Handhelds sind gerade angesagt und viele Hersteller bringen derlei Geräten auf den Markt. Valve hat mit dem Steam Deck diesen Trend mehr oder weniger eingeläutet. Auch Logitech möchte mit seiner G-Gaming-Marke ein wenig mitmischen und hat dafür das G Cloud Handheld herausgebracht. Jedoch fährt man im Gegensatz zur Konkurrenz eine gänzlich andere Strategie. Statt auf vollwertiges Windows zu setzen, quetscht man gewissermaßen ein Android-Tablet in ein Gehäuse mit Controllern und setzt voll und ganz auf das Thema Cloud-Gaming. Ich habe einen Blick gewagt.
In der Box liegen das Gerät selbst, ein USB-A-zu-USB-C-Kabel, ein Netzstecker und etwas Papierkram. Nimmt man das Handheld in die Hand, fällt direkt die gute Verarbeitung auf. Auch bei kräftigerem Probieren biegt sich das G Cloud nicht und auch sonst sind keine Mängel bei Spaltmaßen oder ähnlichem zu finden.
Das Display sitzt bündig im Gehäuse und offenbart links und rechts kleine Löcher für die Mikrofone. Logitech hat oben einen Start- und einen Option-Knopf verbaut, ansonsten findet man das übliche Controller-Layout mit Sticks links und rechts, einem Steuerkreuz und den X-, A-, Y- und B-Buttons. Die Sticks selbst haben einen guten Widerstand, könnten für meinen Geschmack jedoch etwas größer sein und etwas mehr gummierte Oberfläche besitzen, die für noch mehr Grip sorgt.
Das Steuerkreuz ist für meinen Geschmack etwas zu wabbelig und gibt wenig konkretes Feedback in eine bestimmte Richtung. Die Buttons sind per se etwas wackelig im Gehäuse, geben aber ein gutes Feedback und haben einen ordentlichen Druckpunkt. Es gibt vorn noch einen G-Button und einen Button für Home.
Oben sind noch die Bumper und Trigger, eine Lautstärke-Wippe, der Schieber für An/Aus und ein Slot für eine microSD-Karte platziert worden. Die Trigger haben einen angenehmen Widerstand, auch hier könnten jedoch alle Buttons ein klein wenig breiter sein.
Zu guter Letzt haben wir unten noch zwei Lautsprecher, einen USB-C-Anschluss und einen Kopfhörer-Anschluss. Die Lautsprecher werden recht laut und kommen mit einer ordentlichen Klangqualität daher. Da sie aber beide nach unten zeigen, können sie beim Zocken auch relativ leicht verdeckt werden, was den Klang natürlich negativ beeinflusst.
In puncto Ergonomie liegt es per se relativ gut in der Hand. Die Griffe könnten jedoch etwas breiter / größer sein. Eine gummierte Oberfläche wäre außerdem schön gewesen. Das geriffelte Material kommt nicht wirklich zum Tragen.
Bevor wir zu den Innereien kommen, fangen wir beim Display an. Hierbei handelt es sich um ein 7 Zoll großes IPS-LC-Panel mit einer 1080p Auflösung – also Full HD. Da hat man der Switch und dem Steam Deck schon mal etwas voraus. Schade ist, dass es sich »nur« um ein Panel mit 60 Hz handelt. Fürs Gaming wären 90 oder 120 Hz schon schön gewesen. Der Bildschirm wird mit 450 nits ordentlich hell, bei direkter Sonneneinstrahlung ist dann aber auch Schluss. Farben werden gut dargestellt und auch bei der Blickwinkelstabilität ist man auf einem soliden Niveau.
Ich sagte eingangs, dass es sich um ein Android-Tablet handelt. Dieses läuft mit Android 11 (Warum nur?) und verfügt über einen Qualcomm Snapdragon 720G als SoC, das nicht mehr ganz so neu ist. Dazu kommen 4 GB Arbeitsspeicher und 64 GB interner Speicher. Ich spare mir die nackten Geekbench-Zahlen an dieser Stelle, denn allzu hohe Performance sollte man von dem Gerät einfach nicht erwarten. Im Alltag, zum Surfen, Cloud-Gaming und für Casual-Android-Spiele reicht das aus. Wenn ihr jedoch denkt, ihr könnt anspruchsvolle Titel wie Genshin Impact mit tollen Grafik-Einstellungen spielen, seid ihr auf dem falschen Dampfer. Da geht höchstens was im Low-Bereich. Im Bereich der Konnektivität gibt es noch WLAN (2 x 2 MIMO, IEEE 802.11a/b/g/n/ac) und Bluetooth 5.1.
Der 6.000 mAh große Akku soll für genug Saft sorgen, sodass ihr insgesamt 12 Stunden zocken könnt. In meinem Test bin ich ungefähr bei diesem Wert herausgekommen. Hier gilt natürlich wieder Obacht. Je nach Display-Helligkeit, Lautstärke und Spielen sind die Werte höchst unterschiedlich. Spielt ihr lokal anspruchsvolle Android-Titel, sieht es mit der Laufzeit dann nicht mehr ganz so gut aus.
Wie schlägt sich das Ding denn nun in der Praxis? Die Android-Experience muss ich an dieser Stelle nicht beschreiben, da gibt es keine Unterschiede zu jedem anderen Android-Tablet da draußen. Logitech hat hier einen Custom-Launcher draufgepackt, der euch die wichtigsten Cloud-Gaming-Dienste und Apps in eine gut mit Controller steuerbare Oberfläche packt. Mit dem G Cloud könnt ihr über Nvidia GeForce Now, Xbox Cloud Gaming, Steam Link und Shadow PC spielen.
Für all das braucht ihr eine Internetverbindung, die stabil und schnell sein sollte. Ohne Wi-Fi-Netzwerk ist das Teil quasi wenig nützlich. Somit stellt sich also die Frage, warum man hier keinen Slot für eine SIM-Karte vorgesehen hat. Klar – auch da gibt es Schwankungen je nach Region, aber in „gut ausgeleuchteten“ Gebieten, ist Cloud-Gaming auch kein Problem, wenn man im Mobilfunk unterwegs ist.
Habt ihr diese stabile Internetverbindung ist das Spielerlebnis einwandfrei. Ihr könnt mit den erwähnten Diensten die neuesten Titel auf dem Sofa spielen und das Gerät wird euch mit dem großen Akku eine ganze Weile lang Freude machen. Aber Obacht: Für das Erlebnis bezahlt ihr eben nicht nur das Gerät, sondern auch all die Gaming-Dienste, die monatlich auch ihren Anteil aus eurem Portemonnaie haben möchten. Akzeptiert man das, kann das G Cloud ein guter Begleiter werden.
Preislich setzt Logitech eine ziemliche hohe Messlatte. 360 Euro müsst ihr hinblättern, um in den Genuss des Gerätes zu kommen. Dafür bekommt ihr nicht ganz neue Technik in ein Handheld gepresst, könnt damit aber auch offline wenig anfangen. Es ist also nicht für die Enthusiasten gedacht und meiner Meinung nach wird sich nur eine kleine Zielgruppe dafür finden, die eben unbedingt ein Gerät aus einem Guss haben möchten.
Alle anderen haben sicherlich ein Smartphone, das ohnehin schon einen Bildschirm fernab der 6 Zoll (ca. 15 cm) mitbringt. Hat man obendrein noch einen Cloud-Gaming-Dienst abonniert, kommt man mit der Anschaffung eines Backbone One, Razer Kishi oder Nacon MG-X Pro wohl besser weg.
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