#Gastbeitrag – Ein 3-Punkte-Plan für mehr Frauen in der IT

Die IT-Branche hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Schlüsselsektor der globalen Wirtschaft entwickelt. Doch trotz der rasanten Entwicklung, trotz Fachkräftemangel und des steigenden Bedarfs an IT-Expert:innen sind Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Eine höhere Frauenbeteiligung in der IT scheint noch in weiter Ferne zu liegen.

Auch in dem Unternehmen, das mich beschäftigt, ist der Frauenanteil im IT-Team mit einer weiblichen Kraft noch erheblich ausbaufähig. Doch geht es nicht darum, nur auf das Problem hinzuweisen, viel mehr gilt es Lösungen aufzeigen. Dieser Gastbeitrag zeigt einen 3-Punkte-Plan auf, was es braucht, um mehr Frauen von IT begeistern zu können. 

Frühzeitige Berührungspunkte in der Schule schaffen 

In der IT-Anwendung sind junge Leute heute meisterhaft. Doch in der Schule liegt der Schwerpunkt im IT-Unterricht oft auf dem 10-Finger System sowie Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogrammen. Was Schüler:innen in der Regel nicht lernen: Wie Computer wirklich funktionieren und wie man das Wissen darüber sogar zum Beruf ausbauen kann. Deshalb sollten im Informatikunterricht die konkrete Anwendung und vor allem die vielen Experimentiermöglichkeiten im Vordergrund stehen. So machen bis heute viele Mädchen im Privaten wenig Handwerkliches. Indem sie dann im Unterricht einen PC auseinander- oder zusammenbauen, tauchen sie tiefer in die Funktionsweise eines PCs ein, bauen Berührungsängste ab und merken eventuell sogar, dass sie mit IT Eigenschaften wie Feingefühl ihre Stärken zum Einsatz und die IT zum Laufen bringen können.

Neben dem Informatikunterricht bieten sich gleich mehrere Fächer an, um IT aus unterschiedlichen Perspektiven konkret in die Anwendung zu bringen und damit Mädchen Berührungsängste zu nehmen: Schon einfache Textaufgaben im Mathe-Unterricht können das Verständnis vertiefen und einen Bezug zum Alltag herstellen. So könnte eine Aufgabe lauten, zu berechnen, wie viele Bilder auf einem Smarthphone gespeichert werden können. Auch könnte die in MBits/s angegebene Datenübertragung in andere Einheiten umgerechnet, in Chemie die Elektrolyse am Beispiel des PC-Akkus erklärt oder in Physik Experimente mit dem Handy durchgeführt und die Kapazität anhand des Handy-Displays veranschaulicht werden.

Auch freiwillige Kurse könnten das Angebot bereichern und damit die Chancen erhöhen, dass Mädchen teilnehmen. Hier wären zwei Punkte zu berücksichtigen: Die Vorstellung des Projekts in einem selbst auszuwählenden Pflichtfach und der konkrete Praxis-Bezug – wie zum Beispiel das Entwickeln einer App. Die meisten Kinder sind von Natur aus neugierig. Schulen sollten die Neugierde auf digitale Geräte und die Freude, Technologie auszuprobieren und mit ihr zu spielen gezielt fördern.

Inklusive Arbeitsumgebungen schaffen und eigene Einstellungen reflektieren

Unternehmen, die Wert auf eine ausgeglichene Geschlechterverteilung legen, sollten inklusive Arbeitsumgebungen und Strukturen schaffen, in denen Frauen sich willkommen und wertgeschätzt fühlen. Auch wenn jede Frau unterschiedlich ist, gehören physische Ordnung und ein ansprechender Arbeitsplatz dazu – die wenigsten Frauen möchten in einem Büro arbeiten, das gleichzeitig als Lagerplatz dient. Ebenso wichtig ist ein respektvoller Umgang, damit sich Frauen in Bereichen akzeptiert fühlen, in denen traditionell eher Männer arbeiten. In der On-Boarding-Phase kann ein weiblicher Buddy insbesondere jungen Frauen helfen. Zusätzlich ist eine strukturierte Arbeitsweise mit klaren Rollen und Aufgaben wichtig. Damit zeigen Unternehmen, dass sie die Bedürfnisse von Frauen ernst nehmen, sie als vollwertige Mitglieder in der IT respektieren und ihnen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. Konstruktives Feedback schafft für alle die Möglichkeit, sich in einer Rolle zu entfalten – auch für Frauen.

