EU als Innovationstreiber? Microsofts Reaktion auf EU-Wettbewerbsbeschwerden

Microsoft hat in den letzten Wochen zahlreiche Schritte „proaktiv“ vorgenommen, die unterschiedliche Bereiche der eigenen Produkte und Dienste voneinander entkoppeln soll. Insbesondere Nutzer aus der EU erwarten in Windows 11 sowie Microsoft 365 einige Veränderungen, die vor allem den Wettbewerbshütern der Europäischen Kommission zu verdanken sind. Berichten zufolge dürfte dies Microsoft allerdings nicht vor einer EU-Beschwerde retten.

Microsoft Edge: Kein Browser-Zwang für EU-Nutzer

Der „proaktive“ Effekt der EU-Wettbewerbshüter wird einen sehr benutzerfreundlichen Schritt für Windows 11-Nutzer mitbringen_ Microsoft wurde nämlich interessanterweise relativ plötzlich dazu motiviert, erneut die freie Browser-Wahl seiner Windows 11-Nutzer zu respektieren. Bekanntlich zwingt der Konzern seine Nutzer beim Öffnen von Links aus den Widgets, Einstellungen und anderen System-Apps, den Microsoft Edge-Browser dafür zu verwenden. Die Links werden – trotz eines anderen installierten und ausgewählten Standardbrowsers – dennoch in Microsoft Edge geöffnet.

Dies soll sich künftig ändern: Microsoft hat diesen innovativen und sehr benutzerfreundlichen Schritt, die Browser-Wahl der Nutzer erneut zu respektieren, kürzlich still und leise im Changelog seiner Windows Insider-Builds im Dev-Channel angekündigt. Die Neuerung betrifft allerdings lediglich Nutzer aus der EU. Alle anderen Anwender auf der Welt, wo kein derart starker Konkurrenzdruck durch einen Innovator wie die EU herrscht, werden weiterhin das großartige Benutzererlebnis genießen, welches nur Microsoft Edge beim Öffnen von Systemlinks bieten kann. Der Markt regelt schließlich alles selbst.

Technische Formalität: Teams wird aus Windows 11 „entfernt“

Der für unsere Leserschaft wohl interessanteste Schritt dürfte wohl sein, dass Microsoft nach zwei Jahren sein Chat- und Kommunikationsprogramm Teams aus der Windows 11-Taskleiste entfernen wird. Schon seit Juni testet Microsoft die Möglichkeit, das tief integrierte Programm vollständig aus dem System zu entfernen. Diese Änderungen sind erstmals im Juni gesichtet worden und der Effekt ist nun erst langsam in ersten Beta-Builds im Insider-Programm bemerkbar.

Dabei wird Microsoft Teams zwar (vorerst) nicht aus der Taskleiste verschwinden, aber wird das Programm nicht bei einer frischen Installation auf Computern vorinstalliert sein. Ein Icon, welches den Download von Teams aus dem Microsoft Store gestatten wird, wird sich allerdings auch nach den folgenden Updates noch standardmäßig auf der Taskleiste befinden. Es wird allerdings keine tiefe Integration ins System mehr geben, wo sich das Programm nicht deinstallieren, sondern nur über die Taskleisten-Einstellungen aus der Taskleiste entfernen lässt.

Für den Nutzer ist der Unterschied fast nicht bemerkbar: Teams wird aus den Einstellungen verschwinden, allerdings nicht aus der Taskleiste. Teams wird sich allerdings, wie auch die TikTok- und Candy Crush-Werbung im Startmenü, immerhin einfach von der Taskleiste ab-pinnen lassen. Eine technische Formalität.

Microsoft Teams wird von Microsoft 365 entkoppelt

Aktiv gegen Microsoft ermittelt wird vonseiten der EU-Wettbewerbshüter jedoch nur in einem Fall, nämlich der Bündelung von Office 365 mit Microsoft Teams. Hierzu hat Konkurrent Slack vor wenigen Jahren eine durchaus kuriose Beschwerde eingereicht und die EU ermittelt seitdem.

