU, CSU und AfD dominieren hingegen Männer mittleren Alters.

Beim Geschlechterverhältnis zeigt sich: Fast die Hälfte der grünen Direktkandidaten sind Frauen, die AfD tritt hingegen mit 86 Prozent Männern an.

Bei der Bundestagswahl im September wird es einen Generationenwechsel geben. Nicht nur gibt es nach 16 Jahren Angela Merkel (CDU) einen neuen Regierungschef – auch im Parlament wird sich einiges verändern. Prominente Mitglieder wie Innenminister Horst Seehofer (CSU), der frühere SPD-Chef Martin Schulz oder die Justiz- und Familienministerin Christine Lambrecht (SPD) treten nicht erneut an.

Business Insider hat ausgewertet, welche Direktkandidaten die Parteien zur Bundestagswahl ins Rennen schicken. Dabei griffen wir teils auf Daten zurück, die von den Parteien bereitgestellt wurden und unterschiedlich vollständig waren, etwa weil die Kandidatenaufstellung noch nicht abgeschlossen war. Teils beruhen die Angaben auf eigenen Recherchen. Es gilt jeweils der Stand von Mitte Juni.

Die hier aufgeführten Kandidaten treten in den 299 Wahlkreisen an und werden mit der Erststimme gewählt. Für Parteien sind die Direktwahlkreise unterschiedlich wichtig. Die CSU holte bei der vergangenen Wahl alle 45 Wahlkreise in Bayern. In vielen ländlichen Gegenden gewinnt die CDU, in Großstädten hat die SPD ihre Hochburgen. Sie bekommen jedoch verstärkt Konkurrenz durch die Grünen, die sich dort, aber auch in kleineren Universitätsstädten Hoffnungen auf Direktmandate machen kann. Im Osten wird erwartet, dass die AfD erneut einige Wahlkreise gewinnt.

CDU

Die CDU will nach der Bundestagswahl mit Armin Laschet wieder den Kanzler stellen. Grundstein dafür wäre ein starkes Ergebnis in den Direktwahlkreisen. Von den 251 Wahlkreiskandidaten, die wir auswerten konnten, sind 184 männlich (73,3 Prozent) und 68 weiblich (26,7 Prozent). Es zeigt sich auch, dass Kandidaten zwischen 40 und 60 Jahren das Feld bestimmen. Fast zwei Drittel der Bewerber stammt aus dieser Altersgruppe.

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CSU

Unumstrittene Königin bei den Direktmandaten ist die CSU. 2017 wurden alle ihre Abgeordneten im Bundestag direkt gewählt. Die Daten zeigen: Besonders gute Chancen auf eine Direktkandidatur hat man als Mann zwischen 40 und 49 Jahren. Von den 44 Kandidaten, die zum Zeitpunkt der Abfrage feststanden, war keiner unter 30 und auch niemand über 70 Jahre alt. Der Frauenanteil liegt mit 10 Kandidatinnen bei 22,7 Prozent – noch unter dem der CDU.

In diesem Jahr könnte die Dominanz der CSU allerdings gebrochen werden. Laut Vorhersagen des Prognoseportals Election.de könnten vier Wahlkreise an die Grünen gehen, vier in München und jeweils einer in Augsburg und Nürnberg.

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Grüne

Lange waren Direktmandate für die Grünen kein wichtiges Thema. Nur einen einzigen Wahlkreis konnte die Partei bisher direkt gewinnen – dafür aber beständig seit 2002. Der Wahlkreis „Berlin-Friedrichshain – Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost“ ist nunmehr seit fast 20 Jahren in grüner Hand. Zuerst eroberte ihn das Grünen-Urgestein Hans-Christian Ströbele, seine Nachfolgerin Canan Bayram konnte ihn 2017 verteidigen. 2021 könnte sie allerdings als direkt gewählte Abgeordnete Gesellschaft bekommen. Laut Prognosen könnten die Grünen etwa 50 Direktmandate erobern.

Das bisher bekannte Bewerbertableau unterscheidet sich deutlich von denen anderen Parteien. Von den bisher bekannten Kandidaten sind 22,4 Prozent jünger als 30 Jahre alt. Ähnlich stark ist die Altersgruppe zwischen 30 und 39 vertreten. Mit einem Frauenanteil von 46,9 Prozent liegen die Grünen zudem deutlich vor den anderen Parteien.

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Bei den Grünen sind erst 228 Kandidaten in der Auswertung verzeichnet, mit Blick auf insgesamt 299 Wahlkreise gibt es entsprechend große Lücken. So konnte die Partei noch keine detaillierten Angaben zu den Kandidaten in Mecklenburg-Vorpommern machen, auch in Nordrhein-Westfalen fehlen noch einige Wahlkreise. Das liegt mitunter auch daran, dass die Aufstellungen der Kandidaten noch nicht stattgefunden haben. Daher kann es hier noch Verschiebungen bei den Altersgruppen sowie im Geschlechterverhältnis geben.