Auch alle IT-Stellenausschreibungen sollten dahingehend überprüft werden, ob Frauen sich davon auch angesprochen fühlen. Dazu trägt eine ansprechende Gestaltung bei, eine inklusive Sprache und Erwähnung der Punkte, die für Frauen relevant sind.

Es gilt darüber hinaus eigene Einstellungen, Prägungen und bestehende Strukturen zu überdenken. Gibt es im Unternehmen unbewusste Vorurteile? Denn diese führen dazu, dass Frauen in IT-Berufen unterschätzt werden. Mit einer solchen Einstellung wird sich schwer etwas ändern. Diversität ist nicht damit getan, eine weibliche IT-Administratorin im Team zu haben. Sie muss sich wohl und akzeptiert fühlen, damit sie bleibt. 

Diversität fördern, Role Models aufbauen und Sichtbarkeit erhöhen 

Vor dem inneren Auge der meisten Menschen tauchen Männer auf, wenn sie sich IT vorstellen. Darüber hinaus sind für viele Menschen Berührungspunkte mit IT problembehaftet: IT kommt ins Spiel, wenn etwa nicht läuft, wie IT funktioniert ist oft eine Blackbox. Doch IT basiert auf einer klaren Logik und Struktur. Der Arbeitsalltag in der IT-Branche ist kein Glücksspiel, sondern basiert auf Prinzipien und Methoden. Doch es sind häufig stereotype Vorstellungen und schlichtes Unwissen, die Mädchen davon abhalten, einen IT-Beruf auch nur zu erwägen. Um also mehr Frauen für eine Karriere in der IT zu gewinnen, ist es entscheidend, dieses Bild zu verändern und ein besseres Verständnis für die Vielfalt und die Möglichkeiten in der IT zu schaffen. Ein Ansatzpunkt hierfür sind Ausbildungs-Messen, auf denen auch Frauen IT-Berufe vorstellen, von ihrem individuellen Werdegang und ihrem Berufsalltag berichten. Es sind nämlich nicht nur leidenschaftliche Gamerinnen, die in der IT erfolgreich sind. Frauen können auch fundiertes IT-Wissen erwerben. 

Damit diese Erkenntnis Schülerinnen erreicht, braucht es Role Models. Sie müssen dazu beitragen, IT-Ausbildungen für Mädchen attraktiv zu machen, die Sichtbarkeit und Anerkennung von Frauen in der IT Branche zu steigern und schließlich mehr Frauen für diese Berufe zu begeistern.

Fazit: Jede Frau in männerdominierten Branchen ist eine Wegbereiterin und Vorbild 

Die Frauenbeteiligung in der IT zu erhöhen, erfordert eine umfassende Herangehensweise – von der Schulbildung über die Arbeitsumgebung bis hin zur Wahrnehmung von Frauen in der Branche. Der 3-Punkte-Plan bietet dafür konkrete Ansätze. Jede Frau, die ihren Weg in einem männerdominierten Beruf geht, macht es für nachfolgende Frauen einfacher. Frauen, die bereits in der IT-Branche erfolgreich sind, können als Vorbilder dienen und junge Mädchen inspirieren. 

Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir eine nachhaltige Veränderung bewirken und mehr Frauen dazu ermutigen, sich für eine Karriere in der IT zu entscheiden und so die IT-Branche vielfältiger und inklusiver zu gestalten.

TippArbeiten hier keine Frauen? Nee, die sind rar!

Über die Autorin


Celine Felser ist Auszubildende Fachinformatikerin für Systemintegration bei Nextwork GmbH. Die Compliance- und Sustainability-Beratung ist auf die Entwicklung von zertifizierbaren Managementsystemen spezialisiert und arbeitet für zahlreiche Startups, Kreativagenturen sowie Unternehmen aus dem Mittelstand und für Konzerne.

