Wissen zum Wochenende: Wird man krank, wenn man bei Kälte mit nassen Haaren raus geht?

Können Spinnen aus dem Staubsauger wieder herauskrabbeln? Warum liegen so oft einzelne Schuhe auf der Autobahn? Warum bekommt man beim Joggen Seitenstechen? 

In unserer Reihe „Wissen zum Wochenende“ beantworten wir die kleinen und großen Fragen des Alltags. Ihr habt auch eine Frage, der wir für euch auf den Grund gehen sollen? Dann schreibt uns eine Mail an: [email protected]

Frau mit nassen HaarenShutterstock/ LStockStudio

Für einen kurzen Moment hatte ich mich gefreut. Eine Leserin wollte wissen, ob man wirklich krank wird, wenn man nassen Haaren raus in die Kälte geht. Ich dachte super, easy, sicher leicht herauszufinden. Ein kurzer Anruf bei einem Allgemeinmediziner und die Sache ist geklärt. Genau richtig für einen Freitagnachmittag, an dem einem noch die Halloweenparty von vor zwei Tagen in den Knochen steckt.

Was soll ich sagen — 17 erfolglose Telefonate später war diese Oma-Weisheit, diese simpel klingende Frage, plötzlich zu einem scheinbar unlösbaren Problem mutiert. Keiner der kontaktierten Ärzte wollte mir die Frage beantworten. Zum Haareraufen war das. Ich habe sogar kurzfristig eine Kollegin angestiftet, ihre Ärztin zu fragen, als sie gerade im Wartezimmer saß und auf ihren Termin wartete.

Viren sind der Auslöser von Erkältungen

Eben diese Ärztin lieferte dann auch einen plausiblen Grund dafür, warum niemand namentlich in diesem Artikel als Antwortgeber genannt werden wollte: Schwimmunterricht. Erinnert ihr euch noch? Immer wurde man von den Lehrern dazu angehalten, sich nach der Stunde die Haare zu föhnen, um sich nicht zu erkälten. Wie vermutlich auch die Lehrer wollen Ärzte lieber nicht mit wütenden Eltern konfrontiert werden, wenn sich Kinder zufällig eine Erkältung einfangen, nachdem sie mit nassen Haaren in der Kälte waren — obwohl dieser Mythos gar nicht wahr ist.

Verantwortlich für eine Erkältung sind nämlich Viren. Ohne die Erreger ist eine Infektion vollkommen unmöglich. Da kann man noch so lange mit triefnassen Haaren in eisiger Kälte herumstehen. Selbst die Annahme, dass gesunde Menschen mit nassen Haaren eher krank werden, wenn Viren in der Nähe sind, ist bislang nicht sicher nachgewiesen.

Es existieren zwar vereinzelte Studien, die für einen Zusammenhang zwischen Erkältungen und dem Abkühlen des Körpers sprechen. Insgesamt ist die Verbindung allerdings sehr umstritten, wie Ron Eccles vom Common Cold Centre in Cardiff in seiner Übersichtsarbeit bestätigt.

Nicht föhnen, sondern waschen

Viel entscheidender als der Ratschlag von Omi, nicht mit nassen Haaren raus zu gehen, ist nämlich ein ganz anderer Faktor: Erkältungsviren lieben nasskaltes Wetter. Dann können sie in der Luft besonders lange überleben und erhöhen so ihre Chancen, möglichst viele menschliche Schleimhäute zu befallen.

Hinzu kommt auch noch, dass wir uns bei kaltem Wetter gerne in warmen, geschlossenen Räumen aufhalten. Unsere Freizeit verbringen wir statt an der frischen Luft lieber mit Freunden oder Familie im kuschlig warmen Wohnzimmer. Sogar eine überfüllte Bahn wirkt bei Schmuddelwetter auf einmal viel attraktiver als das Fahrrad. Es reicht aus, wenn nur ein Infizierter niest, um die Viren zu verbreiten. Über Oberflächen gelangen sie auf die Hände und — einmal ins Gesicht gefasst — schließlich in den Körper. Etwa 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen.

Lest auch: Können Spinnen aus dem Staubsauger wieder herauskrabbeln?

