Vor einer längeren Motorradroute ist es sehr wichtig die richtige Maschine zu wählen, besonders wenn man zu zweit auf dem Motorrad reist.
Als Kind nahm mein Vater mich Sonntags auf Motorradrouten mit seiner Chopper durch die benachbarten Wälder und Felde. Wir würden Morgens früh aufstehen, uns vorbereiten, die Karte rausholen und eine Route planen. Diese ging dann normalerweise bei der nächsten Mahlzeit flöten, da wir einfach eine neue Richtung einschlugen oder uns schlicht und einfach verfahren haben. Ich fand es toll, neue Landschaften zu sehen. Stundenlang würden wir fahren, den ganzen Sonntag im freien verbringen.
Zum frühstücken hielten wir immer woanders an und wo wir zu Mittag aßen konnte keiner planen. Aber sobald wir uns endlich entschieden nach Hause zu fahren, kamen wir normalerweise ohne weitere Zwischenfälle an. Wir haben Schlösser besucht und sind in Zoos gegangen, haben im Freien gegessen und sind manchmal nass geworden, aber es waren trotzdem immer schöne Reisen.
Doch einen Nachteil hatte das ganze an sich. Der Rücksitz des Motorrads war leider nicht ganz so bequem, und nach einer Weile konnte das schon recht unangenehmen werden.
Es kam soweit, dass jede Motorradroute ein kampf der Ausdauer werden konnte. Mein Vater konnte nicht viel von den Schmerzen ahnen, er verbrachte schließlich nicht viel Zeit auf dem Rücksitz seines Motorrads und darüber zu trauern hätte dem Problem auch nicht geholfen, also schwieg Ich über mein Leiden. Ich konnte es verstehen, sein Sitz war dick und in Leder gepolstert, und sah so richtig bequem aus. Der Rücksitz dagegen war ein gepolstertes Stück Holz, oder so habe Ich es zumindest in Erinnerung. Die Chopper meines Vaters war in gutem Zustand, doch schien es als ob die Hersteller nicht mitgerechnet hätten, dass jemals ein Passagier aufsteigen könnte.
Es gab sogar Momente in denen Ich am liebsten aufgegeben und die Bahn nach Hause genommen hätte aber das war nicht möglich. Und obwohl jede Motorradroute genossen habe, habe Ich mir trotzdem immer gewünscht, etwas bequemeres zum Sitzen zu haben.
Viele Jahre später traf Ich mich mit einigen Freunden und wir entschieden spontan im weit entlegenen Meer fischen zu gehen. Da wir zu sechst waren, fragte mich einer meiner Freunde ob Ich nicht auf seinem Motorrad mitfahren möchte um Platz zu sparen. Ich wusste das wir mehrere Stunden fahrt vor uns hatten und erinnerte mich an meine Kindheit, doch wollte ich mir dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.
Ich sprang also nach vielen Jahren Abwesenheit mal wieder auf den Rücksitz eines Motorrads und merkte sofort, dass etwas anders ist. Die Rückbank ware bequemer als meine Couch zuhause. Ich würde diese Fahrt genießen. Also fuhren wir von den Bergen ans Meer, durch Wälder, Felder, Dörfer und Städte und nach mehreren Stunden fahrt fühlte ich mich wunderbar, sogar etwas frischer als wir angefangen haben. Es war ein tolles Erlebnis, die Düfte zu riechen und die Frische zu spüren während wir vorbei sausten.
Viel haben wir am Ende nicht gefischt, doch für mich war dieses mal die Reise besser gewesen als das Ziel.