Polaroid Play 3D-Pen im Test: Was kann der 3D-Druck-Stift?

Dieser Stift arbeitet wie ein kleiner 3D-Drucker: Er schmilzt Kunststoff, aus dem interessante Skulpturen werden und entpuppt sich in manchen Bereichen als bessere Heißklebepistole.

Der 3D-Stift ist für die Verarbeitung von PLA-Filament gedacht, also dem gleichen Kunststoff, den die meisten 3D-Drucker verarbeiten. Das Material schmilzt zwischen 180 und 200 Grad, wird auf Knopfdruck durch die Düse gepresst und von Hand schichtweise aufgetragen.

Der Play 3D-Pen liegt bequem in der Hand. Auch Kinderhände können den Stift vernünftig halten. Während des Tests kommen wir allerdings regelmäßig und unbeabsichtigt auf den Bedientaster für die Reduzierung der Fördergeschwindigkeit des Filamentes. Das ist ärgerlich und stört den Arbeitsfluss. Was außerdem nervt ist ein leises, aber stetiges surrendes Geräusch, das der Stift von sich gibt, während er heizt.

Die Bedienung ist unkompliziert und mit der von anderen Modellen vergleichbar. Neben einem Einschalter sind zwei Taster zur Regelung der Geschwindigkeit, ein Förder-Taster und eine Status-LED verbaut.

Bei der Verwendung von PLA entstehen keine giftigen Ausdünstungen – das ist vor allem auch dann wichtig, wenn Kinder mit dem Stift arbeiten. Mehrschichtige Objekte sind zwar stabil, allerdings deutlich weniger belastbar als Gegenstände aus ABS (Ratgeber: Filamente für 3D-Drucker). Vergleichbare Stifte anderer Hersteller können höhere Temperaturen erreichen und auch ABS verarbeiten. Da bei dessen Verarbeitung giftige Dämpfe entstehen, raten wir aber davon ab. Insofern ist die Einschränkung beim Play 3D-Pen kein Problem.

Theoretisch funktionen auch Holz- oder Metall-Filamente auf PLA-Basis. Schäden, die durch deren Nutzung entstehen, sind allerdings nicht von der Garantie abgedeckt. Sollte sich beispielsweise das Holz-Kunststoff-Gemisch im Inneren des Stiftes festsetzen, bleibt man auf den Kosten sitzen.

Geeignete Unterlagen zum Aufschmelzen des Plastiks sind entweder die beigelegte Glasplatte oder, noch besser, eine Druckunterlage aus PEI. Diese sind eigentlich dafür gedacht, besseren Halt bei 3D-Druckern zu gewährleisten, eignen sich aber auch zur Nutzung mit dem 3D-Pen. Es gibt sie in zahlreichen Varianten ab etwa 10 Euro. Durchsichtige Modelle haben den Vorteil, dass sie sich gut zum Abpausen von Grafiken aus Zeitschriften oder von gedruckten Vorlagen eignen.

Damit man Filament einfüllen kann, muss der Stift aufgeheizt sein. Nach einem Druck auf den Förder-Taster zieht der Stift das PLA mit einem Durchmesser von 1,75 Millimeter ein. Im Test dauert es gut 20 Sekunden, bis die blaue LED anzeigt, dass der 3D-Pen einsatzbereit ist. Weitere 35 Sekunden später kommt das erste Material aus der Spitze. Zum Wechseln der Farbe reicht ein langer Druck auf den Power-Taster; nach 15 Sekunden fällt das Rest-Filament aus dem Stift.

Wer ordentliche und optisch schöne Ergebnisse erzielen will, braucht Übung. Anfänglich ist es schwierig, das richtige Tempo zum Arbeiten zu finden. Zwar stehen vier verschieden schnelle Fördergeschwindigkeiten zur Wahl, trotzdem fällt es schwer, wirklich saubere Linien zu ziehen. Um mehrere Schichten direkt nebeneinander zu platzieren, muss der Stift fast senkrecht stehen. Ansonsten kommt das Kunststoffgehäuse an die bereits gezogenen Linien und die Abstände geraten zu groß. Auch die Distanz zur Arbeitsfläche muss stimmen, sonst werden die Linien zu dünn oder halten nicht. Mit der Zeit fällt es immer leichter, mit dem Stift zu arbeiten. Aber selbst mit viel Übung haben die Druckergebnisse nur wenig mit den Ergebnissen eines echten 3D-Druckers gemein. Die gezeichneten Objekte sehen schlicht zu krakelig aus.

Die Altersempfehlung von 14 Jahren ist gut gemeint und bezieht sich in erster Linie auf die Möglichkeit, den Stift alleine zu bedienen. Auch jüngere Kinder können den 3D-Pen problemlos benutzen, allerdings sollte dann unbedingt eine Aufsichtsperson dabei sein. Die Gefahr von Verbrennungen an der knapp 200 Grad heißen Spitze ist hoch. Die Düse ragt zwar nur wenige Millimeter aus dem Kunststoffgehäuse, aber das ist genug für Brandblasen oder Schäden am Inventar.