Der beste Schutz gegen Erkältungen sind also nicht trocken geföhnte Haare, sondern Händewaschen. Desinfektionsmittel ist gar nicht unbedingt nötig, wenn Wasser und Seife zugänglich sind. Wichtig ist nur die Dauer. Mindestens 30 Sekunden lang solltet ihr eure Hände gründlich einschäumen und abwaschen. Danach sorgfältig abtrocknen und am besten weder den Wasserhahn, noch die Türklinke zur Toilette mit bloßen Händen anfassen. Dann könnt ihr auch ausnahmsweise mal Omis Rat ignorieren.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider zuerst im Oktober 2018

Was ist dran am Hype ums Kokosöl? Forscher haben sich angesehen, ob es wirklich besser ist als andere Fette

Universal Images Group Editorial via getty images

Kokosöl gilt als gesunder Ersatz für viele tierische- und pflanzliche Fette.

Eine Meta-Studie, die 16 Studie zu dem Thema vergleicht, kommt jedoch zu dem Schluss, dass dies keineswegs der Fall ist.

Vielmehr sei Kokosöl sogar eines der ungesündesten pflanzlichen Fette — und von seinem Gebrauch als Speiseöl abzuraten.

Ob zum Backen, Braten oder als Butter-Ersatz auf dem Brot: Kokosöl, auch Kokosfett genannt, wird von vielen als Superfood gehypt. Es soll beim Abnehmen helfen, für gute Cholesterin-Werte sorgen und den Befürwortern zufolge gar vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Was davon tatsächlich stimmt und was nicht hat eine Gruppe von Wissenschaftlern in einer Meta-Studie untersucht. Dafür haben sie die Resultate von 16 anderen, bereits veröffentlichten Studien zum Thema miteinander verglichen.

Die Meta-Studie kommt zu einem eindeutigen Schluss, der die Fans des Kokosöls erschrecken durfte: Es muss den Studienergebnissen zufolge als eines der schädlichsten Speiseöle überhaupt angesehen werden. Denn es führt den Wissenschaftlern zufolge über einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel — das gemeinhin auch als „böses Cholesterin“ gilt — zu einem deutlich erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kokosöl erhöht den Cholesterin-Spiegel weit mehr als andere Fette

Ungesättigte Pflanzenöle aus Soja-, Mais-, Oliven- oder Erdnussöl hätten eine eindeutig weniger negative Auswirkung auf den Cholesterinspiegel, so die Forscher um Nithya Neelakantan von der University of Singapore. Kokosöl dagegen besteht hauptsächlich aus der gesättigten Fettsäure Laurinsäure, aber auch aus anderen langkettigen gesättigten Fettsäuren wie Myristin- und Palmitinsäuren.

All diese gesättigten Fettsäuren erhöhten das LDL-Cholesterin und belasten somit das Herz-Kreislauf-System. Laurinsäure, die am häufigsten vorkommende Fettsäure in Kokosöl, erhöht der Meta-Studie zufolge signifikant den LDL-Cholesterin-Spiegel. Allerdings kommen gesättigte Festsäuren auch in anderen Nahrungsmitteln wie Milchfett und Palmöl vor — und trotzdem schneidet Kokosöl auch im Vergleich zu diesen beiden schlechter ab.

Im Vergleich zu Palmöl etwa — einem als besonders ungesund geltenden pflanzlichen Fett — erhöht Kokosöl den LDL-Cholesterinspiegel nachweislich. Eine der in die Meta-Studie einbezogene Untersuchung kam gar zu dem Ergebnis, dass Kokosöl den Cholesterin-Spiegel stärker erhöht als Butter. Die Autoren merken jedoch an, dass die Datenlage für einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Kokosöl und Butter noch zu dünn sei.

Dass Kokosöl als gesund gilt sei „ein bemerkenswerter Marketing-Erfolg der Kokosnuss-Industrie“

Eine Einschränkung bezüglich der Studienergebnisse aber gibt es: Auch wenn der ungünstige Effekt des Kokosöls auf den Cholsterinspiegel nachgewiesen ist, so gibt es bisher keine klinische Studie, die die direkte Wirkung von Kokosöl auf kardiovaskuläre Ereignisse wie einen Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder einen Schlaganfall untersucht hätte. Indirekt aber kann man diesen Zusammenhang nahelegen: Denn dauerhaft zu viel Cholesterin kann die Blutgefäße verstopfen und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.

Der Konsum von Kokosöl hat den Wissenschaftlern zufolge allerdings im Vergleich zu nicht-tropischen Pflanzenölen keinen nachweisbaren negativen Einfluss auf den Blutzucker, Entzündungen und Adipositas.