Microsoft hat letzten Monat reagiert und angekündigt, dass man ab Oktober Microsoft Teams lediglich in der EU von seinen Office 365- und Microsoft 365-Abonnements entkoppeln wird. Änderungen am Preis- und Lizenzierungsmodell werden Teams damit als separate App verfügbar machen. Laut Berichten von Bloomberg soll dies den Konzern allerdings nicht vor weiteren Ermittlungen durch die EU-Kommission retten. Weshalb dieser Schritt es nicht geschafft hat, die EU vom guten Willen des Konzerns zu überzeugen, ist nicht bekannt.

Die EU als Innovationstreiber?

Nachdem die EU-Kommission erst vor wenigen Tagen den Innovationsführer Apple zur Implementierung des hochmodernen und über 10 Jahre alten USB-C-Anschlusses (mit USB 2.0 Geschwindigkeiten) in sein 950-Euro-Flaggschiff-Smartphone zu motivieren, scheint man sich nun Microsoft vorgeknöpft zu haben.  Auch Microsoft wurde überraschend plötzlich zur Re-Implementierung einer freien Browser-Auswahl, zur Entkoppelung von Diensten und der Entfernung gebündelter Programme aus seinem System motiviert.

Nachdem Google mit Android, Chrome oder YouTube seine Marktmacht im letzten Jahrzehnt sichtlich und in vielen Fällen unverschämt zum Nachteil vieler Nutzer ausgenutzt hat, um konkurrierende Produkte zu schwächen, scheinen die Wettbewerbsbehörden weltweit jetzt einen näheren Blick auf Technologiekonzerne zu werfen.

So viel zu: Der Markt regelt alles.


Bild: vivaldi

Windows 8 ist gestorben – ein Tribut zum Abschied

Kein Startsound ertönt. Stattdessen fliegen Kacheln ins Bild. Es ist 2012 und eine neue Windows-Version erschien. Damals ein spannendes Ereignis, wegen dem Enthusiasten zum Elektronikhändler fuhren, um eine Kopie zu ergattern. In Form einer buntgestalteten Box, die neben dem Lizenzschlüssel noch eine DVD enthielt, die zum Upgrade verhalf.

Windows 8 ging andere Wege als seine Vorgänger, denn es waren andere Zeiten. Dem klassischen Desktop-Computer wurde der Tod prophezeit. Alles bewegte sich in die Richtung tragbarer Geräte. Als große Konkurrenz sah Microsoft das iPad und wollte Apple den Gnadenstoß verpassen. Mithilfe eines Tablets, welches zugleich ein richtiges Arbeitsgerät sein kann. Das Surface Pro wurde geboren. Ebenso wie ein Windows, welches seinen Fokus erstmalig auf Fingereingaben legte.

Innerhalb des Systems verwandelten sich kleine Listen plötzlich zu großen, viereckigen Boxen. Zugleich mutierten Programme zu Apps. Darüber hinaus verschwanden die namensgebenden Fenster, nun erstreckte sich alles über den gesamten Bildschirm. Was geschah mit dem klassischen Desktop? Er rückte in den Hintergrund als Eintrag in der App-Liste.

Das beste System für Tablets… weit vor iPad OS

Windows 8 Mail-App auf einem Microsoft Surface RT 2

Windows 8 war anders, weil Microsoft ihre kreative Ader auslebte. Gewisse Konventionen wurden missachtet, um eine eigene Benutzererfahrung zu schaffen. Dies machte schon die Scrollrichtung deutlich, denn die Inhalte fuhren nicht nach unten fort, sondern nach rechts. Auch der bloße Anblick einer App reicht, um die unverwechselbare Designphilosophie zu erkennen. Das flache Design, die kantigen Ecken, ein gewisser Hauch von Minimalismus. Nichtsdestotrotz waren es übersichtliche Layouts, dank des Einsatzes von unterschiedlichen Farben sowie Farbtönen.