SPD

Laut Recherchen des Nachrichtenportals „Watson“ sind 109 der 299 SPD-Direktkandidaten unter 40 Jahre alt – ein Anteil von 36 Prozent. Von diesen 109 Kandidaten sind wiederum 34 unter 30 Jahre alt, das entspricht rund 11 Prozent. Der Altersschnitt liegt demnach bei 45,4 Jahren, das sind drei Jahre weniger als noch 2017. 40 Prozent der Direktkandidaten der SPD sind Frauen.

FDP

Wer sich für die FDP auf ein Direktmandat bewirbt, ist im Durchschnitt 43,2 Jahre alt. Dieser Wert ist minimal gegenüber 2017 gesunken, da lag er laut FDP bei 44 Jahren. Damit liegen die Liberalen am nächsten am Durchschnnittalter der Deutschen, das liegt laut Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 44,5 Jahren. Rund ein Viertel der Kandidaten sind Frauen (23,7 Prozent), vier Jahre zuvor waren es nach Parteiangaben ein Fünftel. Die Liberalen brauchen sich allerdings keine großen Hoffnungen auf ein Direktmandat machen, selbst in ihren Hochburgen wie Düsseldorf dürfte das Direktmandat an andere Parteien gehen.

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Nach Angaben der Pressestelle entspricht diese Auflistung 86 Prozent der Kandidaten. Der Rest stand zum Zeitpunkt der Abfrage noch nicht fest. Traditionell ist die FDP

AfD

Die AfD gilt als Männerpartei – was sich auch bei den Bewerbern für die Direktmandate widerspiegelt. Mit 86,4 Prozent ist hier der Anteil der männlichen Bewerber von allen Parteien am höchsten. Entsprechend bewerben sich für die AfD 13,6 Prozent Frauen in den Wahlkreisen um ein Mandat.

Im Schnitt sind die Direktkandidaten 52 Jahre alt, auf die Altersgruppen verteilt sich das wie folgt:

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Die AfD konnte keine Angaben machen, wie vollständig die Kandidatenaufstellung ist.

Die Linke

Auch nach mehrfacher Anfrage konnte die Linkspartei Business Insider weder eine Liste mit Daten zu den Direktkandidaten zusenden, noch eine Liste der Namen bereitstellen, damit wir selbst recherchieren können. Traditionell spielen die Direktkandidaten für die Linke allerdings eine kleine Rolle. Bei der Bundestagswahl 2017 errang sie aber immerhin fünf Direktwahlkreise, vier in Berlin, einen in Leipzig. Von den gewählten Abgeordneten waren drei Männer und zwei Frauen.

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Nach Baerbock auch Özdemir: Grünen-Abgeordneter meldet Sonderzahlungen nach

Nach Baerbock auch Özdemir: Grünen-Abgeordneter meldet Sonderzahlungen nach

  • Profielfoto Business Insider Deutschland

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir

Marijan Murat/picture alliance via Getty Images

Der ehemalige Grünen-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir hat Sonderzahlungen aus den Jahren 2014 bis 2017 beim Bundestag nachgemeldet.

Özdemir erhielt in dieser Zeit demnach von seiner Partei Weihnachtsgelder in Höhe von rund 20.000 Euro.

Zuvor hatte bereits die Grünen-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Annalena Baerbock, Sonderzahlungen ihrer Partei an sie nachgemeldet.

Nach Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat auch Ex-Parteichef Cem Özdemir dem Bundestag Sonderzahlungen nachgemeldet. Özdemir habe im Mai Weihnachtsgeld für die Jahre 2014 bis 2017 in Höhe von insgesamt 20.580,11 Euro nachgemeldet, nachdem ihm und seinen Mitarbeitern aufgefallen sei, dass dies versehentlich noch nicht erfolgt sei, teilte sein Büro am Donnerstagabend mit.

Er sei dazu nicht von der Bundestagsverwaltung aufgefordert worden.

Sonderzahlung laut Özdemir „ordnungsgemäß versteuert“

„Die Sonderzahlungen hat er, wie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle, in seinem Job als Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen erhalten und selbstverständlich ordnungsgemäß versteuert“, teilte sein Büro mit.

„Darüber hinaus hat es keine weiteren Sonderzahlungen durch die Partei gegeben.“ Der heutige 55-jährige war von 2008 bis 2018 Parteichef der Grünen.

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Kanzlerkandidaten zu Außenpolitik: So lief der erste Schlagabtausch von Baerbock, Laschet und Scholz

Die Spitzenkandidaten Armin Laschet (Union), Olaf Scholz (SPD) und die Spitzenkandidatin Annalena Baerbock (Grüne) im WDR-Studio
Die Spitzenkandidaten Armin Laschet (Union), Olaf Scholz (SPD) und die Spitzenkandidatin Annalena Baerbock (Grüne) im WDR-Studio

Screenshot/WDR

Wie wird der Wahlkampf? Wenn das erste Aufeinandertreffen der drei Kanzlerkandidaten Laschet, Scholz und Baerbock einen Vorgeschmack bietet, dann kann man sagen: sehr zivilisiert.

