Wir haben in den letzten Wochen neun verschiedenen Bluetooth-4.0-Tags getestet, gedacht als Schlüsselfinder und Diebstahlschutz für Rucksack, Notebook-Tasche & Co. Jetzt fassen wir zusammen, wie sich die Modelle unterscheiden und welcher Kauf sich lohnt.
Testfeld
Neun verschiedene Keyfinder, fünf Hersteller, Preise zwischen 14 und 30 Euro. Die gute Nachricht vorweg: Alle Modelle beherrschen die Grundfunktion zuverlässig: per Smartphone-App einen akustischen Alarm am Schlüsselbund auslösen. Auch die Lautstärke ist bei allen Geräten ausreichend, um sie auch ein paar Zimmer entfernt orten zu können. Alle Modelle unterstützen sowohl Android als auch iOS – und wenn schon nicht offiziell, dann zumindest über eine Drittanbieter-App.
Die GPS-Position speichert die Smartphone-App ebenfalls in allen Fällen automatisch. Da die Tracker aber allesamt keinen eigenen GPS-Empfänger integriert haben, greifen die Programme auf die Ortsinformation des Smartphones zurück. In der Praxis reicht das meist: Man erkennt auf einer Karte in der App, ob Smartphone, Portemonnaie oder Rucksack zu Hause, in der Wohnung oder am Grillplatz im Park zuletzt in Reichweite waren. Sofern der per Bluetooth-Tag markierte Gegenstand noch dort ist, reicht die Genauigkeit aus, um wieder in Bluetooth-Reichweite zu kommen – und um dann per Fingertipp den akustischen Alarm auszulösen.
Gehäuse
Die Bauform meisten Tracker ist darauf ausgelegt, unauffällig am Schlüsselbund oder Tragegriff des Rucksacks zu hängen und den Belastungen in Hosen- und Handtasche gerecht zu werden. Andere Modelle wie der Tile Slim sind für die Nutzung im Geldbeutel konzipiert. Auch Musegear hat einen Mini-Tracker für die Unterbringung im Portemonnaie im Angebot, wir hatten davon allerdings bislang kein Testmodell.
Größentechnisch fällt der
Protect Mobile von Terratecetwas aus dem Rahmen. Durch das verhältnismäßig große, längliche Gehäuse wirkt er zwar stabil, dafür aber auch klobig. Das Design erinnert an einen Garagentoröffner.
Von den Transpondern im Testfeld hinterlassen der
Gigaset Keeperund das
Gigaset G-Tagden stabilsten Eindruck. Die Tags
Chipolo Classicund
Musegear Finder 2wirken etwas weniger belastbar. Den Hosentaschentest am Schlüsselbund haben alle Modelle dennoch schadlos überstanden. Eine Ausnahme ist der
Tile Slim: Bauartbedingt gehört er nicht an den Schlüsselbund, sondern ins Portemonnaie. Darin hat auch er den Belastungstest schadlos überstanden.
Laut Herstellerangaben sind alle Modelle bis auf den Protect Mobile und den Chipolo classic spritzwassergeschützt. Die Batterie ist leider nicht überall austauschbar. Wenn diese nach circa einem Jahr leer ist, müssen die Transponder auf dem Wertstoffhof entsorgt oder an den Hersteller zurückgesendet werden. Zwar gibt es für die betroffenen Modelle Tile Slim,
Tile Mate,
TrackR Bravound Chipolo Plus einen Preisnachlass von 50 Prozent beim Kauf eines neuen Modells, doch das ist unpraktikabel und umwelttechnisch mindestens fragwürdig. Auch die Kosten übersteigen beim Austausch die eines Knopfzellenwechsels. Beim Tile Slim ist das sicher auf das extrem flache Gehäuse zurückzuführen, bei den anderen Transpondern können wir diese Produktpolitik nicht nachvollziehen.
Bis auf den Terratec-Tracker, der nur in Schwarz erhältlich ist, gibt es alle Geräte in bis zu acht verschiedenen Farbvarianten. Die größte Farbauswahl bieten der Chipolo Plus und die Tags von Gigaset. Schwarz und weiß sind zwar schick, aber bei weitem nicht so auffällig wie ein bunter Keyfinder. Und alleine die Signalwirkung einer knalligen Farbe hilft schon beim Auffinden.
Reichweite
Die Keyfinder arbeiten mit Blutooth 4.0. Das theoretische Reichweitenmaximum dieses Funkstandards ist 65 Metern, an dieses Maximum trauen sich bei der Herstellerangabe allerdings nur Chipolo mit 60 und Musegear mit 50 Metern. Die übrigen Anbieter geben Werte zwischen 30 und 40 Metern an.