Der Finger war unter Windows 8 kein einfacher Pointer, sondern ein echtes Werkzeug. Jeder Fingertipp war bedeutend, denn er wurde mit einer Animation belohnt. Wischte man von dem linken Bildschirmrand rein, brachte es die zuletzt genutzte App zum Vorschein. Wischte man von der gegenüberliegenden Seite rein, so erschien die Charms Bar. Eine Werkzeugleiste mit den wichtigsten Optionen immer griffbereit. Demnach basierte ein Großteil der Bedienelemente von Windows 8 auf Gesten, schon weit vor iPad OS.

Jede Animation war verspielt und stehts flüssig. Windows 8 glitt schwerelos auf Tablets und machte selbst auf günstigen Geräten eine bessere Figur als Android. Das erinnert an die glorreichen Tage von Windows Phone, dessen Stärke ebenfalls die gute Performance auf Handys im unterem Preissegment war.

Der größte Flop seit Vista

Windows 8 Startmenü auf einem Microsoft Surface RT 2

Es gibt zahlreiche YouTube-Videos, die alle demselben Drehbuch zugrunde liegen. Ein interessierter Protagonist startet erstmalig Windows 8, um sich einen Eindruck von dem neuen System zu verschaffen. Doch sobald das Startmenü erscheint, besteht sein Vokabular nur noch aus vulgären Ausdrücken, die das System mit Exkrementen vergleichen.

Aber auch abseits der Medien erzeugte der radikale Stilumbruch von Windows 8 viele Probleme. Wie fährt man das System herunter? Eine Schnitzeljagd nach der Schaltfläche, ernüchternderweise ohne eine Xbox-Live-Errungenschaft als Belohnung zu erhalten. Deswegen kann ich euch verraten, dass der Button zum Herunterfahren in der Charms-Bar hauste, die für Maus-Nutzer echt versteckt war.

Von der Presse gehasst, von den Nutzern geächtet. Windows 8 genießt einen ähnlich schlechten Ruf wie Vista. Heute besitzt das System einen Marktanteil von nur zwei Prozenten und liegt damit weit unter Windows 7. Obwohl einige gute Verbesserungen eingebracht wurden, von denen auch Desktop-Nutzer profitierten.

Windows 8 brachte viele Neuerungen

Windows 8 Task-Manager auf einem Microsoft Surface RT 2

Die Entwickler von Microsoft waren nicht nur damit beschäftigt, eine Kacheloberfläche über das klassische Windows zu hämmern. Auch in den darunterliegenden Schichten brachten sie tolle Neuerungen ein, die Windows nachhaltig zu einem besseren System machen. Die wohl populärsten Neuerungen waren der überarbeitete Task-Manager, die neue Wiederherstellungsumgebung sowie die Taskleiste für mehrere Monitore.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die technischen Errungenschaften, die dafür sorgen, dass Windows 8 unglaublich effizient lief. Ein geringerer Ram-Verbrauch wurde durch Memory-Combining, mehr On-Demand-Dienste und der Überarbeitung alten Programmcodes erreicht. Darüber hinaus weitete Microsoft die GPU-Beschleunigung auf eine Vielzahl an UI-Elementen aus, um ein flüssiges Erlebnis zu gewährleisten.

Ich gehe nicht näher auf die Neuerungen ein, weil es Microsoft viel besser kann als ich. Sie dokumentierten alles in ihrem Entwicklungsblog zu der Entstehung von Windows 8. In detaillierter Art und Weise, aus der Perspektive der UX-Designer. Immer untermauert mit interessanten Fakten, Analysen und Berechnungen.

Leider hat Microsoft den Blog aus dem Internet verbannt, was eine Unverschämtheit ist. Doch glücklicherweise gibt es mit der Wayback-Machine ein Internetarchiv, worin der gesamte Blog gesichert ist. Ich kann jedem empfehlen, alle vier Seiten durchzublättern und die interessanten Themen rauszupicken. Es sind spannende Beiträge.

Hier klicken, um zum „Building Windows 8“-Blog zu gelangen.

Was ergibt sich aus dem Flop von Windows 8?

Windows 8 Charms Bar über dem Startmenü auf einem Microsoft Surface RT 2

Windows 8.2 war auch mal als große Aktualisierung geplant. Doch letztendlich verworfen, weil Microsoft keinen Sinn darin sah, ein System mit schlechtem Ruf weiterzupflegen.

