Gründerin rechnet mit ihrem Startup ab: „Ich könnte im Boden versinken vor Scham“

Mit einer eigenen Firma wollte Christina Schmitt vieles besser machen als frühere Arbeitgeber. Doch zwei Jahre später steht sie vor einem Scherbenhaufen, wie sie erzählt.

Die Unternehmerin Christina Schmitt teilt auf Linkedin ihre Ängste vor der drohenden Insolvenz ihrer Firma: „Von einem Burnout nicht mehr weit entfernt“. (Symboldbild)
Die Unternehmerin Christina Schmitt teilt auf Linkedin ihre Ängste vor der drohenden Insolvenz ihrer Firma: „Von einem Burnout nicht mehr weit entfernt“. (Symboldbild)
Getty Images / Elva Etienne

Als Ort der öffentlichen Selbstgeißelung ist Linkedin wahrlich nicht bekannt. Im Gegenteil: Besonders der eng vernetzten Startup-Szene dient das Karrierenetzwerk eher als Schaufenster für Erfolge. Millionenschwere Finanzierungsrunden werden gefeiert, Exits verkündet und neue Arbeitsmethoden geteilt, die Gründerinnen und Gründern helfen sollen, noch mehr aus ihrer 80-Stunden-Woche rauszuholen. Man lobt, motiviert und gratuliert sich.

Umso mehr überrascht aktuell ein Post der Unternehmerin Christina Schmitt. Vor zwei Jahren machte sich die studierte Werbefachfrau mit einer Marken- und Strategieagentur selbstständig. Zuvor hatte Schmitt ihrem Linkedin-Profil zufolge bei verschiedenen Arbeitgebern in Festanstellung gearbeitet, zuletzt bei einer Webagentur. Der Lebenslauf macht den Eindruck, als sei die Idee für ein eigenes Startup wohl überlegt gewesen.

Mit 50.000 Euro im Minus

Darauf lässt der Post, den Schmitt am Montag bei Linkedin veröffentlichte, rückblickend allerdings nicht mehr schließen. „Wir sind am Arsch“, leitet die Gründerin ihre fast 3.000 Zeichen lange Abrechnung mit sich und ihrer Firma ein. Ihre Agentur Speicher8 stehe finanziell am Abgrund. Umsätze in Höhe von rund 50.000 Euro stehen Kosten von 103.000 Euro gegenüber, wie ein Screenshot aus ihrer Buchhaltungs-Software zeigt. „Diese Zahl kommt zustande, da wir uns die letzten Monate intensiv um den fundamentalen Aufbau unserer Marke gekümmert haben und wir uns nur ganz begrenzt auf Kundenprojekte eingelassen haben“, erklärt Schmitt. Vor allem aber kritisiert sie sich als Gründerin: Sie habe es nicht auf die Reihe bekommen, „Akquise zu machen“ und Kunden „ranzuholen“.

Glaubt man Schmitts Schilderungen, trifft die wirtschaftliche Schieflage ihrer Agentur sie auch persönlich. Sie sei inzwischen an einem Punkt, der „von einem Burnout nicht mehr weit entfernt“ sei. „Mein Energie-Level dümpelt im Minus-Bereich, wenn ich morgens aufwache komme ich fast nicht aus dem Bett. Meine Beziehung leidet unter der Situation immens. Meine Lebensfreude ist quasi non-existent. Und die Perspektive ist alles andere als rosig“, so Schmitt. „Wenn es wirklich Scheiße läuft, sind wir Ende des Jahres in der Insolvenz.“

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Offenbar bereut die Unternehmerin auch allgemein ihren Entschluss, ein Startup aufgezogen zu haben. Sie habe vor der Gründung immer „eine gewisse Arroganz“ gegenüber ihren Arbeitgebern gehabt. „Weil ich der Meinung war, sowieso alles besser zu können“, so Schmitt. „Zu sehen, dass man die Fresse ganz schön weit aufgerissen hat und jetzt an die einfachsten Grenzen stößt. Ich könnte im Boden versinken vor Scham vor meinem früheren Ich.“

„Zeit, die rosa Sonnenbrille abzusetzen“

Statt Häme und Spott schlägt der Gründerin auf Linkedin allerdings viel Lob und Bewunderung entgegen. Mehr als 4.700 Likes und 675 Kommentare zählt der Post bereits. „Danke, dass du uns teilhaben lässt an deiner Situation. Das ist richtig stark“, schreibt ein Nutzer und bietet Schmitt an, an zwei Tagen im Monat kostenlos für ihr Unternehmen zu arbeiten. Andere Mitglieder loben den offenen Umgang ebenfalls. „Es benötigt viel Courage und Mut, diese Situation so öffentlich und ehrlich an- bzw. auszusprechen“, so ein Gründer. Zuspruch erhält Schmitt sogar von Leuten, für die Startup-Pleiten ein Geschäft sind. „Als Unternehmenssanierer kann ich sagen, Sie sind schon jetzt weiter als vieler meiner Klienten, die direkt von Leugnen in Verzweiflung wechseln“, schreibt ein Nutzer.

Denn trotz aller Probleme wolle Schmitt ihr Startup nicht kampflos dem Insolvenzverwalter übergeben, auch das wird in ihrem Post deutlich. Um das laufende Geschäftsjahr noch mit einer schwarzen Null zu beenden, sei es notwendig, in den nächsten vier Monaten mindestens 30.000 Euro Umsatz zu generieren. Über ihre Fortschritte will sie künftig weiter bei Linkedin informieren. „Zeit, die rosa Sonnenbrille abzusetzen“, schreibt Schmitt.

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