Lest auch: Eine Kardiologin warnt ihre Patienten vor der Keto-Diät — wegen eines entscheidenden Nachteils

Dennoch schreiben die Forscher, dass „das Ersetzen von Kokosöl durch nicht-tropische ungesättigte Pflanzenöle, insbesondere solche, die reich an mehrfach ungesättigten Fetten sind, einen gesundheitlichen Nutzen hat. Wir sind überzeugt, dass die Ergebnisse der vorliegenden Meta-Analyse in die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen einfließen sollten.“

Die Autoren gehen sogar so weit, vom Konsum von Kokosöl als Standard-Speiseöl abzuraten: „In der kulinarischen Praxis sollte Kokosnussöl nicht als normales Speiseöl verwendet werden, obwohl es freilich aus geschmacklichen Gründen sparsam eingesetzt werden kann.“

Der Umstand, dass einer Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge 72 Prozent der US-Amerikaner Kokosöl für ein „gesundes Nahrungsmittel“ halten, sei „ein bemerkenswerter Marketing-Erfolg der Kokosnuss-Industrie, die Kokosnuss-Öl als ein natürliches, gesundes Produkt anpreist, obwohl der Konsum nachgewiesenermaßen zu einer Erhöhung des LDL-Cholesterin führt und ursächlich für Atherosklerose und kardiovaskuläre Probleme ist“.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im Juni 2020. Er wurde nun geprüft und aktualisiert.

tf

Lest auch

Corona: Biontech und Pfizer prüfen Notwendigkeit einer Drittimpfung bei Kleinkindern

Benjamin (r) wird im Impfzentrum Ingelheim der Corona-Impfstoff von Biontech verabreicht.

Benjamin (r) wird im Impfzentrum Ingelheim der Corona-Impfstoff von Biontech verabreicht.
picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

  • Biontech und Pfizer müssen bei ihrem Coronaimpfstoff für Kinder unter fünf Jahren womöglich auf drei Impfdosen setzen.
  • Eine laufende klinische Studie werde entsprechend angepasst, teilten der Mainzer Impfstoffentwickler am Freitag mit.
  • Die Entscheidung sei gefallen, weil erste Daten zeigten, dass Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren nicht so gut auf die Impfung ansprachen wie Jugendliche und Erwachsene ab 16 Jahren.

Biontech und Pfizer müssen bei ihrem Vakzin für Kinder unter fünf Jahren womöglich auf drei Impfdosen setzen. Eine laufende klinische Studie werde entsprechend angepasst, teilten der Mainzer Impfstoffentwickler am Freitag mit. Die Entscheidung sei gefallen, weil erste Daten zeigten, dass Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren nicht so gut auf die Impfung ansprachen wie Jugendliche und Erwachsene ab 16 Jahren und wie Kinder zwischen 6 und 24 Monaten. Sicherheitsbedenken seien keine festgestellt worden, hieß es. Die dritte Impfstoffdosis solle frühestens zwei Monate nach der zweiten verabreicht werden.

Damit dürften sich die bislang noch für dieses Jahr oder Anfang nächsten Jahres erwarteten Ergebnisse verzögern. „Bei erfolgreichem Verlauf der Studie mit drei Impfstoffdosen“ wollen die Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2022 in den USA einen Antrag auf eine Notfallzulassung des Impfstoffs für diese Altersgruppe stellen.

An der Studie nehmen den Unternehmen zufolge rund 4500 Kinder zwischen sechs Monaten und elf Jahren aus mehreren Ländern teil. Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren bekommen dabei Impfdosen von jeweils drei Mikrogramm. Das ist weniger als ein Drittel der Impfdosis von zehn Mikrogramm, die Kinder zwischen fünf und elf Jahren erhalten.

Für Kinder ab fünf Jahren ist der Impfstoff unter anderem in den USA und in der EU inzwischen zugelassen. Auch für Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren wollen Biontech und Pfizer nun noch eine dritte Impfdosis untersuchen.

Aktuelle News

Die Immunreaktion ist bei Omikron stark reduziert, selbst mit Booster — zeigen erste Laborstudien

Getty Images

Vorläufige Studienergebnisse des Africa Health Research Institutes legen nahe, dass die Zahl der neutralisierenden Antikörper bei der Omikron-Variante nach zweifacher Biontech-Impfung um das 47-Fache geringer ist als bei Delta. Gegen schwere Krankheitsverläufe schütze die Impfung aber nach wie vor.