Ein paar Umstrukturierungen in der Windows-Entwicklungsabteilung später und wir sind bei Windows 11 angelangt. Bei diesem Projekt steht die Vereinheitlichung von Windows an oberster Stelle. Viel Sinn ergibt das für den Endnutzer, weil es nur noch einen Ort für die Einstellungen geben soll. Im Endeffekt war Windows 8 ein verwirrendes Betriebssystem, weil es zwei komplett unterschiedliche Strukturen aufwies, die eine große Inkonsistenz erzeugten.

Die Vereinheitlichung bringt aber nicht nur Vorzüge. Im Endeffekt stößt man dadurch beiden Nutzergruppen bös auf, weil nicht jedem die beste Erfahrung geboten werden kann. Mittlerweile fühlt sich Windows auf Tablets wie ein Fremdkörper an, weil die meisten Gesten verworfen wurden. Ebenso muss man mit der Computermaus riesengroße Schaltflächen treffen, in vereinfachten Menüs, die weniger intuitiv und funktional sind. Wenn zwei Welten aufeinanderprallen, dann fühlen sich die Bewohner beider Planeten ihrem ursprünglichen Lebensraum beraubt.

Außerdem fehlt Microsoft mittlerweile der Mut zur Veränderung. Windows 11 wirkt austauschbar, wie ein Best of anderer Systeme. Möglicherweise herrscht bei Microsoft eine gewisse Angst, den großen Fehler von Windows 8 zu wiederholen, mit zu vielen Umbrüchen einen weiteren Flop zu erzeugen.

Tschüss, Windows 8!

Windows 8 Startmenü anpassen

Zum Abschluss des Artikels bleibt mir nichts anderes übrig, als mich von Windows 8 zu verabschieden. Mit dem Sicherheitsupdate vom 10. Januar 2023 hat das System sein letztes Update erhalten. Aus diesem Grund stellt die aktive Nutzung ab sofort ein Sicherheitsrisiko dar. Es wird empfohlen auf ein modernes System umzusteigen.

Windows 8 ist ein unterschätztes Betriebssystem. Die letzte Windows-Version, die sich nicht als Service sah, sondern als in sich schlüssiges Produkt. Eine Ära, die uns gemeinsam mit Windows Phone 8 hier in diesem Blog zusammengebracht hat und lange in Erinnerung bleiben wird.

Doch selbst die größten Windows 8-Liebhaber müssen sich eingestehen, dass bei der ganzen Genialität, die in das System geflossen ist, eine grundlegende Sache übersehen wurde. Nämlich eine angenehme Umgebung für PC-Nutzer zu schaffen.

Windows 8.1 gratis auf Windows 10 updaten

Falls ihr noch Windows 8.1 im Einsatz haben solltet und auf Windows 10 umsteigen wollt, um euren Computer längerfristig nutzen zu können, dann schaut unser Video zum Gratis-Upgrade an.

Windows 11: VBS ist standardmäßig deaktiviert, trotz hoher Anforderungen

Auf diesem Bild wurde ein Bildschirm abfotografiert, a uf dem der Schriftzug Security zu erkennen ist.

Mit der Ankündigung einer neuen Windows-Version ergriff Microsoft die Chance, die Systemanforderungen deutlich zu erhöhen und damit ältere Geräte auszuschließen. Während Windows 10 auf fünfzehn Jahre alter Hardware problemlos läuft, setzt Windows 11 einen Computer ab Baujahr 2017 voraus. In diesem Artikel fassen wir zusammen, wie die Systemanforderungen zustande kommen. Außerdem schauen wir uns an, weswegen der durchschnittliche Nutzer keinen Nutzen davon zieht.