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#StartupTicker – +++ LeadBlock Bitpanda Ventures +++ w3.fund +++ Smava +++ Twinner +++ ClimateTech +++

#StartupTicker

#StartupTicker LeadBlock Bitpanda Ventures: 50 Millionen für Investments w3.fund: Jetzt sind 10 Millionen im Topf Smava sucht wieder einmal einen Käufer Twinner stellt Betrieb ein US-VCs stehen auf europäische ClimateTech-Startups

    LeadBlock Bitpanda Ventures     w3.fund     Smava     Twinner     ClimateTech

Freitag, 8. März 2024VonTeam

Was gibt’s Neues? In unserem #StartupTicker liefern wir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages (Freitag, 8. März)

#STARTUPTICKER

LeadBlock Bitpanda Ventures (LBV)


Eine spannende Kooperation! Die Wiener Kryptobörse Bitpanda und der Investor LeadBlock Partners legen unter dem Namen LeadBlock Bitpanda Ventures (LBV) einen Fonds (50 Millionen) auf, um in junge Startups im Segment digitale Vermögenswerte zu investieren. “Zu den wichtigsten Themen gehören modulare Technologie, TradFi- und CeDeFi-Brücken, On-Chain-Applikationen und die Schnittstelle zwischen Blockchain und AI”, teilen die Partner mit. LeadBlock übernimmt dabei das Screening der Startups. Mehr über LBV

w3.fund


Und noch eine spannende Venture-Nachricht: Der Berliner Early-Stage-Geldgeber w3.fund, der in Web3-Themen investiert, verkündet das Second Closing seines ersten Fonds. Im Topf sind nun 10 Millionen Euro. Hinter dem jungen Investor stecken die Seriengründer Feliks Eyser (RegioHelden, Superchat, Junto), Tim Keding (Shoepassion, Absolventa, Monteurzimmer) und André Kanya (Cavalry Ventures, Fox, Sea Loft One). Das Team investierte bereits in 19 Startups. Mehr über den w3.fund

Introvertierte Gründer:innen – Startup-Radar


Jetzt auf deutsche-startups.de  Introvertierte Gründer:innen – trotzdem oder gerade deshalb erfolgreich – ein Gastbeitrag von Tanja Lenke  6 neue Startups: Libra, ChargeIQ, claimini, Mardeca, HarvestAi, Vestigas

#LESENSWERT

Smava – Twinner – ClimateTech


 Berliner Kreditplattform Smava sucht wieder einmal einen Käufer (Finance Forward) Keine Rettung in Sicht: Insolventes Autoscan-Startup Twinner stellt Betrieb ein (Mitteldeutsche Zeitung)   US-VCs stehen extrem auf europäische ClimateTech-Startups (TNW)

#DEALMONITOR

Investments & Exits


Protein Distillery erhält 15 Millionen Cultivated Biosciences sammelt 5 Millionen ein Insrd bekommt sechsstellige Summe ImmoAssist erhält sechsstellige Summe Borrow A Boat kauft Zizoo w3.fund landet bei 10 Millionen. Mehr im Deal-Monitor

Was ist zuletzt sonst passiert? Das steht immer im #StartupTicker

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#DealMonitor – Creandum investiert in Doinstruct – Cusp und 468 investieren in Acto – Planted übernimmt Clime

#DealMonitor

#DealMonitor Creandum investiert in Doinstruct Cusp Capital und 468 Capital investieren in Acto Kenbi sammelt wieder Kapital ein Cyclize erhält 4,5 Millionen Xito bekommt 1,2 Millionen FreewayCamper und Campiri fusionieren Planted übernimmt Clime

Creandum investiert in Doinstruct – Cusp und 468 investieren in Acto – Planted übernimmt Clime

Donnerstag, 22. Februar 2024VonTeam

Im #DealMonitor für den 22. Februar werfen wir einen Blick auf die wichtigsten, spannendsten und interessantesten Investments und Exits des Tages in der DACH-Region. Alle Deals der Vortage gibt es im großen und übersichtlichen #DealMonitor-Archiv.

