Vor etwa einem Monat sorgte ein vermeintlicher Tweet des offiziellen Microsoft Edge Twitter-Accounts für Wirbel im Internet. Der Tweet forderte die Nutzer auf, ihre “unvergesslichen Edges” zu zeigen (orig. “show us your most memorable edges”). NSFW direkt im vierten Satz des Artikels: Edging ist eine Sexualpraktik, sodass der Tweet weitestgehend mit Verwunderung und als kurios aufgenommen wurde, und von einer weit kleineren Gruppe mit Humor.

Geteilt hat diesen vermeintlichen Tweet von Team Edge ursprünglich der Twitter-Account von Opera GX, mit der Überschrift: “Was hat Edge damit gemeint?” Opera GX, bekannt für seinen gleichnamigen Gaming-Browser des chinesisch-norwegischen Softwareherstellers, fiel schon zuvor mit spielerischen Social Media Posts auf, erreichte allerdings mit diesem Seitenhieb gegen Microsoft stolze 70.000 Likes, 3.000 Retweets und über 500 Antworten. Der Post erreichte mindestens zwei Millionen Twitter-Nutzer.

Das Problem? Microsoft hat einen solchen Edging-Tweet nie veröffentlicht.

Die Wahrheit hinter dem Tweet

Es stellt sich heraus, dass der Tweet ein Fake war, eine Erfindung des Opera GX-Teams. Die Admins hinter dem Account sind bekannt für derartige Witze, welche von der Community gut aufgenommen werden. Microsoft selbst hatte dazu keine Erklärung abgegeben und antwortete weder auf die Tweets vom Konkurrenten, noch reagierte man auf die zahlreichen Antworten, die es darauf gab. Ob man die Unbeliebtheit des eigenen Standardbrowsers auch bei Microsoft mit derart viel Humor sah, gilt es daher zu bezweifeln.

Rechtliche Bedenken

Dass Microsofts Edge-Browser allerdings schon jetzt ein derart unpopuläres Image bei großen Teilen des Internets besitzt, das hat man natürlich nicht nur der Internetkultur zu verdanken. Es ist allerdings wahr, dass Edge weiterhin von Nutzern als schlechtere Alternative zu Google Chrome empfunden wird. Ich persönlich mache dafür die nervige Ersteinrichtung verantwortlich, die in mehreren Schritten einen Microsoft-Account, danach einen Import von Browserdaten und mehrere Datenschutz-Fenster anzeigt. Gleichzeitig drangsaliert Microsoft Edge seine Nutzer regelmäßig mit Bannern, Popups und sogar Umfragen. Dass dies natürlich dann in der heutigen Internetkultur auf sozialen Netzwerk auch humoristisch kommentiert wird, dies erlebt Microsoft nun mit seinem Edge-Browser erneut.

In diesem Fall hätte Microsoft tatsächlich berechtigte Gründe, sich diesen Scherz nicht gefallen zu lassen, erklärt Twitter-Anwalt Robert Freund aus Los Angeles. Der Markenrechtsanwalt erklärt, dass eine Marke, der solche Aussagen zugeschrieben werden, durchaus Ansprüche wegen irreführender Werbung nach dem Lanham Act haben könnte. Gleichzeitig erschien genau dieser “gelöschte Tweet” von Microsoft unheimlich glaubwürdig, da Microsoft selbst einigermaßen bekannt ist für seine oftmals humoristischen Tweets, die allerdings oftmals nicht die richtigen Töne treffen. Opera GX hat jedenfalls den Tweet mit dem gefälschten Screenshot jedenfalls in der Zwischenzeit gelöscht.

Der Vorfall mit dem angeblichen, gelöschten Tweet von Microsoft Edge war lediglich ein Scherz, aber er wirft Fragen über die rechtlichen Grenzen von Humor im digitalen Raum auf, insbesondere bei der öffentlichen “Kommunikation” zweier Unternehmen.