Windows 11 mit hohen Systemanforderungen für die Durchsetzung zusätzlicher Schutzmaßnahmen

Screenshot des Windows 11 Startmenüs

Microsoft setzt nämlich viele neue Technologien voraus. So muss ein Computer auf UEFI basieren, Secure-Boot aktiviert und ein TPM 2.0-Modul verbaut haben. Gerade letzteres kommt in nur einem Bruchteil der Desktop-Computer zum Einsatz, da das Modul für Endkonsumenten bislang keine Rolle spielte. Doch der entscheidende Faktor, der zur hohen Ausschlussquote führt, ist die Exkludierung alter Prozessorgenerationen. Alle Prozessoren unter Intel 8.-Generation und Ryzen 2000-Serie laufen nur gegen versperrte Türen, vertröstet mit drei weiteren Jahren Sicherheitsupdates für Windows 10.

Der Auschluss von Millionen an Computern ist eine Entscheidung hoher Tragweite, die Microsoft nicht unbegründet durchsetzen kann. Deshalb sprechen die Redmonder davon, dass man mit Windows 11 die virtualisierungsbasierte Sicherheit (kurz VBS) zum Standard machen möchte. Dabei handelt es sich um diverse Sicherheitsmechanismen, die bspw. kritische Systembereiche isolieren, um sie stärker gegen die Ausnutzung von Sicherheitslücken abzusichern. Tatsächlich entsprechen die Windows 11-Systemanforderungen jener, die Microsoft schon seit Jahren für VBS anführt. Damit die erweiterten Sicherheitsmaßnahmen unauffällig greifen können, ohne das Nutzungserlebnis einzuschränken, muss der verbaute Prozessor diverse Protokolle unterstützen. Diese findet man aber leider nur in aktueller Hardware.

Würde man VBS entgegen der Empfehlungen auf inkompatibler Hardware aktivieren, könnten bestimmte Arbeitsprozesse langsamer ablaufen. Besonders Gamer leiden unter einer reduzierten Bildrate, so lässt dies Spiele unflüssiger wirken. Außerdem dürfte man auf alten Notebooks mit einer verringerten Akkulaufzeit rechnen, was bei den sowieso schon verschlissenen Batteriezellen zu miserablen Laufzeiten führen würde.

VBS bleibt nach Upgrade deaktiviert

Screenshot der Einstellungen-App unter Windows 10. Geöffnet ist die Seite Windows Update. Darin abgebildet ist der Hinweis, dass man sich auf Windows 11 vorbereiten kann, indem man überprüft, ob der eigene Computer für ein Upgrade geeignet sei.

Microsoft möchte Windows sicherer machen? Und die Maßnahmen sind nachweislich wirksam? Doch alte Computer würden darunter leiden? Dann ist das kein verwerflicher Akt, dürfte man meinen. Doch leider profitieren selbst Upgrader mit kompatibler Hardware, die den offiziellen Weg über Windows-Update gehen, nicht von den Sicherheitsfunktionen. Denn diese sind schlichtweg standardmäßig deaktiviert.

Ich habe diesen Umstand auf allen Computern meines Bekanntenkreises beobachten können. Schon als Windows 11 nur eine reine Ankündigung war, aktivierte ich vorbereitend überall fTPM und Secure-Boot. Ein paar dieser PCs wurden mittlerweile auf Windows 11 überführt, doch bei keinem war VBS in irgendeiner Weise aktiviert. Diese Beobachtung lies mich stutzig werden.

Glücklicherweise nenne ich ein vollkommen kompatibles Gerät mein Eigen. Das Microsoft Surface Pro 7 erfüllt alle Systemanforderungen mit bravour und hat sogar standardmäßig alles wichtige für VBS aktiviert. Wenn also ein Gerät von den neuen Sicherheitsfunktionen profitieren könnte, dann ist es Microsofts eigenes. Doch auch dies ist nicht der Fall.

Mit dem vorinstallierten Tool Systeminformationen kann man gut nachverfolgen, auf welchem Gerät VBS in aktiver Nutzung ist. Auf meinem Surface Pro 7 nach Upgrade zu Windows 11 nicht, wie man auf dem unteren Screenshot erkennen kann. Also nicht einmal in einem abgespeckten Modus, es ist komplett deaktiviert.

Screenshot der Anwendung Systeminformationen. Virtualisierungsbasierte Sicherheit = nicht aktiviert.