INVESTMENTS

Doinstruct


Der schwedische Investor Creandum investiert nach unseren Informationen gemeinsam mit Altinvestoren wie dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) eine Millionensumme in Doinstruct. Das Startup, 2021 von Daniel Marinkovic und Charlotte Rothert in Osnabrück gegründet, entwickelt eine mobile Schulungslösung für Frontlineworker. “Die Software ermöglicht es Unternehmen, ihre Mitarbeitenden sowie Dienstleister lieferkettenübergreifend und ortsunabhängig auf dem Smartphone zu schulen”, teilt die Jungfirma mit. Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und Born2Grow investieren eine siebenstellige Summe in Doinstruct. Mehr über Doinstruct #EXKLUSIV

Acto


Der Essener Kapitalgeber Cusp Capital und der Berliner Investor 468 Capital investieren nach unseren Informationen rund 3 Millionen Euro in Acto. Das Paderborner Startup, 2021 von Pascal Salmen und Andre Stollhans als insightsOn gegründet, möchte B2B-Teams mit Daten versorgen. Das Motto dabei lautet: “Die neue Art, wie B2B-Unternehmen Daten nutzen.” “Weg von Excel und Reports, hin zu KI-basierten Hinweisen, wo eure Aufmerksamkeit gebraucht wird: Wir denken neu, wie B2B-Unternehmen Daten nutzen”, teilt das Team zum Konzept mit. Mehr über Acto #EXKLUSIV

Kenbi


 SPFF Holding, das Investmentvehikel der Familie Flick, Helsana HealthInvest und Achmea Innovation Fund investieren im Rahmen einer Series-B-Investmentrunde eine ungenannte Summe in Kenbi. Das Berliner Pflege-Startup, das 2019 von Clemens Raemy, Katrin Alberding und Bruno Pires in Düsseldorf gegründet wurde, digitalisiert die Pflegebranche. Dabei geht es um die Entlastung des Pflegepersonal durch Technologie – etwa durch die Automatisierung von Verwaltungsaufgaben. Endeavour Vision, Mutschler Ventures, Redalpine, Heartcore, Headline und Partech investierten zuvor bereits 30 Millionen Euro in das Unternehmen. Im Zuge der neuen Investmentrunde übernimmt Kenbi den insolventen Brandenburger Pflegedienstleisters Lioncare, der 30 Pflegezentren in Brandenburg und Sachsen-Anhalt betreibt. Kenbi beschäftigt derzeit über 1.000 Pflegekräfte. Mehr über Kenbi

Cyclize


 UVC Partners, High-Tech Gründerfonds (HTGF), Aurum Impact, UnternehmerTUM Funding for Innovators und Business Angels wie Klaus Schäfer investieren 4,5 Millionen Euro in Cyclize. Beim Unternehmen aus Stuttgart, von Maike Lambarth, Stephan Renninger, Jan Stein und Dominik Novakovic gegründet, dreht sich alles um Defossilisierung und somit um den “Verzicht auf fossile Kohlenstoffquellen”. Dazu schreibt das Team: “Unsere Plasmatechnologie erlaubt das Umwandeln von Kunststoffabfällen in neue chemische Zwischenprodukte.” 

Xito


Altinvestor High-Tech Gründerfonds (HTGF), der Startup BW Seed Fonds, die Kapitalbeteiligungsgesellschaften der Sparkasse Ulm und Biberach sowie der Robotik-Lösungsanbieter AiCobot investieren 1,2 Millionen Euro in Xito. Hinter der vom Ulmer Unternehmen Toolify Robotic, 2020 von Dennis Stampfer, Matthias Lutz und Alex Lotz gegründet, entwickelten Software verbirgt sich eine “Low-Code Entwicklungsplattform” rund um das Thema Roboter. Mehr über Xito