Die kostenlose App Polaroid Play Trace für Android und iOS ist eine nette Idee. Sie ermöglicht bequemes Abpausen von mehrteiligen, vorinstallierten Vorlagen. Wer möchte, kann auch eigene Bilder bearbeiten und mit der App darstellen.

Die beigelegte Glasscheibe wird mit den Klebepads auf das Display gelegt. Tablets eignen sich deutlich besser, da die Darstellung auf Smartphones schlicht zu klein ist. Die App zeigt Vorlagen an, die man mit dem Stift dann nachzeichnet. In der Praxis stört der Mindestabstand von mindestens 3 Millimetern zwischen Scheibe und Display. Dieser muss allerdings eingehalten werden, um Schäden durch hohe Temperaturen von Stift und Filament zu vermeiden.

Sehr viel einfacher ist es, wenn die Vorlagen direkt unter der Scheibe liegt. Wir empfehlen daher die Nutzung von gedruckten Vorlagen auf Papier. Passende Motive finden sich per Bildersuche mit Suchbegriffen wie Stencils for 3D Pen. Vorlagen direkt aus der App auf Papier zu drucken ist leider nicht möglich.

Die Gestaltungsmöglichkeiten mit einem 3D-Stift erscheinen erst einmal riesig. In der Praxis fällt der Nutzen allerdings weit geringer aus. Die Ergebnisse sehen einfach zu sehr nach Bastelei aus. Auch die verhältnismäßig geringe Stabilität und Hitzebeständigkeit von PLA setzt klare Grenzen.

Wer sich geschickt anstellt, kann beispielsweise gebrochene Batteriedeckel oder andere Kunststoffteile reparieren. Wirklich praktisch ist der Stift für Nutzer von 3D-Druckern, die mit PLA arbeiten. Hier dient der 3D-Pen nicht nur als Reparatur- und Ausbesserungswerkzeug, sondern auch als Klebepistole zum Verbinden mehrteiliger Drucke. Damit die Einzelteile ordentlich halten, muss langsam gearbeitet werden, da das PLA sonst nicht vernünftig haftet. Unschönes, überstehendes Filament lässt sich mit Schleifpapier entfernen.

Eine Kappe für den USB-Stick oder einen Handyhalter für den Schreibtisch zu basteln klappt zwar, ein Smartphone-Halter fürs Fahrrad ist hingegen keine gute Idee. Dieser sieht furchtbar aus, ist nicht besonders stabil und somit unzuverlässig. Primär ist der 3D-Pen ein Spielzeug zum „Zeichnen“ von Deko, Schmuck oder Spielzeug-Zubehör.

Zum Lieferumfang gehören 3D-Stift, Kurzanleitung, Stifthalter, USB-Kabel, Glas-Unterlage samt Klebepads und vier Filament-Päckchen. Die Filament-Packungen kommen in zufälligen Farben zum Kunden und haben jeweils ein Gewicht von 15 Gramm beziehungsweise eine Länge von 5 Metern. Das 150 Zentimeter lange USB-Kabel dürfte gerne länger sein. Ohne Verlängerungskabel ist bequemes Arbeiten an einem Tisch sonst nicht möglich. Ein für den Betrieb notwendiges USB-Netzteil mit einer Leistung von mindestens 2000 mAh gehört nicht zum Lieferumfang.

Das Gehäuse des Play 3D-Pens besteht aus Kunststoff und ist schwarz und blau gehalten. Die Verarbeitung ist gut; die Druckpunkte der Bedientaster sind deutlich spürbar. Durch das geringe Gewicht von 61 Gramm, nur etwas mehr als ein Funk-Autoschlüssel, fühlt sich der Stift trotzdem nicht hochwertig an. Das dies nur ein haptisches Problem ist, zeigt der Praxis-Test. Über einen Zeitraum von mehreren Stunden funktioniert der Stift problemlos. Erfahrungsgemäß ist das bei Noname-3D-Stiften aus China oft nicht der Fall. Diese halten teilweise nicht mal eine Stunde durch und gehen kaputt.

Das beigepackte Filament ist ausreichend für die ersten Versuche. Ist es aufgebraucht, muss es nicht das teure Original-PLA von Polaroid sein. Günstige Sets mit verschiedenfarbigen Filament-Proben für 3D-Drucker funktionieren ebenso gut.

Die Kosten für den Play 3D-Pen von Polaroid sind fair. Die Qualität ist gut und die Haltbarkeit erscheint uns deutlich besser als bei Noname-Modellen. Wer gerne bastelt oder nach einer neuen Beschäftigungsmöglichkeit für die eigenen Kinder sucht, ist mit dem Stift gut beraten. Auch zur Bearbeitung von 3D-Drucken aus PLA lohnt sich die Investition – zumal bei dem Preis.

Einen echten 3D-Drucker ersetzt der 3D-Pen hingegen nicht mal ansatzweise. Wer sich erhofft, komplizierte Konstrukte oder haltbare Alltagsgegenstände zu zeichnen, wird enttäuscht. Das auch echte 3D-Drucker kein Vermögen kosten, zeigen die günstigen Modelle i3 Mini (Testbericht), Renkforce RF100 (Testbericht) oder Davinci Mini w+ (Testbericht).

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Danke: bestboyzde

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