Eine Laborstudie vom Uniklinikum Frankfurt zeigte eine 37-fach reduzierte Antikörper-Antwort verschiedener Impfstoffe. Ohne Booster lag die Neutralisierung hier bei null Prozent, nach einer Booster-Impfung mit dreimal Biontech bei 25 Prozent. Bei Delta liegt dieser Wert bei 95 Prozent.

Biontech selbst hat in seinen Daten eine 25-fach reduzierte Antikörper-Antwort gefunden. Der Booster behebe das Problem aber, so das Unternehmen. Außerdem arbeite man weiter an einem angepassten Impfstoff, der im März 2022 erwartet werde.

Vorläufige Ergebnisse einer Studie des Africa Health Research Institutes lassen vermuten, dass die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 möglicherweise die Immunabwehr des Biontech/Pfizer Impfstoffs zu großen Teilen umgeht. Dennoch sind die Forscherinnen und Forscher sich einig, dass die existierenden Corona-Impfstoffe, Biontech/Pfizer eingeschlossen, vor schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen schützen können.

Im Rahmen der Laborstudie, die unter der Leitung von Professor Willem Hanekom durchgeführt wurde, wurden Blut-Proben von zwölf Personen untersucht, die zuvor vollständig mit Biontech/Pfizer geimpft worden waren. Die Ergebnisse zeigten einen 41-fachen Rückgang an neutralisierenden Antikörpern gegen die Omikron-Variante im Vergleich zur Delta-Variante. Unabhängig davon stellten die Wissenschaftler fest, dass Untersuchte, die genesen waren, und sich dann mit Omikron infiziert hatten, im Vergleich deutlich höhere Antikörper aufwiesen.

„Die klinischen Auswirkungen dieser wichtigen Labordaten müssen noch ermittelt werden. Es ist wahrscheinlich, dass ein geringerer Impfstoff-induzierter Schutz vor Infektionen und Krankheiten die Folge wäre“, so Hanekom. Diese Erkenntnis kommt ein paar Tage, nachdem aus Israel zunächst eine ganz andere, vielversprechende Vermutung auf Grundlage von Daten aus Südafrika gekommen war: Es gebe Anzeichen dafür, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer eine bis zu 90-prozentige Wirksamkeit gegen Omikron erreiche, hieß es. Weder diese noch die jetzt veröffentlichten Studien sind bisher aber von unabhängigen Experten begutachtet worden.

Auch Daten aus Deutschland zeigen stark reduzierte Antikörper-Antwort

Auch wenn diese vorläufigen Ergebnisse nahelegen, dass die durch den Impfstoff verursachte Immunabwehr weniger effektiv gegen Omikron sein könnte, haben Geimpfte trotzdem gute Chancen auf einen milderen Verlauf im Fall einer Infektion. „Wichtig ist“, so Hanekom, „dass die meisten Impfstoffexperten darin übereinstimmen, dass die derzeitigen Impfstoffe bei einer Omikron-Infektion immer noch vor schweren Erkrankungen und Tod schützen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass alle Menschen geimpft werden.“

Auch eine weitere Labor-Untersuchung zur Wirkung von Corona-Impfstoffen gegen Omikron deutet auf eine sehr schwache Abwehrreaktion gegen die neue Variante hin. Die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt veröffentlichte am Mittwoch erste Ergebnisse auf Twitter, die 37-fach reduzierte Antikörper-Antwort verschiedener Impfstoffe auf die neue Variante zeigen. Ciesek zufolge liegt die Neutralisierung durch Antikörper gegen Omikron demnach nach einer zweifachen Impfung sogar bei null, nach einer Booster-Impfung mit dreimal Biontech nur bei 25 Prozent. Zum Vergleich: Bei der derzeitigen Delta-Variante liegt dieser Wert bei 95 Prozent.

“>

Externer Inhalt nicht verfügbar

Deine Privatsphäre-Einstellungen verhindern das Laden und Anzeigen aller externen Inhalte (z.B. Grafiken oder Tabellen) und Sozialen Netzwerke (z.B. Youtube, Twitter, Facebook, Instagram etc.)

Zur Anzeige aktiviere bitte die Einstellungen für Soziale Netzwerke und externe Inhalte in den Privatsphäre-Einstellungen.