In einer Diskussionsrunde beim WDR ging es um die Europa- und Außenpolitik. Trotz teilweise sehr unterschiedlicher Meinungen, kam wenig Streit auf.

Grünen-Chefin Baerbock plädierte dafür, dass Deutschland weniger Geld für die Verteidigung sollte. Widerspruch kam von Unions-Kandidat Armin Laschet.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat die Mitbewerber von Grünen und SPD, Annalena Baerbock und Olaf Scholz, aufgefordert, sich klar zum Zwei-Prozent-Ziel für Verteidigungsausgaben zu bekennen. Er warf ihnen am Donnerstag in einer Diskussionsrunde des WDR-Europaforums vor, sie würden in dieser Frage „drumrumreden“. „Man kann doch, wenn man als deutscher Kanzler kandidiert, sagen, ich stehe zu dem, was Staaten international verabredet haben, oder man sagt, ich will davon weg.“

Es war das erste Aufeinandertreffen der drei Kanzlerkandidaten — wobei nur Baerbock und Scholz mit der Moderatorin im Studio saßen, Laschet war zugeschaltet. Der Ton blieb sachlich. Baerbock ließ es sich aber nicht nehmen, Laschet mehrmals genüsslich an das noch fehlende Wahlprogramm der Union zu erinnern. Weitere Diskussions- und Streitthemen waren unter anderem der Klimaschutz und die Migrationspolitik.

Mit dem Zwei-Prozent-Ziel haben sich die Nato-Staaten verpflichtet, darauf hinzuarbeiten, zwei Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Verteidigung auszugeben. Deutschland hat derzeit eine Quote von 1,56 Prozent, obwohl die für die Nato relevanten Ausgaben im Zeitraum von 2014 bis 2020 real um knapp 35 Prozent erhöht wurden.

Baerbock nennt Zwei-Prozent-Ziel der Nato „absurd“

Scholz betonte, er habe als Finanzminister dafür gesorgt, dass der Verteidigungshaushalt in jedem Jahr gestiegen sei. „Ich glaube, dass wir auch in Zukunft da Stück für Stück vorangehen müssen.“ Es sei richtig, mehr Geld für die Bundeswehr auszugeben. Scholz legte sich aber nicht dezidiert auf die zwei Prozent fest. Er wies darauf hin, dass ein Wirtschaftsboom im kommenden Jahr zur Folge hätte, dass der Prozentsatz selbst dann sinken würde, wenn Deutschland mehr Geld für Verteidigung ausgeben würde.

Dies zeige, wie „absurd“ dieses Ziel sei, sagte Baerbock. Sie teilte die US-Position, dass sich die Europäer mehr um ihre Sicherheit kümmern müssten, und regte an, Europa sollte für die Nato ein Cyber-Abwehrzentrum betreiben. „Das wird kosten. Das ist mein Vorschlag an die Amerikaner: Wir als Europäer finanzieren das als Lastenteilung innerhalb der Nato.“

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Unterschiedliche Akzente setzten die drei Kanzlerkandidaten auch bei der Frage, ob die EU-Staaten mehr Beschlüsse mit Mehrheit statt einstimmig treffen können sollten. In der Praxis verhindert das in manchen Politikbereichen geltende Einstimmigkeitsprinzip immer wieder, dass die EU überhaupt gemeinsame Beschlüsse oder Positionen formuliert.

Scholz forderte insbesondere in der Außen- und Sicherheitspolitik sowie in der Finanzpolitik eine Abkehr davon. „Sonst werden wir immer damit kämpfen müssen, dass es einige Länder gibt, die zum Beispiel Steuerdumping zum Geschäftsprinzip erhoben haben und dann sagen: Wir stimmen nicht mit.“ Laschet sah hier vor allem in der Außen- und Sicherheitspolitik Handlungsbedarf. Baerbock warb für eine noch umfassendere Ausweitung — so seien etwa in der Umweltpolitik mit Mehrheitsentscheidungen europaweit höhere Standards geschaffen worden.

Laschet und Scholz werben beim Thema Migration für „Koalition der Willigen“

Beim Punkt Migration plädierten Laschet und Scholz gemeinsam dafür, nichts unversucht zu lassen, um doch noch eine europäische Lösung für die Verteilung und Aufnahme von Flüchtlingen zu erzielen. Das Problem sei, dass dies weiter eine Entscheidung der einzelnen Nationalstaaten sei, sagte Laschet. Solange Länder wie Polen und Ungarn nicht mitmachten, müssten andere Staaten mehr tun „und so eine Koalition der Willigen für die Menschen in Not schaffen“. Scholz betonte, es sie richtig, dass Deutschland bei dieser Aufgabe vorangehe. „Es bleibt dabei, dass wir dafür kämpfen, dass es eine gemeinsame Strategie der Aufnahme gibt.“

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Baerbock betonte: „Ein freies Europa braucht natürlich eine gesicherte Außengrenze.“ Dies sei eine europäische Aufgabe und nicht die einzelner Mitgliedsstaaten.

jg/dpa

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