Erst als ich in Windows-Sicherheit unter Gerätesicherheit die Kernisolierung aktivierte, zeigte mir Systeminformationen korrekterweise an, dass VBS mit allen verfügbaren Eigenschaften tätig sei. Selbstständiges Handanlegen ist somit von Nöten, um von der Sicherheitssteigerung zu profitieren. Wobei das auch unter Windows 10 möglich gewesen wäre, denn dort ist VBS ebenfalls in vollen Zügen implementiert und auf selbem Wege aktivierbar.

Auf neuen Geräten ist VBS immer aktiviert

Des Weiteren hatte ich im letzten Monat das Surface Go 3 als Testgerät in Verwendung. Es ist einer der ersten Geräte, die im Auslieferungszustand bereits Windows 11 vorinstalliert haben. Immerhin darauf war VBS von Anfang an aktiviert, so wie es zu erwarten war. Auf neuen Geräten greifen somit alle Sicherheitsfunktionen, aber auch das ist keine Neuerung von Windows 11. Schon zu Windows 10-Zeiten gab es ausgewählte Geräte, auf denen VBS standardmäßig aktiviert war, wie Microsoft selbst berichtet.

Fazit

Zum Schluss sei gesagt, dass Microsoft nur einen Bruchteil der Computer auf Windows 11 aktualisieren lässt. Der Hintergedanke dabei, ist die Durchsetzung diverser erweiterter Sicherheitsmechanismen, die den Nutzer besser vor gefährlichen Angriffen schützen sollen. Doch diese Begründung wird zunichte gemacht, durch die Tatsache, dass die angepriesenen Sicherheitsfunktionen auch für Windows 11-Upgrader standardmäßig deaktiviert sind. Somit unterscheidet sich Windows 11 kaum von seinem Vorgänger, zumindest im Sicherheitsaspekt.

Wir hoffen, dass Microsoft die virtualisierungsbasierte Sicherheit mit einem zukünftigen Windows-Update auf jedem Computer aktiviert. Zugegeben ist das ein kritischer Akt, da selbst auf kompatibler Hardware die fehlerfreie Ausführung nicht gegeben ist. Das muss nicht allein an der Hardware liegen, denn auch schlecht optimierte Treiber können die Systemstabilität gefährden. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass die hohen Systemanforderung und der Auschluss von so vielen Computern für den Endnutzer nicht umsonst war.

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Windows 11 und Microsofts große Fehler (Meinung)

Titelbild mit Windows 11 Logo

Die Veröffentlichung von Windows 11 am 5. Oktober 2021 steht kurz bevor. Im Rahmen der Entwicklung und Bereitstellung ihres neuen Systems begeht Microsoft erneut Fehler aus der Vergangenheit, welche Windows 11 nicht zugutekommen.

Ein Rückblick auf die Bereitstellung von Windows 10

Erinnern wir uns zurück an die Veröffentlichung von Windows 10. Sie stellte einen großen Stilbruch der Upgrade-Tradition dar. Denn statt zum Kauf einer neuen Windows-Lizenz zu animieren, bot Microsoft jedem ihrer Nutzer ein kostenloses Upgrade an. Alle auf 10 zu bringen war ein klar gesetztes Ziel, niemand soll zurückgelassen werden, was zum Teil zu Gängeleien führte. In Erinnerung bleibt der Upgrade-Assistent, der sich ungefragt installierte, ständig auf das Upgrade-Angebot aufmerksam machte und kein Nein akzeptierte.

In erster Linie war es wichtiger für Microsoft, dass alle Windows 10 nutzen statt auf einer alten Windows-Version zurückzubleiben oder gar zur Konkurrenz zu wechseln. Weswegen selbst unrechtmäßig aktivierte Windows-Installationen nach einem Upgrade in legal lizensierte umgewandelt wurden. Das Geld, welches man durch die fehlenden Lizenzverkäufe nicht einnahm, versuchte man durch im System verankerte Dienste wieder einzuholen.

Einen weiteren positiven Nebeneffekt hat eine kostenlose Aktualisierung ebenfalls. Man wirkt der großen Fragmentierung der Windows-Versionen entgegen, die anhand des Beispiels von XP dafür sorgte, dass mehrere Millionen Installationen auf ein lückenhaftes System zurückblieben.