„Die Daten bestärken, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffs sinnvoll ist“, schrieb Ciesek zu den von ihr vorgestellten Ergebnissen auf Twitter. Sie wies aber auch daraufhin, dass die Daten keine Aussage darüber erlaubten, inwieweit Geimpfte bei Ansteckung mit der Omikron-Variante vor einem schweren Verlauf geschützt sind. Denn die Immunantwort beruht nicht nur auf Antikörpern, sondern beispielsweise auch auf T-Zellen.

Völlig schutzlos seien Geimpfte aber nicht, betonte der Immunologe Carsten Watzl. „Die Ergebnisse zeigen ganz klar, dass auch die neutralisierenden Antikörper von Geimpften in der Lage sind, Omikron zu binden und zu neutralisieren. Die Impfungen sind also nicht nutzlos“, kommentiert der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie die Ergebnisse. „Aber: Man braucht deutlich höhere Antikörperspiegel, um Omikron noch erfolgreich zu neutralisieren – ungefähr 40-fach mehr.“

Lest auch

Labordaten von Biontech: Booster nötig für Schutz vor Omikron

Auch Biontech und Pfizer haben sich inzwischen zu eigenen Daten geäußert. Für einen ausreichenden Schutz vor der Omikron-Variante sind demnach drei Dosen ihres Produktes nötig. Ersten Labordaten zufolge schützen zwei Dosen nicht ausreichend vor einer Infektion mit der kürzlich entdeckten Variante, teilten die Unternehmen am 8. Dezember mit. Sie gehen allerdings ebenfalls davon aus, dass der Schutz vor einer schweren Erkrankung weiterhin gegeben ist. Eine Booster-Dosis erhöht ihnen zufolge den Antikörper-Spiegel ausreichend, um auch die Omikron-Variante zu neutralisieren – was den Aussagen von Sandra Ciesek allerdings widerspricht.

Auch Biontech/Pfizer hatten in Laboruntersuchungen geprüft, wie gut die Blutseren geimpfter Personen mit den darin enthaltenen Antikörpern die Omikron-Variante neutralisieren können. Sie nutzten für ihre Untersuchung eine künstlich hergestellte Form des Virus. Aus den Ergebnissen lassen sich Erkenntnisse über die Schutzwirkung ableiten, auch wenn Laboruntersuchungen die realen Bedingungen nicht vollständig widerspiegeln.

Nach zwei Dosen des Impfstoffs war das Neutralisierungspotenzial demnach im Vergleich zum Wildtyp des Erregers um das 25-Fache reduziert. Die auf die Impfung hin gebildeten T-Zellen würden von den Mutationen der Variante allerdings nicht beeinträchtigt. Deshalb „gehen die Unternehmen davon aus, dass geimpfte Personen immer noch gegen schwere Formen der Krankheit geschützt sein könnten.“

Die Booster-Dosis erhöhte den Antikörper-Spiegel den Angaben zufolge um das 25-Fache. Diese Antikörper-Spiegel würden mit einer hohen Wirksamkeit sowohl gegen das Wildtyp-Virus als auch gegen zuvor aufgetauchte Varianten in Verbindung gebracht. „Auch wenn zwei Dosen des Impfstoffs möglicherweise weiterhin Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten, zeigen diese ersten Daten sehr deutlich, dass der Schutz mit einer dritten Dosis unseres Impfstoffs verbessert wird“, so Albert Bourla, Chef des Pharmakonzerns Pfizer.

Christian Drosten: „Es sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis nötig“

Die Unternehmen haben bereits damit begonnen, ihren Impfstoff an die Omikron-Variante anzupassen. Diese Arbeiten würden fortgesetzt, erste Chargen könnten produziert und bei Genehmigung durch die Behörden innerhalb von 100 Tagen ausgeliefert werden. Die erwarteten Produktionsmengen von vier Milliarden Dosen des Impfstoffs im Jahr 2022 würden sich auch bei einer nötigen Anpassung nicht ändern.

Charité-Virologe Christian Drosten wies darauf hin, dass die Ergebnisse bisher vorgestellter Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen kämen und kommt zu dem Schluss: „Es sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis nötig“, twitterte der Virologe von der Berliner Charité. Drosten geht davon aus, dass Omikron in Deutschland ab Januar Probleme verursachen werde. Wahrscheinlich werde die Variante die Anpassung der vorhandenen Impfstoffe nötig machen, sagte er am Dienstagabend im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info.