MERGERS & ACQUISITIONS

FreewayCamper – Campiri


Das Münchner Capmping-Startup FreewayCamper und der tschechische Wettbewerber Campiri, 2021 von Lukáa Janoušek und Paul Tesar gegründet, fusionieren. “Fortan bündeln beide Unternehmen ihre komplementären Kompetenzen mit dem Ziel in den kommenden drei Jahren in Europa die führende Rolle in der Branche zu übernehmen”, teilen die Unternehmen mit. Campiri ist nach eigenen Angaben Marktführer in Tschechien. Zudem ist das Unternehmen in Spanien unterwegs. FreewayCamper 2019 von Julia Blum, Nikolai Voitiouk-Blum und Maximilian Wagner gegründet, positioniert sich als Buchungsplattform für die boomende Campingbranche. FreewayCamper übernimmt dabei für seine Partner “die aktive Steuerung von Preis- und Marketingaktivitäten und einen Großteil der Kundeninteraktion”. Rockaway Ventures, die FlixBus-Gründer und Bridge to Growth (BTG) investierten zuletzt 30 Millionen Euro (Eigen- und Fremdkapital) in FreewayCamper. Mehr über FreewayCamper

Planted – Clime


Das Kölner GreenTech Planted, das sich um CO2-Management und Reporting kümmert, übernimmt seinen Berliner Konkurrenten Clime, 2021 von Lennart Pantlen, Jannis Possekel und Oktavio Port gegründet. “Diese strategische Übernahme ermöglicht Planted eine Erweiterung seines nachhaltigen Softwareprodukts und positioniert das Unternehmen als ganzheitliche Lösung am Markt für CO2-Management & Reduktion, CSRD-konformes Reporting und lokalen Impact”, teilt das Team mit. Das Kölner Startup, 2021 von Jan Borchert, Heinrich Rauh, Cindy Schüller und Wilhelm Hammes gegründet, wandelte sich in den vergangenen Jahren vom Baumpflanzprojekt für Privatpersonen zu einem Softwareanbieter, der Unternehmen bei der CO2-Bilanzierung, Dekarbonisierung und ESG-Berichterstattung unterstützt. Mehr über Planted

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Foto (oben): azrael74

#Gastbeitrag – 5 Dinge, die CareTech-Gründer:innen VCs offen sagen sollten

#Gastbeitrag

Die Menschen werden immer älter. Dementsprechend boomt der CareTech-Markt. Für CareTech-Startups gibt es aber ein paar Hürden, von denen Investoren wissen sollten. Nicht zuletzt, weil sich daraus Chancen ergeben. Ein Gastbeitrag von Amir Humanfar.

5 Dinge, die CareTech-Gründer:innen VCs offen sagen sollten

Donnerstag, 22. Februar 2024VonTeam

Der CareTech-Markt ist riesig. Bis 2050 wird sich der Anteil der über 80-Jährigen laut einer Prognose der UN weltweit verdreifachen. Experten gehen von einem “silver tsunami” aus, der die Demographie umkrempelt. Laut der britischen Startup Community Sifted beläuft sich das europäische Marktvolumen für AgeTech auf schätzungsweise 3,7 Trillionen Euro. CareTech-Startups haben damit ein gutes Argument für die nächste Finanzierungsrunde. Dennoch gibt es einige Hürden, die die Startups gegenüber Investoren besser offen ansprechen sollten. Einerseits, um Erwartungen nicht zu enttäuschen und andererseits, um das strategische Commitment des Investors zu bekommen.

Hürde 1: Der CareTech-Markt ist fragmentiert

Ein Großteil der Menschen wird nicht zuhause alt. Die Idee, dass resolute Senioren sich den Alltag durch technische Helfer erleichtern, ist daher nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit werden sehr viele Menschen in Seniorenheimen alt und sind pflegebedürftig. Entsprechend fragmentiert ist der CareTech-Markt. Neben Lösungen für zuhause, die von den Kunden direkt angeschafft werden, geht es sowohl um Lösungen für die ambulante Pflege als auch für die stationäre Pflege in Seniorenheimen und Krankenhäusern. Der Markt erfordert also eine komplexe Mischung aus B2C-, B2B- und B2B2C-Ansätzen. Für Startups ist das eine Herausforderung. Gleichzeitig ist das Potenzial für Add-ons und Weiterentwicklungen des eigenen Geschäftsmodells riesig.  