Windows 11: Microsoft spielt den strengen Türsteher

Ich habe das verlinkte Video extra für diesen Artikel erstellt, weswegen es einen Blick wert ist.

Die Art und Weise wie Windows 11 erscheint, stellt einen großen Kontrast zum 10er-Verhalten dar. Denn nun zieht Microsoft eine klare Trennlinie. Wer die Systemanforderungen nicht erfüllt, der darf das System nicht nutzen.

Windows Update prüft nicht nur nach den Förmlichkeiten (mind. 4 GB Arbeitsspeicher, TPM2.0, Secure Boot), sondern gleicht auch den verbauten Prozessor mit der schlanken Kompatibilitätsliste ab. Grob zusammengefasst lässt sich sagen, dass kein Computer, der vor 2018 erschien, mit Windows 11 kompatibel ist.

Auch wenn es in den 90ern und frühen 2000ern üblich war, für eine neue Windows-Version gleich einen neuen Computer zu erwerben, haben sich die Zeiten geändert. Groß sind die Fortschritte schon lange nicht mehr, welche klassische Notebooks und Computer erzielen. Mit einem Gerät von 2011 lässt sich bis heute das Internet bereisen sowie E-Mails verfassen.  Es gibt keinen Bedarf an besserer Hardware. Jene Nutzer sperrt Microsoft von Windows 11 aus und lässt sie auf Windows 10 verweilen. Das beherbergt sowohl Vorteile als auch Nachteile.

Vorteilhaft ist definitiv die Tatsache, dass Windows 10 keine richtigen Funktionsupdates mehr erhält. Man hat ein fertiges und stabiles System, welches dem jetzigen Zustand nicht mehr weicht. Dies mindert die Fehleranfälligkeit und strapaziert die Nerven der Nutzer nicht. Ebenso wichtig in diesem Zusammenhang sind die Modalisierungsfortschritte von Microsoft. Auch ohne große Funktionsupdates kann sich etwas am System ändern, bspw. wird der neue Microsoft Store auch 10 erreichen. Samt aller Desktop-Apps, welche per Winget installiert werden.

Was im ersten Moment wie eine paradiesische Vorstellung klingt, dürfte für Microsoft ganz schnell zum Verhängnis werden. Denn Windows 10 erhält Sicherheitsaktualisierungen nur noch bis 2025. In nur 4 Jahren wird sich der Marktanteil von 10 nicht signifikant schmälern und funktionierende Computer werden nicht plötzlich weggeworfen.

Die Rückkehr der Fragmentation

Das eine große Fragmentierung der Windows-Versionen Microsoft stark aufstößt, erkennt man an dem Windows XP-Debakel. Das System wollte jahrelang einfach nicht sterben, weswegen es 15 Jahre nach Veröffentlichung noch vereinzelt Updates erhielt. Microsoft musste den Support für XP sogar verlängern, weil das System einfach nicht sterben wollte.

Windows 7 ist ein weiteres gutes Beispiel. Trotz des Angebots zum gratis Umstieg auf 10 besitzt das alte Betriebssystem immer noch einen Marktanteil von 20%. Obwohl es ebenfalls nicht mehr gepflegt wird und somit eine Gefahr für den Internetgebrauch darstellt.

Es wäre naiv zu glauben, dass sich der einfache Nutzer nach dem Ablauf des Windows 10-Supportzeitraums einen neuen Computer kauft, denn alles was er braucht funktioniert weiterhin. Für Softwareentwickler gibt es wenig Gründe ein reichlich genutztes System auszuschließen. Ebenfalls unrealistisch ist die Vorstellung, dass sich die verbleibende Nutzerschaft nach einer guten Linux-Alternative umsehen würden. Das trifft zwar auf unsere Leser und Technik-Community zu, doch der einfache Nutzer weiß nicht mal über die Existenz von Linux bescheid. Geschweige die Bereitschaft den Aufwand zu unternehmen, ein System von Grund auf neu aufzuziehen.

Betrachtet man die gesamte Situation aus dieser Sicht, dann ist es förmlich in Stein gemeißelt, dass Windows 10 das zweite XP wird.