“>

Externer Inhalt nicht verfügbar

Deine Privatsphäre-Einstellungen verhindern das Laden und Anzeigen aller externen Inhalte (z.B. Grafiken oder Tabellen) und Sozialen Netzwerke (z.B. Youtube, Twitter, Facebook, Instagram etc.)

Zur Anzeige aktiviere bitte die Einstellungen für Soziale Netzwerke und externe Inhalte in den Privatsphäre-Einstellungen.

In Deutschland haben mittlerweile 15,6 Millionen Menschen eine zusätzliche Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Das entspricht 18,7 Prozent der Gesamtbevölkerung, wie aus den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwoch hervorgeht. Demnach sind allein am Dienstag 833.000 Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus verabreicht worden. Insgesamt gab es am Dienstag 973.000 Impfungen gegen das Virus.

mw/fj/dpa

Lest auch

RS-Virus: Warum sich so viele Kinder infizieren – und was dieses Virus so gefährlich macht

RS-Virus: Warum sich so viele Kinder infizieren – und was dieses Virus so gefährlich macht


Luis Alvarez/ Getty Images

In Sachsen-Anhalt gibt es auf vielen Kinderstationen keinen Platz mehr, in Mecklenburg-Vorpommern melden Medizinerinnen und Mediziner eine ungewöhnliche Häufung von Fällen junger Kinder, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. In Nordrhein-Westfalen und Bayern ist der Zustand auf den Kinderstationen ähnlich. Schuld daran ist vor allem das sogenannte RS-Virus (Respiratorische Synzytial-Virus), eine Atemwegserkrankung. Sie kann bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern zu schweren Lungenentzündungen führen. Darüber berichtet unter anderem die „Tagesschau“.

0,2 Prozent der Kinder, die nicht zu einer Risikogruppe gehören und am RS-Virus erkranken, sterben demnach laut Robert Koch-Institut (RKI). Und für etwa ein Prozent der erkrankten Frühgeborenen und fünf Prozent der Kinder mit angeborenem Herzfehler hat das Virus ebenfalls eine tödliche Auswirkung. In einem Bericht des RKI, aus dem „Bild“ zitiert, heißt es dazu, dass zwischen dem 18. und dem 24. Oktober „so viele Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren (…) hospitalisiert (wurden) wie sonst nur auf dem Höhepunkt der saisonalen Grippe- und RSV-Wellen.“

Auch Corona-Lockdown spielt eine Rolle

Laut „Tagesschau“ grassiert das RS-Virus seit dem Ende der Sommerferien unter Kindern in Deutschland. Problematisch sei, dass derzeit noch Erkältungsviren hinzukämen, denen die Kinder ausgesetzt sind, sagte Dominik Ewald, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, dem Medium. „Alle Kliniken sind am Anschlag“, wird Ewald dort zitiert. Bisher habe aber auch noch niemand den absoluten Notstand ausgerufen – Medizinerinnen und Mediziner kriegten es „noch irgendwie“ hin.

Doch wo genau liegt die Gefahr des RS-Virus? Laut Ewald ist das größte Problem, dass Kinder sich derzeit viele Infekte nacheinander holten. Gesunde Kinder könnten eine RS-Infektion zwar gut durchstehen – das Immunsystem sei durch die vielen Infekte allerdings irgendwann geschwächt und könne dem RS-Virus zunehmend weniger entgegensetzen.

Ein verstärkender Faktor ist wohl auch der Corona-Lockdown: „Es ist relativ klar, dass jetzt, wo die Kinder wieder miteinander zu tun haben dürfen und wir drei Jahrgänge haben, die in den Kindergärten aufeinandertreffen und durch den Lockdown keinen Austausch der Infektionen hatten, dreimal so viele Kinder wie sonst krank werden“, sagte Ewald der „Tagesschau“. Kinder machten gerade „alle auf einmal“ das durch, was normalerweise nur ein Jahrgang durchmachen würde.

Die Behandlungsmöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte sind beim RS-Virus begrenzt. Sie können sich nur der Symptome annehmen, nicht der Ursache – weil gegen Viren keine Antibiotika helfen.

Lest auch

jb

Aktuelle News

Este sitio web utiliza cookies para que usted tenga la mejor experiencia de usuario. Si continúa navegando está dando su consentimiento para la aceptación de las mencionadas cookies y la aceptación de nuestra política de cookies, pinche el enlace para mayor información.

ACEPTAR
Aviso de cookies