Hürde 2: Digitale Infrastruktur fehlt

In 63 Prozent aller Senioren- und Pflegeheime haben Bewohner WLAN, wie eine Studie des Datenanalysten Pflegemarkt.com zeigt. Von einem WLAN, das alle Ecken im Gebäude erreicht, können viele Einrichtungen jedoch bis dato nur träumen. Für CareTech-Anwendungen, die auf IoT-Basis funktionieren, ist das ein K.O.-Kriterium. Bevor also Sensorik und Aktorik oder Roboter und KI eingesetzt werden können, muss erst einmal eine wirklich flächendeckende digitale Infrastruktur in den Einrichtungen geschaffen werden. CareTech-Startups können hier beraten und unterstützen, die Umsetzung liegt hingegen nicht in ihrer Macht. Das bedeutet aber auch, dass die Startups mit einfachen, sehr fokussierten Use Cases punkten können. Es geht nicht um High-end-Design und großes Marketing, sondern um leicht bedienbare Lösungen, die im Pflegealltag verlässlich funktionieren.

Hürde 3: Kostenübernahmen sind unklar

Bisher ist unklar, wer die Kosten für CareTech-Anwendungen sowohl im häuslichen als auch im stationären Bereich übernimmt. Viele Pflegeeinrichtungen befürchten deshalb, auf den Kosten für CareTech sitzen zu bleiben. Die Erwartungen an den Gesetzgeber, Klarheit zu schaffen, sind groß, wurden bisher aber enttäuscht. Einige Pflegeverbände haben daher vor Kurzem einen Vorschlag gemacht: Einmalzahlungen sollen durch eine langfristige bundesweite Digitalisierungspauschale pro Pflegetag und Pflegeeinsatz ersetzt werden. Damit könnten auch CareTech-Lösungen refinanziert werden – was wiederum ein starker regulatorischer Treiber für den gesamten Markt wäre. Startups, die sich bis dahin im Markt etabliert haben, bekämen einen riesigen Schub.  

Hürde 4: Datenschutz steht über Innovation 

Die Diskussion um den Datenschutz macht auch vor dem CareTech-Markt nicht halt. Vielmehr ist die Diskussion noch einmal sensibler als in anderen Bereichen. Denn letztlich geht es darum, die Privatsphäre und Rechte von Menschen zu schützen, deren Autonomie durch Alter und Krankheit ohnehin schon erheblich eingeschränkt ist. Diese Sensibilität ist richtig, darf aber nicht dazu führen, dass technologische Lösungen, die den Alltag für pflegebedürftige Menschen und Pflegepersonal erleichtern, grundsätzlich verhindert werden. CareTech-Startups müssen auf diese Ängste und Sorgen eingehen und klare Antworten liefern, wie sie Daten zugunsten der Menschen nutzen und Datenschutz gewährleisten. Durch eine klare Positionierung beim Thema Datenschutz können sich die Startups im deutschen Markt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ausländischen Anbietern erarbeiten, von dem sie langfristig profitieren.

Fazit

Jeder dieser Punkte ist zunächst eine Hürde, die ein CareTech-Startup auf dem Weg zur Skalierung nehmen muss. Sollten Investoren daher lieber von einem Investment absehen? Die Antwort ist eindeutig “Nein”. Denn jede der Hürden birgt auch eine Chance, die die Start-ups nutzen können. Dafür müssen sie aber die volle Unterstützung ihrer Investoren für strategische Entscheidungen haben, die einen riesigen Markt manchmal auch etwas kleiner erscheinen lassen und die mehr Zeit brauchen als Business-Modelle in anderen Branchen. Langfristig spricht aufgrund der demographischen Entwicklung und der fortschreitenden Digitalisierung alles für ein nachhaltiges Wachstum im CareTech-Bereich. Umso mehr müssen sich Startups und Investoren darüber im Klaren sein, was ihre Erwartungen sind, und dann gemeinsam die Hürden meistern.