Ein Betriebssystem ist wie Wein, es muss lange reifen

Startmenü einer frühen Windows 10 Beta-Version. Daran erkennt man, wie weit Windows 10 über die Jahre gekommen ist.

Eine Faustregel bei jedem Windows-Release: es ist erst gut nach ein bis zwei Service-Packs. Bei Windows 10 hat es noch mehr gebraucht, denn das System wurde in kürzester Zeit entwickelt. Zu wenig, um die hoch gesteckten Ziele zu realisieren.

Windows 10 kam 3 Jahre nach Windows 8 raus, wodurch es sich dem 3 Jahres-Turnus fügte. Nur leider beschäftigte sich das Windows-Team in den ersten 2 Jahren nur um Updates für Windows 8, weswegen man lediglich ein Jahr Zeit für 10 hatte. Das Ergebnis war eine katastrophale Release-Version.

Ein absolut unfertiges, halbgares und chaotisches System. Das Startmenü stürzte ab, wenn man zu viele Apps installiert hatte. Die Klickzonen der Live-Kacheln waren an die Animationen gebunden, wodurch ich häufig die falsche App startete. Ein absoluter Anfängerfehler und untypisch für Microsoft-Software. Man konnte nicht einmal UWP-Apps auf ein anderes Laufwerk verschieben, weil diese Funktion einfach nicht implementiert wurde. Abschließend gab es dermaßen viele Design-Inkonsistenzen und billig programmierte Orte, die Windows 10 zu einem ständigen Meme machten.

Hat Microsoft etwas von dieser Erfahrung gelernt? Nein.

Ich bin mir sehr sicher, dass das Windows-Entwicklungsteam erst dieses Jahr mit der Entwicklung von 11 angefangen hat. Zuvor war man 3 Jahre lang mit Windows 10 X beschäftigt. Nach dessen Beerdigung wurden diverse Teile in Windows 11 übernommen, allen voran das neue Startmenü oder die neu programmierte Taskleiste.

Das Problem an vielen neuen Komponente ist erneut deren Unfertigkeit. Die Taskleiste kann tausend Dinge nicht, die seit Windows 95 zum Standard-Repertoire gehören. Ihr Platz ist fest am unteren Bildschirmrand, mit einer festen Größe und nicht einmal der Möglichkeit, per Drag & Drop Anwendungen an die Taskleiste anzupinnen. Offensichtlich wurden die Komponente in kürzester Zeit zusammengebastelt, denn anders ist dieser Zustand nicht zu erklären.

Fazit: Microsoft wiederholt Fehler aus der Vergangenheit

Microsoft setzt eine klare Trennlinie, wer Windows 11 installieren darf und wer nicht. Zwar erzielt man durch die Aussortierung alter Hardware einen technischen Fortschritt, doch nimmt zugleich in Kauf, dass viele Computer auf einem bald nicht mehr unterstützten System verweilen. Die Gefahr, dass diese nicht umsteigen werden, sondern einfach mit tausend ungeschlossenen Lücken arbeiten, ist ziemlich groß.

Überzeugen zum Umstieg kann Microsoft ebenfalls nicht. Denn Windows 11 ist ein erneuter Neuanstrich, ohne eine Vielzahl von Neuerungen. Das was hinzugekommen ist, darf definitiv als Produktivitätsfördern betitelt werden. Doch davon gibt es einfach zu wenig.

Außerdem scheint Windows 11 erneut in kürzester Zeit entwickelt worden sein. Unfertige Systemkomponente könnten Nutzer verärgern und schmälern erneut das Vertrauen in Microsoft. Ein gutes Produkt hat nicht nur eine schöne Verpackung, sondern überzeugt auch Jahre nach dem Auspacken. Ein Windows ohne personalisierbare Taskleiste ist ohne Probleme nutzbar, doch besitzt einen dauerhaften Faden beigeschmack. Im Online-Zeitalter wäre das eine Retoure wert.

Microsoft begeht mit der Veröffentlichung von Windows 11 erneut Fehler, die so nicht sein müssen.

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