Der Terratec Protect Mobile verlor seine Verbindung als einziger knapp unter den versprochenen 40 Metern. Die Reichweite der anderen Modelle lag bei unseren Messungen auf freiem Feld immer leicht oberhalb der Herstellerangabe. Auch innerhalb von Gebäuden sind weite Distanzen zu schaffen, Baumaterialien wie Sandstein oder Stahlbeton dämpfen aber deutlich.
Funktionen
Smartphone-Suche
Bis auf das Gigaset G-Tag können alle Modelle auch das Handy läuten lassen. Das funktioniert zuverlässig und hilft, wenn man sein Smartphone verbummelt hat. Beim Terratec war der Alarm manchmal aber nutzlos: Ist das Smartphone stummgeschaltet, bimmelt es auch auf Knopfdruck nicht. Die anderen Modelle haben unabhängig von der Einstellung des Klingeltons und der Lautstärke zuverlässig Töne abgespielt.
Crowd-Suche
Bis auf die Hersteller Terratec und Gigaset unterstützen alle Tracker die sogenannte Crowd-GPS-Suche. Das funktioniert zusammen mit anderen Nutzern von Bluetooth-Trackern des gleichen Herstellers. Sobald ein Smartphone in Reichweite eines beliebigen Trackers kommt, sendet es seine Position an einen Server, der sich wiederum beim Besitzer des Transponders meldet. Die Idee ist super – der praktische Nutzen ist aufgrund fehlender Verbreitung der Tracker nur gering.
Liebe Hersteller: Entwickelt einen gemeinsamen Standard, am besten sogar eine gemeinsame App. Mit Unterstützung aller Keyfinder-Nutzer wäre die Funktion wirklich richtig nützlich. Eine herstellerbezogene Suche schränkt die praktischen Möglichkeiten viel zu stark ein.
Diebstahl-Schutz & Erinnerung
Alle Modelle im Vergleich haben auch eine Art Alarm-Funktion. Ist dieser Modus aktiviert, meldet sich das Smartphone, sobald das Bluetooth-Tag außer Reichweite kommt. Die Idee dahinter: Das Handy erinnert daran, den Büroschlüssel mitzunehmen, wenn man die Wohnung verlässt. Oder es kräht los, sobald jemand sich mit Notebook-Tasche oder Rucksack aus dem Staub macht.
In der Praxis kommt der Alarm meist zum falschen Zeitpunkt. Der Schlüssel meldet sich, nachdem man losgefahren ist, der Rucksack sich, wenn er außer Sichtweite ist. Geht man aber im Restaurant oder im Büro auf die Toilette, piepsen Bluetooth-Tag und Smartphone zuverlässig mit voller Lautstärke.
Für wirklich Vergessliche mag das eine praktische Hilfe sein, uns hat dieses Feature nichts gebracht. Praktischerweise lässt es sich bei allen Modellen abschalten.
Sonstiges
Zusätzlich zum akustischen Signal gibt es beim Musegear Finder 2 eine blaue LED. Diese hilft beim Wiederfinden in dunklen Ecken.
Praktisch ist auch die Smartphone-Kamera-Fernauslösung. Dieses Extra gibt es bei den Modellen von Terratec und Musegear. Man wählt die entsprechende Funktion in der App aus, richtet die Kamera aus und betätigt den Auslöser mit der Taste auf dem Keyfinder.
Die explizit beworbene, hohe Lautstärke des Chipolo Plus können bestätigen. Er war im Test der lauteste Tracker.
Fazit
Wer den besten Allrounder haben möchte, sollte sich den Musegear Finder 2 für etwa 25 Euro ansehen. Er bietet eine überdurchschnittliche Reichweite von über 50 Metern und unterstützt sowohl die Smartphone-Suche als auch den Fernauslöser. Außerdem kann man die Batterie einfach selbst austauschen. Das schont Umwelt und Geldbeutel.
Wer nur die Grundfunktionen braucht, greift zum Gigaset Keeper. Dieser Bluetooth-Tag ist mit 14 Euro der günstigste im Testfeld und fühlt sich besonders robust an.
Möchte man ein möglichst flaches Bluetooth-Tag, beispielsweise für den Geldbeutel, führt am Tile Slim kein Weg vorbei. Allerdings ist dessen Batterie fest verbaut und kann nicht getauscht werden. Maximale Reichweite und Lautstärke gibt es beim Chipolo Plus. Allerdings ist auch dessen Batterie fest verbaut.
Weiterführende Links
Testbericht: Chipolo Classic und Plus
Testbericht: Gigaset Keeper
Testbericht: Gigaset G-Tag
Testbericht: Musegear Finder 2
Testbericht: Tile Mate
Testbericht: Tile Slim
Testbericht: Terratec Protect Mobile
Testbericht: TrackR Bravo
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Danke: bestboyzde