Über den Autor:


Amir Humanfar ist Co-Founder und CMO des Berliner CareTech-Startups HUM Systems, das die KI-basierte Sensorstation Livy Care entwickelt hat.

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#StartupTicker – +++ Doinstruct +++ Vinthera +++ FinTech-Fundingflaute +++ Lanch +++ morgen ventures +++

#StartupTicker

#StartupTicker Creandum investiert in Doinstruct Mit Vinthera geht ein Hybrid-VC an den Start FinTech-Investments brechen ein So macht Lanch Stars zu Gastronomen   Coinpanion-Gründer startet morgen ventures

    Doinstruct     Vinthera     FinTech-Fundingflaute     Lanch     morgen ventures

Donnerstag, 22. Februar 2024VonTeam

Was gibt’s Neues? In unserem #StartupTicker liefern wir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages (Donnerstag, 22. Februar).

#STARTUPTICKER

Doinstruct


Ein sehenswertes Investment! Der schwedische Investor Creandum investiert nach unseren Informationen gemeinsam mit Altinvestoren wie dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) eine Millionensumme in Doinstruct. Das Startup, 2021 von Daniel Marinkovic und Charlotte Rothert in Osnabrück gegründet, entwickelt eine mobile Schulungslösung für Frontlineworker. “Die Software ermöglicht es Unternehmen, ihre Mitarbeitenden sowie Dienstleister lieferkettenübergreifend und ortsunabhängig auf dem Smartphone zu schulen”, teilt die Jungfirma mit. Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und Born2Grow investieren eine siebenstellige Summe in Doinstruct Mehr über Doinstruct #EXKLUSIV

Vinthera


Ein spannender, weil anderer, VC-Ansatz! Philipp von dem Knesebeck (früher Blue Future Partners) und Thomas Falk (Revel Partners) gründen mit Vinthera einen Hybridfonds, also einen Fonds, der in VC-Fonds (Fund of Funds) und Startups investieren kann. ” Die Art und Weise, wie in Venture Capital investiert wird, muss vor dem Hintergrund des letzten Jahres und des sich nun erholenden Markts neu gedacht werden”, teilt das Berliner Team mit. Zu den Segmenten, die das Team interessiert, gehören “B2B, Cybersicherheit, dezentrale Netzwerke und personalisierte Gesundheitstechnologien”. Angaben zur Größe des Hybridfonds machen die Hauptstädter nicht. Mehr über Vinthera

FinTech-Fundingflaute


Massiver Rückgang bei FinTech-Finanzierungen! Investments in deutsche FinTechs fallen 2023 auf niedrigstes Niveau seit zehn Jahren – dies zeigt der KPMG Pulse of Fintech-Report. Die Gesamtinvestitionen hierzulande erreichten 2023 demnach mit 1,11 Milliarden US-Dollar den niedrigsten Stand seit 2014 (0,99 Milliarden Dollar). “Fintechs aus den Bereichen Immobilien und Versicherungen entwickeln sich gegen den Trend positiv; Großteil der Investitionen fließt weiter in Fintechs aus dem Payment-Bereich”, heißt es in der Erhebung.

eyeo – Startup-Radar 


Jetzt auf deutsche-startups.de Zahlencheck: Adblock Plus-Mutter eyeo wächst auf knapp 63 Millionen Umsatz Neue Food-Startups: Caesekrake, Nutriq, treatfuls, Your Root, Fertilabs, Vidakafe, Foodvibez und Hungry Lions Group

#LESENSWERT

Lanch – morgen ventures


 So macht Lanch Internetstars zu Gastronomen (Handelsblatt)  Coinpanion-Gründer und Sigma Squared-Präsident starten morgen ventures (Brutkasten)  

#DEALMONITOR

Investments & Exits


Fuchs & Eule sammelt Millionen ein Threedy bekommt 10,4 Millionen Altavo erhält 5 Millionen Embea sammelt 4 Millionen ein NXRT erhält 1,4 Millionen bunton bekommt sechsstellige Summe Holidu kauft ferienwohnungen.de. Mehr im Deal-Monitor

Was ist zuletzt sonst passiert? Das steht immer im #StartupTicker

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